50 Years of Beard

dm-drogerie markt
Lesedauer 3 Min.
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6.3.2024

Mein Vater trägt Bart. Schon immer. Solange ich und meine ältere Schwester denken können. Sogar meine Mutter kennt ihn nur mit.
Wann er damit angefangen hat? Auf die Welt kam er nicht damit, das Beweisen körnige Schwarzweiß-Fotos. Als die Barthaare so mit 14, 15 zaghaft bei ihm anfingen zu sprießen, hatte er zunächst einen löchrigen und eher schemenhaften Moustache, wofür er wohl auch viel gehänselt wurde. Aber er hielt durch. Später und bis heute trägt er einen Vollbart – der 50-Jahre-Bart.
Woher er die Faszination für Bärte hatte, kann ich nicht genau sagen. Sicher ist, dass sein Vater immer glattrasiert war.
Als ich etwa 16 war, kehrte mein Vater für kurze Zeit zu einem buschigen Oberlippenbart zurück, Marke: Freddy Mercury. Ich weiß nicht, ob es ihm nicht gefiel oder doch eher unsere Hänseleien der Grund waren (#pornobalken) – auf jeden Fall kehrte er, zur großen Freude aller – wirklich aller – zum Vollbart zurück.
Ende der Auflistung
Natürlich hat sich über die Jahre die Farbe geändert. Waren die Haare früher tief schwarz, sind sie heute fast ganz weiß – übrigens auch auf dem Kopf. Wie die Kopfhaare, trug er auch den Bart früher gerne mal etwas länger. Auf Fotos aus den späten 70ern oder frühen 80ern gibt es eine gewisse Che Guevara-Ähnlichkeit.
Wie sieht die Bartpflege bei einem solchen Bart-Veteranen aus? Ernüchternd. Bis heute stutzt Opa, der er mittlerweile ist, den Bart lediglich. Ich schenkte ihm mal ein Bartshampoo, das er auch nicht schlecht fand, aber die Flasche setzt mittlerweile im Bad Staub an.
Meinen jüngeren Bruder und mich hat mein Vater (und sein Bart) nachhaltig geprägt: Auch wir tragen beide Vollbärte und können uns momentan nichts anderes vorstellen. Wobei ich spätestens beim nächsten Movember den Moustache ausprobieren werde. Wahrscheinlich muss ich dann wieder bei meinen Eltern einziehen, denn meiner Frau wird das wenig und meinem Vater sehr gefallen.
Sogar die Partnerwahl meiner Schwester wurde Bart-beeinflusst. Mein Schwager hat zwar spärliches Haupthaar, dafür aber einen umso buschigeren Vollbart.
Auch meine Söhne (im Kindergartenalter) interessieren sich für meinen Bart und fragen, wann sie auch so etwas haben können. Die Faszination macht also (zum Glück) auch vor der dritten Generation nicht halt.
Mein Vater geht demnächst in Rente. Ich bin mir aber sicher, dass das nicht für seinen Bart gilt. Vielleicht wird er weißer, vielleicht wird er dünner. Aber der Bart bleibt. Auch bei mir.




