Brandwunden - was hilft?

Kochendes Wasser, eine heiße Herdplatte, offenes Feuer – ein kurzer Moment der Unachtsamkeit kann ausreichen, schon ist die Haut verbrannt. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um leichte Verbrennungen: Rund 600 Personen pro Jahr und pro 100.000 Einwohner in Deutschland verletzen sich auf diese Weise. Zu schweren Brandunfällen kommt es glücklicherweise seltener – jährlich sind etwa zwei von 100.000 Personen betroffen.
Die häufigsten Ursachen für Brandverletzungen:
- Flammen (52 %)
- Verbrühungen durch heiße Flüssigkeiten oder Wasserdampf (23 %)
- Explosionen (6 %)
- Fettverbrennungen (6%)
- Kontaktverbrennungen (5 %)
- Stromunfälle (4 %)
- sonstige Ursachen wie Sonneneinstrahlung oder Reibung (4%)
Stand: 07/2021
Verbrennungsgrade und ihre Symptome: Wie schlimm ist es?
Gerät die Haut mit Hitze in Kontakt, kann sie unterschiedlich stark geschädigt werden. Je nachdem, wie tief die Verletzung reicht, werden Verbrennungen in vier Schweregrade unterteilt.
Verbrennung ersten Grades
Verbrennung ersten Grades
Nur die oberste Hautschicht (Epidermis) ist betroffen. Diese leichten Verbrennungen heilen meist innerhalb von 1 bis 2 Wochen ohne Narben.
Typische Symptome: Rötung, Schmerzen, Wärmegefühl.
Verbrennung zweiten Grades
Verbrennung zweiten Grades
Nicht nur die oberste Hautschicht ist verletzt, sondern auch die darunter liegende Schicht (Dermis). Die Heilung hängt von der Tiefe der Verbrennung ab:
- Typ 2a: Beide Hautschichten sind nur oberflächlich verletzt. Der sogenannte Wundgrund unter den Blasen kann heilen, was etwa 14 Tage dauert.
- Typ 2b: Auch tiefere Hautschichten und Gewebe sind betroffen. Der Wundgrund ist abgestorben und weißlich statt rot. Oft ist eine medizinische Behandlung oder Operation nötig. Der Heilungsprozess dauert länger, es können Narben zurückbleiben.
Typische Symptome: Blasenbildung, starke Schmerzen, Rötung oder Blässe der Haut.
Verbrennung dritten Grades
Verbrennung dritten Grades
Alle drei Hautschichten, auch die Unterhaut (Subcutis), sind beschädigt. Die Verletzungen erfordern eine langwierige und intensive Behandlung, die Heilungsdauer kann mehrere Woche bis Monate dauern.
Typische Symptome: weiße, braune oder schwarze Hautverfärbung, häufig keine Schmerzempfindung aufgrund zerstörter Nerven.
Verbrennung vierten Grades
Verbrennung vierten Grades
Haut, Nerven, Muskeln und sogar Knochen sind geschädigt. Die Wunde muss umgehend intensivmedizinisch versorgt werden.
Typische Symptome: verkohlte Haut, keine Schmerzempfindung aufgrund zerstörter Nerven.
Leichte Verbrennungen und Verbrühungen: Was hilft?
Für kleinflächige, leichte Brandverletzungen ersten Grades ist in den meisten Fällen keine ärztliche Behandlung notwendig. Um die Schmerzen zu lindern und die Wunde vor einer Infektion zu schützen, solltest Du aber Folgendes beachten:
- Wunde kühlen: Halte die betroffene Stelle für einige Minuten unter fließendes kühles (nicht eiskaltes!) Wasser. Bei einer Brandwunde im Gesicht oder Halsausschnitt können auch feuchte, kühle Tücher hilfreich sein. Achte darauf, dass die Atemwege freibleiben.
- Wunde schützen: Decke die Wunde locker mit einem sterilen, nicht klebenden Verband ab. Besonders geeignet sind Metallinetücher oder spezielle Brandwundenverbände.
Keine Hausmittel bei Brandwunden!
Auch wenn Hausmittel wie Kokosöl, rohe Kartoffeln, Mehl oder Honig entzündungshemmende Eigenschaften haben und in den meisten Haushalten schnell zur Hand sind, solltest Du bei offenen Wunden besser darauf verzichten. Diese können die Wunde verschmutzen und das Infektionsrisiko erhöhen, anstatt zu heilen. Auch Eiswürfel sind keine gute Wahl – sie können die betroffene Haut zusätzlich schädigen.
Nicht schlimm – aber trotzdem zum Arzt?
In diesen Fällen kann ein Arztbesuch sinnvoll sein, auch wenn es sich um eine kleinere Verletzung handelt:
- Betroffen sind empfindliche Stellen – Gesicht, Hand, Fuß, Intimbereich.
- Infektionsanzeichen treten auf – starke Rötung, Schwellung, zunehmender Schmerz, Eiter.
Schwere Verbrennungen und Verbrühungen: Notarzt und Erste Hilfe
Bei großflächigen und tiefen Brandverletzungen (ab zweitem Grad) ist immer schnelles Handeln nötig. Du solltest die Wunde nicht mit Wasser behandeln, da hier eine Unterkühlung droht. Stattdessen ruf bitte den Notarzt (112) und ergreife folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen:
Wichtig: Als erste Regel gilt: Eigene Sicherheit geht vor – bring Dich nicht selbst in Gefahr.
- Person in Sicherheit bringen: Bringe die betroffene Person aus dem Gefahrenbereich. Lösche etwaige Flammen mit Wasser oder einer Decke. Bei Verbrühungen entferne die heiße Kleidung behutsam.
- Zustand kontrollieren
- Ist die Person bei Bewusstsein? Dann lege sie auf den Rücken und hebe die Beine leicht an, um den Kreislauf zu stabilisieren.
- Ist die Person bewusstlos? Dann bringe sie in die stabile Seitenlage, um die Atmung zu sichern. Wenn keine Atmung vorhanden ist, beginne mit der Herz-Druck-Massage, bis professionelle Hilfe eintrifft.
- Wunde schützen: Decke die Wunde mit einem sterilen, nicht klebenden Verband ab, um sie vor Infektionen zu schützen. Achte darauf, die Wunde nicht unnötig zu berühren oder weiter zu reizen.
Brandwunden vorbeugen
Viele Verbrennungen lassen sich durch einfache Maßnahmen vermeiden. Hier sind einige Tipps:
- Sicheres Kochen: Heiße Töpfe, Pfannen oder spritzendes Fett können schnell zu Verbrennungen führen. Verwende Topflappen oder Ofenhandschuhe und ggf. Spritzschutz für Pfannen. Stelle heiße Gegenstände außerhalb der Reichweite von Kindern ab.
- Gefahren beim Grillen minimieren: Verzichte auf Brandbeschleuniger wie Benzin oder Spiritus.
- Vorsicht mit heißen Flüssigkeiten: Fülle Wärmflaschen nicht mit kochendem Wasser und stelle Tassen oder Kannen mit heißen Getränken weit entfernt von der Tischkante ab.
- Sonnenschutz: Auch ein Sonnenbrand ist eine Verbrennung. Nutze im Sommer Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor (LSF) und meide lange Aufenthalte in der prallen Sonne.
- Kinder frühzeitig aufklären: Kinder sollten verstehen, wie gefährlich Feuer sein kann. Ein entspanntes Gespräch und ein gutes Vorbild sind oft wirksamer als strenge Verbote.
- Arbeitsschutz: Achte am Arbeitsplatz auf die richtige Handhabung von Maschinen, heißen Oberflächen und Chemikalien. Trage geeignete Schutzausrüstung wie Handschuhe, Schutzbrillen oder feuerfeste Kleidung, besonders wenn Du mit heißen Geräten oder Materialien in Kontakt kommst.
Dieser Beitrag dient der Information und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung. Wenn Du Fragen hast oder unsicher bist, wende Dich bitte an eine Ärztin, einen Arzt oder eine andere qualifizierte Fachkraft. Entscheidungen, die Du aufgrund dieser Informationen triffst, erfolgen auf eigene Verantwortung.
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Quellen
Internetquellen
Internetquellen
- Deutsches Rotes Kreuz. (o.D.). Verbrennungen, Verbrühungen und Brandwunden. https://www.drk.de/hilfe-in-deutschland/erste-hilfe/verbrennungen/
- H.A. Adams, B. Hartmann, M. Lehnhardt, P. Mailänder, H. Menke, B. Reichert, H.-O. Rennekampff, M. Sinnig, P.M. Vogt (2013). Erste Hilfe bei Brandverletzungen – eine Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin. https://verbrennungsmedizin.de/leitlinien-erste-hilfe-brandverletzungen
- Deutsche Gesellschaft für Verbrennungsmedizin (2021). S2k-Leitlinie Behandlung thermischer Verletzungen des Erwachsenen. (AWMF-Registernummer 044-001). https://register.awmf.org/assets/guidelines/044-001l_S2k_Behandlung-thermischer-Verletzungen-des-Erwachsenen_2021-07.pdf



