Bedürfnisorientierte Erziehung ❤

• Ursprung der bedürfnisorientierten Erziehung
• Wie erziehe ich mein Kind bedürfnisorientiert?
• 5 Vorteile der bedürfnisorientierten Erziehung
• Was bedürfnisorientierte Erziehung nicht bedeutet
• Herausforderungen der bedürfnisorientierten Erziehung meistern

Von Geburt an begleiten: „Bedürfnisorientierte Erziehung“ – vielleicht setzt Du Dich bereits in Deiner Elternschaft damit auseinander oder bist dem Thema auf Instagram & Co. begegnet.

Wir erklären, woher diese Form der Erziehung komm und was „bedürfnisorientiert“ im Kontext „Familie“ bedeutet.

Ursprung der bedürfnisorientierten Erziehung und Attachment Parenting

Die bedürfnisorientierte Erziehung basiert auf der Erkenntnis, dass sich Kinder am besten entwickeln, wenn ihre Bedürfnisse von ihren Bezugspersonen erkannt und erfüllt werden. Dieser Erziehungsstil hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt und wurde durch verschiedene pädagogische Theorien und Forschungsergebnisse gestärkt.

Zwei Personen haben dabei eine entscheidende Rolle gespielt:

Dr. William Sears: Der amerikanische Kinderarzt entwickelte in den 1980er Jahren das Konzept des Attachment Parenting. Er legte den Fokus auf die Bindung zwischen Eltern und Kind und betonte, dass eine sichere Bindung die Grundlage für eine gesunde emotionale und soziale Entwicklung ist. Zu den Praktiken des Attachment Parenting gehören unter anderem:

• Das Tragen des Babys von Geburt an
• Das Teilen des Bettes
• Das Stillen nach Bedarf

Jean Liedloff: Die Amerikanerin prägte mit ihrem Buch "Auf der Suche nach dem verlorenen Glück" das Konzept des "kontinuierlichen Kontakts". Sie betonte, dass Kinder ein angeborenes Bedürfnis nach körperlicher Nähe und Kontakt haben und dass dieses Bedürfnis in den ersten Lebensjahren erfüllt werden sollte.

Während das Attachment Parenting spezifische Praktiken empfiehlt, die auch kontrovers dikutiert werden, ist die bedürfnisorientierte Erziehung flexibler. Sie ermutigt Eltern dazu, auf die individuellen Bedürfnisse aller Familienmitglieder einzugehen und ihren eigenen Weg in der Erziehung zu finden.

Was ist bedürfnisorientierte Erziehung?

Bei der bedürfnisorientierten Erziehung – häufig wird Dir auch der Begriff „Begleitung“ begegnen - stehen die individuellen Bedürfnisse und Gefühle des Kindes im Vordergrund. Dabei werden auch die Bedürfnisse aller Familienmitglieder berücksichtigt. Es geht darum, das Kind als eigenständiges Individuum zu verstehen und entsprechend darauf zu reagieren.

Die folgenden Grundprinzipien werden dabei verfolgt:

• Einfühlungsvermögen: Versuche, die Welt aus der Perspektive Deines Kindes zu sehen. Was könnte es gerade brauchen? Was versucht es Dir mit seinem Verhalten zu sagen?
• Respekt: Jedes Kind ist einzigartig und hat das Recht, so akzeptiert und respektiert zu werden, wie es ist. Seine Gefühle und Bedürfnisse sind genauso wichtig und berechtigt wie die der Erwachsenen.
• Geduld und Verständnis: Kinder lernen und entwickeln sich in ihrem eigenen Tempo. Es ist wichtig, geduldig zu sein und Verständnis für die individuelle Entwicklung des Kindes zu zeigen.
• Kommunikation auf Augenhöhe: Kommuniziere mit Deinem Kind auf Augenhöhe und beziehe es in Entscheidungen mit ein, die es betreffen. So lernt es, Verantwortung zu übernehmen und seine Meinung zu äußern.
• Positive Verstärkung: Anstatt Fehlverhalten zu bestrafen, konzentriere Dich auf das, was Dein Kind gut macht. Lob und Anerkennung stärken das Selbstbewusstsein und motivieren zu positivem Verhalten.

5 Vorteile der bedürfnisorientierten Erziehung

• Stärkung der Eltern-Kind-Bindung: Indem Eltern auf ihr Kind eingehen und es in seinen Entwicklungsphasen unterstützen, entsteht eine starke emotionale Bindung. Diese Bindung gibt dem Kind Sicherheit und Vertrauen und ist die Grundlage für eine gesunde emotionale Entwicklung.
• Förderung der emotionalen Entwicklung: Kinder, die bedürfnisorientiert erzogen werden, lernen, dass ihre Gefühle und die Gefühle anderer wichtig und richtig sind. Sie verstehen, ihre Gefühle einzuordnen und auszudrücken.
• Aufbau eines positiven Selbstbildes: Bedürfnisorientierte Erziehung vermittelt dem Kind das Gefühl, wertvoll und liebenswert zu sein. Dies stärkt das Selbstbewusstsein und fördert ein positives Selbstbild.
• Empathie und soziale Fähigkeiten: Kinder, die in ihren Bedürfnissen ernst genommen werden, lernen auch, die Bedürfnisse und Gefühle anderer wahrzunehmen und zu respektieren.
• Stressreduktion: Das Kind fühlt sich durch die Erfüllung der Bedürfnisse verstanden und angenommen, was zu einem harmonischeren Miteinander beiträgt.

Ein Beispiel: Ein Kind, das nach einem anstrengenden Tag in der Kita das Bedürfnis hat, einfach nur zu kuscheln und zur Ruhe zu kommen, wird sich geliebt und verstanden fühlen, wenn die Eltern dieses Bedürfnis erkennen und darauf eingehen. Dies stärkt die Bindung zwischen Eltern und Kind, fördert das Wohlbefinden des Kindes und trägt zu einem positiven Familienklima bei.

Was bedürfnisorientierte Erziehung nicht bedeutet

Es ist wichtig, dass Eltern Ihre eigenen Bedürfnisse nicht aus den Augen verlieren. Denn nur wenn Du Dich selbst umsorgst, kannst Du auch für Dein Kind da sein und es unterstützen. Bedürfnisorientierte Erziehung bedeutet, allen Familienmitgliedern gerecht zu werden:

• „Bedürfnisorientiert" bedeutet nicht „Laissez-faire": Es geht nicht darum, alles zu erlauben und keine Grenzen zu setzen. Vielmehr geht es darum, dem Kind klare und verständliche Grenzen zu setzen, alters- und entwicklungsentsprechend.
• Eltern müssen sich nicht komplett zurückstellen: Auch die Bedürfnisse der Eltern sind wichtig. Es geht darum, einen gesunden Mittelweg zu finden, der allen Familienmitgliedern gerecht wird.
• Bedürfnisorientierte Erziehung bedeutet nicht, das Kind zu verwöhnen: Es geht nicht darum jeden Wunsch zu erfüllen, sondern grundlegende emotionale und körperliche Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen.
• Es geht nicht um Perfektion: Es geht nicht darum, immer alles richtig zu machen, sondern darum, eine liebevolle und respektvolle Beziehung zum Kind aufzubauen.

Die bedürfnisorientierte Erziehung als Herausforderung in der Elternschaft

Zweifelsohne ist es anstrengend, stets herauszufinden, welches Bedürfnis im Rahmen eines kleinen oder großen Wutanfalls gerade eigentlich ursächlich ist…Trotz aller Vorteile bringt das Begleiten Deines Kindes nach den Grundsätzen der bedürfnisorientierten Erziehung auch Herausforderungen mit sich:

• Eigene unerfüllte Bedürfnisse: Kommen die eigenen Bedürfnisse zu kurz, kann das zu Frustration und Stress führen. Vor allem, wenn Du Deine eigenen Ansprüche an den Umgang mit Deinem Kind in diesen Momenten nicht erfüllst.
• Hohe Erwartungen: Manchmal setzt Du Dich selbst unter Druck, alles "perfekt" machen zu wollen. Es ist wichtig, realistische Erwartungen an sich selbst zu haben und sich auch Fehler zu erlauben.
• Unterschiedliche Auffassung von Erziehung: Es ist nicht ungewöhnlich, dass Elternteile unterschiedliche Erziehungsstile haben. Das kann zu Konflikten führen, insbesondere wenn gegenseitige Erwartungen an den Partner nur unzureichend erfüllt werden.
• Eigene Trigger aus der Kindheit: Bestimmte Verhaltensweisen des Kindes können starke emotionale Reaktionen auslösen, weil sie eigene negative Erlebnisse triggern können. Versuche, in die Selbstreflektion zu gehen und Deine Erziehungsmuster zu hinterfragen.

Fazit

Letztendlich geht es in der Erziehung niemals darum, perfekt zu sein, sondern darum, eine liebevolles und vertrauensvolles Beziehungsgeflecht innerhalb der Familie aufzubauen. Denn Kinder, die sich geliebt und verstanden fühlen, haben die Grundlage, sich zu selbstbewussten, empathischen und glücklichen Menschen zu entwickeln.

Dein glückskind-Team ♥