Caroline Labusch wehrt sich gegen den alltäglichen Schwindel

Caroline Labusch kommt Schwindlern auf die Schliche. © Sandra Schuck
Sie schlägt Betrüger mit deren eigenen Waffen
Caroline Labusch nimmt es in ihrem Podcast mit Online- und Telefonbetrügern auf und schlägt sie auf unterhaltsame Art mit deren eigenen Methoden.
Einmal bekam Caroline Labusch einen Anruf von einem gewissen Anton Wolf. Er wollte sie überreden, auf einer Trading-Plattform Geld anzulegen. Dazu sollte sie „eine kleine Summe“ von 250 Euro einzahlen. Seine Bank würde 15 Prozent Bonus drauflegen und ein Gratis-Coaching spendieren, mit dem sie lernen könne, wie sich das Startgeld schnell vermehren lasse. Zu schön, um wahr zu sein. Sie ahnte, dass es sich um einen Telefonbetrüger handelte.
Ein Telefonbetrüger outete sich
Nicht das einzige Ärgernis für die Hörspiel- und Drehbuchautorin: „Jeden Tag lösche ich ein Dutzend Spam-E-Mails, davon sind die Hälfte kriminell“, sagt sie. Wenn das klingelnde Telefon eine unbekannte Nummer anzeigt, meldet sie sich nur noch mit „Hallo“, nicht mit ihrem Namen. Caroline Labusch beschloss, sich gegen den allgegenwärtigen Schwindel im Internet und am Telefon zur Wehr zu setzen. Darum startete sie 2021 den True-Crime-Comedy-Podcast „Caro ermittelt“. Die Mission von Hobbydetektivin Caro alias Caroline Labusch: Betrügern das Handwerk zu legen. Sie tut das mit ihren ganz eigenen Methoden. Sie schlüpft mit verstellter Stimme in erfundene Rollen, mimt das arglose Opfer und verwickelt die Kriminellen in Gespräche oder Chats, um möglichst viel über sie zu erfahren. Sie täuscht die männlichen und weiblichen Gauner mit deren eigenen Tricks. Einer geht ihr ins Netz: Sie rät ihm, sich auf einer gefälschten Banken-Website mit seinem Ausweis zu registrieren, wenn er mit ihr ins Geschäft kommen wolle. Er geht darauf ein und gibt bei der Anmeldung seine wahre Identität preis. „Böser Wolf am Telefon“ ist der dritte Teil von „Caro ermittelt“ (verfügbar in der ARD-Audiothek).
Die Berlinerin mit Wurzeln in Göttingen studierte Soziologie, Bildende Kunst und Fotografie und arbeitet seit über 20 Jahren als Autorin, Konzepterin und Evaluatorin für TV-Produktionen. Aus Interesse an Kriminalfällen begann sie eine Detektivausbildung, die sie jedoch aus Ungeduld abbrach. Seitdem arbeitet sie als freie Autorin, Künstlerin und Hobbydetektivin. Fünf Jahre saß sie als ehrenamtliche Richterin einer großen Strafkammer bei.
True Crime habe sie schon immer interessiert, sagt sie. Phishing, Scamming oder Spoofing und wie die Betrugsmaschen im Netz noch so heißen, böten, anders als Gewaltkriminalität, eine Menge „geplanter und unfreiwilliger Komik“. Ein Beispiel ist die missglückte Verstellung Anton Wolfs. Er behauptet, italienischer Muttersprachler zu sein, doch sein starker Akzent klingt so gar nicht italienisch.
Schon als Kind spielte Caroline Labusch liebend gerne Streiche. Heute weiß sie, was sie daran hat. „Es geht darum, eine Vermutung zu haben, wie eine Person tickt, und das mit einer maßgeschneiderten Finte zu entlarven“, erläutert sie. Als Fotografie-Studentin kombinierte sie dieses Konzept mit dem Thema Selbstinszenierung. So schmuggelte sie sich an der Seite von Stars wie Gwyneth Paltrow und Jude Law auf den roten Teppich der Berliner Filmfestspiele. Sie hatte sich vorher beibringen lassen, wie man elegant aus einer Limousine aussteigt. Ein Freund mimte ihren Bodyguard, Bekannte jubelten ihr zu. Das Schlüpfen in verschiedene Rollen wurde zum Thema ihrer fotografischen Arbeit.
Ihr großes Thema heißt Selbstbestimmung
Heute sei es ihr wichtig, ihre Selbstbestimmung zu bewahren, sagt sie. „Wenn ich Menschen, die mich täuschen wollen oder schlecht behandeln, einen Streich spiele, kontrolliere ich die Situation. Streiche sind ein Weg, mich gegen Fremdbestimmung zu wehren.“ Außerdem liebt sie es, Dingen auf den Grund zu gehen. Aktuell arbeitet sie an einem Radio-Feature über ein Unglück in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. In einer Menschenansammlung starben 2022 an Halloween 154 Menschen. Ihre Tochter, die damals in Seoul lebte, wäre beinahe eines der Opfer gewesen. Während ihr Podcast so viele Zuhörer begeistert, dass ihre Fälle nun auch in Buchform vorliegen, hat Caroline Labusch gelernt, zu Hause vorsichtiger mit ihren Ermittlungen und Streichen zu sein. Sie erzählt: „Wenn ich meinen zwei Töchtern sage, ich könne ja mal nachforschen, wenn etwas in der Schule nicht so gut läuft, antworten sie: ‚Schwöre, dass Du das nicht machst‘.“
Buch-Tipp
Caroline Labusch: Caro ermittelt.
Penguin, 272 Seiten, 13 Euro
Audio-Tipp
Der True Crime Comedy Podcast der Berliner Hobby-Detektivin Caroline Labusch: „Caro ermittelt“ in der ARD-Audiothek