Sie bringt Solo-Erziehende unter ein Dach

Christina Vogt hat die Plattform Lemulike gegründet  

Christina Vogt ist Co-Gründerin des Social-Start-ups „Lemulike“, einer WG-Plattform für Alleinerziehende, und lebt selbst mit ihrem Sohn in einer Mama-WG. 

Wenn Christina Vogt morgens ihren ersten Kaffee in der Küche trinkt, trifft sie auf ihre Mitbewohnerin. Eine ganz normale WG in Hamburg, könnte man meinen. Doch am Küchentisch sitzen auch zwei 9-Jährige. Sie wohnen gemeinsam mit ihren Müttern in einer sogenannten Mama-WG. Als Christina Vogt sich vor ein paar Jahren von ihrem Mann trennt, steht sie plötzlich vor der Situation, die viele kennen: Sie muss schnell eine bezahlbare Wohnung finden, die möglichst im näheren Umkreis liegt, damit ihr Sohn nicht aus seinem sozialen Umfeld gerissen wird. Ihr kommt spontan die Idee, eine Wohnung zusammen mit einer anderen Mutter anzumieten. Doch auf den einschlägigen WG-Plattformen werden ihr nur Studentenwohnungen mit einem freien Zimmer angezeigt, sie braucht jedoch zwei. 

Im Nebenjob Gründerin 

Christina Vogt zieht zunächst allein in eine kleine Wohnung, aber die Idee zu ihrem Start-up ist geboren: Sie gründet mit ihrer Freundin und Betriebswirtin Nanette Sommer und dem IT-Spezialisten Tommy Ahrens „Lemulike“, eine kostenlose Online-Plattform für die WG-Suche alleinerziehender Mütter und Väter. Wie viele Alleinerziehende hat Christina Vogt – neben der Kinderbetreuung – mehrere Jobs. Jeden Montag und an vielen Abenden sitzt sie im Homeoffice an der Weiterentwicklung ihres eigenfinanzierten Start-ups. An den anderen Tagen arbeitet sie in Teilzeit als Sport- und Mathelehrerin und berät Schulen zum Thema Inklusion. 

Lemuren als Vorbild 

Als Christina Vogt vor ein paar Jahren einen neuen Partner kennenlernt, zieht sie gemeinsam mit ihm und ihrem Sohn in ein Mietsreihenhaus in Hamburg. Die Beziehung zerbricht nach drei Jahren. „Ich konnte das Prinzip meines Unternehmens also am eigenen Leib testen“, erzählt die 43-Jährige. „Ich habe meinem Sohn gesagt, dass wir uns eine Mama mit Kind als neue Mitbewohnende suchen werden. Da antwortete er nur: 'Eine Lemulike-Mama!'“ Der Name ihrer Online-Plattform ist an Lemuren angelehnt, die Tiere mit den gelben Knopfaugen und dem gestreiften Schwanz. 

Lemuren-Mütter gründen sogenannte Baby-Nester, sie leben ähnlich wie in Wohngemeinschaften und helfen sich bei der Aufzucht der Jungen. „Mir kann als Alleinerziehende zwar niemand den Mental Load im Alltag nehmen, aber dafür gibt es zahlreiche andere Vorteile einer Alleinerziehenden-WG“, sagt sie. An oberster Stelle stehen eine neu gewonnene Flexibilität und Freiheit. Auch als ihr Sohn noch kleiner war, konnte sie so mal kurz ohne ihn einkaufen gehen oder zweimal in der Woche Handball spielen, ohne jemanden fürs Babysitting zu engagieren. Ihre Mitbewohnerin flog beruflich sogar mal eineinhalb Wochen nach China. Aber auch die soziale Komponente sei nicht zu unterschätzen. „Es tut so gut, sich zwischendurch mal spontan mit einem erwachsenen Menschen auszutauschen“, sagt Christina Vogt. 

Gefragt ist: Flexibilität

Der Nachteil: Manchmal unterscheiden sich die Erziehungsmethoden stark. „Hier musste vor allem mein Sohn lernen, dass wir nicht als Patchwork-Familie zusammenleben, sondern jede Familie ihre eigenen Regeln hat“, sagt sie. Trotzdem: Befreundet muss man nicht sein, um in einer WG zu leben, findet die Gründerin. „Wir zwei Mütter sind grundverschieden und es klappt trotzdem prima, wenn man offen und kompromissbereit ist.“ Und wenn nicht: Dann zieht eine Partei eben wieder aus, da ist Christina Vogt, die viel WG-Erfahrung hat, pragmatisch. Auch aktuell übt sie sich in Flexibilität. Ihre Mitbewohnerin hat sich Hals über Kopf verliebt und zieht zu ihrem neuen Partner. Christina Vogt hat noch am selben Abend eine Suchanzeige hochgeladen. 

Web-Tipp 

Die WG-Suche auf lemulike.com ist für Alleinerziehende kostenlos.