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Wie Kinderfreundschaften entstehen

Zwei Kinder machen Seifenblasen

Spaß haben, spielen, Streiche aushecken – mit Freunden lässt sich herrlich Zeit verbringen. © SIMON, stocksy

Mit ihren Freunden zu spielen, ist für Kinder das Größte. Ganz nebenbei erwerben sie in Freundschaften soziale Kompetenzen. Was Kinder selbst unter Freundschaft verstehen, hängt stark von ihrem Alter ab: Der Freundschaftsbegriff eines dreijährigen Kindes unterscheidet sich deutlich von dem eines Grundschulkindes. In allen Lebensphasen können Eltern ihre Kinder dabei unterstützen, Freundschaften zu schließen und aufrechtzuerhalten. Bei Streitereien oder sogenannten „falschen Freunden“ ist aber erst einmal Zurückhaltung angesagt.

Freundschaften machen sozial kompetent

Auf dem Piratenschiff die Welt erobern, eine Sandkastenbäckerei betreiben, unermüdlich dem Ball hinterherjagen: Für Kinder ist das Spiel mit ihren Freunden eine der liebsten Beschäftigungen. Wissenschaftlich betrachtet, sind Kinderfreundschaften noch mehr: nämlich ein Übungsfeld für soziale Kompetenzen. Während im Umgang mit Erwachsenen die Rollen klar verteilt sind – Eltern legen Regeln fest, Kinder müssen sich daran halten –, herrscht in Kinderfreundschaften Gleichberechtigung. Das macht vieles kompliziert, setzt aber wichtige Lernprozesse in Gang. Damit das gemeinsame Spiel gelingt, gilt es zu verhandeln, Regeln aufzustellen, sie einzuhalten, sich durchzusetzen oder auch mal nachzugeben. Kinder lernen, ihre Ideen und Wünsche zu artikulieren, aber auch zuzuhören und auf das Gegenüber einzugehen. Sie stecken sich Ziele und setzen alles daran, sie gemeinsam zu erreichen. Mit ihren Freunden tauchen sie in Fantasiewelten ein und probieren verschiedene Rollen aus. Und sie vergleichen sich miteinander: Wer rennt am schnellsten? Wer findet die besten Verstecke? Das alles hilft ihnen, sich selbst besser einordnen zu können und die eigene Identität zu finden.

Freundschaft im Babyalter

In den ersten Lebenswochen gilt das Beziehungsinteresse eines Babys ausschließlich seinen erwachsenen Bezugspersonen. Du fütterst den Säugling, trägst ihn, wechselst seine Windeln, schenkst ihm das Gefühl von Geborgenheit, kurz: Du sicherst sein Überleben. Doch bereits nach wenigen Monaten reagieren Babys auch auf andere Kinder. Sie strampeln und glucksen vor Freude, wenn Kinder sie ansprechen, und sie lieben es, ihnen beim Spielen zuzusehen. Sobald die Kleinen laufen können, setzen sie anderen Kindern nach und versuchen, Kontakt aufzunehmen – häufig etwas unbeholfen, da die kommunikativen Mittel noch fehlen. Forschungsergebnisse belegen, dass schon 12 bis 18 Monate alte Kinder besondere Sympathien für bestimmte Spielkameraden hegen und diese gegenüber anderen bevorzugen. Aber dennoch: In den ersten beiden Lebensjahren gleichen die Interaktionen von Gleichaltrigen eher einem Neben- als einem Miteinander. Ab und an kommt es zu ungestümen Umarmungen oder zu einem wütenden Streit um ein begehrtes Spielzeug. Häufig spielen die Kleinen allerdings, ohne voneinander Notiz zu nehmen. Von Kinderfreundschaften sprechen Fachleute deshalb erst ab dem dritten Lebensjahr.

Freundschaft bei Kleinkindern

Fragt man Dreijährige nach ihren Freunden, zählen sie meist munter einige Namen auf. Dass Kleinkinder mit den Begriffen Freund oder Freundin allerdings etwas grundsätzlich anderes verbinden als Erwachsene, ist offensichtlich. Kinder im Alter von rund drei Jahren haben ein verhaltensbezogenes Konzept von Freundschaft: Ein Freund muss nett sein und am besten den eigenen – egozentrischen – Interessen dienen. Dabei genügen bereits fünf Minuten gemeinsames Spiel, um ein anderes Kind feierlich zum Freund zu erklären. Verhält sich das andere Kind aber nicht wie gewünscht, kann die Freundschaft genauso rasch wieder aufgekündigt werden. Aber selbst das kann schnell wieder rückgängig gemacht werden: Gerade jüngere Kinder sind Meister der Versöhnung und – im Gegensatz zu vielen Erwachsenen – kaum nachtragend.
Je mehr sich in dieser Altersgruppe die Interessen, Vorlieben und auch die körperlichen Fertigkeiten von Kindern ähneln, desto wahrscheinlicher freunden sie sich an. Aber auch äußere Faktoren spielen eine Rolle: Gibt es gleichaltrige Kinder im Haus oder in der Nachbarschaft? Je vertrauter die Kinder miteinander sind und je häufiger die Möglichkeit besteht, miteinander zu spielen, desto wahrscheinlicher entsteht eine Freundschaft.

Freundschaft in der Grundschule

Fast nirgendwo werden so viele Freundschaften geknüpft wie in der Schule. In Studien gaben vier von fünf Kindern an, ihren Freund oder ihre Freundin in der Schule kennengelernt zu haben. Dabei gilt: Je mehr Zeit Kinder auch außerhalb der Schule mit ihren Freunden verbringen, desto intensiver wird ihre Beziehung. Denn zwischen fünf und acht Jahren definieren Kinder Freundschaft vor allem auf der Grundlage gemeinsam erlebter Spielzeit. Ab rund neun Jahren werden die Kinder sensibler für die Bedürfnisse anderer Menschen. Vertrauen und wechselseitiges Verständnis sind ihnen in Freundschaften zunehmend wichtig.
Je älter die Kinder werden, desto gleichgeschlechtlicher gestalten sich Freundschaften. Aussagen wie „Jungs sind blöd“ oder „Mit Mädchen spiele ich nicht“ sind häufig zu hören. Vermutlich hilft die klare Abgrenzung zum anderen Geschlecht, Verhalten einzuüben, das als geschlechtstypisch wahrgenommen wird. Wissenschaftliche Studien bestätigen auch einen deutlichen Unterschied zwischen Jungen- und Mädchenfreundschaften: Während Jungen das gemeinsame Spiel betonen, ist Mädchen das Reden wichtiger.

Freundschaften unter Jugendlichen

Der Körper verändert sich, Sexualität wird zum Thema, und mit den Eltern kommt es immer wieder zu Streit: Freunde sind in der Pubertät besonders wichtig. Dabei stehen in Freundschaften nicht mehr die eigenen, egozentrischen Interessen im Vordergrund, sondern die Beziehung als solche. Freunde halten fest zusammen, unterstützen sich gegenseitig und bilden insbesondere gegenüber Erwachsenen eine Einheit. Gegenseitiges Vertrauen bildet die Basis, um intime Gedanken und Gefühle auszutauschen. Meinungsverschiedenheiten und Streit stellen die Freundschaft nicht mehr grundsätzlich infrage, sondern stärken – wenn sie richtig gelöst werden – den Zusammenhalt.

Die Rolle von Eltern bei Kinderfreundschaften

Kinderfreundschaften sind etwas sehr Wertvolles. Aber kann man sie als Eltern unterstützen und in heiklen Situationen vielleicht auch eingreifen? Was sollen Eltern tun – und was lassen? glückskind beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was soll ich tun, wenn Freunde sich streiten?

Streit ist unter Kindern alltäglich – auch wenn sie befreundet sind. Häufig ist ein begehrtes Spielzeug die Ursache: So ist die Puppe dann besonders interessant, wenn sie gerade ein anderes Kind an- und auszieht. Als Aufsichtsperson darf man Kinderstreit ruhig eine Weile zusehen, denn nur beim Streiten lernen Kinder, wie man richtig streitet. Eskaliert die Situation aber – wird zum Beispiel an den Haaren gezogen oder geschlagen –, müssen sich Erwachsene einmischen. Der dänische Familientherapeut und Autor Jesper Juul rät, überlegt vorzugehen, ohne zu kritisieren oder für ein Kind Partei zu ergreifen. Dabei gilt es zunächst, den Anlass des Streits herauszufinden, gemeinsam darüber zu sprechen, sich gegenseitig gut zuzuhören und anschließend gemeinsam zu einer Lösung zu kommen.

Sind Schule und Hobbys nicht wichtiger, als nur mit Freunden zu spielen?

Viele Schulkinder haben heute einen vollgepackten Terminplan. Nicht nur geht die Schule oft bis in den frühen Nachmittag, auch danach stehen interessante und wichtige Aktivitäten an: Sport, Musik, vielleicht eine Bastelgruppe. Und als Familie will man ja auch noch Zeit miteinander verbringen. Reicht es da nicht, wenn sich die Kinder in der Schule sehen? Meist nicht – Freundschaften brauchen gemeinsame, unverplante Zeit, in denen die Kinder zusammen auf tolle Ideen kommen. Eltern können die Freundschaften ihrer Kinder unterstützen, indem sie ihnen viel Zeit einräumen, um sich zu treffen, zu spielen und auszutauschen. Konkret bedeutet dies, das ein oder andere Hobby sein zu lassen und – wenn möglich – auch mal eine längere Anfahrt zu einem geliebten Spielpartner in Kauf zu nehmen. Es bedeutet auch, die Freunde des Kindes zu akzeptieren und wertzuschätzen, auch wenn sie vielleicht nicht den eigenen Vorstellungen eines idealen Weggefährten entsprechen.

Was tun bei „falschen Freunden“?

„Falsche Freunde“ zu erkennen, ist gar nicht so einfach. Als Eltern muss man sich erst einmal selbst die Frage stellen: Mag ich diesen Jugendlichen nicht, oder schadet er meinem Kind wirklich? Ist Erstgenanntes der Fall, sollte man darauf verzichten, einzugreifen. Denn der mies gelaunte Junge, der nie grüßt, könnte ein wunderbarer Zuhörer und Problemlöser sein und damit genau die richtige Person an der Seite des Kindes. Anders verhält es sich, wenn Dein Kind offensichtlich leidet, sich sein Wesen in kürzester Zeit vollkommen verändert oder es sich – ohne ersichtlichen Grund – von Freunden und Familie abkehrt. Das Wichtigste ist dann, mit dem Kind im Gespräch zu bleiben. Dazu gehört, sich zurückzunehmen, dem Kind sorgfältig zuzuhören, vorschnelle Urteile und Pauschalisierungen zu vermeiden und allenfalls eigene Ängste und Bedenken zu formulieren. Das heißt auch, dass heranwachsende Kind ernst zu nehmen und es, wenn möglich, die Situation selbst lösen zu lassen – mit den Eltern als starkem Rückhalt.

FAQ

Was soll ich tun, wenn Freunde sich streiten?

Streit ist unter Kindern alltäglich – auch wenn sie befreundet sind. Häufig ist ein begehrtes Spielzeug die Ursache: So ist die Puppe dann besonders interessant, wenn sie gerade ein anderes Kind an- und auszieht. Als Aufsichtsperson darf man Kinderstreit ruhig eine Weile zusehen, denn nur beim Streiten lernen Kinder, wie man richtig streitet. Eskaliert die Situation aber – wird zum Beispiel an den Haaren gezogen oder geschlagen –, müssen sich Erwachsene einmischen. Der dänische Familientherapeut und Autor Jesper Juul rät, überlegt vorzugehen, ohne zu kritisieren oder für ein Kind Partei zu ergreifen. Dabei gilt es zunächst, den Anlass des Streits herauszufinden, gemeinsam darüber zu sprechen, sich gegenseitig gut zuzuhören und anschließend gemeinsam zu einer Lösung zu kommen.

Sind Schule und Hobbys nicht wichtiger, als nur mit Freunden zu spielen?

Viele Schulkinder haben heute einen vollgepackten Terminplan. Nicht nur geht die Schule oft bis in den frühen Nachmittag, auch danach stehen interessante und wichtige Aktivitäten an: Sport, Musik, vielleicht eine Bastelgruppe. Und als Familie will man ja auch noch Zeit miteinander verbringen. Reicht es da nicht, wenn sich die Kinder in der Schule sehen? Meist nicht – Freundschaften brauchen gemeinsame, unverplante Zeit, in denen die Kinder zusammen auf tolle Ideen kommen. Eltern können die Freundschaften ihrer Kinder unterstützen, indem sie ihnen viel Zeit einräumen, um sich zu treffen, zu spielen und auszutauschen. Konkret bedeutet dies, das ein oder andere Hobby sein zu lassen und – wenn möglich – auch mal eine längere Anfahrt zu einem geliebten Spielpartner in Kauf zu nehmen. Es bedeutet auch, die Freunde des Kindes zu akzeptieren und wertzuschätzen, auch wenn sie vielleicht nicht den eigenen Vorstellungen eines idealen Weggefährten entsprechen.

Was tun bei „falschen Freunden“?

„Falsche Freunde“ zu erkennen, ist gar nicht so einfach. Als Eltern muss man sich erst einmal selbst die Frage stellen: Mag ich diesen Jugendlichen nicht, oder schadet er meinem Kind wirklich? Ist Erstgenanntes der Fall, sollte man darauf verzichten, einzugreifen. Denn der mies gelaunte Junge, der nie grüßt, könnte ein wunderbarer Zuhörer und Problemlöser sein und damit genau die richtige Person an der Seite des Kindes. Anders verhält es sich, wenn Dein Kind offensichtlich leidet, sich sein Wesen in kürzester Zeit vollkommen verändert oder es sich – ohne ersichtlichen Grund – von Freunden und Familie abkehrt. Das Wichtigste ist dann, mit dem Kind im Gespräch zu bleiben. Dazu gehört, sich zurückzunehmen, dem Kind sorgfältig zuzuhören, vorschnelle Urteile und Pauschalisierungen zu vermeiden und allenfalls eigene Ängste und Bedenken zu formulieren. Das heißt auch, dass heranwachsende Kind ernst zu nehmen und es, wenn möglich, die Situation selbst lösen zu lassen – mit den Eltern als starkem Rückhalt.

Dein glückskind-Team