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Die Welt mit anderen Augen sehen im Zoo 

Kind betrachtet Flamingos im Park

Kinder im Zoo: Zum ersten Mal einen Flamingo in echt gesehen. Können Sie sich noch erinnern? © Martin Steffen

Kinderschicksale und Begegnungen im Bochumer Zoo

Im Tierpark Bochum war das Staunen groß. WĂ€hrend eine Gruppe von Kindern ganz neue Begegnungen machte, stellten sich fĂŒr die Erwachsenen neue Fragen darĂŒber, was Zusammenhalt und Zuwendung fĂŒr die nĂ€chste Generation bedeuten. 

Max Groos steht vor dem Tierpark + Fossilium Bochum neben einer Gruppe von Kindern, ein paar MĂŒttern und Sozialarbeiterinnen. Ein kleiner Junge löst sich aus der Gruppe und fragt ihn, wer er sei und was er hier mache. Max Groos erklĂ€rt ihm, dass er bei dm arbeitet, noch mehr Kinder kommen und sie dann alle zusammen in den Zoo gehen werden. Die Augen des Jungen werden groß. Er tritt von einem Bein aufs andere, redet schnell, schaut viel umher – die Aufregung steigert sich in wenigen Augenblicken so sehr, dass es kein Warten mehr gibt. Er prescht vor, direkt dahinter eine der Sozialarbeiterinnen. Im Vorbeigehen ruft sie noch, dass sie schon mal rein mĂŒssen, die Kinder werden sonst zu unruhig. Treffpunkt sei dann drinnen. 

Kind betrachtet Enten, Kind isst Eis

Auch die Pinguine waren für viele Kinder ganz neu. © Martin Steffen

Neue Perspektiven 

Als die insgesamt etwa 30 Kinder angekommen sind, geht es los. Erste Attraktion: das Nordseebecken. Robben und Pinguine tummeln sich hier und schwimmen zusammen durch das Wasser. Entsprechend viele Ohs und Ahs gehen durch die Gruppe. Als die ersten Kinder entdecken, dass man eine Etage tiefer durchs Glas ins Becken schauen kann, wird es hektisch. HĂ€nde werden ergriffen, es wird gezogen und gezerrt. Es gibt ein kleines GedrĂ€nge auf der schmalen Treppe. Unterhalb der WasseroberflĂ€che machen die Robben sich ein Spiel daraus, den Fingern der Kinder an den Scheiben zu folgen. „Viele der Kinder haben schwere Schicksale, und wir wollen ihnen etwas zeigen, das sie davon ablenkt,“ erzĂ€hlt Max Groos spĂ€ter. 

Er leitet einen dm-Markt in Bochum. Heute ist er hier, weil dieser im Rahmen der dm-Initiative „Lust an Zukunft“ zwei Projekte unterstĂŒtzt hat. Kundinnen und Kunden konnten ĂŒber die Verteilung der Spende abstimmen und das Projekt „Kinder stĂ€rken“ erhielt die meisten Stimmen. Organisiert wird es von PLANB Ruhr e.V., einem interkulturellen TrĂ€ger der sozialen Arbeit. „Mit dem Verein unterstĂŒtzen wir ganz unterschiedliche Hilfestellungen und vor allen Dingen solche, die direkt gebraucht werden“, erklĂ€rt Max Groos. Die dm-MĂ€rkte in Bochum haben in der Vergangenheit schon viel mit dem Verein zusammengearbeitet. Und so begrĂŒĂŸen sich Georg Stankiewicz, Pressesprecher bei PLANB, und Max Groos herzlich, man kennt sich. 

„Wir sind Problemlöser“ 

Der Ausflug in den Zoo ist fĂŒr die Kinder ein großes Abenteuer: Sie sind ganz in die Welt um sie herum vertieft, beobachten die Tiere aufmerksam und sorgen so wiederum fĂŒr zufriedene Mienen beim Team von PLANB. Solche AusflĂŒge sind zwar ein organisatorischer Kraftakt, aber auch eine BestĂ€tigung, dass sie das Richtige tun. Denn: „Jedes Leben besteht aus tausenden Weggabelungen und wir versuchen, möglichst viele davon in eine positive Richtung zu lenken,“ erklĂ€rt Georg Stankiewicz. Alle Kinder, die heute den Zoo besuchen, sind GeflĂŒchtete. Und so sieht der Alltag der Mitarbeitenden bei PLANB normalerweise anders aus. Sie kĂŒmmern sich in Zusammenarbeit mit den Kommunen im Ruhrgebiet um UnterkĂŒnfte, Wohngruppen, Erziehungshilfen, Migrationsberatung, Kitas, Pflegefamilien sowie Trainings und Seminare. „Wir sind da, wo die Menschen uns brauchen – unabhĂ€ngig von Kultur, Herkunft, Religion oder anderen Merkmalen“, sagt Georg Stankiewicz. „Wenn wir den Menschen mit Respekt und WertschĂ€tzung begegnen, dann nehmen sie diese Erfahrungen mit in ihr weiteres Leben“, fĂŒhrt er aus. 

Nach den Robben, Pinguinen, ErdmĂ€nnchen, Flamingos und Co. wird erst einmal Pause gemacht. Georg Stankiewicz und Max Groos sitzen etwas am Rand, lassen den Kindern und ihren MĂŒttern ein wenig Raum. WĂ€hrend die beiden sich unterhalten, kommt ein MĂ€dchen auf sie zu und sagt: „Hier, fĂŒr Euch“, wĂ€hrend es ihnen ein Schokohörnchen reicht. Dankend nehmen sie an. Eine Minute spĂ€ter kommt ein weiteres MĂ€dchen und gibt ihnen GetrĂ€nke, dann ein Junge, der gefĂŒllte WeinblĂ€tter verteilt. Ehe sie sich versehen, haben die Kinder und ihre MĂŒtter sie mit einer ganzen Mahlzeit versorgt. GestĂ€rkt und voller Energie geht die Gruppe auf den Spielplatz und danach weiter ins Reptilienhaus. 

Die Ringelboa ist heute besonders aktiv, bewegt sich durch das Dickicht, versteckt sich kurz und taucht durchs Wasser. Den Kindern macht sie damit eine besondere Freude. Sie kleben förmlich an der Scheibe, versuchen als Erste zu sehen, wo die Schlange wieder auftaucht. Besonders Ayse ist fasziniert. Schlangen sind ihre Lieblingstiere, „die sind so gefĂ€hrlich“. 

Georg Stankiewicz und dm-Filialleiter Max Groos im Potrait

Georg Stankiewicz (li.) und dm-Filialleiter Max Groos sind ein eingespieltes Team. © Martin Steffen

Ein aufregender Tag 

Nach kurzen Stationen bei Kaimanen und verschiedenen Echsen, scheint die warme Luft im Reptilienhaus ihr Übriges zu tun. Die vorher noch so großen Augen der Kinder werden langsam schwer und so bewegt sich die Gruppe zum Ausgang. Georg Stankiewicz beschreibt Erfahrungen wie diesen Zooausflug als „Herzensbildung“. Sie wĂŒrden die Werte und Rolle von Gemeinschaft stĂ€rken, dazu beitragen, dass die Kinder eine andere Welt kennenlernen. Max Groos sieht das Ă€hnlich, spricht davon, ins „Tun zu kommen“ und eine Inspiration fĂŒr andere zu sein. Als einer der JĂŒngsten nicht mehr kann, nimmt ihn seine Mutter auf den Arm. Zusammen gehen sie durch die TĂŒr, auf seiner Jacke ist ein Schriftzug zu sehen: „Today is a good day“.