Medienkompetenz bei Kindern: Wichtige Tipps

Smartphones, Tablets und Computer sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken – und damit auch aus dem Leben Deiner Kinder. Viele von uns fühlen sich angesichts der rasanten digitalen Entwicklung manchmal unsicher oder sogar überfordert. Wie kannst Du Deine Kleinsten schützen, ohne Sie von einer Welt auszuschließen, die immer präsenter wird? Diese Sorge ist absolut verständlich. Doch statt nur Verbote auszusprechen, liegt die wahre Stärke darin, Deine Kinder zu begleiten und Ihnen die nötigen Fähigkeiten an die Hand zu geben. Es geht nicht darum, Medien zu verteufeln, sondern darum, sie bewusst und sicher zu nutzen.
Genau hier setzt Medienkompetenz an: Sie ist der Schlüssel, um Deine Kinder verantwortungsvoll und altersgerecht an die digitale Welt heranzuführen.
Was bedeutet Medienkompetenz eigentlich?
Erkennst Du beim Scrollen durch Social Media sofort, wenn es sich bei einem schockierenden Pressefoto um eine KI-generierte Fälschung handelt oder dass die Anzeige für eine unglaublich günstige Designerhandtasche zu einem Fake Shop führt? Dann besitzt Du eine hohe Kompetenz im Umgang mit modernen Medien. Damit ist vor allem das Internet einschließlich der Social-Media-Portale gemeint, aber auch Computerspiele, das Fernsehen, Hörspiele, Radio und mehr.
Selbst viele Erwachsene tun sich schwer mit einem bewussten Medienumgang, doch für Kinder ist es fast unmöglich, sich alleine im Dschungel der permanenten Reizüberflutung zurechtzufinden. Sie können noch nicht erkennen, welche Gefahren online drohen. Darum ist es wichtig, sie möglichst früh begleitet an die Medien heranzuführen, damit sie entsprechende Fähigkeiten erwerben.
Was sollte Medienkompetenz bei Kindern umfassen?
Die Medienerziehung kann ruhig schon im Kleinkindalter beginnen, wenn Dein Nachwuchs erstmals einfache Spiele am Tablet spielt und auf sein Alter abgestimmte Programme im Fernsehen ansieht. Anschließend begleitest Du ihn über Jahre hinweg, bis Dein Nachwuchs zum Teenager heranwächst. Die wichtigsten Aspekte für die Medienkompetenz bei Kindern:
Soziale Kompetenz: Mach Deinem Kind klar, dass sich hinter jedem Bildschirm ein Mensch mit Gefühlen verbirgt und dass unangemessene Witze und gehässige Sprüche verletzend sind. Ab dem Grundschulalter sollte das Thema Cybermobbing dazugehören, mit dem Übergang auf die weiterführende Schule die Kontrolle der eigenen Daten und vor allem Bilder und Videos.
Bewusst wählen: Viele Seiten sind auf eine möglichst lange Verweildauer ausgelegt, weil sie dadurch mehr an Werbung verdienen. Dies führt dazu, dass Menschen stundenlang scrollen und sich passiv berieseln lassen (so wie es frühere Generationen schon vor dem linearen Fernsehen taten). Ermutige Deine Kinder, aktiv Programme und altersgerechte Kinderseiten aufzurufen, die ihren Interessen entsprechen und Spaß machen.
Der Schein kann trügen: Im Internet kann man leicht in Kontakt mit Menschen treten – manchmal sogar mit Menschen, die nicht die sind, für die sie sich ausgeben. Deshalb ist es wichtig, dass Kinder frühzeitig lernen, achtsam mit Online-Bekanntschaften umzugehen. Denn leider gibt es auch Erwachsene, die sich mit gefälschten Profilen als Gleichaltrige ausgeben, um sich das Vertrauen von Kindern zu erschleichen – ein Phänomen, das man als „Grooming“ bezeichnet. Offenheit, Vertrauen und ein regelmäßiger Austausch über Online-Erlebnisse helfen Deinem Kind, sich im Netz sicherer zu bewegen – und Dir, es gut zu begleiten.
Informatik-Wissen: Kindern sind Begriffe wie Algorithmen, Programmiersprachen und künstliche Intelligenz noch fremd. Erkläre ihnen die technischen Abläufe hinter dem Antippen einer App und wie Algorithmen und Werbebudgets steuern, was sie im Internet zu sehen bekommen. Zeig ihnen, wie einfach sich Bilder und Videos mit entsprechender Software und KI manipulieren lassen, um Fake News zu erzeugen und die öffentliche Stimmung zu beeinflussen.
Endlose Werbe-Verführungen: Ein großer Teil des Internets ist heute darauf ausgelegt, etwas zu verkaufen. Unablässig werden wir mit Werbung und einer Vielzahl an Versprechen konfrontiert. Vermittle Deinem Kind die Stärke, diesen Versuchungen zu widerstehen. Dies beginnt bei überteuerten In-App-Käufen bei ihren Lieblingsspielen und geht bis zu angesagten Social-Media-Hypes um bestimmte Getränke, Snacks und Spielzeug.
Ermutige Dein Kind stets, das Gespräch mit Dir zu suchen, wenn es im Internet Dinge erlebt hat, die es nicht zu verarbeiten weiß. Behalte Dein Kind im Auge, wenn es das Smartphone aktiv nutzt. Spielt es gerade ein Offline-Spiel oder chattet mit einem Freund oder einer Freundin? Kein Problem. Ist es jedoch auf TikTok unterwegs, schau sorgfältig hin. Entdeckst Du zum Beispiel Videos mit radikalem Gedankengut oder Kanäle, in denen beispielsweise strenge Diäten zelebriert werden, sprich mit Deinem Kind darüber, warum diese nicht okay sind.
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Wie viel Medienkonsum ist in welchem Alter sinnvoll?
Zur Medienkompetenz bei Kindern gehört auch, zu wissen, wann es genug ist. Setze ihnen klare Regeln zur Bildschirmzeit, zum Beispiel, indem Du Deinem Kind Dein eigenes Smartphone beispielsweise exakt 30 Minuten zum Spielen leihst.
Das Bundesjugendministerium empfiehlt folgende Bildschirmzeiten pro Tag:
bis 7 Jahre: 30 Minuten
8–9 Jahre: 45 Minuten
10–11 Jahre: 60 Minuten
12–13 Jahre: 75 Minuten
Allerdings sollten diese Zeiten nicht leichtfertig angewendet werden, sondern sich an den Kindern orientieren. Lebt zum Beispiel ein gleichaltriges Kind in der Nachbarschaft, mit dem Dein Nachwuchs eine enge Freundschaft pflegt, braucht es kaum Bildschirmzeit.
★ glückskind-Tipp ★
Besitzt Dein Kind ein eigenes Gerät? Es gibt heute mehrere Apps wie FamiSafe und Salfeld Kindersicherung, mit denen Du einen Jugendschutz aktivieren und die Mediennutzung einschränken kannst. Ideal zur Medienerziehung ist die Möglichkeit, ein wöchentliches oder monatliches Bildschirmkontingent einzustellen: So lernt Dein Kind, sich die Bildschirmzeit gut einzuteilen.
Ab welchem Alter sind welche Geräte zu empfehlen?
Eine weitere wichtige Regel zur behutsamen Entwicklung der Medienkompetenz bei Kindern ist die sogenannte 3-6-9-12-Regel, die Du Dir leicht merken kannst:
Bis 3 Jahre: keine Bildschirme
Bis 6 Jahren: keine Spielkonsole
Bis 9 Jahren: kein eigenes Smartphone
Bis 12 Jahren: keine Internetbenutzung ohne Aufsicht
Idealerweise wird Deinem Kind zusätzliche Medienkompetenz im Kindergarten und später in der Schule vermittelt: Hier können sich die Kinder austauschen, einander helfen und oft sogar ältere Smartphones oder Tablets auseinandernehmen, um zu sehen, wie sie funktionieren.
In vielen Bundesländern wurde Medienkompetenz in der Grundschule bereits zum Bildungsziel erklärt und in den Unterricht integriert. Zeige Interesse daran, was Deine Kinder Dir erzählen, und sei offen dafür, selbst noch einmal Neues zu lernen.
Wir wünschen Dir viel Spaß und möglichst viele positive Erfahrungen bei gemeinsamen Erlebnissen mit den modernen Medien!
Dein glückskind-Team ♥