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Demokratie braucht Diskussionswillige

Mehrere Personen arbeiten in einem Garten, einige beugen sich über Pflanzen, während eine Person eine Gießkanne hält.

Gemeinschaft stärken durch Dialogfreude. ¹⁾

Kolumne von Christoph Werner

Liebe Leserin, lieber Leser, 
 
wie wichtig ist Ihnen Gemeinschaft? 
 
Mir ist sie sehr wichtig. Wenn ich mich im Homeoffice mit vielen Themen und Nachrichten beschäftige, stellt sich mir gelegentlich die Frage, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind. Dann hilft es mir, einen dm-Markt aufzusuchen und mit den Kolleginnen und Kollegen dort ins Gespräch zu kommen. Was ich dann erlebe, sind viel gesunder Menschenverstand, eine große Vielfalt an Ansichten und Einsichten und sehr viele gute Ideen, die im gemeinsamen Gespräch entstehen. 

Mit anderen Worten: Ich erlebe das, was ich „die Kraft der Gemeinschaft“ nenne. 

Kürzlich hörte ich den Podcast „Lanz & Precht“. In Ausgabe 212 ging es unter anderem um die Frage, warum bei manchen Menschen der Eindruck entstanden ist, die eigene Meinung nicht mehr frei äußern zu können. Das scheint widersprüchlich, da die Meinungsfreiheit in den vergangenen Jahrzehnten gesetzlich nicht weiter beschränkt worden ist. 

Eine Erklärung im Podcast war: Gerade junge Menschen, die mit Smartphones und den sogenannten sozialen Medien aufgewachsen sind, erleben bereits früh, wie eine nonkonforme oder auch gedankenlose Meinungsäußerung zu heftigen Reaktionen in der Community oder im Netz führen kann. Durch diese frühe Lebenserfahrung scheue man sich auch später, aus der Deckung zu kommen, den eigenen Standpunkt zu vertreten und sich in der Diskussion mutig für neue Erkenntnisse zu öffnen.

„Die Vitalität unserer Gesellschaft wird davon abhängen, ob es viele Menschen gibt, die den Mut haben, sich mit Umsicht in die Diskussion einzubringen.“

Wenn diese Erklärung zutreffend ist – wofür nach meiner Beobachtung einiges spricht –, haben wir als Gesellschaft eine große Aufgabenstellung. Denn wenn der Einzelne verstummt, verliert die Gemeinschaft nicht nur an Lebendigkeit, wir verlieren auch unsere Fähigkeit, durch gute Gespräche und Diskussionen neue Erkenntnisse zu gewinnen und uns weiterzuentwickeln. 

In der Berichterstattung geht es gerade viel um die geopolitischen Spannungen, die als äußere Bedrohung für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung eingeordnet werden. Wichtig wäre, auch die Bedrohung unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung von innen in den Blick zu nehmen, wenn gerade junge Menschen durch frühe, verstörende Erfahrungen in den sozialen Medien verstummen und sich vom öffentlichen Diskurs zurückziehen. 

Durch altersabhängige Zugangsbeschränkungen zu einschlägigen sozialen Medien könnte bereits manches verbessert werden. Mindestens genauso wichtig wäre jedoch, dass wir immer wieder bewusst die persönliche Begegnung und gute Gespräche suchen. Also Gespräche, in denen wir uns freimütig mitteilen und dem anderen wohlwollend zuhören. Gespräche, in denen wir uns für die Standpunkte des anderen interessieren und unsere Überlegungen anbieten. 

So können wir durch die Reaktion unseres Gegenübers ein Gespür dafür entwickeln, ob wir mit unseren Überlegungen auf einer vielversprechenden Spur sind oder doch nur auf einem Holzweg. 

In der Weihnachtszeit verbringen wir oft viel Zeit mit Freunden und Familie. Das ist eine gute Gelegenheit, miteinander freimütig und wohlwollend ins Gespräch zu kommen und die Kraft, die in Gemeinschaft liegen kann, bewusst zu erfahren und mit ins kommende Jahr zu nehmen. Denn auch die Vitalität unserer Gesellschaft wird davon abhängen, ob es viele Menschen gibt, die den Mut haben, sich mit Umsicht in die Diskussion einzubringen. 

Ich wünsche Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und dann einen guten Start ins neue Jahr! 

Herzlichst Ihr
Christoph Werner
Vorsitzender der Geschäftsführung