Retter im Familienchaos: Hilfe und Beratung fĂĽr Familien

Ein Baby kann eine Familie vor Herausforderungen stellen. Beratungsstellen bieten Hilfe und Entlastung an. © Tolikoff Photography, shutterstock 
Das Neugeborene schreit, das Geschwisterchen fühlt sich vernachlässigt, und der Vater muss schon wieder arbeiten: Für junge Familien kann ein Baby eine Belastungsprobe sein. Wir haben Tipps, wo es Unterstützung gibt.
Irgendwann wurde Marie Freytag alles zu viel. Ihr kleiner Sohn Emil schlief nachts maximal drei Stunden am Stück. Er weinte viel und war nur zu beruhigen, wenn sie ihn auf dem Arm durch die Wohnung trug. Wäsche waschen, Lebensmittel einkaufen oder in Ruhe duschen – all das war für die 29-Jährige kaum noch möglich. Maries Mann konnte ihr nur wenig helfen. Der Unternehmensberater hatte tagsüber viel im Büro zu tun und brauchte nachts seinen Schlaf. Die Großeltern des kleinen Emil wohnen weit weg. Marie Freytags Verzweiflung wurde jeden Tag ein kleines bisschen größer.
Plötzlich ist alles anders
So wie Marie Freytag geht es vielen Müttern. Das Baby ist da, die Freude ist riesig, aber der Alltag ist eine große Herausforderung. Das geht berufstätigen Müttern ähnlich wie Alleinerziehenden und Hausfrauen. Und auch Väter wissen oft nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht. Alles dreht sich um das Baby, das gesamte Leben verändert sich: Gewohnheiten brechen auf, Beruf und Freizeit werden neu definiert. Alles, was bisher planbar war, wird jetzt bestimmt vom Wohlbefinden des neuen Familienmitglieds. An ruhigen Schlaf ist kaum zu denken, die Nerven liegen blank.
Moderne Nachbarschaftshilfen
Oft hilft es schon, wenn Eltern eine kurze Auszeit haben, um durchatmen zu können. Das kann beim Joggen sein oder auch beim Lesen auf der Couch. In der Zeit kann entweder das andere Elternteil, Familie oder Freunde einspringen. Wichtig ist es, die Stresssituation zumindest kurzzeitig zu verlassen. „Wenn aber kein helfendes Netzwerk in der direkten Umgebung existiert, kann man sich schnell buchstäblich mutterseelenallein fühlen“, weiß Rose Volz-Schmidt. Sie ist Gründerin von „wellcome“. Die Organisation mit Sitz in Hamburg hat bundesweit 260 Standorte und hilft weiter, wenn gestresste Eltern Unterstützung suchen. Ein Anruf bei „wellcome“ genügt. Dann kommt eine ehrenamtliche Mitarbeiterin ein- bis zweimal in der Woche zu den Familien nach Hause und hilft im Alltag. Hier findest Du einen „wellcome“-Standort in Deiner Nähe.
Angebote der Caritas
Auch vonseiten der Caritas gibt es „Frühe Hilfen“. Dahinter stehen Angebote für Schwangere, Eltern und Kinder. Fachleute und ehrenamtlich Engagierte unterstützen junge Familien beispielsweise bei der Bewältigung ihres Alltags. Die Caritas möchte sich nach eigenen Angaben besonders jenen widmen, die mit Belastungen zu kämpfen haben, sei es im Haushalt oder in der Erziehung. Im Internet findest Du die Kontaktdaten zu den Caritas-Angeboten in Deiner Nähe.
Starke Eltern – starke Kinder
Der Deutsche Kinderschutzbund hat das Kursangebot „Starke Eltern – starke Kinder“ ins Leben gerufen, um Müttern und Vätern mehr Freude und zugleich mehr Sicherheit zu ermöglichen. In den Elternkursen geht es um Fragen der Erziehung und des Familienalltags. Das Selbstbewusstsein aller Beteiligten soll gestärkt und das Miteinander verbessert werden. Weitere Informationen findest Du auf www.sesk.de.
Beratungsstellen und Elterntreffs
Generell gibt es in jeder größeren Stadt Beratungsstellen. Sie sind meist über die jeweiligen Internetseiten der Stadt unter der Rubrik „Soziales“ zu finden. Und auch das Jugendamt hilft weiter, wenn Probleme in einer Familie auftauchen. In Elterntreffs können sich Mütter und Väter außerdem austauschen, während ihre Kinder miteinander spielen.
Mutter-Kind-Beziehung wird gefördert
Wer sich Hilfe holt, braucht sich nicht zu schämen. Im Gegenteil: Auf diese Weise wird die Eltern-Kind-Beziehung gefördert: Mutter oder Vater erhalten eine kurze Auszeit, können entspannen und sich dann wieder mehr auf die Zeit mit dem Nachwuchs freuen. Die gute Stimmung bei den Eltern wirkt sich dann auch auf das Kind aus. Marie Freytag hat sich Hilfe bei „wellcome“ gesucht. „Es hat mir viel gebracht: Ich hatte wieder kurze Ruhephasen, in denen ich mich erholen und Kraft tanken konnte“, erzählt sie. Auch die Universität Kiel hat in einer Studie bestätigt, dass „wellcome“ zur Entlastung der Mütter beiträgt und die Mutter-Kind-Beziehung positiv fördert.
Dein glückskind-Team ♥