Bio-Milch: Vom Leben und Arbeiten auf einem Bio-Bauernhof
Woher kommt die Milch für unseren Kaffee oder das Müsli am Morgen? Wir haben zwei Bio-Bauernhöfe in Bayern besucht und sind auf Spurensuche gegangen.
Der Melkschemel hat auch beim Biobauern längst ausgedient. Technik und Wissenschaft sind selbstverständliche Hilfsmittel. Umso wichtiger sind die persönliche Beschäftigung mit den Tieren und der ganzheitliche Blick auf die Viehwirtschaft. Zwei Milchbauern vom Anbauverband Naturland, die dmBio beliefern, erzählen aus ihrem Alltag.
Milchbauer Sulzauer

Siegfried Sulzauer und seine Familie aus Marktschellenberg im Berchtesgadener Land
© Molkerei Berchtesgadener Land
- Siegfried Sulzauer hat mit seiner Frau Heidi 2006 den Hof seines Onkels übernommen.
„Als Erstes haben wir den Kuhstall modernisiert. Im alten Stall war nur die Anbindehaltung möglich. Wir haben daraus einen Laufstall gemacht, in dem sich die Kühe frei bewegen, sich in den Liegebuchten zurückziehen oder nach draußen gehen können. Im Sommer sind die Tiere ganztägig auf der Weide. Die Weideflächen in den Bergen sind klein und steil, die Böden oft steinig. Deshalb haben wir nur eine kleine Kuhherde und betreiben den Hof im Nebenerwerb. Ich bin Techniker für Milchwirtschaft und Molkereiwesen und arbeite 30 Stunden in der Woche in der Molkerei Berchtesgadener Land, an die auch die Bio-Milch geht. Tagsüber kümmert sich meine Frau um den Hof und um unsere drei Kinder. Das Melken frühmorgens und abends machen wir zusammen. Die Kinder helfen bei dem, was ihnen Spaß macht: Kühe striegeln oder füttern.
Es sind vollgepackte Tage: Abends gehen wir oft zur selben Zeit wie die Kinder ins Bett, um frühmorgens fit zu sein. Am Wochenende halten wir uns einen Tag für einen Familienausflug frei, und eine Woche im Jahr verreisen wir. Zufrieden sind wir, weil wir die Landwirtschaft weniger als Arbeit betrachten, mehr als Hobby. Wir haben mit Tieren zu tun, sind nah an der Natur, leben in einer wunderschönen Landschaft – und machen etwas zutiefst Sinnvolles.“
Wissenswertes zum Hof im Berchtesgadener Land:

- 15 Kühe
- 13 Kälber
- 18 ha Weideland
- durchschnittlich 7.000 kg Milch im Jahr pro Kuh
- 2 Mitarbeiter: die Eheleute Heidi und Siegfried Sulzauer
Milchbauer Schwabenbauer

Heinrich Schwabenbauer aus Gmund am Tegernsee
© Molkerei Berchtesgadener Land
- Heinrich Schwabenbauer ist seit über 20 Jahren Naturland-Bauer.
Inzwischen übernimmt sein 29-jähriger Sohn immer mehr Verantwortung. Einen Nachfolger zu finden ist nicht selbstverständlich, denn Landwirtschaft bedeutet oft harte Arbeit.
„Mein Tag beginnt zwischen 4.30 und 5.30 Uhr beim Melken im Stall und endet zwischen 18 und 20 Uhr. Dazwischen reinigen wir die Ställe, warten Geräte und machen Büroarbeit, die immer umfangreicher wird. Im Sommer, nach getaner Erntearbeit nutzen wir die herrliche Landschaft auch zum Wandern, Biken und Entspannen. Im Winter dagegen, wenn unsere Kühe kalben, sind wir manchmal rund um die Uhr auf den Beinen: Die Geburten finden auch nachts statt, und wenn es einem Kalb nicht so gut geht, dann sind wir viele Stunden damit beschäftigt, es aufzupäppeln. Unsere Kühe, das Oberbayerische Fleckvieh, werden vom Tierarzt vor Ort künstlich besamt. Bei der Zuchtauswahl schauen wir nicht nur auf die Milchleistung, sondern auf die Gesamtverfassung der Tiere. Was nützen sogenannte Hochleistungskühe mit Rieseneutern, die kaum stehen können? Unsere Tiere sind robust. Die älteste Kuh ist 17 Jahre alt geworden. Wir haben sogenannte Zwei-Nutzungsrinder, also Kühe, die Bio-Milch geben und hochwertiges Fleisch auf den Rippen haben. Jede Kuh hat einen Namen und eine Persönlichkeit sowieso. Kühe sind übrigens nicht immer sanft und friedfertig: Rangeleien sind an der Tagesordnung; deshalb halten wir hornlose Rassen, um rangniedere Tiere zu schützen.
Technische Hilfsmittel informieren uns darüber, wie viele Schritte jede Kuh geht und wie sich ihre Milch zusammensetzt – und geben indirekte Hinweise, wie es der Kuh geht. Doch die Erfahrung und die persönliche Beschäftigung mit jeder einzelnen Kuh kann das nicht ersetzen. Die Gesundheit der Kühe steht immer an erster Stelle: Krankheiten behandeln wir hauptsächlich mit homöopathischen Globuli. Und wir wissen genau, was die Tiere fressen: im Sommer Weidegras, im Winter Silage und Kraftfutter aus Getreide, Ackerbohnen, Erbsen und Körnermais. Das meiste davon bauen wir selbst auf unserem Hof an.“
Wissenswertes zum Hof am Tegernsee:

- 60 Kühe
- 40 Kälber
- 27 ha Weideland
- durchschnittlich 7.000 kg Milch im Jahr pro Jahr
- 3 Mitarbeiter: Heinrich Schwabenbauer, Ehefrau Christiane sowie Sohn Johannes und zeitweise noch Lehrlinge