Welche Bedeutung hat KI für Schönheit?

Kann künstliche Intelligenz natürliche Schönheit? Aurora mit Sommersprossen und rötlichem Haar ist ein Avatar. Die blonde Emma ebenfalls. ¹⁾
Avatare entsprechen stark den Schönheitsidealen
Je mehr Einzug künstliche Intelligenz in Werbung, sozialen Medien und Marketing erhält, desto auffälliger sind die oft wunderschönen Menschen, die sie erstellt. Was uns zunächst schmeicheln könnte, wirft die Frage auf, welche Bedeutung Schönheit für KI hat.
Emma ist etwa Mitte 20, hat blondes, mittellanges Haar, strahlend weiße Zähne und ein herzliches Lachen. Sie reist durch Deutschland, schaut sich Sehenswürdigkeiten an und gibt Einblicke in ihr Leben auf Instagram. Emma ist die neue Influencerin der Deutschen Zentrale für Tourismus und soll die Sehenswürdigkeiten hierzulande in frischem Glanz erstrahlen lassen. Das Besondere? Emma ist kein Mensch, sondern ein KI-Avatar.
Eingesetzt werden KI-Avatare momentan als Influencer in sozialen Netzwerken, Models in Werbungen oder als Sprecher für politische Inhalte. Bei genauem Hinsehen fällt jedoch auf: KI-Avatare haben eine Tendenz, etwas zu proportioniert, zu gewollt, zu perfekt auszusehen. „Buchcover-Perfektion“ nennt KI-Expertin Inken Paland das und führt aus: „Das ist zu glatt für uns als Menschen, um uns damit verbinden zu können – vor allen Dingen in künstlerischen Kontexten. Wir sind nun mal auch nicht perfekt.“
Schön, schöner, KI
In kommerziellen Kontexten wie etwa Werbung wird schon lange mit dem Grafikprogramm Photoshop gearbeitet. „Dementsprechend haben wir uns hier schon an überarbeitete Abbildungen von Frauen gewöhnt,“ führt Inken Paland aus. Und so ist es vor allen Dingen die Werbebranche, in der zunehmend mit KI-Avataren gearbeitet wird. Die Vorteile sprechen für sich: Es ist kostengünstig und sehr einfach, mit KI-Programmen wie DALL·E oder Midjourney solche Avatare zu erstellen.
Etwas haben jedoch all diese Avatare gemeinsam: Sie sind überdurchschnittlich schön. Tatsächlich, setzt man sich einmal an KI-Bilderstellungs-
programme, wird es fast zur Herkulesaufgabe, einen Avatar zu erstellen, der nicht den klassischen westlichen Schönheitsidealen entspricht. „Das liegt an den Trainingsdaten, und wie sie sich zusammensetzen, ist oftmals ein streng gehütetes Geheimnis. Von Pornos bis New-York-Times-Artikeln kann da alles dabei sein,“ erzählt Ann-Marie Wohlfarth. Sie ist Doktorandin und erforscht, wie sich Schönheitsideale verfestigen und verbreiten, speziell im Kontext sozialer Medien.
Aurora klärt auf
Dass weibliche KI-Avatare „nur“ schön sind, ist der beste Fall. Demgegenüber stehen superkurvige Körper und knappe Kleidung. Das nervte auch Inken Paland. Aber sie sagte sich: „Aufregen reicht nicht, es muss etwas getan werden.“ Das war die Geburtsstunde von Aurora, ihrem eigenen KI-Avatar. Zwar ist Aurora auch schön, aber eben nicht völlig übertrieben.
Seitdem beschäftigt sie sich immer intensiver mit den vielen verschiedenen Themen im KI-Kosmos. Auf Instagram setzt sie Aurora ein, um zu veranschaulichen, aufzuklären und um Menschen zu informieren. Dieser Austausch scheint dringend notwendig. So berichtet Inken Paland von langen Nachrichten, Sorgen und Fragen, die Menschen mit ihr teilen. Mit diesen Erfahrungen im Gepäck appelliert sie, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, keine Angst zu haben. „Gerade jetzt haben wir noch die Möglichkeit, viel mitzugestalten!“
Ann-Marie Wohlfarth schließt sich dem Gedanken an. Mit besonderem Blick auf unsere digitale Zeit betont sie: „Ein gelebtes Leben zeigt sich auch im Gesicht und Körper. Wir sind Lebewesen, keine Objekte. Wir sind nicht im Museum und jeder Makel an unserem Körper steht für etwas.“
Mehr dazu erfährst Du hier: Inken Paland | GenAI & Communication | Meet Aurora!✨




