Stillprobleme meistern

Bei Stillproblemen ist die Hebamme besonders in der ersten Zeit nach der Geburt eine wichtige Ansprechpartnerin. © jgaunion, iStock
Muttermilch ist die beste Nahrung für Babys: Sie enthält alle für die Entwicklung notwendigen Nährstoffe in optimaler Zusammensetzung, ist wohltemperiert und dazu noch kostengünstig. Doch Stillen ist – gerade zu Beginn – nicht immer einfach. Bei vielen Frauen kommt es zu typischen Stillproblemen wie wunden Brustwarzen, Milchstau oder Brustentzündungen, die häufig zu einem frühzeitigen Abstillen führen. Das ist schade, denn mit den richtigen Tipps und Hilfestellungen einer Hebamme kann auch ein holpriger Stillstart in eine harmonische Stillbeziehung münden.
Stillschwierigkeiten: Verschiedene Ursachen
Stillschwierigkeiten treten viel häufiger auf als gemeinhin angenommen wird. So werden junge Mütter von erfahrenen Frauen oft gefragt: “Und? Klappt es mit dem Stillen?” – und das nicht ohne Grund. In der Vorstellung ist das Füttern mit der Brust etwas besonders Natürliches und somit vermeintlich “einfach”. Dies ist mitnichten so.
Selbst wenn es nicht zu Stillschwierigkeiten kommt, ist das Stillen für den Körper und die Psyche einer Frau eine Herausforderung und mit Anstrengung verbunden. Doch wer sich mit den verschiedenen Ursachen von Stillproblemen und Stillschwierigkeiten auseinandersetzt, sich Hilfe von der Hebamme oder einer Stillberaterin holt, dem ist möglicherweise sehr schnell geholfen. Und plötzlich ist sie da: Eine schöne Stillbeziehung, die “einfach” und unkompliziert ist. Mit all ihren praktischen und gesundheitlichen Vorteilen des Stillens.
Übersicht Stillprobleme
Wunde Brustwarzen
Wunde Brustwarzen
Wunde Brustwarzen zählen zu den häufigsten Anfangsschwierigkeiten beim Stillen und führen immer wieder zu vorzeitigem Abstillen. Gerade in der ersten Zeit nach der Geburt sind die Brustwarzen meist sehr empfindlich und müssen sich erst an die Beanspruchung durch das Stillen gewöhnen. Viele Frauen empfinden in dieser Phase das Ansaugen des Babys zu Beginn der Stillmahlzeit als unangenehm oder schmerzhaft – auch wenn das Baby korrekt saugt und richtig angelegt ist. In der Regel lassen die Schmerzen während der Stillmahlzeit nach. Sie werden innerhalb der ersten Woche immer weniger, bis sie schließlich ganz verschwinden. Doch wenn Brustwarzen stark schmerzen, gerötet sind oder offene, blutende Stellen aufweisen, muss schnell nach der Ursache gesucht werden. Denn durch Risse können leicht Bakterien eindringen und Infektionen nach sich ziehen.
Mögliche Ursachen für wunde Brustwarzen:
In den meisten Fällen hat das Baby die Brustwarze nicht richtig im Mund beziehungsweise nicht tief genug in den Mund gesogen. Gerade in den ersten Tagen nach der Geburt sind die Brüste durch den Milcheinschuss prall gefüllt. Entsprechend sind die Brustwarzen mitsamt Warzenhof für das Baby nur schwer zu fassen. So kommt es, dass der Säugling an den falschen Stellen Druck auf die Brustwarzen ausübt und diese wund werden. In diesem Fall ist es wichtig, gemeinsam mit der Hebamme die Anlegetechnik und das Saugen des Babys zu überprüfen. Auch wenn fast immer eine falsche Anlegetechnik für wunde Brustwarzen verantwortlich ist, können im Einzelfall auch andere Ursachen zugrunde liegen – zum Beispiel ein zu kurzes Zungenbändchen beim Kind oder Brustwarzen, die das Kind nur schwer fassen kann. Spreche unbedingt mit Deiner Hebamme. Meist sind dies keine Gründe, um abzustillen. Mit einer guten Anlegetechnik ist Stillen selbst über Hohlwarzen möglich.
Korrektes Anlegen und Saugen
Schaffe eine ruhige und entspannte Stillatmosphäre und setze Dich bequem hin. Eine gute Sitzposition ist sehr wichtig. Beuge Dich nicht über das Kind. Dies führt nach kurzer Zeit zu Rückenschmerzen. Fasse Deine Brust im C-Griff. Dabei liegt der Zeigefinger an der Unterseite Deiner Brust an, der Daumen an der Oberseite. Durch leichten Druck der Finger kann die Brust geformt und geführt werden. Berühre die Lippe des Babys mit Deiner Brustwarze. Öffnet das Baby den Mund weit, führe es dicht an die Brust und lasse das Baby „andocken“. Beim Anlegen muss der Mund des Babys weit geöffnet sein, damit es beim Trinken Brustwarze und Brustwarzenhof umfasst. Beim Trinken sind beide Lippen aufgeschürzt, Dein Kind macht einen „Fischmund“. Wenn Du hörst, wie das Baby saugt und schluckt und Kiefer und Ohren sich dabei bewegen, ist alles in Ordnung. Ziehe Dein Kind niemals einfach von der Warze ab, sondern unterbrich den Unterdruck, indem Du Deinen Finger in den Mundwinkel schiebst.
Hilfe bei wunden Brustwarzen:
Wenn es nach anfänglichen Startschwierigkeiten bei Dir mit dem Anlegen klappt, dann sollten wunde Brustwarzen allmählich heilen. Folgende unterstützende Tipps und Maßnahmen verschaffen Linderung:
- Reagiere bereits auf die ersten Hungerzeichen Deines Kindes. So wird die Anlegesituation nicht unnötig hektisch, und Du kannst den Säugling in Ruhe korrekt an die Brust anlegen.
- Wechsle häufig die Stillposition (z. B. Wiegegriff, Rückengriff, Liegehaltung), um eine einseitige Beanspruchung der wunden Brustwarzen zu vermeiden.
- Lasse Dein Kind häufiger, dafür aber kürzer (maximal 10–15 Minuten) an der Brust mit wunder Brustwarze trinken. Zu lange Stillpausen machen die Brust prall und schwerer fassbar für Dein Kind.
- Wunde Brustwarzen schmerzen meist, bis der Milchspendereflex beim Stillen ausgelöst wird. Leichte Massagen und warme, feuchte Tücher direkt vor dem Anlegen regen die Durchblutung in der Brust an und sorgen dafür, dass die Milchgänge geweitet sind. Das erleichtert das Auslösen des Milchspendereflexes. Wenn nur eine Brustwarze betroffen ist, kann man das Baby bis zum Einsetzen des Milchspendereflexes an der nicht betroffenen Brust anlegen und danach zur betroffenen Brust wechseln.
- Lasse nach dem Stillen etwas Muttermilch an der Luft auf der Brustwarze trocknen. Dies wirkt entzündungshemmend und fördert die Wundheilung.
- Kompressen mit bio-aktivem Gel können zwischen den Stillmahlzeiten auf wunde, gereizte Brustwarzen gelegt werden. Sie wirken beruhigend und können den Heilungsprozess unterstützen. Brustwarzensalben können ebenfalls zur Heilung beitragen. Die speziellen Salben bestehen in der Regel aus natürlichem Wollfett (Lanolin), das noch Luft an die Brust lässt und dadurch eine feuchte Wundheilung ermöglicht.
- Lasse zuhause den Still-BH für einige Zeit weg. Durch das Tragen des Still-BHs werden die Brustwarzen abgeknickt, so dass die Durchblutung vermindert werden kann.
- Bei äußerst schmerzhaften Fällen kann ein stillverträgliches Schmerzmittel vorübergehend Erleichterung verschaffen. Sprich über medizinische Abhilfe mit Deiner Hebamme, mit Deinem Arzt oder Apotheker.
Falls Deine Brustwarzen trotz richtigen Anlegens und Saugens nicht heilen, solltest Du einen Frauenarzt aufsuchen, um eine behandlungsbedürftige Infektion mit Bakterien oder Pilzen oder andere Hautkrankheiten auszuschließen.
Milchstau und Brustentzündung
Milchstau und Brustentzündung
Ob im Wochenbett, in der gesamten Stillzeit oder beim Abstillen – ein Milchstau gehört zu einem der häufigsten Stillprobleme. Bei einem Milchstau kann die Milch in den Brustarealen nicht richtig abfließen. Es kommt zu einer Brustverhärtung. Die Brust schmerzt, ist stellenweise geschwollen und knotig, die Haut gerötet und warm. Fieber und Gliederschmerzen sind weitere Symptome, die hinzukommen können.
Mögliche Ursachen für Milchstau:
- Unzureichende Entleerung der Brust
Ein Milchstau kann entstehen, wenn die Milchgänge nicht richtig entleert werden. Dies passiert oft zu Beginn der Stillbeziehung, wenn sich die meist reichliche Milchproduktion nach dem Milcheinschuss noch nicht auf den Bedarf des Babys eingependelt hat oder wenn der Säugling nicht korrekt angelegt ist, nicht richtig saugt oder zu selten und zu kurz gestillt wird. - Blockierte Milchgänge
Ein Milchstau kann auch entstehen, wenn feste Partikel wie zum Beispiel Fettklümpchen Milchgänge verschließen oder wenn ein zu enger Still-BH den Milchfluss blockiert. - Beeinträchtigung des Milchspendereflexes
Stress und Erschöpfung beeinträchtigen den Milchspendereflex in der Brust und können zu einem Milchstau führen.
Hilfe bei Milchstau:
- Weiter stillen
Bei einem Milchstau denken viele Frauen, dass sie abstillen müssen. Das Gegenteil ist der Fall: Lege das Baby möglichst häufig an, damit die Milch fließen kann, und mache keine allzu langen Stillpausen. Stille zuerst die betroffene Brust, bis das Kind gesättigt ist. Lege das Baby dabei so an, dass sein Kinn zur betroffenen Stelle zeigt. Dort ist der Sog am größten, und dieser Bereich wird am effektivsten entleert. - Vor dem Stillen wärmen, nach dem Stillen kühlen
Damit die Milch besser fließen kann, wärme die betroffene Brust etwa 15 Minuten vor dem Stillen mit einer warmen Kompresse oder einem warmen Thermopad an. Zusätzlich kannst Du das betroffene Drüsengewebe entlasten, indem Du Deine Brust mit der Hand in Richtung Brustwarze ausstreichst oder mithilfe einer Milchpumpe entleerst.
Nach dem Stillen sollte der Bereich mit kalten Kompressen oder einem kalten Thermopad gekühlt werden. Dies drosselt die Milchbildung und gibt der Brust Zeit, sich zu erholen. - Sich Ruhe gönnen
Gönne Dir Ruhe und bleibe im Bett. Suche Dir Unterstützung, damit Du Dein Kind in Ruhe anlegen kannst.
Unbehandelt kann ein Milchstau zu einer Brustentzündung (Mastitis) führen. Auslöser sind häufig Bakterien, die über kleine Risse in der Brustwarze eindringen. Die betroffenen Frauen fühlen sich krank und unwohl, Bereiche der Brust sind ähnlich wie beim Milchstau gerötet, geschwollen und verhärtet. Die Brust fühlt sich heiß an und bereitet große Schmerzen. Hinzu kommen grippeähnliche Symptome wie hohes Fieber oder Gliederschmerzen. Bessern sich die Symptome nicht innerhalb von 24 Stunden, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht und die Infektion mit einem stillverträglichen Antibiotikum wirksam behandelt werden. Ein Abstillen ist in der Regel nicht notwendig.
Zu wenig Muttermilch
Zu wenig Muttermilch
Zu wenig Muttermilch zu haben, ist eine Angst, die viele Frauen umtreibt, und häufiger Grund fürs Zufüttern oder vorzeitiges Abstillen. Dabei ist dies in den allermeisten Fällen unbegründet. Dass eine Frau wenig Drüsengewebe besitzt und dadurch nicht genug Muttermilch bereitstellen kann, ist nur sehr selten der Fall. Und selbst dann kannst Du weiter stillen und zusätzlich zufüttern, denn auch das sogenannte „Teilstillen“ ist wertvoll für das Kind.
Folgende Beobachtungen verunsichern viele Stillende und werden oft fälschlicherweise als Anzeichen für das Vorhandensein von zu wenig Muttermilch interpretiert:
- Wenig Muttermilch nach der Geburt
In den ersten Stunden und Tagen nach der Geburt erhält der Säugling zunächst sehr kleine Mengen der sogenannten Vormilch (Kolostrum). Sie ist extrem nahrhaft und enthält für das Baby wichtige Abwehrstoffe. Erst mit dem Milcheinschuss wenige Tage nach der Geburt wird das Kolostrum durch reife Muttermilch ersetzt, die das Baby in zunehmend größeren Mengen zu sich nimmt. - Kleinere Brüste nach Milcheinschuss
Die Brüste werden kleiner, weniger prall und „laufen nicht mehr aus“, wenn sich in den ersten Wochen nach der Geburt die Milchmenge auf den Bedarf des Babys eingependelt hat. Dies wird von Stillenden häufig als Nachlassen der Milchbildung interpretiert. Eine Ursache der weicheren Brust ist aber auch der Rückgang des Gewebeödems bei der Mutter. Dadurch wird die Brust wieder weicher und für die Mutter erträglicher, die Milchmenge bleibt davon aber unbeeinflusst. - Unzufriedenes Baby nach dem Stillen
Wenn das Baby an der Brust weint oder kurze Zeit nach dem Stillen wieder unzufrieden ist, vermuten viele Stillende fälschlicherweise, dass ihr Kind nicht mehr satt wird. Auch in den Abendstunden beim sogenannten Clusterfeeding trinken viele Babys kurz, pausieren, schlafen vielleicht ein und wollen nach kurzer Zeit wieder an die Brust. Das ist jedoch völlig normal und hat nichts mit Milchmangel zu tun.
Grundsätzlich passt sich die Milchmenge nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage dem Bedarf des Säuglings an. Das heißt, je mehr Muttermilch ein Kind trinkt, desto mehr wird nachgebildet. Wenn eine Mutter also so häufig und lange stillt, wie es das Baby verlangt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ausreichend Milch vorhanden sein.
Versuche das Stillen an beiden Brüsten pro Stillmahlzeit. Dazwischen solltest Du Dein Baby wickeln. Dies hat den Vorteil, dass man das Kind wieder aktiviert, das Kind die verschluckte Luft wieder los wird und nach dem Wickeln die zweite Brust entleeren und dann gemütlich einschlafen kann. Zusätzlich hat es einen positiven Effekt auf die Milchmenge, da die beidseitige Stimulation die Milchmenge erhöht. - Wenig Muttermilch beim Abpumpen
Wenn Mütter manuell oder elektrisch Milch abpumpen, kommt häufig etwas weniger Milch. Das bedeutet nicht, dass dem Baby beim Stillen zu wenig Milch zur Verfügung steht. Eine Milchpumpe entleert die Brust nicht so effektiv wie das Saugen eines Babys.
Als Faustregel gilt: Dein Kind ist gut mit Muttermilch versorgt, wenn es kontinuierlich an Gewicht zulegt und vier bis sechs Windeln pro Tag einnässt.
Zu viel Muttermilch
Zu viel Muttermilch
Insbesondere in den ersten Stillwochen kann es sein, dass die Mutter zu viel Muttermilch produziert. Schon zu Beginn der Stillzeit wird die Milchbildung nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Allerdings wird am Anfang die Milchproduktion auch noch hormonell stark unterstüzt. Erst nach einiger Zeit stellt sich die Milchbildung auf die Bedürfnisse des Kindes ein. Manchmal hat sich auch die Milchproduktion während eines Wachstumsschubes auf hohem Niveau eingependelt, kann nun aber nicht mehr ganz vom Baby abgetrunken werden. Oder die Schlafphasen des Kindes sind länger geworden. Ein Zuviel an Muttermilch macht sich durch pralle, spannende Brüste bemerkbar, durch einen starken Milchspendereflex und zwischen den Mahlzeiten heraustropfende Milch. Die Babys verschlucken sich häufig während des Stillens oder sind unruhig an der Brust.
Hilfe bei zu viel Muttermilch:
- Beide Brüste pro Stillmahlzeit
Lege Dein Baby pro Mahlzeit an jeder Brust an, aber wechsle früher. So verbleibt in jeder Brust etwas Milch, es kommt aber nicht zu einem Milchstau. - Brust kühlen
Kühle die pausierende Brust z. B. mit kalten Kompressen oder einem kalten Thermopad, um die Milchbildung zu drosseln. Auch während der Stillpausen kannst Du die Brüste mit kalten Kompressen oder kalten Thermopads kühlen, um die Milchbildung zu hemmen. - Milch ausstreichen
Bei starkem Spannungsgefühl kannst Du gerade so viel Milch mit der Hand ausstreichen, bis der Spannungsschmerz verschwindet. Das Handentleeren oder Abpumpen sollte bei einem Überangebot an Muttermilch allerdings auf ein Minimum reduziert werden, um die Milchbildung nicht weiter anzuregen. - Heilkräuter
Salbei oder Pfefferminz (Tee oder Extrakt) können ebenfalls die Milchmenge etwas reduzieren. Spreche hinsichtlich der Dosierung vor der Anwendung mit Deiner Hebamme oder Deinem Arzt.
Die Folge von einem Überangebot an Muttermilch können ein Milchstau oder eine Brustdrüsenentzündung sein. Zögere nicht, wenn die Brüste schmerzen, sich heiß oder knotig anfühlen, und suche den Rat Deiner Hebamme.
Das Baby verweigert die Brust
Das Baby verweigert die Brust
Viele stillende Mütter kennen diese Situation: Das Baby schreit, stemmt sich weg und will partout nicht an die Brust. Es gibt zahlreiche Gründe, warum das Trinken an der Brust manchmal nicht klappt – und viele Probleme erledigen sich von selbst. Verweigert Dein Baby über einen längeren Zeitraum immer wieder die Brust, spreche mit Deiner Hebamme!
Mögliche Ursachen für das Verweigern der Brust:
- Saugverwirrung
Das Zufüttern mit der Saugflasche, das Stillen mit Stillhütchen oder das Nuckeln an einem Schnuller können bei Babys eine sogenannte Saugverwirrung hervorrufen. Die Säuglinge „verlernen“ das hochkomplexe Trinken an der Brust und verweigern schließlich die Stillmahlzeit. Bei einer Saugverwirrung ist es wichtig, eine Hebamme hinzuzuziehen. In den meisten Fällen ist es möglich, die Saugverwirrung aufzulösen und das Kind wieder an die mütterliche Brust zu gewöhnen. - Baby kann Brustwarze nicht fassen
Gerade in den ersten Tagen nach der Geburt sind die Brüste durch den Milcheinschuss prall gefüllt. Entsprechend sind die Brustwarzen mitsamt Warzenhof für das Baby nur schwer zu fassen. Häufig genügt es, vor dem Stillen etwas Muttermilch auszustreichen, um das Brustgewebe weicher zu machen. Auch ein Stillhütchen kann das Stillen vorübergehend erleichtern. - Zu viel Milch oder zu starker Milchspendereflex
Bei einem übermäßig ausgeprägten Milchspendereflex oder zu viel Muttermilch schießt dem Baby nach dem Anlegen sehr viel Milch in den Mund. Das Kind verschluckt sich oder muss spucken. Auch hier hilft es, vor dem Anlegen etwas Milch auszustreichen, um den Druck zu verringern. - Zu langes Warten
Ist das Baby beim Anlegen zu hungrig, fehlt ihm oft die Ruhe, um anzudocken und effektiv zu trinken. Schaffe eine entspannte Stillatmosphäre und reagiere bereits auf die ersten Hungerzeichen (Saugbewegungen, Hin- und Herdrehen des Kopfes etc.) Deines Kindes. So wird die Anlegesituation nicht unnötig hektisch. - Veränderter Geschmack der Muttermilch
Einige Lebensmittel wie zum Beispiel Spargel oder Knoblauch können den Geschmack der Muttermilch verändern. Manche Babys reagieren hierauf sensibel und lehnen die Brust ab. Das kann auch bei einer Brustdrüsenentzündung passieren, da hier die Muttermilch etwas salziger schmeckt. - Umgebungsreize oder psychische Ursachen
Das Verweigern der Brust kann an zu vielen Umgebungsreizen liegen oder auch psychische Ursachen haben, wenn etwa die Mutter wieder mit dem Arbeiten begonnen hat oder über längere Zeit von ihrem Kind getrennt war. Auch hier hilft häufig ein Gespräch mit der Hebamme.
Damit die Milchproduktion aufrechterhalten bleibt und kein Milchstau entsteht, solltest Du in der Phase der Brustverweigerung die Brüste regelmäßig ausstreichen oder abpumpen. Bewahre Ruhe und versuche Dein Kind immer wieder anzulegen. Nutze besonders die Nachtstunden: Trinkt das Kind im Halbschlaf, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es mit dem Stillen wieder funktioniert.
Flach- oder Schlupfwarzen
Flach- oder Schlupfwarzen
Viele Frauen haben eine sogenannte Flach- oder Schlupfwarze, das heißt, die Brustwarze ist nur wenig erhaben oder eingestülpt. Damit der Säugling diese dennoch fassen und an ihr saugen kann, sollte gemeinsam mit einer Hebamme nach der richtigen Anlegetechnik gesucht werden. Manchmal kann es helfen, die Schlupfwarze vor dem Stillen mit einer Milchpumpe herauszuziehen oder kurzfristig auf Stillhütchen auszuweichen. Ist die richtige Anlegetechnik gefunden und erlernt, stellen Flach- oder Schlupfwarzen in der Regel kein Stillhindernis mehr dar.
Insbesondere bei Säuglingen, deren Mütter Flach- oder Schlupfwarzen haben, sollte in den ersten vier bis sechs Wochen ganz auf andere Saugmöglichkeiten wie Flasche oder Schnuller verzichtet werden, um eine Saugverwirrung zu vermeiden. Wenn trotz professioneller Unterstützung das Stillen nicht gelingt, kann die Muttermilch auch abgepumpt und dem Baby mit der Flasche gefüttert werden.
Das Baby schläft beim Stillen immer ein
Das Baby schläft beim Stillen immer ein
Das Saugen an der Brust beruhigt Babys, viele Schlafen beim Stillen daher ein. Das ist ganz normal. Manche Babys schlafen beim Stillen allerdings so schnell ein, dass Mütter sich Sorgen machen, ob sie überhaupt genug trinken. „Solange Kinder gut gedeihen, das heißt an Gewicht zulegen und vier bis sechs Windeln pro Tag einnässen, stellt das Einschlafen beim Stillen kein Problem dar“, beruhigt die Stillbeauftragte des Deutschen Hebammenverbandes Aleyd von Gartzen. Massiere die Füßchen Deines Kindes, während es trinkt, oder kitzle Dein Baby am Ohr, um es beim Stillen wach zu halten. Wenn es trotzdem einschläft, kann es außerdem hilfreich sein, das Baby nochmal ganz von der Brust abzunehmen oder zwischendurch zu wickeln und dann erneut anzulegen.
Stillprobleme nach 3 Monaten
Stillprobleme nach 3 Monaten
Selbst wenn das Stillen bereits wochenlang reibungslos vonstatten ging, können spontan Schwierigkeiten auftreten: Stillprobleme nach 3 Monaten sind durchaus keine Seltenheit. Man spricht in diesem Fall typischerweise von “Stillstreik” oder “Brustschreiphase”. Mütter berichten, dass ihre Babys im 4. Monat plötzlich die Brust verweigern oder nach kurzem Nuckeln aufhören zu trinken und schreien. Manchmal scheinen die Babys mit ihrem ganzen Körper gegen das Stillen anzukämpfen: Sie überstrecken sich, lassen sich nicht anlegen, schieben die Brust weg oder “schreien die Brust an”. Die Ursachen hierfür sind vielfältig:
- Um den 3. Monat herum wächst der Hals des Babys und seine Proportionen ändern sich. Dies führt zu einem veränderten Körpergefühl. Probiere neue Stillpositionen aus. Zum Beispiel mit einem Stillkissen.
- Viele Babys beginnen zu zahnen. Im Kiefer, von außen noch unsichtbar, entstehen Zähne, die Knochen verändern sich. Die Babys haben Schmerzen oder Spannungsgefühle, die sich gerade bei der Nahrungsaufnahme bemerkbar machen. Wenn die Schmerzen vor allem beim Stillen auftreten, benutze vorher ein Zahnungsgel.
- Die Brust der Mutter verändert sich wenn das Baby 3 Monate alt ist. Die Brustdrüsen sind nicht mehr so stark durchblutet und die Brust fühlt sich insgesamt weicher an. Dies verändert auch den Milchspendereflex, der unter Umständen etwas später einsetzt als noch in der Zeit zuvor. All das kann dazu führen, dass das Baby “seine Brust” nicht mehr erkennt und ablehnt. Meistens sind Babys nachts weniger “kritisch” als tagsüber. Sie holen zudem den verpassten Milchvorrat in der Nacht auf, wenn sie am Tage nicht genug getrunken haben. Auch wenn es anstrengend ist, solltest Du die nächtlichen Stillzeiten nutzen, damit Dein Baby gut gefüttert ist. Dadurch gewöhnt es sich auch leichter an die veränderte mütterliche Brust.
Oder hat sich bei Dir oder bei Deinem Kind irgendetwas geändert? Dies kann eine größere Veränderung sein oder auch nur ein unbedeutend scheinendes Detail:
- Hat sich Dein Baby erkältet oder gar eine Ohrenentzündung? Dies kann eine Ursache für einen vorübergehenden Stillstreik sein.
- Hast Du etwas anderes gegessen oder nimmst Du selbst ein neues Medikament ein? Vielleicht hast Du Spargel oder Knoblauch gegessen. Dies verändert den Geschmack der Muttermilch sehr stark und kann zu einer Verweigerung seitens des Babys führen. Ebenso kann ein Medikament zu einer geschmacklichen Änderung der Milch führen. Vermeide die ungeliebten Zutaten und bespreche mit Deinem Arzt, ob es eine Alternative zu Deinem Medikament gibt.
- Schwitzt Du mehr als in der Zeit vor der Stillverweigerung oder hast Du ein neues Deo oder ein anderes Duschgel gekauft? Geruchsveränderungen auf der Haut der Mutter können bei Babys dazu führen, dass sie irritiert sind und nicht trinken möchten.
Falls Du für die Ursachen, die verantwortlich für die Stillprobleme nach 3 Monaten sind, keine Abhilfe schaffen kannst, versuche einfach so gut es geht, die schwierige Phase zu überstehen. Vielleicht kannst Du zeitweise abpumpen und mit dem Fläschchen füttern. Wenn Dein Baby in dieser Zeit nicht genügend Nahrung bekommen sollte, berate Dich mit Hebamme, Arzt oder Stillberaterin wie Du am besten zufüttern kannst. Wenn die Phase überwunden ist, kannst Du die Zufütterung wieder beenden.
Wo finde ich Hilfe bei Stillproblemen?
Keine Frau muss Stillprobleme alleine meistern. Mit den richtigen Tipps, so manchen Stillhilfen sowie vor allem Hilfestellungen einer Hebamme lassen sich in der Regel auch hartnäckigere Stillprobleme in den Griff bekommen. Hebammen verfügen über ein breites Wissen zum Thema Stillen und stehen Dir bei allen Problemen kompetent zur Seite. Die Kosten hierfür trägt in der Regel die Krankenkasse. Eine umfangreiche Linksammlung mit Literatur zum Thema sowie Anlaufstellen bietet die Website des Deutschen Hebammenverbands. Unter www.lalecheliga.de können betroffene Frauen Stillberaterinnen und -gruppen ausfindig machen.
Abhilfe durch Frauenmilchbank
Eine Frauenmilchbank ist eine gemeinnützige Einrichtung mit dem Ziel, bedürftige Neu- und Frühgeborene mit gespendeter menschlicher Muttermilch zu versorgen.
Die Frauenmilchbank-Initiative (FMBI) ist ein gemeinnütziger Verein in Deutschland, der 2018 gegründet wurde. Er besteht hauptsächlich aus Neonatologen, Kinderärzten, Pflegepersonal, Still- und Laktationsberatern, Wissenschaftlern, Eltern sowie den Leitern von neonatalogischen Abteilungen und den Frauenmilchbanken selbst. Das Ziel des Vereins ist laut eigener Aussage, bis zum Jahr 2023 in jedem Bundesland mindestens eine Frauenmilchbank in Betrieb zu haben. Der Verein wird durch Spenden mitfinanziert.
Die Leitlinie der Frauenmilchbank-Initiative
Wer sich gerne mehr über die Funktionsweisen und Ziele von Frauenmilchbanken in Deutschland informieren möchte, findet die Leitlinien für den “Einsatz und Behandlung von eigener und gespendeter Muttermilch in der Neonatologie” auf dem Portal der AWMF. Hier gibt es zudem Informationen zu den Anforderungen an die spendende Mutter. So muss die stillende Mutter, die Milch spenden möchte, frei von Infektionen sein; außerdem darf sie bestimmte Medikamente nicht einnehmen und nur sehr wenig Alkohol trinken. Bei einem ausführlichen Anamnesegespräch mit der spendenden Mutter werden die Voraussetzungen an die Milch, die in den Leitlinien vorgegeben werden, überprüft.
Wo gibt es Frauenmilchbanken in Deutschland?
Wo gibt es Frauenmilchbanken in Deutschland?
Stand Oktober 2020 gibt es insgesamt 31 Frauenmilchbanken in Deutschland. Die interaktive Karte der FMBI hilft Dir dabei, eine Frauenmilchbank in Deiner Nähe zu finden. Die meisten dieser Einrichtungen sind an Kliniken angeschlossen und versorgen dort hauptsächlich Patientinnen mit Spendermilch. Manche dieser Kliniken nehmen gerne Spendermilch von allen gesunden Müttern entgegen, die Milchüberschuss haben. Wiederum andere Kliniken nehmen nur von eigenen Patientinnen Spendermilch entgegen. Am besten, Du informierst Dich direkt bei der Einrichtung DeinerWahl.
Kann ich gespendete Muttermilch kaufen?
Kann ich gespendete Muttermilch kaufen?
Die Frauenmilchbanken sind gemeinnützige Einrichtungen, die hauptsächlich Patientinnen in angebundenen Kliniken versorgen. Wenn Du ohne die Hilfe einer Frauenmilchbank privat Muttermilch kaufen möchten, findest Du im Internet, z.B. in den sozialen Netzwerken, Angebote dazu. Wir raten aber dringend davon ab, davon Gebrauch zu machen: Die meisten dieser Muttermilch-Spenden unterliegen kaum Qualitätskontrollen und die Reinheit an Muttermilch sowie die Virenfreiheit kann nicht garantiert werden!
Wie kann ich Muttermilch spenden?
Wie kann ich Muttermilch spenden?
Du hast einen Milchüberschuss, sind grundsätzlich gesund und im Idealfall noch in den ersten sechs Monaten nach der Entbindung? Du möchtest mit dieser überschüssigen Milch einer bedürftigen Mutter aushelfen? Melde Dich bei einer Frauenmilchbank in Deiner Nähe. Manche dieser Einrichtungen nehmen gerne Spenden von Außen entgegen. Nutze am besten auch hierfür die interaktive Karte der FBMI.
Abstillen
Keines der genannten Stillprobleme ist automatisch ein Grund, sich fürs Abstillen zu entscheiden. Manchmal kommen Frauen aber trotz Hilfestellungen mit dem Stillen nicht zurecht. Sie treffen die Entscheidung, abzustillen. Das ist in Ordnung. Denn eine harmonische Stillbeziehung lässt sich nicht erzwingen. Ein inniges Verhältnis zum Kind kannst Du auch über intensiven Körperkontakt aufbauen.
Zusammenfassung
Stillen ist nicht immer einfach, vor allem zum Stillstart haben viele Frauen Stillprobleme wie wunde Brustwarzen, Milchstau oder Brustentzündungen. Doch sämtliche Stillprobleme, auch solche, die vom Baby ausgehen, sind nicht automatisch Gründe, abzustillen. Mit den richtigen Tipps und Maßnahmen lässt sich in der Regel trotzdem eine harmonische Stillbeziehung aufbauen. Wichtig ist in jedem Fall, sich bei Stillproblemen professionelle Hilfe durch eine Hebamme oder Stillberaterin zu holen.
Dein glückskind-Team ♥
