Nachbarschaft: eine starke Gemeinschaft

„Zusammen in der Postsiedlung e. V.“ hat den Kiosk 1975 bewahrt, damit die Bewohner sich hier weiterhin treffen können. © Stefanie Kösling
Willi Weitzels Mutmachgeschichte
Bastian Ripper beschloss gemeinsam mit Nachbarn, etwas auf die Beine zu stellen, das die Bewohnerinnen und Bewohner des Darmstädter Quartiers verbindet. So entstand der Verein „Zusammen in der Postsiedlung e. V.“.
Bastian Ripper per Video-Chat für diese Mutmachgeschichte kennenzulernen, hat mir richtig gutgetan. Der Sozialpädagoge ist Jahrgang 1975. Er wuchs in der Postsiedlung im Darmstädter Westen auf, der so viele Einwohner wie eine Kleinstadt zählt (26.000). Sein ganzes Leben wohnt er schon in derselben Wohnung – längst mit Frau und Tochter.
Lust, die Dinge für die Gemeinschaft anzupacken
Obwohl ich ihn nur am Bildschirm erlebe, springt ein Funke auf mich über. Ich bekomme Lust, Dinge so anzupacken, wie er das tut.
Bastian Ripper war und ist Initiator und Motor für viele erstaunliche Projekte und Initiativen in seinem Quartier:
- der Umsonstladen: wo Gegenstände, die die einen nicht mehr benötigen, von anderen gern mitgenommen werden
- das Quartierscafé
- der Kiosk 1975
- das Biotop: wo Nachbarn bei Naturschutzprojekten mitmachen können und ein alter Kaugummiautomat Blumensamen für Wildbienen ausgibt – zum Aussäen auf dem Balkon oder im Vorgarten.
- Mittwochs gibt es in der Postsiedlung einen Mittagstisch für alle, die nicht allein essen möchten.
Menschen aus der Siedlung kochen, backen, renovieren, sanieren alte Gebäude, beispielsweise eine Bäckerei, die 2017 schließen musste. Sie packen ehrenamtlich mit an, bringen ein, was sie können. Mittendrin, sieben Tage die Woche, ist Bastian Ripper.
„Zusammen in der Postsiedlung e. V.“ begann als Protestbewegung von Anwohnern, die sich gemeinsam erfolgreich gegen den geplanten Abriss eines Teils der Siedlung wehrten und erkannten, dass sie etwas bewirken konnten. Im 2015 gegründeten Verein sind rund 80 Nachbarinnen und Nachbarn jeden Alters „ohne Vereinshierarchie“ engagiert, wie Bastian Ripper betont. Seit zwei Jahren wird seine Vollzeitstelle als Quartiersarbeiter, in der er auch Nachbarn bei offenen Sprechstunden in allen Lebenslagen berät, von der Stadt finanziert.
„Engagement kommt aus dem Herzen und dem Bauch. Wer mit Kopf und Verstand beginnt, sieht erst mal nur die Hürden.“ — Willi Weitzel
Sich von Ideen tragen lassen
Worauf es ihm und den anderen ankommt: Der zunehmenden Anonymität etwas entgegenzusetzen, das Sterben kleiner Geschäfte, Kneipen, Kioske aufzuhalten. Damit die Menschen auch weiterhin die Möglichkeit haben, sich zu treffen, auszutauschen, einzubringen und nützlich zu fühlen. „Wir lassen uns tragen, sind geflashed von Ideen und gehen sie nach und nach langsam an. Gemeinsam lösen wir ein Problemchen nach dem anderen“, sagt Bastian Ripper. Allen, die Ideen haben, rät er: „Man darf sich nicht verrückt machen. Am Ende wird immer alles gut.“ Wow. Die nächsten Pläne sind eine Quartierskneipe, für die der Verein das Inventar gespendet bekam, und die „Kuchenplauderei“ für alle mit Freude am gemeinsamen Backen.
Mehr Informationen zum Verein unter: postsiedlung.de.