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Klimasimulationen jetzt schneller berechnen

Foto von Willi Weitzel und Lilly Schwarz im Digitalministerium in der Hessischen Landesvertretung in Berlin

Willi und Lilly kennen sich schon lĂ€nger. Hier beim BĂŒrgerdialog „KI macht Zukunft“ des Digitalministeriums in der Hessischen Landesvertretung in Berlin. © Simone M. Neumann/Hessische Landesvertretung Berlin

Willi Weitzels Mutmachgeschichte ĂŒber Lilly Schwarz

Lilly Schwarz hat ein bahnbrechendes Klimamodell entwickelt. Die Bundessiegerin bei „Jugend forscht“ ist ehrenamtlich Feuerwehrfrau, spielt Orgel in der Kirche. Ihr Lebensziel: fĂŒr die Gesellschaft NĂŒtzliches zu tun. Willi Weitzel stellt sie vor.

Lilly Schwarz ist eine außergewöhnliche junge Frau, die mich und andere, die ihr begegnen, mit ihrem Optimismus und ihrer fröhlichen Art sofort ansteckt. Lilly ist hochbegabt und hat in jungen Jahren schon Beeindruckendes geleistet. Ich möchte sie aber vor allem wegen ihrer Unerschrockenheit, mit der sie Ideen umsetzt und etwas einfach macht, vorstellen. 

„Optimus Klimas“ klingt optimistisch

Lilly und ich sind uns zum ersten Mal bei einer Veranstaltung von „Jugend forscht“ begegnet, die ich moderiert habe. Mit ihrem Projekt „Optimus Klimas“ hat Lilly im vergangenen Jahr den Bundessieg bei „Jugend forscht“ fĂŒr die beste interdisziplinĂ€re Arbeit geholt und als damals 16-JĂ€hrige die Klimamodellierung revolutioniert. Das Neue daran ist, dass sie neuronale Netze – das ist eine Variante der kĂŒnstlichen Intelligenz – dafĂŒr nutzte. „Damit habe ich es geschafft, die Rechenzeit, die bisherige Klimasimulationen brauchen, von drei Monaten im Schnitt auf drei Minuten zu reduzieren“, erklĂ€rt sie mir. 

So konnte sie Kipppunkte mitberechnen – das sind Ereignisse, die die Dynamik der KlimaerwĂ€rmung grundlegend beschleunigen, wie zum Beispiel das Schmelzen der Polareisdecke oder das Auftauen von Permafrostböden. Das Thema in seiner ganzen KomplexitĂ€t hat sie brennend interessiert und sie wollte, dass die Klimaforschung vorankommt. Respekt! „Wir können immer noch was tun, das ist der Optimismus, den wir in Sachen Klima haben sollten“, sagt Lilly. „Manches ist vielleicht verloren, wir haben ein Problem, aber wir kĂŒmmern uns jetzt drum, dann wird das Problem ein bisschen kleiner.“ 

Lilly löscht auch bei der Feuerwehr BrÀnde

Lilly hat ein außergewöhnliches Anliegen fĂŒr eine 17-JĂ€hrige: „Ich möchte der Gesellschaft nĂŒtzlich sein.“ Deshalb ist sie auch „wahnsinnig gern“ in der Einsatzabteilung der freiwilligen Feuerwehr ihrer Heimatstadt aktiv. Wann immer der Alarm losgeht, lĂ€sst sie alles liegen und stehen – mal, um eingeklemmte Menschen nach einem Verkehrsunfall auf der Autobahn aus dem Auto zu befreien, mal, um zu einem Brand auszurĂŒcken.Lilly ist in vielen Bereichen begabt, so auch im Musikalischen. Sie begleitet an der Orgel Gottesdienste. 

„Bei Dir, Lilly, denke ich an ein Zitat von Augustinus:* ,In Dir muss brennen, was Du in anderen entzĂŒnden willst. Nur wer selbst brennt, kann Feuer in anderen entfachen.‘ Du brennst fĂŒr Dein Klimaprojekt. Nachwuchsforscher wie Du stimmen mich optimistisch fĂŒr die Zukunft.“ Willi Weitzel

Ihr erstes Projekt: ein Handyspiel fĂŒr Blinde

Mit fĂŒnf Jahren lernte sie Programmieren, ĂŒbersprang spĂ€ter eine Klasse. Und wenn sie dieses Jahr ihr Abitur macht, hat sie parallel auch schon einen Großteil eines Bachelorstudiums in Mathematik abgeschlossen, das sie mit 14 Jahren auf Empfehlung ihrer Mathematiklehrerin an der UniversitĂ€t Kassel begonnen hat. „Ohne meine Betreuerinnen und Betreuer am SchĂŒlerforschungszentrum Nordhessen, am SFN, hĂ€tte ich so etwas Großes wie ‚Optimus Klimas‘ nicht machen können“, sagt sie. Am SFN lernte sie, wie Forschung funktioniert, entwickelte zunĂ€chst ein ebenfalls preisgekröntes Handyspiel fĂŒr Blinde. 

„Es ist mit der Forschung ein bisschen, als wĂŒrde man jeden Tag RĂ€tselraten spielen: Sachen probieren, viel recherchieren, selber Experimente machen, wochenlang programmieren, es klappt oder es klappt nicht. Dann am Ende hat man irgendeine neue Erkenntnis.“ Eine Hochbegabung allein reicht nicht, um etwas zu erreichen, es braucht Leidenschaft und Mut, einfach etwas anzupacken. 

*Augustinus von Hippo (354–430), Philosoph, Kirchenmann, Heiliger