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Dafür ist emotionale Intelligenz gut

Frau schaut Mann verständnisvoll an

„Emotionale Intelligenz stärkt unsere Fähigkeit zu Empathie, sozialer Bindung und Kooperation.“ © gettyimages/PhotoAlto/Sigrid Olsson

In unserer vernetzten und digitalisierten Welt ist die Fähigkeit, die eigenen Emotionen zu verstehen und die anderer wahrnehmen zu können, umso bedeutender. Der Alltag erscheint uns heute oft komplexer als noch vor einigen Jahrzehnten, weil wir mehr vom Leben der anderen wissen und uns bewusster ist, wie sehr die Dinge miteinander zusammenhängen. Das kann bereichernd sein, es kann uns achtsamer machen für unsere eigenen Entscheidungen und toleranter gegenüber anderen Lebensentwürfen. Es kann uns aber auch überfordern und Stress erzeugen: Etwa, wenn wir das Gefühl haben, nicht schnell genug mit den ständigen Veränderungen der Welt Schritt halten zu können. Oder uns von lieb gewonnenen Gewohnheiten verabschieden zu müssen.

Gefühle in die richtigen Bahnen leiten

In unserer aufgeregten Zeit mit solchen Gefühlen umzugehen ist eine Herausforderung. Menschen mit einer hohen emotionalen Intelligenz tun sich jedoch oft leichter damit. Wer emotionale Intelligenz besitzt, kann seine eigenen Gefühle schnell erkennen, wenn sie entstehen. Menschen mit einem weniger ausgeprägten EQ (= emotionaler Intelligenzquotient) merken oft erst viel später, dass sie zornig, traurig oder ängstlich sind – nämlich dann, wenn sie von der Macht ihrer Gefühle schon übermannt wurden. Wer seine Wut erst erkennt, wenn er bereits explodiert ist und sein Gegenüber angeschnauzt hat, muss hinterher mehr Scherben auffegen, als wenn er den aufkeimenden Ärger schon früher bemerkt hätte. Denn wer seine Gefühle richtig benennen kann, kann sie meist auch besser regulieren – im Wutfall zum Beispiel, indem er innerlich einen Schritt zurücktritt und durchatmet.

Das Bewusstsein von uns selbst vertiefen

Emotionale Intelligenz hilft uns auch, die Gefühle anderer Menschen richtig zu lesen – und sie entsprechend zu beeinflussen. So fällt es uns leichter, uns auf andere zuzubewegen und sie rechtzeitig abzuholen, bevor es zu Missverständnissen kommt. Der US-amerikanische Psychologe Daniel Goleman schrieb schon 1995 in seinem Bestseller „EQ. Emotionale Intelligenz“, der den Begriff populär machte, warum die Hinwendung zu Gefühl und Mitgefühl gerade in Krisenzeiten so wichtig ist. Die Zukunft könne hoffnungsvoller sein, wenn wir der emotionalen Intelligenz intensiver unsere Aufmerksamkeit zuwenden, glaubt Daniel Goleman: „Um das Bewusstsein von uns selbst zu vertiefen, um mit schmerzlichen Emotionen besser umgehen zu lernen, um trotz der vielen Frustrationen die Kraft zu Hoffnung und Ausdauer zu bewahren und um unsere Fähigkeiten zur Empathie und zur Fürsorge für andere, zu Kooperation und sozialer Bindung zu stärken.“

Wer sich und andere besser versteht, ist motivierter, die Zukunft so zu gestalten, dass sie für alle lebenswerter wird. Das erfordert zwar geistige Mobilität und eine Anpassungsfähigkeit, die auf den ersten Blick vielleicht anstrengender erscheint, als zu sagen: „Nee, ich bewege mich nicht und lasse alles beim Alten.“ Belohnt wird die Mühe allerdings mit Resilienz, also der Fähigkeit, robuster mit Rückschlägen umzugehen und immer wieder aufzustehen. Im besten Fall entwickeln wir durch emotionale Intelligenz sogar Antifragilität: Dann überstehen wir Krisen nicht nur unbeschadet, sondern gehen noch gestärkter aus ihnen heraus. So kann es uns auch leichter fallen, neuen Herausforderungen zu begegnen, wie sie zum Beispiel die künstliche Intelligenz mit sich bringt – denn schlau mit Gefühlen umgehen können nur Menschen.

Innerlich aufeinander zubewegen

Es lohnt sich also, seine eigene emotionale Intelligenz zu trainieren, indem man aufmerksamer in sich hineinhorcht und zu verstehen versucht, warum man wie reagiert. Und indem man auf die Beweggründe anderer neugierig wird und sich wieder daran erinnert, dass die eigene Art zu leben nicht die allein gültige ist. Wenn wir uns also alle innerlich mehr aufeinander zubewegen, können wir uns besser die Hände reichen. Um eine starke Kette zu bilden, die nicht so einfach von den rauen Stürmen der Gegenwart umgeweht wird.