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Das Moor kennt keine Grenzen 

Das Moor in seiner vollen Pracht

Ein Hochmoorgebiet in den polnischen Karpaten. Moore speichern Kohlenstoff und sind vielfÀltige LebensrÀume. © Tomasz Wilk

Moorschutz ist Klimaschutz 

Wie können lĂ€nderĂŒbergreifende Naturschutzprojekte gelingen? Das EU-Projekt „LIFE Multi Peat“ will den internationalen Austausch unter Expertenteams fördern und eine Moorwende in Europa vorantreiben. 

Moore gelten als die wichtigsten KlimaschĂŒtzer, denn sie können doppelt so viel Kohlenstoff speichern wie alle WĂ€lder der Erde zusammen. FĂŒr die Land- und Forstwirtschaft entwĂ€sserte Moore hingegen stellen eine global relevante Emissionsquelle von Treibhausgasen dar. Weltweit forschen daher Forschungsteams, Start-ups und NGOs parallel an Lösungen. Einmal im Monat trifft sich auch LetĂ­cia Jurema mit ihren international agierenden Kolleginnen und Kollegen online zum Meeting. Sie haben eine gemeinsame Mission: Mit ihrem Projekt „LIFE Multi Peat“, initiiert vom Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU), wollen sie bis 2026 auf einer FlĂ€che von rund 700 Hektar entwĂ€sserte Moore in Deutschland, Irland, Belgien, Niederlande und Polen wieder vernĂ€ssen und auch auf politischer Ebene ihren Einfluss stĂ€rken. „Die EU ist mit ihren degradierten MoorflĂ€chen weltweit der zweitgrĂ¶ĂŸte Emittent von Treibhausgasen aus Mooren. Sie hat damit eine besondere Verantwortung, eine echte Trendwende fĂŒr den Moorschutz einzuleiten“, sagt LetĂ­cia Jurema. 

Die Umweltaktivistin ist beim NABU Deutschland angestellt und hĂ€lt von ihrem Schreibtisch in Belgien als Projektkoordinatorin die FĂ€den zusammen. „Die Natur und Klimaprobleme kennen keine Grenzen. Wir arbeiten auf einem internationalen Level zusammen, um voneinander zu lernen und uns zu inspirieren“, sagt sie. Weltweit sammelte die gebĂŒrtige Brasilianerin zuvor Erfahrung in der Koordination von Projekten fĂŒr internationale Umweltorganisationen. Das Schwesterprojekt „LIFE Peat Restore“ gab von 2016 bis 2022 in einigen östlichen LĂ€ndern Nordeuropas den Startschuss. Über 5.000 Hektar degradiertes Moor wurden in Lettland, Estland, Litauen, Polen und Deutschland wiederhergestellt. Dadurch können heute messbar 30 Prozent der Treibhausgasemissionen reduziert werden. Mit dem aktuellen Projekt liegt der Fokus jetzt auf den westlicheren LĂ€ndern. Das bisherige Netzwerk soll auf diesem Weg weiter ausgebaut werden. 

Austausch im Moor und in Gummistiefeln

RegelmĂ€ĂŸig finden zusĂ€tzlich Treffen vor Ort statt. Erst vor ein paar Wochen stapfte LetĂ­cia Jurema mit 20 Kolleginnen und Kollegen in Gummistiefeln durch das grĂ¶ĂŸte Hochmoorgebiet der polnischen Karpaten. „Obwohl wir in den teilnehmenden LĂ€ndern unterschiedliche Moortypen und oft andere Herausforderungen haben, findet man immer Themen, die sich ĂŒberschneiden, und an dieser Stelle wird es spannend“, sagt sie. Vor Kurzem hat das deutsche Team einen Workshop fĂŒr die belgische Forschungsgruppe organisiert, um sie in der Verwendung von TreibhausgasmessgerĂ€ten zu schulen, die sie ihnen fĂŒrs Projekt ausleihen. Der belgische Projektkoordinator und Moor-Experte konnte dem deutschen Team bei seinem Besuch in Deutschland hingegen helfen, eine invasive Art zu identifizieren, die er schon von den belgischen Mooren kannte. 

Europas Moorvielfalt auf einer digitalen Karte

Die Erkenntnisse und Informationen aus den Projekten werden digital fĂŒr alle gesammelt. So entsteht aktuell zum Beispiel eine interaktive Europakarte, die sĂ€mtliche Daten ĂŒber die teilnehmenden Moore vereint. LetĂ­cia Jurema hofft, dass durch die stĂ€rkere PrĂ€senz als lĂ€nderĂŒbergreifendes Projekt in Zukunft noch mehr Fördermittel zur VerfĂŒgung gestellt werden, um grĂ¶ĂŸere FlĂ€chen zu renaturieren. „Gemeinsam haben wir eine stĂ€rkere Stimme – das Klimaproblem kann nicht individuell gelöst werden, es mĂŒssen kollektive LösungsansĂ€tze gefunden werden“, sagt sie.

LetĂ­cia Jurema

LetĂ­cia Jurema im Potrait

LetĂ­cia Jurema koordiniert „LIFE Multi Peat“. © NABU/AHerrmann