Vater werden: Herausforderungen & Tipps

Vater werden – das ist eines der wichtigsten und aufregendsten Ereignisse, die das Leben bereithält. Papa werden und als Familie zusammenzuwachsen bringt viele Veränderungen mit sich. In Deiner neuen Vaterrolle suchst Du zum einen nach Möglichkeiten, Deine Partnerin vor und nach der Geburt zu entlasten, zum anderen freust Du Dich darauf, eine innige Beziehung zum Baby aufzubauen. Hier findest Du hilfreiche Tipps rund ums "Vater werden für Anfänger".
Welche Aufgaben haben werdende Väter?
Vater zu werden bringt so manchen Mann ins Gefühlschaos. Die Schwangerschaft der Partnerin, die Geburt und die Zeit des Kennenlernens des Babys, sind aufregend, aber vielleicht auch etwas respekteinflößend. Als künftiger Papa machst Du Dir Gedanken darüber, wie das gemeinsame Kind Euer Leben verändern wird, Du eventuell Gewohnheiten ändern wirst und neue Verantwortung als Elternteil übernimmst.
Vater werden: die Partnerin unterstützen
Vater werden: die Partnerin unterstützen
Vielen werdenden Vätern fällt es (naturgemäß) nicht immer ganz einfach, sich vorzustellen, was emotional und körperlich in der schwangeren Partnerin vorgeht und welche Belastungen Geburt und Mutterschaft mit sich bringen. Folglich fragst Du Dich: Wie kann ich als werdender Vater meine Partnerin unterstützen? Ganz einfach: Verhalte Dich aufmerksam, reagiere auf ihre Bedürfnisse.
Mit fortschreitender Schwangerschaft kann es sein, dass Deine Partnerin zunehmend erschöpft und müde ist; möglicherweise fühlt Sie sich zeitweise nicht gut und leidet an Übelkeit und Stimmungsschwankungen. Vielleicht nimmt ihre Motivation ab, an vertrauten Freizeitaktivitäten teilzunehmen. Zeige Dich verständnisvoll und einfühlsam.
Eigene "Vatergefühle" thematisieren
Eigene "Vatergefühle" thematisieren
Stell‘ Dich selbst und das, was Du fühlst und Dich bewegt, dabei nicht zurück. Tausche Dich mit der künftigen Mama auch über Dein Seelenleben, Deine Wünsche, Hoffnungen, aber auch Sorgen aus. Solche gemeinsamen Momente sind wichtig und festigen Eure Paarbeziehung.
★ glückskind-Tipp ★ Wenn Dir nach einem Gespräch „unter Männern“ ist und Du Dich mit anderen werdenden Vätern austauschen willst, findest Du in Geburtsvorbereitungskursen schnell Anschluss. Private Kontakte zu anderen Männern mit in etwa gleichaltrigem Nachwuchs können auch später hilfreich sein.
Wie vereinbare ich Job und Vaterrolle?
Wie vereinbare ich Job und Vaterrolle?
Spätestens ab dem vierten Schwangerschaftsmonat solltest Du Deinen Arbeitgeber über Deine baldige Vaterrolle in Kenntnis setzen. Je frühzeitiger Du das tust, desto einfacher wird es, Freistellungen für Geburtsvorbereitungskurse und Vorsorgetermine zu organisieren, zu denen Du Deine Partnerin begleitest. Wahrscheinlich willst Du Dir auch zum Geburtstermin und die Zeit danach Urlaub nehmen. Davon sollten Dein Arbeitgeber nicht zu kurzfristig erfahren.
Einzelne freie Tage sind das eine, aber wie sieht es langfristig mit der Rollenverteilung in der Familie aus? Besprich mit Deiner Partnerin, wie Ihr Beruf und Familie unter Euch organisiert, wer für was zuständig ist und wer wann Elterngeld bezieht. Festlegen solltet Ihr das bereits vor dem letzten Schwangerschaftsdrittel, denn kurz vor der Geburt werden ganz andere Themen Priorität gewinnen.
Als "Hausmann" Papa werden?
Als "Hausmann" Papa werden?
Kläre mit Deiner Partnerin die Aufgaben und wägt sorgfältig alle denkbaren Konstellationen ab. Sei auch offen für Rollenwechsel: Wenn Du Dich entscheidest, selbst für einige Zeit den Haushalt zu managen, kann Dir das neue Perspektiven eröffnen. Lass Dir nicht einreden, es sei „unmännlich“, wenn Du DIch für diese Option entscheidest. Vielmehr beweist Du damit ein modernes Rollenverständnis auf Augenhöhe.
Vater werden: die Geburt
Wenn die Möglichkeit besteht, solltest Du Deine Partnerin zu den Geburtsvorbereitungskursen begleiten. Das empfiehlt übrigens auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Bist Du später im Kreißsaal beim großen Ereignis "live" anwesend, kannst Du ihr kompetent beistehen und ihr später mit Deinem Wissen bei der Pflege des Babys tatkräftig zur Hand gehen.
Etwa ab dem vierten Schwangerschaftsmonat kannst Du das Baby bereits unter der Hand spüren, wenn Du den Bauch Deiner Partnerin berührst. Euch beide beschäftigt sicher gleichermaßen die Frage: Was kommt bei der Geburt auf mich zu?
Als Vater im Kreißsaal
Als Vater im Kreißsaal
Zum Glück sind die Zeiten, in denen Väter bei der Geburt vor der Tür bleiben mussten, vorbei. In der Regel darfst Du Deine Partnerin bei der Geburt begleiten. Solange Du das medizinische Team bei dessen Arbeit nicht behinderst, könnt Ihr diesen persönlichen Moment gemeinsam erleben.
Du musst Dich dabei keineswegs als Randfigur fühlen: Dein (sehr wichtiger!) Job ist es, durch Deine Anwesenheit der werdenden Mutter Halt, Sicherheit und emotionalen Support zu geben. Je nach Situation kannst Du mit Händchenhalten oder Hilfestellung bei Gebärpositionen nach Anleitung durch die Hebammen Deinen Teil beitragen. Außerdem kannst Du als Vermittler zwischen der Mutter und dem Klinikpersonal fungieren, wenn Deine Partnerin selbst gerade nicht in der Lage ist, sich zu äußern.
★ glückskind-Tipp ★ Bei der Geburt dabei zu sein, kann eine wunderbare Erfahrung darstellen – aber Du musst kein schlechtes Gewissen haben, wenn Du es lieber nicht möchtest. Setz Dich nicht unter Druck, weil Du denkst, man erwartet Deine Anwesenheit, weil es zum guten Ton gehört. Besprich das Thema ohne Scheu ganz in Ruhe schon im Vorfeld mit Deiner Partnerin.
Das Bonding zum Baby aufbauen?
Bereits vor der Geburt kannst Du Kontakt zu Deinem Baby aufbauen: durch liebevolles Streicheln des Babybauches und Sprechens mit Deinem Ungeborenen spürt es Deine Präsenz und Deine Zuneigung. So wird ihm bereits Deine Stimme vertraut sein.
Wenn Euer Baby geboren ist, ist Kuscheln angesagt um die Bindung, die Euch ein Leben lang begleiten wird, aufzubauen. Die Bindung zu Deinem Baby kannst Du vor allem über den direkten Körperkontakt intensivieren. Der Begriff dafür lautet "Bonding" (Englisch: "Bindungsprozess"). Bereits die ersten Stunden nach der Geburt werden intensiv für das Bonding genutzt. In vielen Geburtskliniken ist es sogar möglich, dass auch Du als Papa im Kreißsaal Hautkontakt zum Baby herstellst, indem Du es auf Deine nackte Brust legst.
Dabei wird das Hormon Oxytocin freigesetzt, eines der sogenannten Glückshormone, das unter anderem die Empathie zwischen Eltern und Kind festigt. Evolutionsbiologisch ist das ein Schlüsselmoment, den Ihr unbedingt auskosten solltet. Die haptische Wahrnehmung und das Fühlen und Riechen gleich nach der Geburt spielen dabei eine wichtige Rolle für Deine Bindung zum Nachwuchs. Das Baby wiederum genießt die Körperwärme von Vater oder Mutter und spürt den vertrauten Herzschlag.
"Känguru"-Vater werden
"Känguru"-Vater werden
Die oben beschriebene Vorgehensweise hat einen Namen: "Känguruhen", eine Methode, die ursprünglich aus der Frühchenversorgung stammt. Auch in den folgenden Wochen solltest Du jede Möglichkeit nutzen, Eurem Kind nahe zu sein und Dich damit zu beschäftigen. Mit einem Tragetuch kannst Du das Baby nahe am Körper transportieren und es auf Deiner Brust schlafen lassen. Die liebevolle Beschäftigung miteinander und Zuneigung werden Eure Beziehung formen und Vertrauen schaffen.
Wichtig ist auch, dass Du auf Laute oder das Weinen des Babys zeitnah, möglichst innerhalb einer halben Minute reagierst, antwortest und so emotionale Präsenz zeigst. Eine starke Bindung zwischen Dir und dem Baby entlastet auch Deine Partnerin, denn Ihr könnt Euch ganz gleichberechtigt um den Nachwuchs kümmern.
Bonding mit Ritualen
Bonding mit Ritualen
Ein wichtiger Bestandteil des Bondings mit dem Baby sind Rituale. Damit kannst Du im Prinzip schon beginnen, bevor es geboren ist: Sing oder lies Mamas Bauch etwas vor. Das kommt Dir im ersten Moment vielleicht etwas sonderbar vor, aber Deine Partnerin wird solche Gesten sicher ebenfalls wertschätzen. Ist das Baby auf der Welt, hast Du noch mehr Möglichkeiten, mit denen Du die Mutter entlasten und zugleich Deine Bindung zum Baby stärken kannst.
- zu Bett bringen
- Windeln wechseln
- baden
- spielen
- Fläschchen geben und füttern
Exkurs: Fläschchen geben für Fortgeschrittene
Exkurs: Fläschchen geben für Fortgeschrittene
Eine gute Methode, den Kontakt mit Eurem Baby zu intensivieren ist, für das leibliche Baby-Wohl zu sorgen. Auch während der Stillzeit kannst Du Deine väterlichen Rituale verinnerlichen, zum Beispiel indem Du Dein Baby anschließend umherträgst und zum Bäuerchen animierst. Ausgestattet mit Löffel und Lätzchen wird das Essen später während der Beikostphase zum „genussvollen“ Vater-Kind-Event.
Wenn die Mahlzeiten nicht (mehr) direkt ab Mamas Brust genossen, sondern im Fläschchen gereicht werden, kannst Du die Versorgung übernehmen. Das entlastet Euch im Alltag, denn Ihr könnt Euch abwechseln, und Du sorgst umsichtig dafür, dass Deine Partnerin sich eine Auszeit nehmen (oder nachts durchschlafen) kann.
- Nimm das Baby so auf dem Arm, dass Ihr Blickkontakt habt und sein Kopf etwas erhöht in Deiner Armbeuge ruht.
- Berühre die Lippen oder das Bäckchen Deines Babys mit dem Sauger des Fläschchens. Das sollte einen Saugreflex auslösen. Versuche nicht, dem Baby den Sauger in den Mund zu stecken; warte, bis es ihn selbst annimmt.
- "Bäuerchen machen": Halte es dazu aufrecht am Körper, mit Blickrichtung über Deine Schulter. Stütze sein Köpfchen dabei behutsam. Warte, bis es ein- oder zweimal leicht aufgestoßen hat. Spucktuch auf der Schulter nicht vergessen – manchmal kommt beim "Bäuerchen" etwas Nahrung wieder hoch.
★ glückskind-Tipp ★ Der Sauger am Fläschchen sollte ein möglichst kleines Loch haben. Das befriedigt zusätzlich zur Sättigung das natürliche Saugbedürfnis, denn die Nahrungsaufnahme dauert dadurch länger.
Kuscheln, kuscheln, kuscheln! Viel Körperkontakt intensiviert die Vater-Kind-Bindung von Beginn an ♥
Ich werde Vater: Elternzeit nehmen?
Elternteile, die in einem Beamten- oder Angestelltenverhältnis berufstätig sind, haben Anspruch auf bis zu drei Jahre Elternzeit. Du bist dabei von der Arbeit freigestellt, erhältst auch keinen Lohn, aber behältst Deinen Arbeitsplatz. Wenn Du Elternzeit nehmen willst, solltest Du das Deinem Arbeitgeber gegenüber früh genug ankündigen, denn der muss natürlich eine Vertretung organisieren können.
Zeitpunkt und Dauer
Zeitpunkt und Dauer
Die Elternzeit kannst Du entweder am Stück direkt ab der Geburt bis zum dritten Lebensjahr nehmen oder Du sparst einen Teil davon für einen späteren Zeitpunkt bis zum achten Lebensjahr des Kindes auf. (Das ist zum Beispiel im Hinblick auf sensible Phasen wie die Einschulung sinnvoll.) Einzelheiten würden an dieser Stelle den Rahmen sprengen, aber hier gibt es einen ausführlichen Ratgeber rund um das Thema Elternzeit.
Wie viele Monate Elternzeit soll ich als Vater nehmen? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, denn hier spielen die individuellen Rahmenbedingungen Eurer Lebensverhältnisse die entscheidende Rolle. Dir muss bewusst sein, dass Ihr zwar Elterngeld beantragen könnt, für die Dauer der Elternzeit jedoch das jeweilige Einkommen entfällt. Ihr müsst also rechnen und kalkulieren, wie es unter Elternzeitbedingungen finanziell für Eure Familie aussieht.
Was ist eine Vater-Kind-Kur?
Was ist eine Vater-Kind-Kur?
Als frischgebackener Vater wird das Thema Vater-Kind-Kur für Dich wahrscheinlich nicht gleich relevant sein. Es ist aber gut zu wissen, dass auch Du als Vater in Familienverantwortung eine dreiwöchige, von der Krankenkasse finanzierte Kur gemeinsam mit Deinem Kind beantragen kannst. Eine solche Kur zu Präventions- und Rehabilitationszwecken ist sinnvoll, wenn Du beispielsweise durch Stress, Erschöpfung und dergleichen an gesundheitliche Belastungsgrenzen gerätst.
Bei einer Vater-Kind-Kur kann Dich ein Kind bis zum Alter von zwölf Jahren begleiten, sofern dessen Versorgung daheim für die Dauer der Kur nicht möglich oder eine Trennung von Dir als Elternteil nicht zumutbar wäre. Die Vater-Kind-Kur ist daher ein Thema, das vor allem alleinerziehende Väter betrifft. Nähere Beratung erhältst Du zum Beispiel beim Müttergenesungswerk. Selbstverständlich muss ein solcher Erholungsbedarf ärztlich attestiert werden.
Fazit
Ich werde Vater – das ist ein freudiges Ereignis, auf das Du Dich mit Deiner Partnerin sorgfältig vorbereiten solltest. Ob Du bei der Geburt selbst anwesend bist, bleibt Dir persönlich überlassen. Ist das Baby jedoch auf der Welt, solltest Du die Möglichkeiten nutzen, mittels Bonding eine intensive Beziehung herzustellen und die Vaterrolle neu zu denken. Elternzeit zu nehmen wäre ein Mittel, die neue Erfahrung als Vater auszukosten und Deine Partnerin beim Umsorgen des Kindes zu unterstützen.
Dein glückskind-Team ♥