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Marcel Knaak ruft zum Müllsammeln auf

Foto von XY

Seit 2021 hat der Verein „Rostock Müllfrei e. V.“ rund 1,5 Tonnen Müll gesammelt.

Willi Weitzels Mutmachgeschichte

So viel Abfall im kleinen Park vor seiner Haustür – „das kann so nicht weitergehen“, dachte sich Marcel Knaak und rief 2021 auf Social Media erstmals zum Müllsammeln auf. Freunde, Familie, immer mehr Menschen unterstützten ihn – sodass er 2022 den Verein „Rostock Müllfrei e. V.“ gründete.

Marcel Knaak ist jemand, der anpackt, wenn ihn etwas stört. Das wird im Video-Chat mit ihm gleich deutlich. „Mein Ansatz ist generell, nicht zu meckern, wie blöd alles läuft, sondern selbst anzupacken, einfach zu machen und zu sehen, wie weit ich komme“, sagt er. Auch in seinem Beruf fackelt der 26-Jährige nicht lang: Er ist Brandmeister bei der Berufsfeuerwehr.

Bei der Stadt rannte Marcel offene Türen ein

Ich frage Marcel, wie er zum Müllsammeln gekommen ist, und erfahre, dass alles im Pandemiejahr 2021 angefangen hat. Damals ging er öfter in seiner näheren Umgebung spazieren, stieß jedes Mal auf Berge von Müll – und fasste den Entschluss, vor seiner Haustür aufzuräumen. Als Marcel bei der Stadt anrief – der eingesammelte Müll sollte ja sinnvoll entsorgt werden – rannte er offene Türen ein. Seitdem kümmert sich das Amt für Stadtgrün um die Entsorgung. Die Ehrenamtlichen können sich für die Zeit des Müllsammelns außerdem über die Stadt versichern. Die Ausrüstung wie Greifzangen und Mülltüten konnten sie über Spenden finanzieren.

Rekord: 80 Menschen sammeln gemeinsam Müll

Auf seinen ersten öffentlichen Aufruf auf Social Media meldeten sich über 30 Interessierte. „Ich bin jetzt noch jedes Mal überrascht, dass die Leute so große Lust haben, Müll zu sammeln“, sagt Marcel. Der bisherige Rekord: 80 Rostockerinnen und Rostocker machten sich gemeinsam auf, um die Hinterlassenschaften ihrer Mitbürger aufzulesen. Dass andere achtlos zum Beispiel Zigarettenkippen in die Umwelt schnippen, die für kleine Kinder, Tiere und Pflanzen giftig sind und eine Ewigkeit brauchen, bis sie in der Natur verrotten, nimmt er erst mal so hin. Darauf ansprechen möchte er Raucherinnen und Raucher nicht. Auf Konfrontation zu gehen ist nicht sein Ding. Es habe nicht jeder das Bewusstsein wie er und die anderen, was den Umgang mit Müll angeht, sagt er.

Mit seinen Müllsammelaktionen möchte er andere mitreißen: „Es ist superschön zu sehen, was man gemeinsam bewirkt“. Ich finde es toll, dass Marcel sich als Küstenbewohner besonders in der Verantwortung sieht, damit kein Plastik etwa über den Fluss ins Meer gelangt. Manchmal sind Taucher bei Sammelaktionen am Ufer der Warnow dabei. Der spektakulärste Fund: eine mit Steinen beschwerte Sporttasche mit Geldbeutel, Papieren und Schlüsseln, die Teil eines Kriminalfalls war.

„Marcels Initiative ist wie ein Feuer, das entzündet wird. Es wird immer größer – seine Strahlkraft soll ruhig ganz Deutschland erreichen.“

Besondere Verantwortung als Stadt am Meer 

Als seine Initiative größer wurde und er im Mai 2022 den gemeinnützigen Verein Rostock Müllfrei e. V. (rostockmuellfrei.de) gründete, musste sich Marcel selbst schlau machen, was beim Müllsammeln wichtig ist, sich hinstellen und das auch allen anderen erklären. Marcel, der lieber im Hintergrund aktiv ist, ist mit seinem Ehrenamt gewachsen. Als Kitas und Schulen das Know-how des Vereins nutzen wollten, ergriff er die Gelegenheit, führte sogar einen zweitägigen Schulworkshop durch und möchte mehr Präventionsarbeit leisten. Im Park vor Marcels Haustür, wo alles anfing, zeigt sich indes: „Es bringt was. Der Müll wird weniger, es wird besser!“

In unserem Ort findet auch jedes Frühjahr eine Müllsammelaktion statt. Dabei mitzumachen ist eine schöne Erfahrung: Ich lerne Leute kennen und erlebe mich selbst als Teil einer Gemeinschaft, die für etwas Gutes kämpft.

Tipp
Am 20. September ist World Cleanup Day, für den man seine eigene Müllsammel-Aktion anmelden kann, um so Mitstreiter vor Ort zu finden. https://worldcleanupday.de/

Bild ganz oben: Erik Gross