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So geht Smalltalk ganz bestimmt

Eine Frau mit braunen Haaren, die zu einem lockeren Dutt gebunden sind, sitzt vor einer blauen Wand und hält ihre Hände vor ihr Gesicht, sie trägt ein geblümtes Oberteil, rechts oben im Bild steht in einem lila Feld der Text Mit Leichtigkeit plaudern und daneben befindet sich das dmLIVE-Logo mit einem kleinen Regenbogenrahmen.

Smalltalk im Alltag ist keine Zeitverschwendung. Selbst ein kurzes Gespräch an der Kasse steigert die Zufriedenheit. ¹⁾

Inspirationsthema mit Melina Royer

Wir können ewig mit unseren Freunden reden. Doch auf neue Menschen zuzugehen, Fremde anzusprechen und erfolgreich Smalltalk zu halten, fällt uns oft schwer. Unsere Expertin hat Tipps, wie Sie auf andere offen zugehen und dauerhafte Kontakte knüpfen können.

Die Atmosphäre ist locker und ein Lächeln umspielt meine Lippen, als ich mich der Gruppe am Buffet nähere. „Ist das nicht ein schöner Abend? Und das Essen erst!“, beginne ich gelassen und deute auf den reich gedeckten Tisch. Meine Hände unterstreichen meine Worte, während mein Gegenüber eifrig nickt, sich noch einen Teller nimmt und eine Bestätigung erwidert. Die anfängliche Scheu ist überwunden, und ehe ich es bemerke, sind wir bereits beim nächsten Thema. „Das klingt ja nach einem tollen Erlebnis!“, höre ich mich sagen, und ein Gefühl der Zugehörigkeit breitet sich aus. Die Konversation fließt natürlich und wir sind mittendrin.

Entspannt plaudern

Wenn Smalltalk doch nur immer so entspannt ablaufen würde. Doch viele Menschen tun sich schwer damit, locker auf andere zuzugehen. Sie grübeln, was sie Schlaues sagen können, und fürchten sich vor dem Urteil anderer. Im Umgang mit neuen Menschen fühlen sich nicht nur Kinder und Jugendliche gelegentlich verunsichert, sondern auch viele Erwachsene. Melina Royer zählt sich auch dazu. Die systemische Coachin und Buchautorin aus Lübeck sagt: „Wir leben in einer Kultur, in der laute Menschen mehr Applaus bekommen und selbstsicheres Auftreten belohnt wird. Wer sich in Meetings häufig zu Wort meldet, wird kompetenter eingeschätzt als stille Personen, die weniger, aber bedacht sprechen.“

Sie war selbst von Kind an eher schüchtern und kennt diese Hürden und Hemmungen zu gut. „Die Gründe dafür sind vielfältig“, sagt Melina Royer. „Sie können genetisch oder kulturell bedingt sein, in der Persönlichkeitsstruktur liegen, anerzogen oder eine Folge negativer Erfahrungen sein. Das Gute ist aber: Seine Smalltalk-Fähigkeiten kann man trainieren wie einen Muskel.“ Am Anfang sei es wichtig, sich nicht zu überfordern und durch kleine Schritte das Selbstvertrauen zu stärken.

Der beste Übungsplatz für den Abbau von Hemmungen kann der Alltag sein: in einer Runde eine Frage stellen, eine fremde Person in der Schlange vor der Supermarktkasse freundlich ansprechen oder jemandem eine E-Mail schreiben mit einem Lob. „Beginne ich erst mit dem Üben, wenn ein wichtiges Ereignis ansteht, ist der Druck viel höher und die Nervosität steigt. Üben Sie in Situationen, in denen es nicht drauf ankommt.“ Die Expertin hält es für wichtig, sich selbst treu zu bleiben und nicht etwas Bestimmtes darstellen zu wollen. Das Ziel müsse sein, Menschen kennenzulernen, die zu einem passen und die eigenen Werte teilen, anstatt mit einer Fassade zu glänzen. „Als Faustregel kann man sich merken: Wenn es sich unecht anfühlt, ist es das wahrscheinlich auch. Lieber schauen: Was ist das beste Umfeld für mich? Was brauche ich, um mich wohl und selbstsicher in meiner Haut zu fühlen?“

Smalltalk-Mythen

Schüchternen rät Melina Royer daher, erst mal zu ergründen: Was hemmt mich davor, auf andere zuzugehen? „Man muss mit Mythen aufräumen, wie: Smalltalk sei oberflächlich oder egoistisch, weil man sich in den Mittelpunkt rücken wollte. Das sind unnötige Blocker. Denn ein Gespräch mit jemanden ist ein Geben und Nehmen. Ich gebe jemandem Aufmerksamkeit und bekomme welche auf Augenhöhe.“ Auch anderen falle das Plaudern nicht immer leicht. „Vielleicht hat das Gegenüber damit genauso wie ich Probleme. Nur redet keiner darüber.“

Sich dem Gegenüber vorzustellen ist schnell erledigt. Doch wie geht es weiter? Eine magische Formel gibt es laut Melina Royer nicht – der Kontext gibt den Einstieg vor. „Der erste Schritt ist, nach Gemeinsamkeiten zu suchen. Zum Beispiel bei einem Business-Event: Haben wir den gleichen Job? Was hat die Person motiviert, heute anwesend zu sein? Dazu kann ich eine Frage stellen und gelange dabei schnell zu einer tieferen Gesprächsebene“, sagt Melina Royer. Was gehemmten Personen beim Smalltalk am meisten im Weg stehe, sei, dass sie nicht in diesem Moment sind, sondern sich darüber sorgen, was das Gegenüber von ihnen hält. „Dann verkrampfen wir uns und sind nicht mehr wir selbst.“

Aufmerksamkeit schenken

Damit ein Gespräch läuft, ist gutes Fragenstellen oft wichtiger, als selbst viel zu sagen. „Das aktive Zuhören wird als sympathisch und kompetent wahrgenommen, weil Aufmerksamkeit in unserer Gesellschaft ein rares Gut ist.“ Beim aktiven Zuhören komme es darauf an, mit eigenen Worten wiederzugeben, was das Gegenüber gesagt hat, Emotionen zu spiegeln und nachzufragen: „Habe ich es richtig verstanden, dass …?“ Oder: „Das klingt interessant, können Sie mir mehr darüber erzählen? Was bedeutet das für Sie?“ Aber macht man sich damit nicht klein und bringt sich in die Defensive? „Überhaupt nicht“, sagt die Expertin. „Wer fragt, der führt und nimmt bewusst Einfluss darauf, in welche Richtung sich die Unterhaltung entwickelt.“

Kontakt aufrecht halten

Wer nach dem Gespräch in Kontakt bleiben möchte, ohne aufdringlich zu wirken, kann fragen: Wollen wir unsere E-Mail-Adressen austauschen? Oder: Kann ich bei etwas helfen? „Man kann sich auch einige Tage später in sozialen Netzwerken noch mal bei dieser Person melden und Kontakt anbieten. Damit ist man nicht aufdringlich“, erläutert Melina Royer.

Langfristig rät sie, tägliche Routinen aufzubauen, die das eigene Selbstvertrauen dauerhaft stärken und innere Kraft spenden. So gestärkt, hat man mehr Selbstvertrauen und kann besser mit Gegenwind umgehen. Das können wohltuende Morgenroutinen oder Erfolgstagebücher sein, in denen täglich drei gute Dinge notiert werden. „Unterschätzen Sie niemals die Macht guter Gewohnheiten. Sie stärken Sie von innen heraus und geben Ihnen die Energie zum Dranbleiben“, sagt die Expertin.

Tipps für mehr Selbstvertrauen

  1. Unsere Denkweise bestimmt unsere Realität
    Bestärkung und positive Motivation helfen, in Stresssituationen entspannter zu reagieren. Wer sich regelmäßig sagt: „Ich werde an dieser Aufgabe wachsen“, trainiert diesen Nervenstrang im Gehirn.
  2. Mit verbündeten über Gefühle reden
    Oft nehmen uns andere positiver wahr als wir uns selbst. Frage eine vertraute Person: „Wie wirke ich auf Dich?“ Dieser Realitätsabgleich kann Schüchternen helfen.
  3. Viele kleine Schritte führen zum Ziel
    Klein anfangen. Ängstliche Menschen üben erst, mehr zu lächeln und anderen überhaupt Hallo zu sagen – was allerdings oft schon genügt, um das Eis zu brechen.
  4. Erfolgstagebuch führen
    Notiere jeden Abend drei positive Dinge, die geschehen sind. Diese Methode hilft dabei, jeden Tag mehr Optimismus und Achtsamkeit zu trainieren.
  5. Körpersprache, die gut tut
    Wenn Du aufrecht stehst oder sitzt, Blickkontakt hältst und Deine Hände Deine Worte unterstreichen, beeinflusst dies nicht nur die Wahrnehmung anderer. Es steigert Dein eigenes Wohlbefinden.

Unsere Expertin Melina Royer

Expertin lächelt in die Kamera

„Zuhören können und Fragen stellen zeigt dem Gegenüber, dass man Interesse hat.“ © Franzi Schädel

Die systemische Coachin und Autorin entwickelt Konzepte und Strategien, die Menschen mehr Selbstsicherheit schenken, und hat viele zurückhaltende Menschen auf ihrem Weg begleitet, mit Mut und Selbstvertrauen zu sich zu stehen. Unter dem Motto „Erfolg muss nicht laut sein“ hat Melina Royer das Online-Magazin „Vanilla Mind“ (vanilla-mind.de) gegründet. Die Vision: introvertierten Menschen helfen, Erfolg nach ihren eigenen Bedingungen zu definieren und zu lernen, wie sie stimmig und in tiefem Einklang mit ihrer ruhigen und feinfühligen Persönlichkeit leben. Mit ihrem Geschäftspartner und Ehemann Timon moderiert sie den Karriere-Podcast „Still & Stark“.

Buch-Tipp
Verstecken gilt nicht!
In ihrem Mutmach-Buch schreibt Melina Royer von ihren Erfahrungen als schüchterne Person und hat Tipps, wie man auf andere zugehen kann. Kailash Verlag, 224 Seiten, 12 Euro

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