Schnuller abgewöhnen: Den Abschied vom Nuckel leicht machen
Für viele Kleinkinder ist der Schnuller ein wichtiger Begleiter: Er schafft Vertrautheit in einer fremden Umgebung, tröstet nach dem Hinfallen oder unterstützt beim Einschlafen.
Grund dafür ist der angeborene Saugreflex, der gerade in den ersten Lebensmonaten stark ausgeprägt ist. Im Laufe der ersten Jahre entwickelt sich das Saugbedürfnis aber zurück und besteht meist gegen Ende des dritten Lebensjahres nicht mehr.
Trotz schwindendem Bedürfnis ist es aber in den meisten Fällen nötig, den Schnuller abzugewöhnen. In den Monaten mit dem trostspendenden Nuckel ist er für Dein Kind zu einer Gewohnheit geworden. Diese abzulegen, kann für Eltern durchaus zu einer Herausforderung werden. Zum Glück gibt es heutzutage vom Feenbesuch bis zur Abschiedsfeier viele Rituale, die den Abschied leichter und für alle friedlicher machen.

Den Schnuller abzugewöhnen ist manchmal gar nicht so einfach. © belchonock, iStock
Gute Gründe: Nuckel abgewöhnen für gerade Zähne
Auch wenn das Saugen für Babys ein Bedürfnis ist, ist es für die Zähne besser, frühzeitig den Nuckel abzugewöhnen. Je nachdem, wie lange und intensiv der Schnuller genutzt wird, kann sein Einsatz zu Fehlstellungen der Zähne führen. Deshalb lohnt es sich auch, den Schnuller schleichend abzugewöhnen, also z.B. nur noch abends zum Schlafen anzubieten. Jede Verkürzung der Zeit mit Schnuller verringert die Schwere eventueller Zahnfehlstellungen deutlich.
Bei diesen Fehlstellungen sind zwei Probleme besonders weit verbreitet: Der sogenannte lutschoffene Biss und Fehlstellungen der bleibenden Zähne. Beim lutschoffenen Biss schieben sich die Schneidezähne im Ober- und Unterkiefer zur Seite, um dem Nuckel Platz zu machen. Diese fehlerhafte Zahnstellung kann Kieferfehlstellungen nach sich ziehen und diese wiederum Schluckprobleme zur Folge haben. Während sich die Milchzähne nach dem Schnuller Abgewöhnen recht unkompliziert innerhalb von ca. sechs Monaten von alleine wieder in die vorgesehene Position bewegen, erfordert das Problem bei bleibenden Zähnen eine aktive Behandlung, beispielsweise durch einen Kieferorthopäden.
Auch Logopäden und Sprachtherapeuten weisen immer wieder daraufhin, dass sich zu spätes Schnuller entwöhnen negativ auf die Sprachentwicklung auswirken kann. Insbesondere S- und Z-Laute bereiten dann Schwierigkeiten, sodass Sprachstörungen wie etwa Lispeln auftreten. Doch auch hier gilt: Je früher eine Reduzierung der Schnuller-Zeit beginnt und die Entwöhnung eingeläutet wird, desto besser. Die Zischlaute gehören nämlich zu den kompliziertesten im Spracherwerb und werden deshalb oft auch erst nach dem dritten Lebensjahr von den Kindern geübt und artikulatorisch perfektioniert.
Der richtige Zeitpunkt: Wann sollte man seinem Kind den Schnuller abgewöhnen?
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. rät zum Entwöhnen nach dem siebten Lebensmonat, da sich in dieser Entwicklungsphase in der Regel der Saugreflex zurückbildet und ein höheres Bedürfnis zu kauen entsteht. Natürlich treffen diese Angaben nicht auf alle Kinder gleichermaßen zu: Manche Babys haben ein höheres Saugbedürfnis und dadurch auch den Wunsch nach einem Schnuller.
Das vom Berufsverband empfohlene Alter von sieben Monaten bis ca. einem Jahr ist dennoch in den meisten Fällen ein guter Zeitpunkt, um mit der Entwöhnung zu beginnen. Wenn Du die Entwöhnung sanft beginnen möchtest, empfiehlt es sich, zunächst das eigene Verhalten zu ändern: Biete Deinem Kind den Nuckel in stressfreien Alltagssituationen nicht mehr an, so kann er auch nicht zum Gewohnheitsgegenstand werden.
Spätestens zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr solltest Du Dein Kind in jedem Fall dabei unterstützen, den Nuckel endgültig abzugeben, raten die meisten Experten. Der dritte Geburtstag ist Eltern hier eine gute Orientierung als spätester Zeitpunkt für die Entwöhnung.
Die größte Herausforderung besteht beim Abgewöhnen des Schnullers aber wohl darin, dass das Kind danach nicht zum Daumenlutschen wechselt. Denn natürlich können auch dabei Zahnfehlstellungen und logopädische Probleme entstehen; das Abgewöhnen des Daumenlutschens gestaltet sich aber deutlich schwieriger als das Entwöhnen vom Schnuller.
Sanfter Abschied: Mit diesen Tipps gelingt er leichter
Ja, es gibt sie, die Eltern, deren Kinder den Sauger von vornherein verschmähen oder ihn selbst frühzeitig ablehnen. Sie sind allerdings eher die Ausnahme. Für alle anderen gilt es, für das Schnuller Abgewöhnen den Weg zu finden, der für die ganze Familie am besten geeignet ist.
Präventiv ist es sinnvoll, den Schnuller gar nicht erst allzu häufig zum Einsatz kommen zu lassen. Wer von Beginn an verschiedene Wege ausprobiert, das Baby zu beruhigen, und den Schnuller eher als letzte Trost-Chance behält, wird davon auch später profitieren. Wenn Du im zunehmenden Kleinkind-Alter bereits darauf achtest, dass der Schnuller nicht mehr im Dauergebrauch ist, sondern z.B. nur noch zum Einschlafen verwendet wird, wird Dein Kind die letztendliche Entwöhnung auch leichter fallen. Diese schrittweise Entwöhnung sollte aber in jedem Fall in Absprache mit dem Kind erfolgen. Je mehr es direkt in den Prozess einbezogen ist, desto leicht wird ihm der Abschied fallen.
Doch ganz gleich, wie gut Du Dich auf die Entwöhnung vorbereitest: Es wird eine Herausforderung. Deshalb empfiehlt es sich, den Zeitpunkt so zu wählen, dass Du genug Geduld und Nerven aufbringen kannst, um auch die ersten turbulenteren Tage des schmerzlichen Vermissens gut meistern kannst.
Tschüss, Nucki! - Rituale können helfen
Gewohnheiten abzulegen ist nicht leicht. Es gibt eine Reihe von Ritualen rund ums Schnuller-Abgewöhnen, die Dir und Deinem Kind die Trennung erleichtern können. Dazu zählen zum Beispiel:
- Schnullerfee: Ähnlich wie die altbekannte Zahnfee holt sie sich in der Nacht den Schnuller ab und lässt zum Dank ein kleines Geschenk zurück.
- Schnullerbaum: Diese Tradition kommt aus Dänemark und existiert dort schon seit den 1920er Jahren. Bei diesem Abschiedsritual hängen die Kleinen ihren Nuckel zeremoniell an den Schnullerbaum, der an einem öffentlich zugänglichen Ort steht. Dieser wird von nun an auf den geliebten Nucki aufpassen - und wenn die Sehnsucht zu groß wird, kann man ihn besuchen gehen. Da sich diese Idee auch in Deutschland steigender Beliebtheit erfreut, gibt es diese besonderen Bäume auch hier immer wieder zu entdecken. Die genauen Standorte sind leicht im Internet zu finden.
- Kinder- und Zahnärzte: Da sie die Gesundheit der Kleinen im Blick haben, sind sie häufig gerne bereit, als Verbündete beim Schnuller-Abgewöhnen zu helfen. In diesem Fall wird der Sauger beim regulären Arztbesuch abgegeben und sicher in einer Schublade verwahrt. Das Kind bekommt dafür ein Geschenk ausgehändigt. Wichtig ist hierfür natürlich, das vorher mit der Praxis abzusprechen.
- Verschenken: Gibt es beispielsweise im Bekanntenkreis ein Neugeborenes, kann das Kind den Schnuller an das jüngere Baby, das ihn dringender braucht, weitergeben. Diese (symbolische) Weitergabe hilft dem Kind, sich zu verabschieden, da es den geliebten Nucki in guten Händen weiß.
- Schnuller-Abschiedsfest: Fällt das Loslassen des Nuckels besonders schwer, kann eine kleine Feier im engeren Familienkreis helfen, bei der sich das Kind von seinem Schnuller offiziell verabschiedet.
- Urlaub: Die neue Umgebung und die vielen bunten Eindrücke können das Kleinkind schnell davon ablenken, den Schnuller zu verlangen. Auch die Eltern haben hier oft die nötige Gelassenheit für den Übergang. Nach der Rückkehr aus dem Urlaub ist der Schnuller zu Hause meist auch vergessen. Wichtig ist dabei jedoch, dass Du vor Reiseantritt alle Schnuller aus Deinem Haushalt entfernst.
- Alternative geben: Wenn die ersten Zähne kommen, bietet sich eine praktische Gelegenheit, den Schnuller abzugewöhnen. Anstelle des Nuckels kann dann ein Beißring gegeben werden, um Kaureflex zu fördern.
- Geschichten: Vorlesen ist für Kinder in vielerlei Hinsicht förderlich. Wenn es in dem Bilderbuch um das Schnuller Abgewöhnen geht, wird das Interesse am Thema geweckt und dem Nachwuchs ein Weg gezeigt, wie es funktionieren kann. Außerdem lernt es, dass der Abschied vielen schwerfällt.
Kein Patentrezept: Nutze die Lösung, die am besten zu Deiner Familie passt
Jedes Kind hat sein eigenes Entwicklungstempo und eigene Bedürfnisse. Eltern müssen hier Fingerspitzengefühl beweisen, denn für manche Kinder ist es ein großer Schritt, den Schnuller abzugeben. Regelmäßiges Ermutigen und Loben kann den Prozess erleichtern und für alle ein bisschen entspannter machen.
Früher genutzte, radikale Schritte, wie das Einstechen oder Abschneiden des Saugers, um ihn unbrauchbar zu machen, sind dagegen nicht hilfreich. Gleiches gilt für das heimliche Wegwerfen oder Verstecken des Schnullers. All diese Ratschläge, die Omas und Tanten vielleicht schnell zur Hand haben, beziehen das Kind nicht in den Prozess ein. Da der Nuckel aber ein verlässlicher Begleiter und Tröster in den zurückliegenden Lebensmonaten war, sollte das Kind auf jeden Fall die Chance bekommen, sich richtig zu verabschieden.
Ganz gleich ob Schnullerfee, schlichte Vereinbarungen oder eine große Feier: Mit einem Ritual können sich die Kleinen leichter vom Schnuller lösen. Eltern sollten in jedem Fall geduldig und einfühlsam bleiben und genau beobachten, welche Unterstützung ihr Kind braucht.
Dein glückskind-Team ♥