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Stefan Hipp setzt sich für biologische Landwirtschaft ein 

Polnische Landschaft in Podagi

Der Hof im polnischen Podagi ist in die Landschaft und Biotope eingebettet. © HiPP

Grundprinzip im Bio-Landbau: ein guter Kompost

Auf einem XL-Hof in Polen entwickelt Babykost-Hersteller Hipp den Bio-Landbau weiter. Im Zentrum steht dabei ein gesunder Boden – für Geschäftsführer Stefan Hipp ist er der Schlüssel für Ernährungssicherheit, Artenvielfalt und Klimaschutz. 

alverde: Was fasziniert Sie persönlich am meisten am Boden als Ökosystem und Ressource? 

Stefan Hipp: Wie lebendig er ist. Mich begeistert es, im Erdboden zu wühlen und ihn in der Hand zu halten. Er ist Lebensraum für Milliarden Organismen. Gesunder Boden ist locker, leicht feucht und krümelig. Im Gegensatz dazu kann ein toter Boden aus sich selbst heraus kein Pflanzenwachstum mehr generieren, also Lebensgrundlage schaffen. So einen ausgelaugten Boden fand ich vor, als ich vor über 20 Jahren in Podagi in Polen mit meiner Landwirtschaft anfing. Umso mehr hat mich beeindruckt, was wir mit einfachen Maßnahmen erreichen konnten, um die Bodenqualität zu verbessern. 

alverde: Was sind die wichtigsten Maßnahmen, um den Boden fruchtbar zu halten? 

Stefan Hipp: Das ist zunächst die Fruchtfolge, also jedes Jahr eine andere Pflanze anzubauen. Zwischen Getreide und Gemüse kommen dazu immer wieder Hülsenfrüchte und Kleegras dran, weil sie Stickstoff in den Boden bringen – also ein natürlicher Dünger sind. Zudem muss der Boden vor Erosion geschützt werden, sonst tragen Wind und Regen den Humus ab, also die fruchtbare oberste Schicht aus abgestorbenen Substanzen. Obwohl der Hof 2.000 Hektar groß ist, halten wir die einzelnen Felder übersichtlich und pflanzen zwischen ihnen Hecken und Bäume als Windbrecher. Mit Blühstreifen und kleinen Biotopen als ökologische Trittsteine haben wir eine Infrastruktur für Insekten geschaffen. Alles zusammen sorgt für ein gutes Mikroklima. Wir hatten einige trockene Jahre, aber die haben uns weniger zugesetzt als den konventionell wirtschaftenden Höfen in der Region. 

Stefan Hipp im eigenen Feld

Stefan Hipp wuchs auf einem Bauernhof in Oberbayern auf und führt das Unternehmen Hipp in vierter Generation. © HiPP

„Mich stimmt zuversichtlich, dass auch konventionelle Landwirte heute viel bodenbewusster arbeiten.“ Stefan Hipp, Geschäftsführer des Babykost-Herstellers Hipp

alverde: Was erproben Sie in Podagi, das noch nicht Standard im Öko-Landbau ist? 
 
Stefan Hipp: Ein wichtiges Thema ist Kompost. Auch das ist natürlich ein Grundprinzip im Bio-Landbau, aber ein guter Kompost braucht mehr, als den Mist aus dem Stall zu nehmen und zweimal mit der Mistgabel umzudrehen. Wir setzen einen sogenannten Kompostwender ein, der den Kompost kontrolliert belüftet. Damit vermeiden wir Methanemissionen und bauen in acht bis zehn Wochen hochwertigen Humus auf. Unser Ansatz bei Themen wie Fruchtfolge und Sortenwahl ist, viel auszuprobieren und den Prozess auch gemeinsam mit Wissenschaftlern auszuwerten. Übergeordnetes Ziel ist, die Bio-Landwirtschaft fortwährend besser zu machen. 

alverde: Bio-Landwirtschaft bringt geringere Erträge. Ist es am Ende ein Nullsummenspiel? Konventionelle Landwirtschaft beansprucht den Boden stärker, verbraucht aber weniger. Bio schützt den Boden, braucht davon aber mehr. 
 
Stefan Hipp: Die Produktivität ist im konventionellen Anbau nicht durchweg besser. Aber selbst bei Feldfrüchten, bei denen der konventionelle Ertrag höher ist, fehlt die langfristige Perspektive. Immer mehr Chemie ist notwendig, um überhaupt etwas aus dem Boden herauszuholen. Deshalb gibt es für mich keine Alternative dazu, den Boden gesund zu halten. Mich stimmt zuversichtlich, dass auch konventionelle Landwirte heute viel bodenbewusster arbeiten, auch wenn sie noch nicht auf Dünger und chemische Schädlingsbekämpfung verzichten. Ich bin überzeugt, dass Bio einen großen Beitrag zur Ernährungssicherheit leisten kann. Aber wir sollten auch alle bereit sein, unsere Ernährungsgewohnheiten, insbesondere den Konsum tierischer Produkte, zu überdenken. Dann kann Landwirtschaft im großen Stil nachhaltig werden. 

Hier findest Du Praxisbeispiele

  1. Robust und vielfältig

    Auf dem Hof werden verschiedene Getreide- und Gemüsesorten getestet, um jeweils die zu finden, die optimal an Boden und Klima angepasst sind. © HiPP

  2. Blühende Landschaften

    Mit Blühstreifen in den Feldern und Biotopen schafft der Hof eine Art Verkehrsinfrastruktur für Insekten. Das vergrößert ihren Radius und ermöglicht den Austausch zwischen Populationen. © HiPP

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