Zahnen beim Baby: Anzeichen, Tipps und Hilfsmittel

Früh übt sich: Mit dem ersten Milchzahn kommt die Mundhygiene. © SeventyFour, iStock
Das erste Zähnchen, von den Eltern mit Spannung erwartet, ist ein ganz besonderer Meilenstein der Entwicklung. Für manche Kinder ist es ein Klacks. Andere schreien und quengeln, wenn sie ihre Zähne kriegen. Wenn er dann mal da ist, macht der erste sichtbare Zahn Deines Kindes sein oder ihr Lächeln noch süßer. Doch der Prozess kann für Dein Baby ganz schön schmerzvoll sein. Wir verraten Dir, was Du über das Baby-Zahnen wissen musst und wie Du die Schmerzen Deines Babys bei diesem einschneidenden Erlebnis lindern kannst. Auch die Mundhygiene spielt ab dem ersten Zahn eine wichtige Rolle und sollte von Dir von nun an gründlich erfolgen.
Ab wann zahnen Babys und in welcher Reihenfolge kommen die Milchzähne?
Noch während der Schwangerschaft entwickelt das Ungeborene die Anlage für Milchzähne im Kieferknochen. Durchschnittlich mit sechs Monaten ist es bei den meisten Kindern soweit: Das erste Zähnchen lässt sich blicken, in der Regel beginnend mit den mittleren Schneidezähnen im Unterkiefer. Fortan kommt bei vielen Babys monatlich ein neuer Zahn durch. Bei manchen Kindern beginnt der Zahnungsprozess mit vier Monaten, andere zahnen ab dem 1. Geburtstag. Daher: Keine Sorge, das Durchbrechen der ersten Zähne hat keinen festen Termin.
Milchzähne sind schon vor der Geburt angelegt. Die ersten sichtbaren Zähne kommen i.d.R. ab dem 6. Lebensmonat.
Milchzähne sind schon vor der Geburt angelegt. Die ersten sichtbaren Milchzähne kommen i.d.R. ab dem 6. Lebensmonat. Die Zähne treten in der Regel nach einer festen Reihenfolge hervor: Bei den meisten Kindern besteht das erste süße Lächeln mit Zähnchen aus den beiden mittleren Schneidezähnen des Unterkiefers. Sind sie da, folgen die mittleren Schneidezähne des Oberkiefers, die seitlichen Schneidezähne, die Eckzähne und die ersten Milchmahlzähne (Backenzähne), die etwas breiter sind und beim Kauen helfen. Die zweiten Milchmahlzähne bilden das Schlusslicht. Zum ersten Geburtstag blitzen im Mund der allermeisten Babys schon alle Schneidezähne auf. Im Alter zwischen zwei und vier Jahren sind es dann 20 Zähne – damit ist das Milchgebiss komplett!
Anzeichen für kommende Zähne und Symptome beim Zahnen
Sabbern und Selbstmassage: Erste Anzeichen für kommende Zähne
Dein Baby sabbert wie ein Weltmeister und kaut auf allem herum, was es in die Finger bzw. in den Mund bekommt? Dafür gibt es einen einfachen Grund: Mit großer Wahrscheinlichkeit ist der erste Zahn im Anmarsch. Das Kauen ist für das Kind eine Art Massage. Es lindert die Schmerzen und hilft den Milchzähnen beim Durchbruch. Das geschwollene Zahnfleisch können Mama und Papa mit dem Finger massieren. Kamillen- oder Salbeitee, mit einem Wattestäbchen aufgetupft oder als Getränk, beruhigen das empfindliche Zahnfleisch zudem. Woran kannst Du noch erkennen, dass Dein Kind zahnt?
Symptome beim Zahnen erkennen: So kündigen sich Zähne an
Jedes Baby entwickelt sich ganz individuell – das ist auch beim Zahnen so. Wenn die ersten Zähne kommen, sind die Begleiterscheinung von Kind zu Kind ganz unterschiedlich ausgeprägt. Dennoch können Eltern anhand einer Reihe von Anzeichen erkennen, dass sich ein Zähnchen den Weg nach draußen bahnt. Häufig zu beobachten sind diese Symptome:
Zahnende Babys
haben einen stärkeren Speichelfluss und sabbern vermehrt
stecken die Finger immer wieder in den Mund, um darauf herumzukauen
suchen vermehrt nach Körperkontakt
quengeln und schreien häufiger als in den vorherigen Monaten
haben heiße und gerötete Wangen (bei manchen wirkt das Zahnfleisch geschwollen und rot)
schlafen wesentlich unruhiger, weil sich die kommenden Milchzähne gerade nachts durch Jucken, Drücken und Schmerzen bemerkbar machen
zeigen weniger Appetit
haben vereinzelt einen wunden Po
Fieber und anderen Krankheiten sind keine Folge vom Durchbruch der ersten Zähne. © Shutterstock, ivan_kislitsin
Fieber und Durchfall, wenn die Zähne kommen?
Um das Thema „Baby Zahnen" ranken sich zahlreiche Meinungen und Mythen. Was ist dran am „Zahnfieber”, das manche Kinder mit dem Durchbrechen der Milchzähne plagt? Die ersten Zähne können zwar durchaus eine schmerzhafte Belastungsprobe für Dein Baby und Dich sein, krank wird das Kind davon aber nicht. Tatsächlich lässt sich bei einem Teil zahnender Kinder eine Erhöhung der Temperatur beobachten. Regelhaft zu Fieber führt das Zahnen jedoch nicht, so sieht das auch der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.. Wenn die Fiebersymptome sich nicht legen, solltest Du mit einem Kinderarzt abklären, was die Ursache ist.
Das Zahnen selbst verursacht kein hohes Fieber. Um den sechsten Monat, wenn Kinder die ersten Zähne bekommen, lässt langsam aber sicher der mütterliche Nestschutz nach. Infekte (mit Fieber) und Zahnen treffen daher häufig zusammen. Der verstärkte Speichelfluss kann dazu führen, dass die Kleinen einerseits um den Mund herum wund und andererseits Brust und Hals schnell nass sind, was gerade in den Wintermonaten schnell zu einer Erkältung führen kann. Mithilfe von (Sabber-) Halstüchern und Mulltüchern bleiben die Strampler schön trocken. Bei wunden Mundwinkeln helfen spezielle Pflegecremes Deinem Baby im 6. Monat.
Auch Durchfall ist nicht direkt mit dem Zahnen verbunden. Dadurch dass sich Dein Kind – mehr als vorher – alles in den Mund schiebt, was ihm oder ihr in die Finger fällt, gelangen vermehrt Keime in den Mund. Das kann bei manchen Babys während des Zahnens zu Magenverstimmungen führen. Aber auch hier gilt: Wenn sich der Zustand nicht bessert, solltest Du ärztlichen Rat einholen.
Ist das Zähne kriegen schmerzhaft?
Die ersten Schneidezähne sind so flach und so scharfkantig, dass sie relativ leicht durch das Zahnfleisch hindurch brechen. Schmerzhaft kann das Rumoren im Kiefer trotzdem sein. Auch wenn das Zahnen an sich weder Fieber noch Durchfall, Erbrechen, Krämpfe oder Ähnliches hervorruft, einigen Babys tut es sehr weh. Andere Kinder haben nur ein leicht gerötetes Zahnfleisch und bekommen ihre Zähne ohne Probleme. Unterstütze Dein Baby in der Phase des Zahndurchbruchs durch mehr Kuscheleinheiten und Ablenkung – zum Beispiel bei ausgedehnten Spaziergängen. Außerdem gibt es Zahnungshilfen, die Deinem Baby etwas Linderung verschaffen können.
Zahnungshilfen
Ein gekühlter Beißring lindert
Ein gekühlter Beißring lindert
Der Kieferknochen spannt und das Zahnfleisch schwillt an. Ein Beißring erleichtert dem Baby das Zahnen ungemein. Kaufe hochwertige Beißringe, die keine Weichmacher enthalten und generell PVC-frei sind. Entsprechende Hinweise findest Du auf der Verpackung. Der Hit für zahnende Helden ist ein mit Flüssigkeit gefüllter Beißring, der vor Gebrauch in den Kühlschrank gelegt wird. Die Kälte sorgt dafür, den Schmerz zu lindern und das Kauen auf dem Ring beschleunigt den Zahndurchbruch.
Gurkensticks zum darauf Herumkauen
Gurkensticks zum darauf Herumkauen
Wenn Dein Baby zahnt, kannst Du ihm auch einen gut gekühlten Apfelschnitz, ein Stück rohe Karotte oder eine harte Brotrinde geben. Darauf kann es herumkauen – aber nur unter Mamas und Papas Aufsicht. Denn das Kind könnte sich an abgebissenen Stückchen verschlucken. Am besten geeignet sind gekühlte Gurkensticks. Sie sind weich und abgebissene Stücke lassen sich leicht schlucken.
Auf der Möhre kauend tut der kommende erste Milchzahn viel weniger weh. © Shutterstock, DiMedia
Veilchenwurzel beruhigt
Veilchenwurzel beruhigt
Manche Eltern und Hebammen schwören auf getrocknete Veilchenwurzel, die es eigens als Zahnungshilfe für Babys zu kaufen gibt. Die in der Veilchenwurzel enthaltenen ätherischen Öle wirken leicht betäubend und kühlend, der Geruch beruhigt viele Babys. Achte bitte darauf, dass Dein Baby die Veilchenwurzel nur unter Aufsicht benutzt, und prüfe regelmäßig, ob es Bruchstellen gibt (wenn ja, bitte entsorgen!). Reinige die Wurzel wie andere Gegenstände, die in den Mund genommen werden, auch: mit heißem Wasser und sauberer Bürste. Befestige die Veilchenwurzel am besten an einer kurzen(!) Kette o.ä. und hänge sie dem Baby bitte niemals um den Hals!
Was hilft sonst noch beim Zahnen?
Was hilft sonst noch beim Zahnen?
Babys, die vom Zahnen starke Schmerzen haben, viel weinen und nicht in den Schlaf finden, kannst Du durch ein schmerzlinderndes Zahnungsgel helfen. Diese wirken auch bei starken Beschwerden schnell. Achte darauf, dass Du ein Zahnungsgel wählst, dass kein Alkohol, Zucker und keine Konservierungsstoffe enthält.
Wenn Dein Kind sehr unter den Zahnungsschmerzen leidet, kann es Sinn machen in Einzelfällen auf ein Schmerzmittel zurückzugreifen. Besprich dies - wenn nötig - am besten in Deiner Kinderarztpraxis um die richtige Dosierung zu geben.
Stillen von zahnenden Babys
Aus Furcht vor schmerzvollen Bissen stellen sich manche Mütter die Frage, ob sie abstillen sollten, sobald das erste Zähnchen aufblitzt. Sicherlich können die erste Zähne Deines Kindes anfangs Schmerz verursachen, aber das sollte eine Ausnahme bleiben. Da Kinder in der Regel zuerst im Unterkiefer Beißer entwickeln, diese beim Stillen jedoch mit der Zunge überdecken, machen die ersten beiden Zähne keine Probleme. Sollte Dein Baby am Anfang doch hin und wieder zubeißen – aus Neugier, weil es ganz einfach auch für Dein Kleines neu ist – signalisiere Deinem Kind, dass sein Beißen nicht gewünscht ist. Dies kannst Du beispielsweise dadurch tun, dass Du Dein Kind kurz von der Brust nimmst und dann noch einmal sehr bewusst anlegst.
Mundhygiene und Zahnpflege
Auch wenn der Durchbruch der ersten Zähne noch ansteht, denke schon jetzt an die Zahnpflege. Um das Kind ans Zähneputzen heranzuführen, kannst Du spielerisch mit der Mundhygiene beginnen. Spezielle Fingerhut-Zahnbürsten aus Silikon lindern einerseits Zahnungsbeschwerden und gewöhnen Dein Kind an die regelmäßige Mundhygiene: Mit sanften, kreisenden Bewegungen können Eltern über das Zahnfleisch streichen und mit Liedern das Zähneputzen schnell zum Vergnügen machen. Du kannst Deinem Kleinen beim Wickeln ebenso eine spezielle Baby-Zahnbürste (ist kleiner und hat sehr weiche Borsten) in die Hand drücken. Auf diese Weise kann es sich fröhlich darauf herumkauend mit der Bürste vertraut machen und später einfacher Zähneputzen lernen. Hat sich das erste Zähnchen endlich den Weg ans Tageslicht gebahnt, heißt es von nun an vorsichtiges, aber regelmäßiges Zähneputzen mit einer Baby-Zahnbürste. Denn auch ein Kleinkind nimmt bereits Zuckerarten auf, die im Milchgebiss zu Karies führen können. Auch der Besuch beim Zahnarzt empfiehlt sich, sobald die ersten Zähne da sind.
Gesunde Zähne von Anfang an: Die Bedeutung der Fluoridprophylaxe für Neugeborene
Der Grundstein für gesunde Zähne wird bereits ab der Geburt gelegt, deshalb ist auch die Fluoridprophylaxe sehr wichtig für Dein Baby! Fluorid stärkt Zähne (bereits im Kiefer) und schützt vor Karies. Und ein gesundes Gebiss beeinflusst auch die Gesundheit des restlichen Körpers positiv.
Die Empfehlungen zur Fluorid-Gabe für Babys und Kleinkinder sind wie folgt:
- Ab der zweiten Lebenswoche: Fluorid sollte in die tägliche Pflegeroutine integriert werden. Empfohlen wird die Gabe einer täglichen Tablette, die sowohl Fluorid als auch Vitamin D enthält. Diese Tablette kann in etwas Wasser aufgelöst und dem Baby mit einem Löffel verabreicht werden.
- Nach dem Durchbruch des ersten Zahnes haben Eltern zwei Optionen:
Erstens weiterhin Fluorid- und Vitamin D-Tabletten geben und mit dem Zähneputzen beginnen. Dabei eine fluoridfreie Zahnpasta verwendet werden. Die Zähne solltest Du zweimal täglich putzen und dies schon jetzt in die Tagesroutine fest integrieren.
Zweitens Nur Vitamin D als Tablette geben und die Zähne mit einer kleinen Menge Zahnpasta putzen, die 1.000 ppm Fluorid enthält. Die empfohlene Menge Zahnpasta entspricht etwa der Größe eines Reiskorns. Es ist wichtig, die Dosierung der Zahnpasta zu beachten, da Babys und Kleinkinder die Zahnpasta noch nicht ausspucken können. - Zahnpasta-Auswahl: Achte darauf, Zahnpasten mit kleineren Öffnungen und neutralem Geschmack zu wählen. Verschiedene Produkte für Milchzähne können unterschiedliche Fluoridgehalte haben, daher ist es wichtig, die Angaben auf der Verpackung genau zu prüfen.
- Individuelle Beratung: Die Entscheidung zwischen den beiden Optionen sollte individuell mit dem Kinderarzt oder der Kinderärztin besprochen werden, idealerweise bei der U5-Untersuchung, wenn das Kind etwa sechs Monate alt ist.
- Ab dem ersten Geburtstag: Es wird empfohlen, die Zähne mit einer reiskorngroßen Menge Zahnpasta mit Fluorid zu putzen.
- Ab dem zweiten Geburtstag: Die Zähne sollten mit einer erbsengroßen Menge Zahnpasta mit Fluorid geputzt werden.
Diese Empfehlungen sorgen dafür, dass die optimale Menge an Fluorid aufgenommen wird, um die Zahngesundheit zu fördern.
© andriano_cz, Getty Images
Das Zähneputzen klappt mal mehr und mal weniger gut. Im Hinblick auf die Gesundheit Deines Babys ist es keine Option, das Zähneputzen bleiben zu lassen, wenn es so gar nicht klappt. Leider gibt es keine allgemeine Empfehlung, wie das Zähneputzen am besten gelingt. Probiere verschiedene spielerische Element aus, lass Dein Kind beispielsweise „Hiiiiiiiiiiii“ oder „Ahhhhh“ sagen, um an die Zähne zu gelangen. Und bitte habe auch realistische Erwartungen, wenn Du jedes der am Ende 20 Zähnchen nach der KAI Methode (Kauflächen-Außen-Innen) einmal geschrubbt hast, habt ihr als Eltern-Kind-Team viel geleistet. Drei Minuten penibles Putzen wie bei Erwachsenen sollte nicht der Anspruch sein.
Zögere nicht, Deinen Kinderarzt oder Deine Kinderärztin um Rat zu fragen, die U-Untersuchungen eignen sich beispielsweise sehr gut dafür! Selbstverständlich beraten Euch auch Zahnärzte jederzeit ausführlich über die Mundhygiene.
Dein Hand, Fuß, Mund und glückskind-Team ♥
