„Töpfchentraining“ – Tipps zum Sauberwerden

Viele Eltern fragen sich, wann ihr Kind trocken werden sollte. Generell gilt: Keine Panik. Das richtige Alter gibt es nicht. Wo manche Kinder bereits mit zwei Jahren auf das Töpfchen gehen, kann es bei anderen mehrere Jahre länger dauern.
Für viele Eltern ist der Umstieg von der Windel auf das Töpfchen oder das Familien-WC ein großer Meilenstein. Bedeutet es doch den Abschied von vollen Windeln und dem vielleicht doch liebgewonnenen Wickelritual. Damit Dein Kind das Töpfchentraining meistert, sind der passende Zeitpunkt und liebevolle Unterstützung entscheidend. Noch wichtiger Ebenso wichtig ist aber eine große Portion Geduld und Gelassenheit. Denn Kinder entwickeln sich unterschiedlich schnell und bei den meisten kommt das Sauberwerden ganz von allein.
Wann mit Töpfchentraining beginnen?
Viele Eltern fragen sich: Wann können wir beginnen, *unser Kind in der Selbstständigkeit zu fördern und den Töpfchengang bzw. Toilettengang anzubieten? Die Antwort ist einfach: Es gibt keinen optimalen Startpunkt. Jedes Kind ist in seiner Entwicklung individuell und die Spannbreite, ab wann Kinder keine Windel mehr benötigen, ist groß. Manche Kinder sind bereits vor dem zweiten Geburtstag windelfrei, andere sind es vor dem vierten Geburtstag noch nicht. Doch auch wenn es schon gut klappt, ist gelegentliches Einnässen weiterhin normal.
Kinder bewältigen in dieser Zeit die nötigen biologischen Reifungsschritte zum Sauberwerden – die nun mal mit einigen Auf und Abs einhergehen. Das Wichtigste deshalb vorweg: Trocken zu werden, ist ein komplexer Lernprozess. Dabei kannst Du Dein Kind einfühlsam begleiten – also durch eine positive Atmosphäre, Zuwendung und Bestärkung der eigenen Autonomie.
★ glückskind-Tipp ★ Der Begriff „Töpfchentraining“ ist eigentlich nicht mehr ganz zutreffend. Während das Trockenwerden früher Erziehungssache war, wissen wir heute: Je entspannter und ungezwungener Eltern die Situation handhaben, umso leichter fällt Kindern der Windelabschied.
Wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um mit dem Toilettentraining zu starten – das hängt tatsächlich von mehreren Faktoren ab:
- der körperlichen Reife
- der mentalen Reife
den äußeren Umständen
Ist mein Kind bereit?
Blase und Stuhlgang zu kontrollieren, ist nicht erlernbar. Es handelt sich vielmehr um einen Entwicklungsprozess, der bei jedem Kind im eigenen Tempo verläuft und von der individuellen Reifung des Nervensystems abhängt. Trockenwerden ist folglich eine Frage der körperlichen und mentalen Reife eines Kleinkindes. Daher bringt jedes gut gemeinte Töpfchentraining nichts, wenn das Kind beispielsweise noch keine Blasenkontrolle hat. Erst wenn die Nervenbahnen zwischen Blase und Gehirn ausgereift sind, können Kleinkinder die Vorgänge in ihrem Körper bewusst wahrnehmen – und somit frühzeitig Bescheid geben, wenn sie auf die Toilette müssen.
Die äußeren Umstände müssen passen
Damit Dein Kind mit dem Übergang von der Windel zum Töpfchen beginnen kann, sollten im Leben Deines Kindes keine größeren Veränderungen anstehen. Ein Umzug, die Eingewöhnung in die Kita oder den Kindergarten, die Geburt eines Geschwisterchens oder andere turbulente Ereignisse, die eine Abweichung vom sonstigen Tagesablauf mit sich bringen, beschäftigen Dein Kleinkind und können einen Entwicklungsrückschritt zur Folge haben. Warte lieber, bis sich alles wieder normalisiert hat.
Reifezeichen beim Kind erkennen
Es gibt bestimmte Verhaltensweisen, die darauf deuten, dass Dein Kind für die Zeit ohne Windel bereit ist. Sobald einige dieser Punkte auf Dein Kind zutreffen, kannst Du mit dem Töpfchentraining beginnen. Dein Kind …
- gibt Dir zu verstehen, dass es jetzt das kleine oder große Geschäft verrichten muss.
- zieht sich für das große Geschäft an einen ruhigen Ort zurück.
- interessiert sich dafür, was andere Familienmitglieder auf dem WC machen.
- macht tagsüber bis zu drei Stunden nicht in die Windel und bleibt schon nachts über trocken.
- kann von alleine die Hose herunter und wieder hochziehen
- interessiert sich für den Toilettengang anderer Kinder, zum Beispiel im Kindergarten
- zupft an der Windel und fühlt sich eindeutig unwohl damit
★ glückskind-Tipp ★ Falls Du Fragen hast oder Dir möglicherweise Sorgen machst, wende Dich an Deine Kinderärztin oder Deinen Kinderarzt. Bei entwicklungsverzögerten Kindern kann auch das Töpfchentraining Trockenwerden länger dauern oder es ist eventuell zusätzliche Hilfe nötig. Bei Kindern ab dem Grundschulalter solltest Du mögliche körperliche Ursachen für das Bettnässen (Verlinkung Beitrag) ärztlich abklären lassen.
6 Tipps fürs Töpfchentraining
Einige Kinder erlernen das Trockenwerden weitestgehend selbstständig, andere benötigen ein bisschen mehr Unterstützung. Eltern können ihrem Nachwuchs dabei liebevoll zur Seite stehen und den Gang aufs Töpfchen spielerisch üben. Folgende Tipps helfen Dir dabei:
- Geduldig sein: Bring ausreichend Geduld auf, bis Dein Kind so weit ist. Das Töpfchentraining braucht seine Zeit und kann bei manchen Kindern mehrere Wochen bis Monate dauern.
- Nicht drängen: Ein Drängen Deinerseits auf ein windelfreies Leben wird wenig Erfolg haben und den Prozess unnötig in die Länge ziehen. Druck führt hierbei eher zu Angst und Unsicherheit.
- Mitbestimmung ermöglichen: Lass Dein Kind selbst entscheiden, wann es den nächsten Schritt im Toilettentraining machen möchte. Denke daran, dass es anfangs mehr um Erfahrungen und ums Austesten geht. Die gewünschten Resultate werden dann schon folgen.
- Selbstvertrauen geben: Ermutige Dein Kind, öfter mal die Windel wegzulassen und eigene erste Erfolge zu feiern. Unfälle dürfen natürlich passieren und sollten weder Schamgefühle noch Strafe nach sich ziehen.
- Unabhängigkeit fördern: Gestalte das Badezimmer so, dass Dein Kind zum Beispiel selbst an den Toilettenaufsatz kommt und nicht bei jedem Handgriff auf Hilfe angewiesen ist.
Spielerisch lernen: Den Toilettengang kannst Du beispielsweise mit einem lustigen Lied begleiten. Rollenspiele mit Teddy oder Puppe sind eine weitere beliebte Methode, um kleine Kinder an das Töpfchentraining heranzuführen.
Welches Töpfchen fürs Töpfchentraining?
Das wichtigste Zubehör auf dem Weg zum Trockensein ist ein eigenes Töpfchen. Beziehe Dein Kind bei der Auswahl und dem Kauf des Töpfchens am besten mit ein. Das stellt eine erste Verbindung her und schafft eine gute Basis, damit sich Dein Kind wohlfühlen kann. Achte darauf, dass das Töpfchen stabil steht und beim Hinsetzen nicht wegrutscht. In sitzender Position auf dem Töpfchen sollte Dein Kind mit den Füßen den Boden berühren. Dieser Bodenkontakt gibt ihm Sicherheit und ermöglicht das eigenständige Aufstehen.
Die Reinigung des Töpfchens ist leider etwas aufwendiger: Der „Inhalt“ muss nach jedem erfolgreichen Töpfchengang in die Toilette entleert und das Töpfchen anschließend im Waschbecken ausgespült und gereinigt werden. Auch das Abputzen Deines Kindes ist auf dem niedrigen Töpfchen für die Eltern etwas umständlicher. Beziehe Dein Kind auch in diese Schritte stets mit ein.
Manche Kinder überspringen die Töpfchenphase und möchten, wie ihre Eltern und größeren Geschwister, direkt auf der Toilette Platz nehmen. In diesem Fall benötigst Du einen Toilettenaufsatz oder eine kombinierte Klobrille zur Verkleinerung der Toilettenöffnung sowie einen rutschfesten Kinderschemel, mit dem das Kind leicht auf die Toilette kommt und sich darauf beim Sitzen auf der großen Toilette mit den Füßen stabilisieren kann. Darüber hinaus gibt es auch Kindertoiletten, mit denen man den Toilettengang üben kann. In der Regel bevorzugen Kinder jedoch das Töpfchen.
Die richtige Kleidung fürs Töpfchentraining
Windelhosen sind für das Töpfchentraining sehr praktisch und eignen sich gut als Übergang von Windeln auf Unterhosen. Sie sehen aus wie Unterhosen, können aber – genau wie Windeln – einfach entsorgt werden, wenn doch mal kleine Unfälle passieren. Durch das elastische Bündchen lassen sie sich von Kindern leicht selbst an- und ausziehen.
Einige Kinder möchten allerdings lieber auf alles, was wie eine Windel aussieht oder sich so anfühlt, verzichten und direkt richtige Unterhosen tragen. Das gibt ihnen das Gefühl, zu den „Großen“ zu gehören. Meist ist bei der eigenen Unterhose auch der Anreiz größer, diese sauber zu halten. Egal, ob Windelslips oder direkt Unterhöschen – achte bei der Töpfchenphase darauf, dass Dein Kind Kleidung trägt, die leicht an- und auszuziehen ist. Da es beim Töpfchentraining oftmals schnell gehen muss, eignen sich beispielsweise Latzhosen oder andere Hosen mit vielen Knöpfen und Schnallen weniger. Bis sie geöffnet sind, ist es in der Regel schon zu spät.
★ glückskind-Tipp ★ Nachts trocken werden: Lege zum Schutz eine waschbare Matratzenauflage oder Einmal-Betteinlagen unter das Bettlaken. Ziehe Deinem Kind nachts zu Beginn am besten Windelhosen oder Pyjamahöschen an. Sie verhindern bei einem nächtlichen Missgeschick das Auslaufen und schonen ebenfalls die Matratze.
Schritt für Schritt trocken werden
Mit diesen praktischen Schritten wird aus dem Töpfchentraining schnell Routine:
Schritt 1: Erklären, wie die Toilette funktioniert
Schritt 1: Erklären, wie die Toilette funktioniert
Kinder sind in den ersten Lebensjahren von Natur aus neugierig und lernen viel durch Beobachtung. Nutze diese Neugierde und zeige Deinem Kind beispielsweise, was mit seinem „großen Geschäft“ passiert, wenn etwas in der Windel gelandet ist. Entsorge den Windelinhalt zuerst ins Töpfchen, entleere den Inhalt des Töpfchens danach in die Toilette. Sprich dabei mit Deinem Kind und erkläre ihm die einzelnen Vorgänge und binde es mit ein. So kann Dein Kind besser verstehen, warum es ab sofort auf das Töpfchen gehen kann.
Schritt 2: Bewusstsein für den Toilettengang schärfen
Schritt 2: Bewusstsein für den Toilettengang schärfen
Für die meisten Kinder ist es leichter, tagsüber trocken zu bleiben als in der Nacht. Lass Dein Kind dazu daheim regelmäßig für ein paar Stunden ohne Windel herumlaufen. In den Sommermonaten kannst Du Dein Kind auch komplett „unten ohne“ herumspringen lassen. Beobachte, in welchen Abständen es zur Toilette muss und wie es sich vor diesen Momenten verhält. Mit der Zeit kannst Du oft schon an der Haltung und am Gesichtsausdruck erkennen, ob Dein Kind auf die Toilette muss. Wenn Du dieses Verhalten wahrnimmst, kannst Du es fragen, ob es „muss“. So förderst Du das Bewusstsein, wann es Zeit ist, auf das Töpfchen bzw. auf die Toilette zu gehen.
Schritt 3: Töpfchen-Routine etablieren
Schritt 3: Töpfchen-Routine etablieren
Bevor Dein Kind zum ersten Mal freiwillig das Töpfchen oder den Toilettenaufsatz benutzt, sollte es sich langsam an dieses Gefühl gewöhnen. Motiviere Dein Kind ein- bis zweimal am Tag dazu, sich aufs Töpfchen zu setzen – zum Beispiel nach dem Essen oder nach dem Aufwachen. Es ist nicht schlimm, wenn Dein Kind nicht muss. Lobe jedoch jeden Versuch. So gewöhnt sich Dein Kind daran, auf das Töpfchen oder die Toilette zu gehen. Mit der Routine steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es zu dieser Zeit dann auch auf die Toilette muss.
Schritt 4: Selbständigkeit fördern
Schritt 4: Selbständigkeit fördern
Ermutige Dein Kind, Bescheid zu geben, wenn es den Toilettendrang verspürt. Begleite es dann auf das Töpfchen oder die Toilette – versuche aber, das Kind so viel wie möglich im Zusammenhang mit dem Töpfchen- oder Toilettengang selbst machen zu lassen: Hose aufmachen, Hose herunterziehen, Toilettenpapier oder feuchtes Toilettenpapier verwenden. Am Schluss kommt der Moment, wo alles wieder angezogen wird. Übe mit Deinem Kind auch, danach jedes Mal die Hände zu waschen.
Schritt 5: Mit Belohnung und spielerischer Leichtigkeit zum Erfolg
Schritt 5: Mit Belohnung und spielerischer Leichtigkeit zum Erfolg
Jeder Gang zum Töpfchen oder zur Toilette ist ein Erfolg – auch wenn er nicht immer von Erfolg gekrönt ist. Lobe Dein Kind dafür. So wird es positiv bestärkt, das beim nächsten Mal wieder zu tun. Unterstützend kannst Du weitere Anreize schaffen: wie beispielsweise für jeden erfolgreichen Töpfchen- oder Toilettengang einen Aufkleber in ein „Windelfrei-Stickeralbum“ kleben oder ihm eine schöne Geschichte vorlesen. Das lässt das Töpfchentraining spielerisch erscheinen. Egal welche Art von Belohnung – wichtig ist, dass sie zeitnah erfolgt. Die meisten Kinder verstehen in diesem Alter noch nicht den Zusammenhang zwischen ihrem Handeln und einer späteren Belohnung.
Schritt 6: Mit Missgeschicken richtig umgehen
Schritt 6: Mit Missgeschicken richtig umgehen
Dein Kind befindet sich in der Lernphase und wird nicht von heute auf morgen windelfrei. Wichtig: Bleibe geduldig und schimpfe nicht. Auch wenn Dein Kind bereits gute Fortschritte beim Töpfchentraining gemacht hat und sich plötzlich weigert oder Rückschritte macht, darfst Du keine Enttäuschung zeigen. Die Motivation windelfrei zu bleiben, wird bei Deinem Kind zu einem späteren Zeitpunkt wiederkommen. Auch bei größeren Veränderungen im Leben der Kinder, wie der Geburt eines Geschwisterchens, kann sich Dein Kind erneut für Windeln interessieren. Dieser „Rückschritt“ sollte Dich nicht entmutigen.
Dein glückskind-Team ♥