Fallbeispiel: Wenn es einfach nicht klappen will

Nina (31) und Jonathan (33) versuchen seit etwa einem Jahr, ein Baby zu bekommen. Nina hat einen sehr regelmäßigen Zyklus, achtet auf gesunde Ernährung und trackt ihre fruchtbaren Tage mit einer App. Die beiden haben „alles richtig gemacht“ – und doch blieb der Schwangerschaftstest immer wieder negativ.
🔍 Die ersten Schritte der Abklärung:
Bei Nina wurde zunächst ein Hormonstatus über eine Blutuntersuchung durchgeführt. Dabei wurden neben den weiblichen Zyklushormonen auch männliche Hormone sowie die Schilddrüsenfunktion überprüft – alle Werte lagen im Normalbereich.
Auch der Ultraschall ergab unauffällige Befunde: Die Eierstöcke sahen normal aus, und es zeigte sich ein regelmäßiger Eisprung.
Zur Kontrolle der Eileiterdurchgängigkeit wurde eine sogenannte HyCoSy (Hysterosalpingo-Kontrastsonografie) gemacht. Dabei wird über die Gebärmutter ein gut sichtbares Kontrastmittel eingebracht und per Ultraschall verfolgt, ob es durch beide Eileiter fließt. Das war bei Nina der Fall – ihre Eileiter sind also durchgängig.
Daraufhin ließ Jonathan ein Spermiogramm anfertigen. Die Ergebnisse zeigten: die Anzahl der Spermien war in Ordnung, aber Beweglichkeit und Form waren leicht eingeschränkt – was man medizinisch als ein „leicht eingeschränktes Spermiogramm“ bezeichnet.
🧭 Was heißt das nun?
Leicht eingeschränkte Spermienparameter sind gar nicht so selten – und oft ist trotzdem eine natürliche Schwangerschaft möglich. Aber: Je nach Ausprägung kann es etwas länger dauern oder die Chancen pro Zyklus sind etwas geringer.
Nach einem ausführlichen Gespräch entschied sich das Paar zunächst für ein „aktives Beobachten“ über weitere drei Monate – unterstützt durch Lebensstiloptimierung (weniger Alkohol, ausgewogene Ernährung, Stressabbau). Sollte es in dieser Zeit nicht klappen, wäre ein nächster Schritt zum Beispiel eine Insemination (IUI), bei der die Spermien direkt in die Gebärmutter eingebracht werden.
Tipps aus der Kinderwunschsprechstunde
1. Warte nicht zu lange mit dem ersten Gespräch
Wenn es seit mehreren Monaten nicht klappt – besonders wenn Du über 35 bist – lohnt sich ein erstes Gespräch mit Deiner Frauenärztin oder Frauenarzt. Eine frühe Abklärung kann viel Unsicherheit nehmen und gibt Dir Klarheit.
2. Geht den Weg gemeinsam – medizinisch und emotional
Fruchtbarkeit betrifft immer beide Partner. Eine Untersuchung der Spermien (Spermiogramm) gehört zur Abklärung dazu, ist unkompliziert und oft sehr aufschlussreich. Genauso wichtig: Redet offen über eure Gefühle, Sorgen und Erwartungen. Ein unerfüllter Kinderwunsch kann belasten – ehrliche Gespräche helfen, Nähe und Vertrauen zu stärken.
3. Kleine Veränderungen können viel bewirken
Gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, Bewegung und Stressabbau – all das kann die Fruchtbarkeit positiv beeinflussen. Manchmal sind es genau diese kleinen Stellschrauben, die eine große Wirkung entfalten.



