Eine Runde fürs Klima
Ende der Auflistung
Am 24. Januar 2020 diskutierten alverde-Herausgeberin Kerstin Erbe und dm-Pressesprecher Herbert Arthen am „Runden Tisch“ mit Natur- und Sozialwissenschaftlern, NGO*-Repräsentanten und Klimaaktivisten über Klimakrise und Klimaschutz. Im Mittelpunkt stand die Frage: Wie können wir unser Handeln in Zukunft nachhaltiger und klimaschonender gestalten?
*NGO steht für Nichtregierungsorganisation und ist ein zivilgesellschaftlich zustande gekommener Interessenverband.
„Jene Unternehmen, denen es in Zukunft gelingt, stets die Sinnfrage zu stellen, das Warum und Wozu mit Blick auf ihre Kunden und auf die Natur zu bedenken und entsprechend zu handeln, die werden auch in Zukunft gebraucht.“
Prof. Götz W. Werner, Gründer von dm-drogerie markt
Die Teilnehmer am Runden Tisch
Kerstin Erbe: Das Wohlergehen von Mensch und Natur ist für uns bei dm Teil des unternehmerischen Selbstveständnisses. Als Unternehmen ist es uns wichtig, dass es den Menschen jetzt gut geht und wir gleichzeitig für nachfolgende Generationen eine lebenswerte Welt gestalten. Auf unserem Weg in Richtung klimafreundlichere Zukunft bedeuten viele kleine Schritte am Ende eine große Wirkung. Um weitere Schritte zu gehen, möchten wir beim „Runden Tisch“ die Frage diskutieren: Wie können wir als Unternehmen nachhaltig einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, und wie auf Produktebene?
Wie können wir Klima bewusster handeln?
Erderwärmung eindämmen: Das 1,5 Grad Ziel
Erderwärmung eindämmen: Das 1,5 Grad Ziel
Durch den verstärkten Emissionsausstoß erwarten Klimaforscher bis Ende des Jahrhunderts einen Temperaturanstieg auf der Erde von 2,6 bis 4 Grad Celsius. Steigt die Durchschnittstemperatur um mehr als 1,5 Grad, können die Folgen des Klimawandels nur noch schwer kontrolliert werden. Deshalb haben sich 195 Länder auf der Pariser Klimaschutzkonferenz (COP21) im Dezember 2015 erstmals auf ein allgemeines, weltweites Klimaschutzübereinkommen geeinigt. Festgelegt wurde hier das 1,5 Grad Ziel. Es beschreibt das internationale Ziel, die Erderwärmung auf weniger als 1,5 Grad Celsius bis zum Jahr 2100 gegenüber dem Niveau vor Beginn des intensiven Industrieausbaus seit 1950 zu begrenzen. Nach Ansicht des Weltklimarats IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) lassen sich die Folgen der Erderwärmung durch die 1,5 Grad Grenze einigermaßen einschränken.
Lutz Möller: Der Klimawandel ist eine der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit. Um eine Veränderung zu schaffen, müssen wir die Menschen aufklären. Aber dafür brauchen wir Allianzen. Wir brauchen die Politik, die Medien, die Wissenschaft und schnelle, engagierte Unternehmen.
Georg Abel: Die Herausforderung für Unternehmen ist es, sich für ein neues Denken zu öffnen. Bisher agieren Unternehmen meist allein und auch Verbraucher schauen nur auf sich und ihren eigenen Lebensstil. Diese Mentalität gilt es zu durchbrechen und unsere Gewohnheiten zu hinterfragen – schnell und umfassend.
Eckart von Hirschhausen: Bevor wir Gewohnheiten durchbrechen können, ist es wichtig, dass wir uns bewusst werden, was wir der Erde und ihrer Artenvielfalt zu verdanken haben und wie abhängig wir von ihr sind. Ohne eine gesunde Erde gibt es keine gesunden Menschen. Unsere Mutter Erde hat – bildhaft gesprochen – Fieber und gehört auf die Intensivstation. Denn ihre Temperatur steigt weiter und die Dinge, die sie belasten, wie das Verfeuern von Kohle, Erdgas und Erdöl, nehmen nicht ab. Damit wir zukünftig atmen, essen und trinken können, ist es wichtig, die Gesundheit unserer Erde wieder herzustellen. Weil auf Pflegekräfte und Ärzte gehört wird, ist es so wichtig, dass sie den Zusammenhang von Klima und unser aller Gesundheit betonen. Wir müssen nicht „die Umwelt“ schützen, sondern uns.
Leif Miller: Dem schließe ich mich an. Naturschutz, wie zum Beispiel Schutz der Bienen und der Biodiversität, haben einen direkten Einfluss auf den Klimaschutz und andersherum. Das müssen wir zusammenhängend denken. Die Menschen haben bereits bemerkt, dass sich das Klima verändert hat, es heißer wird und auf den Windschutzscheiben der Autos keine Insekten mehr hängen bleiben. Sie hinterfragen es aber nicht. Damit das bei ihnen ankommt, müssen wir aufklären.
Die größte Macht haben Verbraucherinnen und Verbraucher
Lutz Möller: Bildung und Aufklärung sind wichtige Punkte. Jedoch können wir nicht nur von einer Seite, sprich von der Verbraucher- oder der Unternehmensseite her denken. Wir müssen es von beiden Seiten gleichzeitig lösen. Das heißt: Unternehmen sollten dem Verbraucher vor dem Regal die Kaufentscheidung nicht zu schwierig machen und ihn zumindest dabei unterstützen, nachhaltiger zu kaufen. Gleichzeitig muss der Verbraucher bei sich selbst ansetzen und erkennen, dass jeder Einzelne in unserer Gesellschaft einen Beitrag leisten muss.
Georg Abel: Verbraucherinnen und Verbraucher haben größere Macht, als viele denken. Sie entscheiden darüber, wie sie leben wollen, welche Produkte sie kaufen, und damit, welche Unternehmen erfolgreich sind. Deshalb brauchen wir Kommunikation, Motivation, gute Beispiele und unternehmerisches Engagement.
„Ohne eine gesunde Erde gibt es keine gesunden Menschen.“
Dr. Eckart von Hirschhausen
Alina Durach: Ich denke auch, dass jeder seinen Beitrag leisten kann. Dabei dürfen die Lösungsansätze für den Verbraucher keinen großen Aufwand bedeuten. Denn viele beschäftigen sich nicht im Detail mit ihrem Konsum, freuen sich jedoch, wenn sie beim Einkaufen etwas Gutes tun können. Ein Einkauf könnte zum Beispiel eine CO2-Wiedergutmachung durch das Pflanzen von Bäumen einschließen – so wie bei der Schokolade von Plant-for-the-Planet: Für fünf verkaufte Tafeln pflanzen wir einen Baum.
Willi Weitzel: Genau das ist es, was wir brauchen: Lösungen, die so einfach wie möglich umsetzbar sind, und Menschen beziehungsweise Vorbilder, die andere mitreißen, es ihnen gleichzutun. Junge Menschen, die mit unerschrockenem Geist auf die Straße gehen, ermutigen mich dazu, an die Zukunft zu glauben.
Denkanstöße
Dirk Gratzel: Um Menschen zu motivieren, etwas Grundlegendes an ihrem Verhalten zu ändern, brauchen wir in erster Linie gute Beispiele, an denen sie sich orientieren können.
Franziska Wessel: Ich denke schon, dass man Vorbilder braucht. Aber man sollte sein eigenes Verhalten moralisch rechtfertigen können. Es hilft nicht, zu sagen: „Hört auf, Fleisch zu essen, lasst das Auto stehen und fahrt mit dem Zug.“ Wir müssen über unser Verhalten nachdenken. Macht man sich bewusst, wie viel CO2 man indirekt durch bestimmte Verhaltensweisen ausstößt, ist es leichter, auf klimafreundliche Alternativen umzusteigen. Unsere Aufgabe ist es, das Bewusstsein zu stärken, dass Verzicht nicht schlecht ist.
Gregor Hagedorn: Ich finde es sehr wichtig, nach Wegen zu suchen, wie man das Gesamtsystem verändern kann. Um Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu erreichen, müssen wir die Regeln des Zusammenlebens ändern. In Deutschland, in Europa und international. Dafür müssen wir politisch handeln.
Franziska Wessel: Und dafür müssen Unternehmen Druck auf die Politik ausüben. Die Wirtschaft muss vorangehen und zeigen, dass sie bereit ist, den Schritt in Richtung Nachhaltigkeit zu gehen – auch ohne die Politik. Denn ein wirtschaftlicher Wandel kann einen viel größeren Druck auf politisch relevante Entscheidungsträger ausüben als ein gesellschaftlicher Wandel. Die Gesellschaft ist dafür bereit, das zeigen über drei Millionen streikende Menschen auf den Straßen.
Regeln müssen verändert werden
Gregor Hagedorn: Genau. Letztlich muss die Politik, nicht nur ein Unternehmen selbst, vorgeben, unter welchen Marktbedingungen ein Produkt hergestellt wird. dm kann sich fragen, was es mit verbündeten Unternehmen dazu beitragen kann, Regeln zu ändern. Man kann zum Beispiel fordern, dass es Naturverbrauchssteuern und eine Nachhaltigkeitssteuer gibt und dass so Gewinne von denen abgeschöpft werden, die sich keine Gedanken um die Umwelt machen.
„Wichtige und elementare Dinge sind nicht quantifizierbar. Der wirkliche Gewinn im Leben kommt aus der Qualität, nicht aus der Quantität.“
Dirk Gratzel
Kerstin Erbe: Wo würden diese Steuergelder dann eingesetzt werden? Im Moment ist es ja noch so, dass Steuern zwar in Deutschland erhoben werden, aber nicht dort ankommen, wo der eigentliche Schaden entsteht.
Gregor Hagedorn: Nationale Alleingänge funktionieren hier nicht. Aber wenn die Europäische Gemeinschaft ein generationengerechtes Steuersystem mit einem Grenzausgleich etabliert, hätte dies globale Auswirkungen. Wenn also deutsche oder europäische Firmen Export betreiben, wird diese Steuer erstattet. Wenn ausländische Firmen importieren, wird diese Steuer aufgeschlagen. Und wenn zum Beispiel eine ausländische Firma ein gutes Nachhaltigkeitsmanagement hat, zahlt sie geringere Kosten, entsprechend ihrer nachweislichen Bilanzierung. Hat sie kein Nachhaltigkeitsmanagement, zahlt sie den Steuerhöchstsatz. So hätte die Steuer erheblichen Einfluss auf die Managementprozesse bei den Handelspartnern.
Dirk Gratzel: Ja, wir müssen an politischen und gesetzlichen Vorgaben arbeiten. Trotzdem schließt das nicht aus, dass ein Unternehmen wie dm selbst tätig wird und Verantwortung übernimmt. Ich selbst stelle mir die Frage: Kann ich verantworten, dass ich den Müll meiner Existenz meinen Kindern hinterlasse? Nein, das kann ich nicht. Genau das muss sich ein Unternehmen auch fragen: Möchte ich als Unternehmen diese Dienstleistung oder dieses Produkt anbieten – nur, um mich in einem System zu behaupten?
Georg Abel: Ich denke auch, dass Unternehmen den Verbraucher bei seiner Entscheidung unterstützen und es ihm einfacher machen müssen. Letztendlich geht es darum, dass Verbraucher ihre Handlungsoptionen nutzen. Allerdings: Wir haben als Verbraucher so viele Informationen wie noch nie, wissen aber oft nicht, was wir glauben sollen. Zusätzlich sollen wir uns noch zu jedem Produkt schlaumachen und Siegel verstehen und vergleichen. Dieser komplexe Prozess kostet Zeit und ist nervig. Deshalb müssen einfachere Lösungen her und Unternehmen müssen partnerschaftlicher agieren.
Kerstin Erbe: Unser Anspruch als Händler ist es, all unseren Kunden gerecht zu werden. Das bedeutet auch, unseren Kunden eine umfangreiche Produktauswahl und vielfältige Möglichkeiten zu bieten. Unsere Aufgabe ist es, aufzuzeigen, welche Produkte nachhaltiger sind, damit Kunden ihre Entscheidungen bewusster treffen können.
Dirk Gratzel: Dafür müssen wir doch die Frage beantworten: Was kann ich als einzelner Mensch gewinnen, wenn ich meinen Lebensstil drastisch ändere und nachhaltiger lebe? Bevor ich selbst begonnen habe, mein Leben umzustellen, hatte ich ein exzellentes Leben, ich war zufrieden. Wäre damals jemand zu mir gekommen und hätte gesagt, dass ich mein Leben um eine weitere Dimension steigern könnte, hätte ich nicht daran geglaubt. Heute sehe ich viele Dinge aus einer anderen Perspektive, weil ich sehr tief in die Materie eingetaucht bin. Worin der wirkliche, tiefe, innere Gewinn einer Umstellung liegt, muss auch jedem Unternehmen klar werden.
Gregor Hagedorn: Müssen wir uns nicht erst einmal fragen, wie eine nachhaltige Welt überhaupt aussieht? Wir brauchen Zukunftsbilder und Visionen, die tatsächlich funktionieren können. Dann sehen wir, dass die nachhaltige Welt aus anderen Produkten, Lebensweisen, Infrastrukturen und einem anderen Konsumbewusstsein besteht. Dann werden wir die dafür nötigen Schritte auch besser verstehen und annehmen.
Matthias Finkbeiner: Ja, wir brauchen zum Schutz des Klimas Lösungen, die langfristig bestehen können, sonst werden sie am Ende nicht die Welt verändern. Dabei müssen wir die Zielkonflikte mit anderen Umweltaspekten im Auge behalten. Erst setzt man zehn Jahre auf Biokraftstoffe und lässt es dann wegen negativer Effekte auf Land und Wasser wieder sein. Dann setzen wir auf Elektroautos, und in zehn Jahren diskutieren wir, wie schlimm die für Ressourcen und Versauerung sind. Wir müssen uns auf ein Konzept einigen, bei dem auch noch in 20 Jahren alle an einem Strang ziehen. Umweltpolitik im Zickzack ist nicht nachhaltig.
Umweltflogen entlang der gesamten Lieferkette berücksichtigen
Franziska Wessel: Wir haben in den letzten 30 Jahren versucht, das Thema konfliktfrei zu lösen. Um der Klimakrise entgegenzuwirken müssen wir uns eingestehen, dass wir mit den aktuellen Lösungsansätzen hinterherhinken und stillstehen. Unternehmen sind diejenigen, die Verbraucher am meisten ansprechen, und spielen deshalb eine große Rolle. Unternehmen sollten auch selbst Verantwortung übernehmen und nicht erst abwarten, bis die Politik tätig wird und etwas unternimmt.
„Wir brauchen einfache Lösungen und Vorbilder, die uns mitreißen.“
Willi Weitzel
Leif Miller: Ja, Unternehmen können uns dabei helfen. Deswegen brauchen wir klare, knallharte Ansagen der Politik. Hier können und müssen wir als NGO beitragen und die Politik entsprechend treiben.
Kerstin Erbe: Als Händler sind uns unsere Mitarbeiter und Kunden am nächsten – sie wollen wir erreichen und mit auf den Weg nehmen.
Lutz Möller: Dabei sollten Sie die Umweltfolgen entlang der gesamten Lieferkette berücksichtigen, minimieren und auch dem Kunden darüber berichten.
Adrian Martin: Nach diesem Vorbild handeln wir gerade bei der Entwicklung unserer klimaneutralisierten Produkte. Umweltauswirkungen, die während des Produktlebenszyklus entstehen, möchten wir weitestmöglich reduzieren und die nicht vermeidbaren Umweltauswirkungen verursachungsgerecht kompensieren. Das bedeutet, dass wir mit Kompensationsmaßnahmen genau dort ansetzen, wo es ökologisch sinnvoll ist, um das Gleichgewicht in der Umwelt wiederherzustellen.
Leif Miller: Dann könnte man bei der Kompensation die Regeneration unserer Moore mitdenken. Diese speichern doppelt so viel CO2 wie Wälder, sind in Deutschland aber zu 99 Prozent degeneriert.
Alina Durach: Ich fände es interessant, dem Kunden Kompensation zu erklären, indem man sagt, dass der Anteil an CO2 in x Bäume umgerechnet wird. Bei dem Kauf eines Produktes werden dann wiederum x Bäume gepflanzt, um die CO2-Bilanz zu kompensieren.
Eckart von Hirschhausen: Ich fände auch wichtig, aufzuzeigen, wie viel vom eigenen CO2-Ausstoß oder der eigenen Gesamtökobilanz dem Einkauf entspricht. Dann kann man die Frage beantworten, ob es sich lohnt, an dem Lippenstift zu sparen oder sich für die Nachhaltigkeitsmarke zu entscheiden. Wenn diese Entscheidung jedoch nur 0,1 Prozent der eigenen Gesamtbilanz ausmacht, wäre es ja sinnvoller zu überlegen, ob ich mein Haus besser isoliere, auf Flüge verzichte und weniger Fleisch esse – wenn das die größeren Hebel sind.
Willi Weitzel: Ich glaube, dass man Menschen nur dazu bewegen kann etwas zu verändern, wenn man sie emotional erreicht. Wir müssen ein Solidaritätsgefühl erzeugen.
Eckart von Hirschhausen: Und auch endlich darüber reden, wie viel schöner eine Stadt ist, wenn wir darin sicher radfahren können, und wie viel gesünder. Freiwilliger Verzicht funktioniert nicht und macht schlechte Laune. Gute Regeln für alle, bei denen wir spüren, dass es uns selber gut tut, bringen viel mehr.
Menschen emotional erreichen
Leif Miller: Dann könnte man bei der Kompensation die Regeneration unserer Moore mitdenken. Diese speichern doppelt so viel CO2 wie Wälder, sind in Deutschland aber zu 99 Prozent degeneriert.
Alina Durach: Ich fände es interessant, dem Kunden Kompensation zu erklären, indem man sagt, dass der Anteil an CO2 in x Bäume umgerechnet wird. Bei dem Kauf eines Produktes werden dann wiederum x Bäume gepflanzt, um die CO2-Bilanz zu kompensieren.
Eckart von Hirschhausen: Ich fände auch wichtig, aufzuzeigen, wie viel vom eigenen CO2-Ausstoß oder der eigenen Gesamtökobilanz dem Einkauf entspricht. Dann kann man die Frage beantworten, ob es sich lohnt, an dem Lippenstift zu sparen oder sich für die Nachhaltigkeitsmarke zu entscheiden. Wenn diese Entscheidung jedoch nur 0,1 Prozent der ei-genen Gesamtbilanz ausmacht, wäre es ja sinnvoller zu überlegen, ob ich mein Haus besser isoliere, auf Flüge verzichte und weniger Fleisch esse – wenn das die größeren Hebel sind.
Willi Weitzel: Ich glaube, dass man Menschen nur dazu bewegen kann etwas zu verändern, wenn man sie emotional erreicht. Wir müssen ein Solidaritätsgefühl erzeugen.
Eckart von Hirschhausen: Und auch endlich darüber reden, wie viel schöner eine Stadt ist, wenn wir darin sicher radfahren können, und wie viel gesünder. Freiwilliger Verzicht funktioniert nicht und macht schlechte Laune. Gute Regeln für alle, bei denen wir spüren, dass es uns selber gut tut, bringen viel mehr.
Klimaschutz darf Freude machen
Dirk Gratzel: Unsere völlige Fixierung auf Quantitäten ist dabei eine Grundherausforderung. Der wirkliche Gewinn im Leben kommt aus der Qualität, nicht aus der Quantität. Und das, wofür dm ja auch steht, ist die beste Qualität. Alle wirklich wichtigen und elementaren Dinge sind nicht quantifizierbar.
„Wir können Klimaschutz nur global angehen. Dafür müssen wir politisch handeln.“
Gregor Hagedorn
Matthias Finkbeiner: Wenn wir bessere, nachhaltigere Produkte anbieten, setzen wir auf Qualität statt Quantität. Wir müssen daran arbeiten, dass solche Produkte Freude und Sinn stiften und die Konsumenten das als Mehrwert empfinden. Bei allem Ernst der Lage: Wenn Klimaschutz auch Freude machen darf, erreichen wir so doch vermutlich eine größere Verhaltensänderung, als wir allein mit Verboten und sozialer Ächtung durchsetzen können.
Lutz Möller: Unternehmen sollten den Kunden nicht nur als Käufer wahrnehmen, sondern auch als Menschen. Für ihn kann der Einkauf entweder ein bewusstes Erlebnis oder auch einfach nur Alltag sein. In beiden Fällen sollte Nachhaltigkeit aber als selbstverständlich erlebt und angesehen werden.
Willi Weitzel: Wir müssen als Vorbilder fungieren und Lösungen finden, an denen wir Spaß haben und die uns jeden Tag aufs Neue dazu anspornen, unseren Teil zum Klimaschutz beizutragen.
Zum runden Abschluss ein Gruppenfoto
Erste Reihe v. l.: Leif Miller, Matthias Finkbeiner, Franziska Wessel, Alina Durach, Georg Abel; (zwei-te Reihe v. l.) Herbert Arthen, Adrian Martin, Gregor Hagedorn; (dritte Reihe v. l.) Lutz Möller, Willi Weitzel, Kerstin Erbe, Eckart von Hirschhausen, Dirk Gratzel.
Bildnachweis aller Fotos dieser Seite: © Steffen Jänicke
Der Beitrag „Eine Runde fürs Klima“ ist aus dem alverde Magazin, Ausgabe 04/2020.
















