Neugeborenengelbsucht: Was Eltern darüber wissen sollten
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Die Geburt eines Kindes ist für Eltern ein unbeschreiblich schöner Moment, aber auch eine Zeit voller Fragen und Sorgen. Eine häufige Sorge, die viele frischgebackene Eltern betrifft, ist die sogenannte Neugeborenengelbsucht. Was genau hinter dieser Diagnose steckt, wie sie sich äußert und wie sie behandelt wird, erklären Nibras und Florian von Hand, Fuss, Mund Dir in diesem Artikel.
Was ist Neugeborenengelbsucht?
Neugeborenengelbsucht, auch Neonatale Ikterus genannt, ist eine häufige und meist harmlose Begleiterscheinung bei Babys in den ersten Lebenstagen. Sie entsteht, wenn sich zu viel Bilirubin im Blut des Neugeborenen ansammelt. Bilirubin ist ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin, der beim Abbau alter roter Blutkörperchen entsteht. Bei Neugeborenen funktioniert der Stoffwechsel in den ersten Lebenstagen noch nicht ganz so reibungslos wie bei Erwachsenen, sodass das Bilirubin nicht schnell genug abgebaut wird.
Das Ergebnis: Eine gelbliche Haut- und Augenfarbe, die vor allem zwischen dem zweiten und vierten Lebenstag auftritt. Dieses Phänomen wird als „Gelbsucht“ bezeichnet.
Warum bekommen Babys Gelbsucht?
In den ersten Tagen nach der Geburt baut der Körper des Babys viele rote Blutkörperchen ab, die im Mutterleib in großer Zahl produziert wurden. Das dabei entstehende Bilirubin wird normalerweise über die Leber und den Stuhlgang ausgeschieden. Bei vielen Neugeborenen ist das System jedoch noch nicht vollständig ausgereift, weshalb der Bilirubin-Spiegel ansteigt.
Besonders betroffen sind Frühgeborene oder Babys, die bei der Geburt eine hohe Bilirubin-Produktion haben, etwa durch eine Blutgruppe-Unverträglichkeit (z. B. bei Mutter und Kind). In der Regel ist die Gelbsucht jedoch eine ganz normale Reaktion des Körpers und verschwindet nach wenigen Tagen von selbst.
Wie erkennt man Neugeborenengelbsucht?
Die häufigsten Anzeichen einer Neugeborenengelbsucht sind:
Gelbe Hautfarbe: Zunächst meist im Gesicht, dann auch am Oberkörper und manchmal an den Händen und Füßen.
Gelbliche Augen: Besonders die Weißen der Augen können gelblich erscheinen.
Müdigkeit, Trinkschwäche und vermehrtes Schlafen: In den seltenen, schwereren Fällen kann auffallen, dass das Kind geschwächt ist und vermehrt schläft bzw. vermindert trinkt.
Die Gelbsucht beginnt in der Regel zwei bis drei Tage nach der Geburt und erreicht oft zwischen dem dritten und fünften Tag ihren Höhepunkt. Danach wird es langsam besser, wenn der Körper des Babys das überschüssige Bilirubin abbaut.
Wann sollte man die Gelbsucht genauer untersuchen lassen?
In den meisten Fällen ist die Neugeborenengelbsucht völlig harmlos und geht von selbst zurück. Allerdings gibt es auch einige Fälle, bei denen die Gelbsucht stärker ausfällt und behandelt werden muss. Hier hilft dir deine Hebamme oder Deine Kinderärztin dabei, die Situation besser einzuschätzen. Eltern sollten besonders dann die Gelbsucht genauer untersuchen lassen, wenn:
Die Gelbsucht sehr früh nach der Geburt (innerhalb der ersten 24 Stunden) auftritt.
Das Baby sehr stark gelb wird bzw. die Gelbsucht immer weiter zunimmt.
Das Baby Schwierigkeiten beim Trinken hat, übermäßig schläfrig ist oder sehr wenig Urin und Stuhlgang hat.
In diesen Fällen könnte eine intensivere Behandlung notwendig sein, um den Bilirubin-Spiegel zu senken und Komplikationen zu vermeiden.
Behandlung der Neugeborenengelbsucht
In den meisten Fällen ist keine spezielle Behandlung nötig. Babys, die an Neugeborenengelbsucht leiden, werden einfach beobachtet, während der Körper das Bilirubin von selbst abbaut.
Wenn der Bilirubin-Spiegel jedoch zu hoch ist, kann eine Behandlung notwendig werden. Die häufigste Methode ist die sogenannte Phototherapie. Dabei wird das Baby unter spezielles blaues Licht gelegt, das hilft, das Bilirubin in eine Form umzuwandeln, die der Körper leichter ausscheiden kann. Diese Behandlung ist sicher, schmerzfrei und wirksam und wird in der Regel in allen Kinderkliniken angeboten.
In sehr seltenen Einzelfällen, wenn der Bilirubin-Spiegel extrem hoch ist, könnte eine Bluttransfusion erforderlich sein. Das ist jedoch sehr selten und in den allermeisten Fällen nicht nötig.
Was können Eltern tun?
Eltern können einiges tun, um ihrem Baby zu helfen, mit der Neugeborenengelbsucht gut zurechtzukommen:
Häufiges Stillen: Babys, die häufig gestillt werden, haben weniger Probleme mit Gelbsucht. Das Stillen fördert den Stuhlgang, über den Bilirubin ausgeschieden wird, und sorgt dafür, dass das Baby ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt.
Ausreichend Flüssigkeit: Auch Flaschennahrung kann in den ersten Tagen helfen, wenn das Baby noch Schwierigkeiten beim Stillen hat. So bleibt der Körper des Babys gut hydriert, was den Abbau des Bilirubins unterstützt.
Regelmäßige Kontrollen: Liegt der Bilirubinwert im Grenzbereich, sollte regelmäßig werden, um sicherzustellen, dass der Bilirubin-Spiegel nicht zu hoch steigt.
Fazit
Neugeborenengelbsucht ist eine weit verbreitete und in der Regel harmlose Begleiterscheinung, die die meisten Babys in den ersten Lebenstagen betrifft. Obwohl sie oft beunruhigend aussieht, ist sie in den meisten Fällen gut behandelbar und verschwindet nach ein paar Tagen von selbst. Wichtig ist es, das Baby weiterhin gut zu füttern und regelmäßig von einer Hebamme oder in der Kinderarztpraxis überwachen zu lassen. Sollte sich der Zustand verschlechtern oder das Baby auffällig müde oder schwerfällig erscheinen, ist es ratsam, den Bilirubinspiegel im Blut zu messen, um sicherzustellen, dass alles in Ordnung ist. Falls eine Therapie notwendig wird, ist diese in den allermeisten Fällen unkompliziert und nur kurzzeitig unterstützend notwendig.
Wir wünschen Dir und Deinem Baby alles Gute!
Nibras, Florian & Dein glückskind-Team ♥