HauptnavigationKategorienavigationHauptinhalt

So wichtig ist Loben und Komplimente machen

Zwei Frauen stehen sich gegenüber und umarmen sich sanft, beide haben ein verschwommenes Gesicht, die Frau links trägt ein beiges Oberteil, die Frau rechts ein weißes Oberteil mit Punkten, im Hintergrund sind helle Wände und ein Fenster zu sehen.

Jemanden wertschätzen und seine Anerkennung ausdrücken – das schmiert die sozialen Bindungen. ¹⁾

Inspirationsthema über Loben mit der Psychologin Sophie Lauenroth

Sie sind Balsam für die Seele und wichtiges Beziehungspflegemittel. Doch damit Lob und Komplimente ihre Aufgabe als eine Art emotionale Powerbank auch optimal erfüllen können, braucht es ein wenig Know-how und die richtige Dosis. 

Wir wollen Dir an dieser Stelle erstmal unsere Anerkennung aussprechen: „Wie wunderbar, dass Du so an Horizonterweiterung interessiert bist! Auch Themen gegenüber, die möglicherweise nicht gerade zu Deinen Neigungsfächern zählen.“ Dabei hast Du gerade selbst erfahren, worum es hier geht: Um Lob und Komplimente und wie man sich gleich besser fühlt, wenn man für etwas Beifall erfährt. Das ist die große Gemeinsamkeit zwischen beiden. 

Selbstwertheber 

Der kleine Unterschied, so die Psychologin Sophie Lauenroth: „Das Lob bezieht sich meistens auf eine Leistung. Im Sinne von: ‚Du hast diese Aufgabe super erledigt!‘ Das Kompliment zielt eher auf das Aussehen, den Charakter – und ist ein wenig allgemeiner –, wenn man etwa sagt: ‚Du siehst ja blendend aus!‘“ So wäre Lob etwa sehr motivierend. Animiert es doch dazu, sich weiterhin ins Zeug zu legen und sich den Herausforderungen gewachsen zu fühlen. Komplimente dagegen würden einem die Gewissheit geben, positiv wahrgenommen zu werden und also auch auf ihre Weise den Selbstwert heben. Beiden gemeinsam sei, so Sophie Lauenroth, dass sie das Empathie- und Belohnungssystem aktivieren. Dafür sorgen, dass Glückshormone ausgeschüttet werden. Beispielsweise Oxytocin, das bei Menschen für Verbundenheit sorgt. Was sowohl das eine als auch das andere zu exzellenten Beziehungspflegemitteln macht. 

Zu viel des Guten 

Loben und Komplimente aussprechen tut nachweislich dem Empfänger und auch dem Sender gut. Letzterer freut sich nämlich auch darüber, dass er jemandem eine Freude gemacht hat. Umgekehrt wird er oder sie fortan als sehr sympathischer Mensch gelten. Erkenntnisse, die einen zu dem Schluss führen könnten, dass gerade bei Lob und Komplimenten gilt: Viel bringt viel. Aber so einfach ist das nicht. Wie bei jeder starken Medizin gibt es da einen Beipackzettel mit einer Dosierungsempfehlung. Denn es gibt durchaus ein Zuviel des Guten. „Lob entwertet sich schnell selbst und verliert seine Bedeutung, wenn es zu häufig und schon für selbstverständliche Verrichtungen ausgesprochen wird“, so Sophie Lauenroth. 

Vor allem bei Kindern liegt es nahe, dass man sie als liebende Eltern nach Kräften lobt. Auch schon für Kleinigkeiten. „So bekommen sie aber das Gefühl, dass das Lob nicht ernst genommen werden kann.“ Gleichzeitig würden sie abhängig von Bestätigung von außen. „Anstatt Dinge einfach aus reiner Freude oder aus eigenem Interesse zu tun.“ Sophie Lauenroth warnt allerdings auch vor der Haltung, mit der noch mancher aus der Eltern- und Großelterngeneration aufgewachsen ist: „Nicht geschimpft ist genug gelobt.“ Anerkennung erfülle schließlich wichtige soziale Bedürfnisse. „Wir brauchen das für unser Selbstwertgefühl. Für die Gewissheit, wertgeschätzt, angenommen, akzeptiert zu werden.“ 

„Wir brauchen Lob für unser Selbstwertgefühl. Für die Gewissheit, wertgeschätzt, angenommen, akzeptiert zu werden.“

Je genauer, desto besser 

Was passiert, wenn das verweigert wird, zeigen immer wieder auch Umfragen zur Arbeitszufriedenheit: Die Motivation ist weg. Die innere Kündigung droht. Letztlich auch zum Schaden der Unternehmen. Wie lobt man dann also richtig? Sophie Lauenroth sagt, ein wenig höher sollten die Trauben dafür schon hängen. Gerade so hoch, dass es eine Anstrengung braucht, um sie zu fassen zu bekommen. Und dann, so die Psychologin, wird ein Lob seine Wirkkraft umso besser entwickeln, je spezifischer es ist. „Ich kenne das noch aus der Schule. Wenn wir die Präsentation der anderen bewerten sollten, sollten wir nicht einfach sagen ‚War toll!‘, sondern konkret nennen, was positiv war. Ich kann mich erinnern, wie mir das gefiel. Denn das ist es ja letztlich, woran man wächst: Genauer zu erfahren, worin man gut war. Aber auch, was man besser machen könnte.“ 

Lob mit Hintergedanken 

Auf Maßarbeit kommt es also an. Das eint das Lob mit dem Kompliment. Auch diese Form der Zuwendung wird umso erfreuter aufgenommen, je persönlicher sie gehalten ist. Umkehrt kann das Kompliment sein Ziel total verfehlen, wenn es wie Massenware daherkommt. So wie die Instant-Komplimente, die das Internet für den Erstkontakt empfiehlt: „Hab’ ich Zucker in meinen Augen oder bist Du wirklich so süß?“ Und dann sollte man auch berücksichtigen, dass Lob und Komplimente auch ein Verfallsdatum haben können. „Es ist heute sicher nicht mehr in Ordnung, der Assistentin der Geschäftsleitung zu sagen, dass sie einen tollen Kaffee kocht oder schöne Beine hat. Dass sie die Präsentation toll vorbereitet hat, geht dagegen immer.“ 

Ein Einwand, der oft zu der Frage führt: „Ja, darf man einer Frau überhaupt noch Komplimente machen?“ Doch, natürlich und sehr gern. Und vor allem dann, wenn sie das Selbstwertgefühl stärken und nicht dem Zweck dienen, ein Machtgefüge zu spiegeln, einen Platzverweis zu erteilen oder als Herrschaftsmittel zu dienen. „Für eine Frau können Sie aber gut mit dem Computer umgehen!“ Natürlich verpuffen all die Bemühungen, jemanden sozusagen verbal auf die Schulter zu klopfen, wenn das Gegenüber die Annahme verweigert. Kennt man ja: Sätze wie „Ach, da habe ich einfach nur Glück gehabt!“ oder „Das Kleid? Das ist doch ein total billiger Fetzen!“ 

Das habe ich verdient 

„Viele haben noch schädliche Glaubenssätze von ‚ich bin nicht gut genug‘ oder ‚nicht hübsch genug‘ und können es einfach nicht glauben, wenn jemand das anders sieht“, erklärt die Psychologin. Komplimente und Lob – darin stecke deshalb immer auch die Herausforderung, sich selbst in einem guten Licht sehen zu können und einfach mal zu sagen: „Danke!“ Mit Unterstützung all jener, die bereit sind, die dafür nötigen Scheinwerfer aufzustellen. Und ein wenig Übung, weiß Sophie Lauenroth: „In Deutschland sind wir eher zurückhaltend. Anders als etwa in den USA. Dort dienen Komplimente häufig einfach als Gesprächseröffnung.“ Sagen wir also einfach häufiger mal was Nettes. Am Ende profitieren wir alle, wenn wir bereit sind, bei anderen etwas zu entdecken, das Anerkennung verdient. Schließlich lernt man auch, auf das Gute zu achten, statt sich auf das Störende zu konzentrieren.

„Die beste Methode Lob und Komplimente anzunehmen: ‚Danke‘ oder ‚Das freut mich sehr.“

3 Tipps für ein gelungenes Lob

  • Glaubwürdig 
    Höchstens ein bisschen übertreiben. Lob sollte authentisch und nachvollziehbar sein. 
  • Mal was Neues 
    Dass man einen super Sauerbraten draufhat, das weiß man ja irgendwann … 

  • Ehrlich 
    Ein echtes Lob verzichtet auf Spitzen à la: „Hätte ich nicht gedacht, dass Sie den Marathon schaffen – bei Ihrer Figur.“ Wenn beispielsweise Neid oder ein schwieriges Verhältnis aufrichtigen Komplimenten im Wege stehen, ist Schweigen Gold. 

Sophie Lauenroth

Sophie Lauenroth im Potrait

Sophie Lauenroth ist Psychologin und Buchautorin © Sophie Lauenroth/privat

Sie ist studierte Psychologin (M.Sc. London), Buchautorin („Du darfst heilen“, Goldegg Verlag) und erfolgreiche Content-Creatorin. 350.000 Menschen folgen der 28-Jährigen @psychologin_sophie auf Instagram, und auch auf TikTok teilt sie mit ihrer Community psychologische Hilfe, Tipps, Ratschläge und Unterstützung. 

Das schönste Lob, das sie je erhalten hat? 

„Als mir vor Kurzem jemand sagte, wie schön er es findet, dass ich meinen Traum lebe und meine Ziele verwirkliche. Das kam auch deshalb so gut an, weil es mir schon als Teenager wichtig war, mal einen Beruf auszuüben, der mich erfüllt. Der mir am Herzen liegt. Das habe ich geschafft und dass das erkannt und anerkannt wurde, hat mich sehr gefreut!“

Am 1. März ist Welttag des Kompliments.

Ende der Auflistung