HauptnavigationKategorienavigationHauptinhalt

Wunden versorgen

dm-drogeriemarkt

dm-drogerie markt

Lesedauer 6 Min.

2.12.2025

Frau versorgt sich eine Wunde am Knie

Ein kleiner Schnitt, ein aufgeschürftes Knie oder eine dicke Brandblase – unser Körper ist erstaunlich gut darin, sich nach solchen Missgeschicken wieder selbst zu reparieren. Meistens verläuft dieser Prozess reibungslos, aber in manchen Fällen können Infektionen die Heilung erschweren. Mit der richtigen Wundversorgung kannst Du dieses Risiko minimieren und unschöne Narben verhindern.

Schritt-für-Schritt-Anleitung für kleine Wunden

Ob Schnitt-, Brand- oder Schürfwunde – die meisten kleinen Alltagsverletzungen lassen sich gut zu Hause selbst versorgen. Hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung:

Schritt 1: Hände reinigen

Bevor Du mit der Wundversorgung beginnst, wasche gründlich Deine Hände.

Schritt 2: Wundränder reinigen (falls nötig)

Wasche die Wunde nicht mit Wasser aus – die Reinigung übernimmt der Körper selbst. Ist sie verschmutzt, kannst Du jedoch die Wundränder vorsichtig desinfizieren, mit einem Wundreinigungstuch oder einer sterilen Kompresse abtupfen und bei Schürfwunden möglicherweise verbliebene kleine Steinchen vorsichtig entfernen. Damit keine Bakterien in die Wunde gelangen, achte darauf, die Wunde möglichst nicht zu berühren oder daran zu reiben.

Schritt 3: Wunde keimfrei abdecken

Kleine Schnittwunden, Kratzer oder leichte Abschürfungen lassen sich mit einem Pflaster abdecken. Bei etwas größeren Wunden oder tieferen Verletzungen, verwende bitte sterile Wundauflagen. Achte darauf, die Auflage nur am Rand anzufassen, damit keine Keime von Deinen Händen in die Wunde gelangen. Fixiere die Auflage mit einer Mullbinde.

Schritt 4: Bei stark blutenden Wunden: Druckverband anlegen

Um die Blutung zu stoppen (z.B. bei tieferen Schnittverletzungen), kann ein Druckverband erforderlich sein:

  • Lege eine sterile Wundauflage auf die Wunde. Achte darauf, diese nur am Rand anzufassen, damit keine Keime von Deinen Händen in die Wunde gelangen.
  • Fixiere die Wundauflage, indem Du eine Mullbinde mehrfach um die Verletzung wickelst.
  • Platziere ein Druckpolster (z.B. ein ungeöffnetes Verbandpäckchen) auf die umwickelte Wunde.
  • Sichere das Polster, indem Du es mit der restlichen Binde umwickelst, und fixiere den Verband fest, aber nicht zu straff.
  • Nach einigen Minuten kannst Du den Druckverband wieder lockern.

Übrigens: Die Wunde braucht keine Luft, sondern Feuchtigkeit!

Die alte Weisheit „Luft an die Wunde“ gilt als überholt. Inzwischen wird davon ausgegangen, dass ein feuchtes Wundmilieu die Heilung unterstützt. Dafür gibt es in Apotheken spezielle hydrokolloide („hydro“ = griechisch für Wasser; „kolla“ = griechisch für Kleber) Artikel wie Wundauflagen, Pflaster und Verbände. Diese Produkte verwandeln das Wundsekret in ein schützendes Gelkissen, welches die Wunde abdeckt und ein feuchtes Umfeld schafft, in dem sich neue Hautzellen optimal bilden können.

Schritt 4: Verband wechseln  

Wechsle den Verband alle ein bis zwei Tage oder jedes Mal, wenn er feucht oder schmutzig wird. Beobachte dabei den Heilungsprozess und achte auf Anzeichen einer Infektion. Den Verbandswechsel setzt Du am besten so lange fort, bis die Wunde vollständig verheilt ist.

Schorf abkratzen? Lieber nicht!

Die Versuchung, den trockenen Wundschorf einfach abzukratzen, ist groß. Aber Vorsicht: Damit störst Du den Wundheilungsprozess. Der Körper muss dann von vorne anfangen und neuen Schorf bilden. Nur wenn lockere Wundbeläge anfangen, sich von selbst zu lösen, kannst Du sie vorsichtig entfernen – alles andere besser in Ruhe lassen.

Häufige Fehler bei der Wundversorgung

Auch wenn die Wundversorgung einfach erscheinen mag, passieren dabei leicht Fehler, die den Heilungsprozess verzögern oder sogar zu Komplikationen führen können. Hier sind die wichtigsten:

  • Hygiene bei der Wundreinigung vernachlässigen
    Schmutz und Keime können Infektionen verursachen.
    Besser: Hände waschen und Schmutz vorsichtig mit einem sterilen Tuch entfernen.
  • Wunde übermäßig desinfizieren
    Häufiges Desinfizieren, besonders mit aggressiven Mitteln, kann das gesunde Gewebe schädigen.
    Besser: Nur bei Infektionsgefahr desinfizieren oder nach Absprache mit einem Arzt oder einer Ärztin milde Mittel wie Octenidin oder Polihexanid verwenden.
  • Wunde trocknen lassen
    Ein trockener Wundbereich kann die Heilung verzögern und Narbenbildung fördern.
    Besser: Feuchtes Milieu durch hydrokolloide Pflaster oder Wundauflagen aufrechterhalten.
  • Verband zu fest anlegen
    Ein zu fester Verband beeinträchtigt den Blutfluss.
    Besser: Den Verband so anlegen, dass er gut hält, aber nicht zu eng sitzt.
  • Infektionsanzeichen ignorieren
    Unbehandelte Infektionen können die Heilung verzögern oder die Wunde verschlimmern.
    Besser: Bei Verdacht auf eine Infektion ärztlichen Rat einholen.

Wann solltest Du zum Arzt gehen?

Kleine Schnitt- oder Schürfwunden sind meist harmlos und heilen mit der richtigen Pflege in der Regel von selbst. Doch nicht jede Wunde solltest Du selbst behandeln. Ein Arztbesuch ist ratsam, wenn:

  • die Wunde groß, tief oder ausgefranst ist,
  • die Wunde sehr stark verschmutzt ist und mit einer speziellen Wundreinigungslösung gereinigt werden sollte,
  • die Blutung nicht stoppt,
  • ein Fremdkörper in der Wunde festhängt, z.B. ein Splitter,
  • Anzeichen einer Infektion auftreten (Schwellung, Rötung, unangenehmer Geruch, Eiter),
  • die Wunde nach zwei Wochen keine Heilungsfortschritte zeigt oder sich verschlimmert,
  • Fieber auftritt.

Achtung: Mit Bissverletzungen immer zum Arzt!

Auch wenn sie harmlos aussehen, sollten Bisswunden grundsätzlich ärztlich begutachtet und – falls nötig – versorgt werden. Äußerlich lässt sich schwer abschätzen, wie tief die Zähne eingedrungen sind, und über den Speichel können zahllose Bakterien oder Viren in die Wunde gelangt sein.

Was kann die Wundheilung fördern?

Den Heilungsprozess aktiv zu beschleunigen, ist kaum möglich – der Körper erledigt das in seinem Tempo. So kannst Du ihn aber unterstützen:

  • Halte die Wunde sauber und geschützt, vermeide Reibung und Bewegung an der betroffenen Stelle.
  • Ernähre Dich abwechslungsreich und proteinreich – Dein Körper braucht „Baumaterial“: Vitamin C fördert die Kollagenbildung*, Zink hilft den Zellen bei der Regeneration** und Eiweiß unterstützt die Gewebeneubildung.
  • Trinke ausreichend Wasser, um die Durchblutung anzuregen, sodass Sauerstoff und Nährstoffe an die betroffene Stelle gelangen.

Dieser Beitrag dient der Information und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung. Wenn Du Fragen hast oder unsicher bist, wende Dich bitte an eine Ärztin, einen Arzt oder eine andere qualifizierte Fachkraft. Entscheidungen, die Du aufgrund dieser Informationen triffst, erfolgen auf eigene Verantwortung.

Quellen

Printquellen

  • Seebauer, C., Lucas, C., Kindler, S., & Metelmann, H.-R. (2019). Wundmanagement – Biologie und Störung der Wundheilung. Der Diabetologe, 15(5), 479–491. https://doi.org/10.1007/s11428-019-0510-8
  • Keggenhoff F. (2021). Erste Hilfe – Das offizielle Handbuch. Südwest.