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Lebensfreude pur

Gayle Tufts in rotem Federkleid

"Ich träume von einer Welt voller Diversität, Neugier, Respekt und breiter Horizonte – für alle Altersgruppen", sagt Gayle Tufts. © Felix Lammers

Porträt ĂĽber Gayle Tufts  

Gayle Tufts schreibt und produziert eigene Shows mit Musik, Tanz, Gesang und Stand-up-Comedy. Ihre Botschaft: „Öffnet Augen und Herzen fĂĽr die positiven Dinge des Lebens und hört nie auf, SpaĂź zu haben!“ 

Nicht nur auf der BĂĽhne, auch im Interview ist Gayle Tufts mitreiĂźend. Die gebĂĽrtige US-Amerikanerin strahlt eine unbändige Lebensenergie aus. Wie zur Erklärung sagt sie: „I’m a beach-girl, ich mag stĂĽrmisches Meer, den Wechsel zwischen Ebbe und Flut. Das Meer gibt mir ganz viel.“ Gayle Tufts wuchs an der OstkĂĽste der USA auf. 

Das Leben ist zu kurz, um es negativ zu sehen

Auch ihre Shows haben Tiefgang. „Ich sehe mich als Dienstleisterin“, erklärt sie. Vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen und Kriege, die uns Angst machen, sieht sie es als ihre Aufgabe, das Publikum mit ihrem Optimismus und Elan anzustecken. „Ich möchte Euch sagen: Open up, macht Eure Augen und Herzen auf fĂĽr die positiven Dinge. Think positive, das Leben ist zu kurz, um es negativ zu sehen.“ Sie sagt sich: „Jeder Tag ist ein neuer Anfang. Besonders in dieser Zeit, wo so viel Schreckliches passiert.“ 

Ihr Tipp fĂĽr positive Stimmung im Alltag: zu Hause Musik anmachen und tanzen, egal in welchem Alter. „Wir dĂĽrfen nicht aufhören, SpaĂź zu haben“, sagt die 64-Jährige, die selbst noch lange nicht ans Aufhören denkt. Ihre Arbeit ist fĂĽr sie gleichzeitig Hobby und größte Kraftquelle. Schon mit vier Jahren hatte Gayle Tufts auf der BĂĽhne im Tanzstudio ihrer Cousine die Erkenntnis: „Hier gehöre ich hin. Das will ich machen.“ Als Kind aus einer Arbeiterfamilie musste sie sich ihre Karriere besonders hart erarbeiten. Ihre Dankbarkeit fĂĽr alles Erreichte bringt sie jeden Tag in einer Dankbarkeitsliste zu Papier, ein Ritual, das ihr sehr wichtig ist. „Ein Spaziergang, ein Gespräch mit Freunden – wir sollten solche Momente bewusst genieĂźen, nichts ist selbstverständlich.“ 

Mit einer Tanztheater-Company verschlug es die Amerikanerin 1987 von New York, wo sie Schauspiel und experimentelles Theater studiert hatte, nach Berlin. Eine Weile pendelte sie zwischen den Kontinenten. „Ich war so verliebt in Berlin und gerade zur Zeit des Mauerfalls wollte ich die Chance nutzen und nahm 1989 ein Engagement fĂĽr zwei Jahre an“, erzählt sie. Aus zwei Jahren wurden – so empfindet es Gayle Tufts – im Handumdrehen 35. „Es ist surreal, wie die Zeit vergeht.“ Genau aus diesem GefĂĽhl heraus, innehalten zu wollen und wichtige Stationen ihres Lebens zu beleuchten, ist Gayle Tufts aktuelle Show „Please, don’t stop the music“ entstanden, mit der sie durch Deutschland tourt. Konkret geht es um sieben magische Nächte, die ihr Leben veränderten, wie die Nacht des Mauerfalls. 

In Berlin hat die Allrounderin, die in keine Schublade passte, fĂĽr sich eine Nische gefunden, die Grenzen sprengt. Die Inspiration fĂĽr ihre Programme ist der Alltag, in einem Notizbuch fängt sie EindrĂĽcke ein. Gayle Tufts produziert ihre eigenen Shows, so kann sie selbst gestalten – immer mit einem Quäntchen Freiheit zur Improvisation und Interaktion mit dem Publikum. Im Musical „Hallo Dolly“ in Bremen spielt Gayle Tufts vor einem groĂźen Orchester. „Das ist fĂĽr mich Adrenalin pur, das beste Antidepressivum ĂĽberhaupt“, sagt sie. Um von der Adrenalinwelle „runterzukommen“, zĂĽndet sie zu Hause Kerzen an, macht still fĂĽr sich DehnĂĽbungen auf einer Yogamatte und liest, bis ihr die Augen schwer werden. 

„Dinglish“ als Markenzeichen

„Dinglish“, der gekonnte Mix aus Deutsch und American English, den sie auf der Bühne zum Besten gibt, zeigt auch, dass zwei Herzen in ihrer Brust schlagen. Mit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten entschied sie sich für einen deutschen Pass, versteht sich aber als Brückenbauerin zwischen Amerikanern und Deutschen. Dinglish ermöglicht es ihr auch, Politisches weniger hart rüberzubringen. Für ihre Lieder ergeben sich aus dem Sprachenmix mehr Reimmöglichkeiten. Gayle Tufts trägt ihr Herz auf der Zunge. Das und ihr Dinglish sind ihre Markenzeichen.