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Mit Herz und eisernem Willen

Foto von Loujayn

Loujayn liebt es, Menschen miteinander zu versöhnen. Âč 

Willi Weitzels Mutmachgeschichte

Loujayn Hamdo Alnaser engagierte sich im Libanon fĂŒr ein besseres VerstĂ€ndnis zwischen Religionen und fĂŒr gegenseitigen Respekt. Als Botschafter der Sternsinger lernte Willi sie dort vor fĂŒnf Jahren kennen. Heute lebt sie in Bayern und klĂ€rt ĂŒber Rassismus auf. Willi stellt Loujayn vor. 

Die Welt ist klein, sagt man, wenn man Freunde oder Bekannte unerwartet ganz woanders trifft. Loujayn (gesprochen: Luschain) in Deutschland wieder zu begegnen, ist fĂŒr mich ein ganz besonderer Moment der Wiedersehensfreude! Bei unserem ersten Treffen 2020 in Beirut habe ich einen Tag das christlich-muslimische Projekt begleitet, an dem sie teilnahm. Da wusste ich noch nicht, dass Loujayn schon eine Fluchtgeschichte hatte. 

Zwei komplette NeuanfÀnge

Jetzt erfahre ich: Als Loujayn in der vierten Klasse war, musste ihre Familie aus Syrien in den Libanon flĂŒchten. Mit zehn Jahren lernt sie mit Youtube-Videos Englisch-Sprachkurse waren zu teuer. Sie wollte unbedingt an einer libanesischen Schule Abitur machen. Dort sind die Unterrichtssprachen Englisch oder Französisch. Sie schaffte es und machte am Ende einen Einser-Abschluss. 

Mit 17 folgt Loujayn ihrem Vater nach Landshut, wohin er geflĂŒchtet war. Weil sie Bayern nicht verlassen darf, bleibt Loujayn zurĂŒck, als der Vater in Berlin Arbeit findet. Ein Tiefschlag: Ihr Abitur wird nicht anerkannt. Loujayn konzentriert sich auf ihre StĂ€rken, eine davon ist die Sprache. Sie lernt Deutsch in Niederbayern. HartnĂ€ckig fragt sie dafĂŒr tĂ€glich bei den ZustĂ€ndigen an, bekommt endlich einen Platz in einem Kurs – und erreicht am Ende das erforderliche Sprachniveau. 

Eine Realschule nimmt sie auf, sie macht den Abschluss und wechselt auf eine Berufsoberschule, um in drei Jahren ihr Abitur zu machen. Was fĂŒr ein Umweg! Stipendien ermöglichen es ihr, ihr Leben zu bestreiten. Sie möchte Medizin studieren.

Willi Weitzel in Beirut gemeinsam mit christlichen und muslimischen Jugendlichen als Reporter fĂŒr die Sternsinger

Loujayn (ganz rechts) besuchte in Beirut gemeinsam mit christlichen und muslimischen Jugendlichen eine Moschee und eine Kirche. Willi war als Reporter fĂŒr die Sternsinger dabei. Âč 

„Mit den Steinen, die man Dir in den Weg legt, Loujayn, baust Du etwas Gutes.“ – Willi Weitzel

Loujayns EhrenÀmter in Bayern

Loujayn ist eine strahlende Person, die nicht nur an sich selbst denkt, sondern immer auch an andere, die gerne hilft und teilt. Trotz vieler bitterer Erfahrungen, die sie machen musste, vielleicht auch gerade deswegen. Schon wĂ€hrend sie auf den Deutschkurs wartet, wird sie ehrenamtlich aktiv. Bei der Caritas unterstĂŒtzt sie zum Beispiel geflĂŒchtete Frauen beim Lernen unserer Sprache und Schrift. Wenn ich mir vorstelle, ich mĂŒsste Arabisch schreiben und verstehen lernen – und das so gut, dass ich damit arbeiten kann. Was fĂŒr eine Herausforderung! Loujayn hat sich nie entmutigen lassen. 

Stark finde ich auch, dass sie eine Gruppe aus deutschen und arabischstĂ€mmigen Kindern in Arabisch unterrichtet hat. Ganz spielerisch und mit viel Spaß. Damit sie sich gegenseitig besser verstehen – wie im Projekt in Beirut. 

AufklÀren gegen Rassismus

Loujayn ist Klassen- und Schulsprecherin, leitet die SchĂŒlerzeitung, gehört zur Theatergruppe, gibt Nachhilfe. „Wenn ich andere unterstĂŒtze, entwickle ich mich auch weiter. Ich glaube, wenn ich jemandem helfe, bekomme ich selbst auch Hilfe, wenn ich sie brauche.“ Die 21-JĂ€hrige ist eine Mutmacherin, die nicht alles auf sich beruhen lĂ€sst und auch gegen rassistische VorfĂ€lle kĂ€mpft. „Ich habe mitbekommen, dass SchĂŒler deswegen die Schule abbrechen wollen. Das darf nicht sein!“, sagt Loujayn. „Manchmal wissen SchĂŒler nicht, was sie anderen antun, sie verstehen es nicht und können sich nicht in sie hineinversetzen. Deswegen versuche ich, in der SchĂŒlerzeitung zu erklĂ€ren, was rassistisch ist und wie manche Bemerkungen ankommen.“ 

Sie und eine Freundin wollen ihre Fluchtgeschichten jetzt fĂŒr ein Buch aufschreiben und auch so fĂŒr besseres VerstĂ€ndnis sorgen.