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Fragen zum Stillen: Hebamme Kerstin Lüking antwortet

Drei Frauen stehen vor dem Stillregal bei dm

Live-Fragestunde zur Weltstillwoche in einem Ettlinger dm-Markt: von links Hebamme Kerstin Lüking, Moderatorin Kimsy von Reischach und Hildegard Höpfner, Babyexpertin bei dm.

Weiß ein Baby, wie Stillen geht? Wie können Väter ihre Partnerin am besten unterstützen? Müssen Babys wirklich immer Bäuerchen machen? Die Zuschauer der Live-Instagram-Veranstaltung zur Weltstillwoche haben die Gelegenheit genutzt und jede Menge Fragen an Hebamme Kerstin Lüking gerichtet. Das Interesse war so groß, dass unsere Expertin aus Emmendingen gar nicht auf alle Fragen eingehen konnte. Dafür steht Kerstin Lüking in unserem glückskind-Beitrag noch einmal Rede und Antwort.

Das Live-Video zur Weltstillwoche ist in einem Ettlinger dm-Markt nach Ladenschluss entstanden. Hier kannst Du Dir die ganze Live-Instagram-Veranstaltung mit Hebamme Kerstin Lüking anschauen:

Noch Fragen? Weitere wichtige Aspekte von anfänglichen Stillproblemen bis hin zu Fragen des Abstillens kannst Du im Beitrag nachlesen:

Mehr Schlaf dank Abpumpen?

Unser Baby kommt bald zur Welt. Wir überlegen, ob ich Milch abpumpe und mein Mann nachts das Fläschchen gibt, damit ich schlafen kann...

Kerstin Lüking: Bitte beachte, dass Abpumpen auch „Arbeit“ und vor allem zeitintensiv ist. Ich persönlich würde die Variante vorziehen, nachts zu stillen. Das Hormon Prolaktin lässt uns Frauen gut wieder in den Schlaf kommen. Einem Mann fehlt dieses Hormon. Er hängt dann tagsüber in den Seilen und kann seine Frau nicht mehr richtig unterstützen. Durch das zusätzliche Abpumpen kann man durchaus auch mal eine vermehrte Milchbildung auslösen, was dann wieder einen Milchstau nach sich ziehen kann. Meine Empfehlung ist daher, nachts zu stillen und den Papa schlafen zu lassen. Am Tag übernimmt dann der Papa das Kind, und die Frau kann sich ausruhen.

Stillprobleme & Babys Verhalten

Mein Baby sucht die Brustwarze, bekommt sie aber nicht richtig zu fassen. Woran liegt das?

Kerstin Lüking: Sollte das Problem bestehen, dass Deine Brustwarze zu flach ist, könnte man einen Brustwarzenformer ausprobieren, den es in der Apotheke gibt. Bitte achte auch auf die Stillposition und vor allem die Position des Köpfchens: Ist es auf gleicher Höhe wie die Brust? Hat das Baby den Mund weit genug geöffnet? Ist eventuell das Zungenbändchen zu kurz? Kurzfristig könntest Du auch ein Stillhütchen ausprobieren.

Mein Baby ist zu früh auf die Welt gekommen und zu schwach, um richtig an der Brust zu trinken. Was kann ich tun?

Kerstin Lüking: Du könntest mit einer elektrischen Pumpe Muttermilch abpumpen und Deinem Baby über ein Brustfütterungsset (in Apotheken erhältlich) zugeben. Du legst das Baby an die Brust mit dem Brustfütterungsset an. Es saugt an der Brust und zieht sich die Milch aus den feinen Schläuchen, die an der Brust angeklebt sind. Da reicht es schon, ganz zaghaft zu saugen. Probiere immer wieder, vor allem in ruhigen und entspannten Momenten, Dein Kind anzulegen.

Ich habe seit einiger Zeit immer wieder starke Schmerzen beim Stillen. Ist das normal?

Kerstin Lüking: Normal sind Schmerzen beim Stillen eigentlich nicht. Es gibt einen „Ansaugschmerz“, der einige Sekunden nach Stillbeginn wieder abklingt. Ansonsten sollten Mütter Schmerzen immer abklären lassen. Bitte suche eine Hebamme oder eine Stillberaterin auf. Es könnte zum Beispiel an Deiner Anlegetechnik liegen. Vielleicht hast Du auch wunde Brustwarzen, die bis in die Brust schmerzhaft ausstrahlen. Auch eine verspannte Brustmuskulatur kann zu Schmerzen führen. Ein Besuch beim Physiotherapeuten kann hier sehr hilfreich sein.

Plötzlich verweigert mein 10 Monate altes Baby den Brei, und ich muss wieder voll stillen. Was kann ich tun?

Kerstin Lüking: Zunächst finde ich es nicht schlimm, wenn ein Baby erst mal wieder zur Brust zurück will. Mache eine kleine Pause von einer Woche und versuche es dann erneut mit der Beikost. Probiere auch mal Birnenkompott aus. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass kleine Breiverweigerer Birne lieben und man sie dann gut auch an andere Breie heranführen kann.
Oder versuche es einmal mit Baby-led weaning. Hier wird die Beikost nicht zu Brei püriert, sondern das Baby erhält sie als Fingerfood. Manche Kinder kommen damit besser zurecht.

Milchbildung & Milchversorgung

Wie kann ich die Milchbildung anregen?

Kerstin Lüking: An der Milchbildung und am Milchspendereflex sind maßgeblich die Hormone Prolaktin und Oxytocin beteiligt. Sie werden ausgeschüttet, wenn man das Baby regelmäßig und ausreichend lang anlegt, und nicht etwa durch Malzbier & Co. Bockshornklee kann als Präparat aus der Apotheke oder als Inhaltsstoff im Stilltee nachweislich die Muttermilchmenge beeinflussen. Hilfreich ist zudem, auf eine regelmäßige gute und ausgewogene Ernährung zu achten. Gute Nährstoffquellen in der Stillzeit sind unter anderem Hühnerbrühe, rotes Fleisch, gedünstetes Gemüse, Haferflocken, Fisch, Nüsse und Trockenfrüchte. Eine Stillende kann die Milchbildung auch dadurch anregen, dass sie zum Beispiel alle drei Stunden für 20 Minuten mit einer elektrischen Pumpe an beiden Brüsten Milch abpumpt. Auch beim Abpumpen werden die Hormone Oxytocin und Prolaktin freigesetzt. Ich empfehle außerdem, die Schilddrüsenwerte bestimmen zu lassen. Ich erlebe es oft, dass Stillende eine nicht behandelte Schilddrüsenunterfunktion haben. Das kann einen Einfluss auf die Stillhormone und damit die Milchmenge haben.

Wie kann ich die Milchbildung reduzieren?

Kerstin Lüking: Bei zu viel Milch kann es helfen, dem Baby nur eine Brust anzubieten. Dadurch wird die Milchbildung oft reduziert. Achte darauf, dass sich an der anderen Brust kein Milchstau bildet, wenn Du daran ein paar Stunden nicht gestillt haben. Bei starkem Spannungsgefühl solltest Du die Brust per Hand entleeren, also sanft ausstreichen, bis das Spannungsgefühl nachlässt.
Probiere auch gegen die Schwerkraft zu stillen: Lehne Dich sich im Sofa weit nach hinten und lege Dir das Baby zum Stillen auf den Bauch. Man nennt das „intuitives Stillen“. Außerdem kannst Du den Still-BH an den Riemchen etwas enger stellen. Er drückt die Brust leicht gegen den Brustkorb, was die üppige Milchproduktion bremsen kann. Wenn es angenehm ist, kannst Du die Brust auch kühlen. Ich habe auch gute Erfahrungen mit Salbeitee gemacht: Zwei Tassen am Tag können helfen, die Milchmenge zu drosseln.

Bekommt mein Baby genug Milch?

Kerstin Lüking: Nimmt Dein Baby zu? Hat es 5–6 nasse Windeln am Tag? Hat es auch zufriedene Phasen? Ist der Stuhlgang gelb? Wenn er grünlich ist, kann das ein Zeichen dafür sein, dass das Baby zu wenig von der fetthaltigen Hintermilch bekommt. Wenn Du eine Hautfalte Deines Babys hochhebst, sollte sie sofort wieder verschwinden und nicht stehen bleiben, wenn Du sie loslässt. Kannst Du diese Fragen größtenteils bejahen? Dann bekommt das Baby in der Regel alles, was es braucht.

Wie oft soll ein Baby trinken?

Kerstin Lüking: Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden und ca. 170–200 g pro Woche zunehmen. Es gibt Babys, die sehr schnell und viel trinken. Diese Kinder werden länger satt sein. Und es gibt die „gemütlichen“, diese Kinder trinken eher langsamer und etwas weniger, dafür wollen sie aber öfter an die Brust. Beide Varianten sind völlig in Ordnung.

Stillrhythmus & Stilldauer

Wir finden einfach keinen Stillrhythmus. Mein 12 Wochen alter Sohn will fast stündlich an die Brust und schreit schrill, wenn es nicht schnell genug geht. Anschließend spuckt er und hat Blähungen. Was kann ich tun?

Kerstin Lüking: Manche Babys trinken sehr schnell und hektisch und schlucken viel Luft dabei. Versuche, die Milch vor dem Stillen etwas auszustreichen oder die Brust zum Beispiel mit einem lauwarmen Kirschkernsäckchen anzuwärmen, damit es keinen „Springbrunnen“ gibt. Und lege Dein Baby an, wenn es noch nicht so heißhungrig und wütend ist. Vielleicht schaffst Du es, Deinen Sohn 15 bis 20 Minuten trinken zu lassen, danach macht er bestimmt eine längere Stillpause. Dadurch und indem er ruhiger trinkt, wird es mit dem Spucken und den Bauchschmerzen meist besser.

Ist es normal, dass ein 5 Monate altes Baby noch stündlich gestillt werden will?

Kerstin Lüking: Gegenfrage: Kann es sein, dass Dein Baby nur sehr kurz an der Brust trinkt? Dann ist es nicht ungewöhnlich, wenn es jede Stunde an die Brust möchte. Vielleicht kannst Du es dazu animieren, länger an der Brust zu trinken. Beim Stillen ist die Milch zu Beginn eher wässrig, später fetthaltiger und nahrhafter. Es kann hilfreich sein, Babys, die häufig nur kurz trinken, zu längerem Stillen zu animieren.

Wie lange sollte ich mein Baby stillen?

Kerstin Lüking: Jede Frau sollte für sich selbst entscheiden, wie lange sie stillen möchte. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, die ersten sechs Monate voll zu stillen und bis über das zweite Jahr hinaus nach Bedarf. Auch wenn Du nur kurze Zeit stillst, ist es für das Baby in jedem Fall wertvoll. Wann es Zeit ist zum Abstillen, bestimmen Mutter und Kind. Viele Kinder stillen sich auch selbst ab, wenn sie Beikost bekommen oder ein Geschwisterkind unterwegs ist.

Ich stille nachts noch sehr häufig und möchte abstillen. Haben Sie einen Tipp?

Kerstin Lüking: Du kannst Deinem Baby nachts Tee oder Wasser anbieten, wenn es schreit. Eventuell kann diesen Part auch Dein Partner übernehmen. Oft tun sich die Kinder leichter mit Abstillen, wenn die Mutter nicht in Reichweite ist, da sie mit Mama immer das vertraute Trinken an der Brust verbinden. Wenn die Brust spannen sollte, kannst Du sie sanft mit der Hand ausstreichen.

Ich muss aus gesundheitlichen Gründen schnell abstillen. Wie mache ich das am besten?

Kerstin Lüking: Streiche Deine Brust sanft von Hand aus, bis das Spannungsgefühl nachlässt, und kühle sie. Du kannst beispielsweise Quark auf ein Mulltuch streichen und auf die Brust legen. Trinke reichlich Salbeitee.

Ernährung & Beikost

Ich habe letzte Woche mit Beikost angefangen und möchte zum Brei noch Wasser oder Tee anbieten, aber mein Kind spuckt das Getränk aus. Ich habe Angst, dass es Verstopfung bekommt. Wie kann ich es zum Trinken animieren?

Kerstin Lüking: Biete Deinem Baby das Getränk in unterschiedlichen Bechern an, zum Beispiel im Fütterungsbecher von medela oder in einem Trinklernbecher. Manchmal muss man verschiedene Varianten ausprobieren, bis man den Lieblingsbecher seines Kindes gefunden hat. Dann trinkt es auch gut.

Mein Baby wird voll gestillt und hat nur ganz selten Stuhlgang. Bekommt es jetzt womöglich Verstopfung, wenn ich ihm Beikost zufüttere?

Kerstin Lüking: Gestillte Kinder haben in den ersten vier Wochen relativ häufig Stuhlgang. Er kann cremig gelb bis wässrig aussehen. Die Häufigkeit ändert sich nach ca. einem Monat, und es kann sein, dass ein gestilltes Baby bis zu 14 Tage lang keinen Stuhlgang hat. Bei Flaschenkindern sollte der Stuhlgang hingegen alle zwei Tage erfolgen. Wenn Du dem Baby Beikost fütterst, gebe ihm ab und zu Birnenmus, das den Stuhlgang auflockert.

Stillen und Gesundheit

Was muss ich beim Stillen beachten, wenn ich eine Erkältung habe? Welche Medikamente sind stillverträglich?

Kerstin Lüking: Eine Erkältung kann man schon bei den ersten Anzeichen gut mit naturheilkundlichen Präparaten behandeln. Um das Baby muss man sich zunächst keine Sorgen machen, es bekommt über die Muttermilch Antikörper mit auf den Weg, sodass es den Infekt, wenn überhaupt, nur in verminderter Form durchmacht. Was die weitere Medikamenteneinnahme betrifft, kannst Du Dich zum Beispiel auf embryotox.de  informieren. Wichtig: Nehme in der Stillzeit nur nach Rücksprache mit Deiner Hebamme, Deinem Arzt oder Apotheker Medikamente ein. Dann bist Du auf der sicheren Seite.

Dein glückskind-Team