Sie brennt fĂĽr mehr
Leistung, Energie, Körpergefühl: Laura Philipp ist Profi-Athletin und gab ihr Hobby Klettern dafür auf. © Triathlonfocus
Im Interview mit Profi-Triathletin Laura Philipp
Die Profi-Triathletin Laura Philipp, Ironman-Weltmeisterin von 2024, betreibt mit Freude und im Einklang mit ihrem Körper Extremsport. Dabei entdeckte sie eher spät und zufällig ihr Talent.
Sich an einem Tag in gleich drei Disziplinen alles abzuverlangen, ist aus Freizeitsportlersicht kaum vorstellbar: 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Fahrrad fahren und anschließend 42 Kilometer laufen – das ist der Ironman der Frauen. Mit einer Zeit von 8:03:13 Stunden holte Laura Philipp auch bei der Ironman-Europameisterschaft im Juni in Hamburg den Sieg. Ein ganzer Achtstunden-Arbeitstag ohne Pause im Ausdauerzustand.
Wie ging es ihr danach?
Die Berufssportlerin aus der Nähe von Heidelberg beschreibt es bildhaft: „Ich schwebe nach so einem Wettkampf wie auf einer Wolke, obwohl ich total müde bin und zu nichts mehr zu gebrauchen.“ Sie werde wie von einer Welle weitergetragen, wenn es darum geht, am nächsten Tag für vergleichsweise leichtes Training morgens wieder aufzustehen. Bei der Extrembelastung werden Hormone freigesetzt, die dem inneren Schweinehund null Chance lassen. Einmal blaumachen gibt es für Laura Philipp nicht. Sie geht schwimmen, genießt, dass das Wasser ihren Körper trägt. „Der Wasserdruck wirkt wie eine Lymphdrainage und hilft dem Körper, sich zu erholen“, erklärt sie.
Ungewöhnliche Laufbahn
Der Weg der ausgebildeten Physiotherapeutin zur Profi-Triathletin ist ungewöhnlich, eine Verkettung von Umständen und Zufällen: die schlechte ÖPNV-Anbindung ihres Heimatorts, weshalb sie mit 16 Jahren beschloss, die 30 Kilometer zur Schule mit dem Rad zurückzulegen. Jahrelang radelte sie 60 Kilometer am Tag – auf dem Hinweg oft im Spurt, denn zur Schulzeit kam sie weniger gut aus dem Bett. „Ich merkte, dass ich nach dem Radfahren aufnahmefähiger und aufmerksamer war, sportliche Ziele hatte ich aber noch nicht“, erinnert sich Laura Philipp.
Leistungshöhepunkt ab 30
Mit ihrem Hund joggte sie lieber, als gemütlich Gassi zu gehen, so entdeckte Laura Philipp auch das Laufen für sich. Mit 24 lernte sie Kraulen und profitierte von ihrer großen Ausdauer. Bis sie eins und eins zusammenzählte und „inspiriert von Freunden“ ihren ersten Triathlon absolvierte, war sie mit 25 Jahren älter als die meisten Ironman-Konkurrentinnen, die schon als Kinder zum Triathlon kamen.
Die heute 38-Jährige sieht darin einen Vorteil. Während sie noch frisch dabei ist, zeigen andere mentale Ermüdung. „Ich merke, ich kann mich immer noch verbessern“, sagt Laura Philipp und erklärt: „In langen Ausdauersportarten erreichen Frauen ihren Leistungshöhepunkt jenseits der 30.“
Laura Philipp kletterte leidenschaftlich gern und gab dieses Hobby auf, um sich dem Triathlon zu widmen. Mit ausschlaggebend für die Entscheidung, auch ihren sicheren Beruf an den Nagel zu hängen, war eine Profi-Triathletin, die als Patientin zu ihr in die Physiotherapie kam und sie ins Profiteam einlud. Nachdem sie einmal Wettkampfluft geschnuppert hatte, war es um Laura Philipp geschehen.
Wichtig war ihr von Anfang an, vom Profisport leben zu können. „Die Preisgelder unterscheiden sich nicht von denen der Männer. Bei den Sponsorenverträgen gibt es aber eine Pay Gap.“ Ihr Ehemann, Sportwissenschaftler Philipp Seipp, wurde früh zum Sparringspartner und erstellt ihre Trainingspläne. Das Paar gründete auch ein Unternehmen, das sportlich Ambitionierte coacht.
Das Wichtigste: gesund leben
„Ich lege meinen Fokus auf Leistungsfähigkeit aus einem gesunden Leben heraus“, sagt Laura Philipp. Die Vegetarierin schöpft ihre Energie, jede Disziplin täglich zu trainieren, daraus, im Einklang mit sich und ihrem Körper zu leben sowie zwei bis drei Stunden zwischen den Trainingseinheiten zu pausieren. Ihren Nährstoffhaushalt hat sie stets im Blick; beim Training richtet sie sich nach ihrem Körpergefühl und Zyklus.
Am 11. Oktober 2025 verteidigt Laura Philipp ihren Titel als Weltmeisterin bei der Ironman-WM auf Hawaii.