HauptnavigationKategorienavigationHauptinhalt

Du hast ein Match

Eine Frau mit einem hohen Dutt und einem rosa Blazer hält ein Smartphone in der Hand, während ihr Gesicht unscharf gemacht ist; rechts neben ihr steht der Text Per App die große Liebe finden in einem lila Sprechblasen-Design

Online den Traummann oder die Wunschpartnerin finden: Wie habe ich Erfolg auf Dating-Apps? ¹⁾

Inspirationsthema mit Psychologin Pia Kabitzsch

Dating-Apps sind so normal wie die Wetter-App geworden. Wir sprechen mit Psychologin Pia Kabitzsch über die Chancen von Tinder, Bumble, Hinge und OkCupid.

Swipe. Match. Love. Online-Dating-Apps versprechen Flirts und die ganz große Liebe. Wer einmal anfängt, sich auf der größten Dating-Plattform Tinder durch die vielen Profilbilder zu wischen, hört so schnell nicht auf. Ein Wisch nach links: bye-bye. Ein Wisch nach rechts: Du gefällst mir. Wir entscheiden darüber binnen Millisekunden. Wischt der andere auch nach rechts, haben wir ein Match, können draufloschatten und nach einem ersten Date fragen. Wer sich schon mal stundenlang durch aktuelle Modekollektionen gescrollt hat, weiß: Das birgt Suchtgefahr. Swipen und das Sammeln von Matches wird zum Spiel. Auch wenn man deshalb immer öfter von Gamification, Dating-App-Burn-out und Tinder-Fatigue liest, so geht Statista von einem deutlichen Anstieg der Nutzeranzahl bis 2028 für Dating-Services weltweit aus.

Teil des Spiels

Davon ist auch Psychologin Pia Kabitzsch überzeugt, die als Dating-Psychologin berät und auf den sozialen Medien aufklärt. „Es gibt Hochs und Tiefs. Ist man erfolgreich auf den Dating-Apps, jagt ein Dopaminkick den nächsten. Zu schnelles Wischen durch zu viele Profile wiederum ermüdet, genauso wie eine Durststrecke ohne neue Matches.“ Auch sind viele Profile „geschönt“, was spätestens beim ersten Date auffliegt und zum Vertrauensbruch führt. Überraschend ist, jeder Zweite auf Tinder ist verheiratet oder in einer festen Beziehung. Ein Teil nutzt Online-Dating-Apps also nur zum Zeitvertreib, als Dopamin-Kick und Push fürs Selbstwertgefühl. Oder schlicht, um seinen „Marktwert“ zu prüfen. Aus diesem Grund hat die Dating-Plattform nachgerüstet: Mittlerweile kann man angeben, wonach man sucht, und entsprechend filtern. Sehr gefragt derzeit: die „Situationship“ – eine Form zwischen lockerem Dating und einer festen Beziehung, bei der man sich erst einmal gut kennenlernt und dann schaut, wie es weitergeht.

Slow Dating

„Wenn man nur fünf statt 30 nach rechts geswipt hat, freut man sich umso mehr über ein Match,“ weiß die Psychologin heute, die ihren Klientinnen und Klienten zu Slow Dating rät. „Wir nehmen uns so viel Zeit für unseren Job, aber fast keine für die Partnersuche. Dabei kommt es genau darauf an, sich die Profile durchzulesen, zu priorisieren und auch bei seinem eigenen Profil auf Authentizität zu achten.“ Wer sich nicht sicher ist, kann auch seine Freunde um Rat fragen, die kennen einen am besten und wissen, welche Eigenschaften, Hobbys, Interessen unbedingt rein müssen. Sammelt man daraufhin nicht wie erhofft viele Matches, steckt man das nicht immer gut weg. Da hilft es zu wissen, dass auch Online-Dating-Apps mit KI-basierten Algorithmen, die auf künstlicher Intelligenz beruhen, arbeiten. Wer sich beispielsweise zeitgleich mit seiner Freundin anmeldet, erhält unterschiedliche Vorschläge. Meist geht es darum, Gemeinsamkeiten zu finden, das ist auch das Ziel von Persönlichkeitstests kostenpflichtiger Apps wie ElitePartner und Parship, die im Gegensatz zu Tinder, Hinge und Bumble eine ältere Zielgruppe haben. „Die Kompatibilität der Interessen, Hobbys und Werte garantiert aber noch lange keinen Beziehungserfolg,“ so Pia Kabitzsch. „Überlegen Sie sich lieber, was Sie fühlen möchten, wenn Sie mit einer anderen Person zusammen sind, und nicht, wie die andere Person sein soll.“

Smiley und Textnachricht auf blauem Hintergrund

Vom Dating-Profil …

Das Profilbild, mit dem die Psychologin selbst erfolgreich war, zeigt sie dabei, wie sie herzhaft in eine ungeschnittene Pizza beißt. „Wenn man ein gefiltertes Bild oder eines vom Fotografen sieht, kann man sich nie sicher sein, was einen erwartet. Auch hat man wenig Anknüpfungspunkte bei Spiegelselfies und Porträts, um ins Gespräch zu kommen. Es ist immer besser, eine Geschichte zu erzählen, um die eigene Persönlichkeit zu transportieren rät die Psychologin. „Wenn ich ein Foto hochlade, auf dem ich ein Buch lese und Kaffee trinke, mache ich es dem anderen leicht, mir zu schreiben.“ Meist führt dann eins zum anderen und ehe man sich versieht, spricht man darüber, wo es den besten Kaffee in der Stadt gibt und tolle Leseplätze im Grünen.

Genau das ist für Pia Kabitzsch bereits ein Erfolg. Kommt es dann zu einem Date, ist das ein weiterer. Für die 32-Jährige fängt Erfolg nicht erst dann an, wenn man den oder die Richtige gefunden hat. „Das hilft total, den Druck rauszunehmen und lockerer an das Ganze ranzugehen.“ So sind aus manchen Dates von Pia Kabitzsch Freundschaften entstanden und ja, die große Liebe hat sie am Ende auch gefunden. „Die größte Herausforderung beim Online-Dating ist, nicht gleich das Handtuch zu werfen, weil man weiß, es gibt noch so viele andere da draußen. Anziehung kann sich während des Kennenlernens auch noch entwickeln.“ Sie selbst hatte auch schon Dates, wo sie zuerst dachte: „Puh, das ist ja so gar nicht mein Typ,“ und einige Treffen später: „Was für ein schöner Mensch.“

… Zum ersten Date

Wir wissen alle: Fantasie braucht Leerstellen. Was wir am Buchlesen so schätzen, kann uns beim Chatten allerdings zum Verhängnis werden. „Allein beim Anschauen des Profils einer anderen Person entwickelt man erste Vorstellungen, sogenannte ‚mentale Konstrukte‘ darüber, wie die Person hinter dem Profil so drauf ist,“ schreibt die Psychologin in ihrem Ratgeber „It’s a Date!“ „Und diese Vorstellung baut man mit jeder Nachricht, mit jeder neuen Information weiter und weiter aus. Dabei neigt man dazu, das Match zu idealisieren.“ Deshalb: lieber früher als später treffen und wenn es nur ein Videocall ist. Oder man tauscht gleich zu Beginn seine Social-Media-Profile aus, um über die Videos und Posts mehr über die Person zu erfahren und weitere Anknüpfungspunkte zu finden. So hat man bereits eine gute Basis und geht ganz anders ins erste Date. Einer der großen Vorteile des Schreibens ist ja, dass die Hemmschwelle geringer ist, sich etwas anzuvertrauen. Und genau das entkräftet auch eines der größten Vorurteile gegenüber dem Online-Dating: Es sei oberflächlich. Um es mit Pias Worten zu sagen: „Es ist, was Du daraus machst.“

Viele gehen zu verkopft ran und klammern sich an vermeintliche Dating-Regeln, die es nicht gibt.

Datingphänomene

Booty Call 
Ist eine Einladung für schnellen, unverbindlichen Sex. Pias Standardantwort darauf: „Ich lege mich jetzt in Seesternposition in die Mitte von meinem Bett und höre Bibi Blocksberg zum Einschlafen.“

Catfishing 
Meint das Vortäuschen falscher Tatsachen und Fake-Profile.

Gaslighting Ist die absichtliche Verdrehung von Fakten, bis man selbst an seinem Verstand zweifelt.

Ghosting 
Beschreibt den Kontaktabbruch, ohne ein Wort der Erklärung.

Love Bombing 
Man wird mit Komplimenten, Geschenken und Superlativen nur so überschüttet. Das kippt dann in ein manipulatives Verhalten, um ein Abhängigkeitsverhältnis aufzubauen.

Breadcrumbing 
Eine Hinhaltetaktik, bei der man dem anderen immer nur den kleinen Finger reicht.

Orbiting 
Bei dieser Warmhaltetaktik reagiert der andere nach einem guten Date nicht auf Anrufe und Nachrichten, meldet sich jedoch mit Likes und Kommentaren auf den sozialen Medien.

Pia Kabitzsch, Psychologin und Online-Dating-Coach

XY

© Benjamin Brüggemann

„Ich habe in meinem Leben schon viel gedatet und mein Herz riskiert.“ Pia Kabitzsch ist Psychologin, war zwei Jahre lang Host des funk-Kanals psychologeek von ARD und ZDF und ist seit der Veröffentlichung ihres Ratgebers „It’s a Date!“ DIE Expertin für alle Fragen rund ums Online-Dating. „Ich will anderen helfen, das Dating-Game zu mastern.“ Als Coach hat sie schon vielen Nutzerinnen und Nutzern geholfen, Dating-Apps als Chance zu sehen. „Das Wichtigste ist, ehrlich zu sich selbst zu sein.“ Ihr nächstes großes Projekt ist der „Happy Dating Club“, der ab Herbst die Türen öffnet. Mehr auf Instagram @piakabitzsch.

Ende der Auflistung