Klima-Expedition auf dem Boot

Familie Schwörer auf dem Segelschiff: Sie wollen damit aufmerksam machen, dass wir uns für den Schutz von Erde und Ozean einsetzen. © Dario Schwörer privat
Sabine und Dario Schwörer segeln gemeinsam mit ihren Kindern um die Welt.
Ihre Mission auf ihrem Segeltrip: die junge Generation weltweit inspirieren, sich für unsere Erde und den Ozean zu engagieren. „Hier wurde ich geboren!“, rufen sie unter Deck laut durcheinander und zeigen auf einer großen Landkarte auf Australien, Island und Singapur. Noé (14), Alegra (13), Mia (8) und Vital (6) leben auf einem Segelboot und kamen in unterschiedlichen Ländern auf die Welt. Aktuell werden sie jeden Abend in Norwegen, nicht weit vom Nordkap, in den Schlaf geschaukelt. Wenn man aus den Luken blickt, ragen schneebedeckte Gipfel in den rosafarbenen Himmel.
Ihre Eltern Sabine und Dario Schwörer kommen ursprünglich aus der Schweiz. Die Krankenschwester und der Klimatologe und Bergführer segeln auf ihrem schwimmenden Zuhause „Pachamama“, übersetzt Mutter Erde, seit über 20 Jahren um die Welt. Mehr als 100.000 Seemeilen haben sie im Fahrwasser und unterwegs sechs Kinder bekommen.
Mission Meeresschutz
Unter dem Projektnamen „TOP to TOP Global Climate Expedition“ haben sie in der Vergangenheit fast alle höchsten Gipfel der sieben Kontinente erklommen und entnehmen heute gemeinsam mit Wissenschaftlern an den entlegensten Orten Ozean- und Gletscherproben. In Schulen, häufig an abgelegenen Orten wie auf den San-Blas-Inseln in der Karibik, halten sie Vorträge und bringen Schulmaterialien mit. Die Familie erzählt dann von Mikroplastik im Meer, von Gletschern, die wegschmelzen, von einem Seelöwen, den sie vor den Galapagosinseln aus einem Fischernetz befreiten, oder einem Eisbären in Alaska, der dutzende Kilometer vom Festland vergebens nach einer Eisscholle suchte – und entwickeln gemeinsam mit den Schülern Lösungsansätze.
Bildung als Schlüssel
Für ihre Vorträge nehmen sie kein Honorar, sondern möchten im Gegenzug Aktivismus mit den Schülern üben. Sie machen Clean-ups mit Sherpa-Kindern am Mount Everest oder pflanzen Bäume auf der Insel St. Helena im Südatlantik. „Wenn man etwas verändern will, ist Bildung der Schlüssel. Die Kids repräsentieren die Zukunft. Sie sind in einigen Jahren die Entscheidungsträger und werden unseren Planeten gestalten“, sagt Dario.
Mia und Vital zeigen ihre Spielsachen. Jedes Kind hat eine Kiste mit Spielzeug unter der Koje – kommt ein neues, muss ein altes gehen. „Wir sind nicht reich an Besitz, sondern an Erlebnissen“, sagt Dario. Noé erzählt von Nordlichtern über dem Mast, Buckelwalen im Pazifik und Pinguinen in der Antarktis. Die Familie erlebte aber auch schon eine Container-Kollision im Südpazifik und einen schweren Sturm in Island, der das Boot stark beschädigte. 15 Meter lang und etwa viereinhalb Meter breit ist die Aluyacht.

Mit einem Manta-Netz fisch die Crew für Forschungsprojekte Mikroplastik aus dem Meer. © Florian Ledoux
Aus Solidarität mit nachfolgenden Generationen
Abzüglich des Stauraums für Proviant, Wasser, Diesel und Segel bleiben ihnen circa 25 Quadratmeter zum Leben. „Den Platz brauchen wir nur zum Schlafen und Essen. Ansonsten bewegen wir uns draußen. Der Himmel ist unser Dach, am Horizont sind unsere Wände“, sagt Sabine.
Die Kinder werden an Bord von Sabine und Dario oder Lehrern, die für eine Zeitlang mitreisen, unterrichtet. „Manchmal gehen wir auch an Orten, wo wir länger bleiben, zur Schule“, erzählt Alegra. Die beiden größten Kinder (17 und 19 Jahre alt) machen gerade ihr Abitur an Land und können sich vorstellen, das Boot später zu übernehmen.
Sabine und Dario ist es wichtig, mit ihrem Projekt den Blick auf positive Veränderungen zu lenken. „Wir machen es aus Solidarität für die nächsten Generationen. Wir möchten unseren Kindern und anderen Menschen zeigen, dass es nicht darum geht, ob man kleine oder große Schritte geht, wenn man unseren Planeten retten möchte. Wichtig ist, dass die Kompassrichtung stimmt – dann kommt man irgendwann am richtigen Ziel an“, sagt Dario.
Die Familie fühlt sich mit ihrer Aluyacht in der Arktis besonders zu Hause. © Sabine und Dario Schwörer privat
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