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Fehlgeburten – ein seltenes Ereignis? 

Paar sitzt nebeneinander

Nach einer Fehlgeburt ist es wichtig, dass Paare zusammenhalten – auch wenn der Umgang mit dem Verlust unterschiedlich sein kann. © m-gucci, Getty Images

Fehlgeburten passieren viel häufiger, als die meisten denken. Mindestens eine von zehn Frauen hat in ihrem Leben eine Fehlgeburt. Manche Frauen haben sogar mehrere Fehlgeburten. Das ist immer traurig und sehr schmerzhaft. Es gibt nur wenige Risikofaktoren, die eine Frau selbst beeinflussen kann, um eine Fehlgeburt zu verhindern. Das sind Rauchen, Alkohol trinken oder der Konsum von Drogen.

Ein Faktor, der nicht beeinflussbar ist, ist das Alter. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für eine Fehlgeburt. Das liegt daran, dass bei der Zellteilung dann häufiger Fehler passieren. Dies ist ein normaler Alterungsprozess, der nicht nur Eizellen und Spermien betrifft, sondern alle Körperzellen.

Der Unterschied ist allerdings, dass Eizellen im Reifungsprozess die Hälfte ihres Erbguts „loswerden“ müssen, damit sozusagen „Platz“ für das Erbgut des Mannes ist. Spermien dagegen werden direkt nur mit einem halben Erbgut „produziert“ und Körperzellen haben immer den vollen „Satz“.  

Wie häufig sind Fehlgeburten? 

Etwa 10 bis 15 Prozent der bemerkten Schwangerschaften enden als Fehlgeburt. „Bemerkt“ heißt hier wahrscheinlich, dass ein erster Frauenarzttermin stattgefunden hat, denn es ist eine Angabe des Bundesverbands der Frauenärzte.

Das heißt, die Frau hat wahrscheinlich zu Hause einen Schwangerschaftstest gemacht und die Schwangerschaft hat mindestens noch bis zum nächsten Arzttermin gedauert, eher aber noch 2–4 Wochen, evtl. sogar bis zum Ultraschall in der 7.–8. Woche, wo der Herzschlag gesehen wurde. 

Viele Fehlgeburten passieren noch früher und wenn die Schwangerschaft zu Hause durch einen Test festgestellt wurde, fallen diese Fehlgeburten aus dieser Statistik. Da viele Fehlgeburten so früh passieren, sind es schätzungsweise bis zu 30 Prozent der festgestellten Schwangerschaften, die in einer Fehlgeburt enden.  

Fehlgeburt: Entwicklungsstörungen sind der häufigste Grund 

Bei Fehlgeburten handelt es sich meistens um einen Selektionsmechanismus der Natur: Der Embryo ist nicht entwicklungsfähig und deshalb bricht die Schwangerschaft ab. Nur sehr selten liegt es an etwas anderem und die Ursachen sind meistens nicht beeinflussbar.

Wir nennen Dir weiter unten mögliche Gründe, die das Risiko für eine Fehlgeburt erhöhen. Bevor Du sie liest, ist es wichtig, Folgendes zu verstehen: Wenn ein oder mehrere dieser Faktoren auf Dich zutreffen, heißt das nicht, dass Du eine Fehlgeburt haben wirst. Denn niemand kann vorhersagen, ob ein Risikofaktor tatsächlich zu einer Fehlgeburt führen wird, unter welchen Bedingungen er das tut und wie stark welcher Faktor wirkt.

Das ist auch ein Grund, weshalb es keine konkreten Zahlen dazu gibt, welche Gründe wie häufig sind. So etwas lässt sich in Studien kaum untersuchen. Das liegt zum einen daran, dass es zu viele andere Einflussfaktoren gibt, die in der Studie nicht berücksichtigt werden können. Zum anderen wäre es unethisch, Schwangere zum Beispiel rauchen zu lassen, um zu sehen, wie viele Zigaretten vertretbar sind. Das bedeutet ganz konkret: Es gibt Raucherinnen, die nie eine Fehlgeburt hatten, und deren Kinder völlig gesund zur Welt kommen. 

Weil Rauchen das Risiko für Fehlgeburten und Entwicklungsstörungen erhöhen kann, wird Raucherinnen empfohlen, mit dem Rauchen aufzuhören. Niemand kann mit Sicherheit für den Einzelfall sagen, wie sich Rauchen genau auswirkt. Das nennt man in der Medizin Dosis-Wirkungszusammenhang. Für Medikamente kann das unterschiedlich aussehen und für das Rauchen in der Schwangerschaft ist genaue Erforschung kaum möglich.  

Mögliche Gründe für eine Fehlgeburt 

Mögliche Gründe für eine Fehlgeburt können sein:  

  • Entwicklungsstörungen des Embryos, 

  • hormonelle Ungleichgewichte wie zum Beispiel eine Gelbkörperschwäche (bei der Gelbkörperschwäche sind Mediziner und Medizinerinnen geteilter Meinung. Es herrscht Uneinigkeit darüber, ob es diese Schwäche tatsächlich gibt, weil es keinen Blutwert gibt, anhand dessen eine Gelbkörperschwäche klar erkannt werden kann. Das bedeutet, dass diese Diagnose auf dem Symptom einer Zyklusstörung basiert und nicht auf einem Grenzwert des Hormons Progesteron.), 

  • Veränderungen der Gebärmutter wie Verwachsungen oder Fehlbildungen, 

  • Vorerkrankungen,

  • bestimmte Infektionen wie Listerien, 

  • „Genussmittel“ wie Alkohol/Tabak/Drogen (auch Cannabis), 

  • Ebenso können schwere Verletzungen oder Unfälle Fehlgeburten verursachen. 

Mögliche Anzeichen für eine Fehlgeburt

Es gibt keine sicheren Anzeichen für eine Fehlgeburt. Blutungen und Unterleibsschmerzen in der Schwangerschaft können harmlos sein. Leider zählen sie aber auch zu den häufigsten Anzeichen für eine drohende Fehlgeburt. Ob bei Blutungen und Unterleibsschmerzen eine Fehlgeburt ursächlich ist oder die Schwangerschaft noch intakt ist, ist selbst nicht zu unterscheiden. 

Deswegen ist es wichtig, dass bei Blutungen und Unterleibsschmerzen in der Schwangerschaft unverzüglich ein Gynäkologe oder eine Gynäkologin aufgesucht wird. Sie können zwar keine Fehlgeburt verhindern, die begonnen hat, aber sie können feststellen, ob die Blutungen und/oder Unterleibsschmerzen andere Ursachen haben oder eine Fehlgeburt droht.

Dazu machen sie einen Ultraschall und kontrollieren, ob das Herz des Babys schlägt. Der Herzschlag kann aber erst ab etwa der 6.–8. Woche auf dem Ultraschall erkannt werden. Ist die Schwangere noch in einer früheren Schwangerschaftswoche, wird über Blutuntersuchungen der hCG-Wert kontrolliert. Der verdoppelt sich zu Beginn einer Schwangerschaft etwa alle zwei Tage. Wenn diese Steigerung nicht festzustellen ist, dann ist eine Fehlgeburt wahrscheinlich. Trotzdem ist eine Fehlgeburt aber auch dann nicht sicher.

Fehlgeburten können aber auch völlig ohne Anzeichen passieren. Dann wird erst bei der nächsten Routineuntersuchung bemerkt, dass das Herz des Babys nicht mehr schlägt. Das ist eine sogenannte missed abortion“, also eine unbemerkte Fehlgeburt.

Wie kann ich mit einer Fehlgeburt zurechtkommen? 

Eine Fehlgeburt zu haben ist ein einschneidendes Ereignis, das meistens tiefgreifende Gefühle auslöst. Trauer, Enttäuschung, Schmerz oder auch Wut und Neid können dazugehören. Es gibt aber auch Frauen, die erleichtert sind, weil die Schwangerschaft unerwünscht war. Mal steht das eine Gefühl im Vordergrund, mal das andere. Die starken Gefühle machen es vielen schwieriger, den Alltag gut zu meistern.

Was viele nicht wissen: Eine Fehlgeburt ist auch ein Grund für eine Krankschreibung. Es ist manchmal nicht möglich im Alltag „zu funktionieren“ und man (Frau und Mann!) braucht Zeit für die Gefühle und anstehende Entscheidungen. Sprich mit Deiner Hausärztin oder Deinem Hausarzt, wenn Du Dich nicht arbeitsfähig fühlst. 

Eine Fehlgeburt muss körperlich beendet werden, das heißt der Embryo, der Fruchtsack und Anlagen für die Plazenta oder die Plazenta müssen aus der Gebärmutter abgestoßen oder entfernt werden. Für das körperliche Ende der Schwangerschaft gibt es grundsätzlich drei Möglichkeiten:  

  • das Warten auf den natürlichen Abgang, 

  • medikamentöse Unterstützung, 

  • eine Ausschabung.  

Nicht immer liegt die Entscheidung (aus medizinischen Gründen) ganz bei der Frau, aber häufig kann sie mitbestimmen, wenn z. B. eine Ausschabung nicht medizinisch notwendig ist.

Emotional hilft es vielen Betroffenen, mit Freunden und Freundinnen oder nahestehenden Menschen über ihre Fehlgeburt zu sprechen. Dabei ist es wichtig, dass der- oder diejenige zunächst einfach nur zuhört. Das klingt etwas leichter, als es tatsächlich ist.

Denn oft sind Angehörige automatisch im „Problemlösemodus“ oder wollen etwas Hilfreiches oder Ermutigendes sagen. Sätze wie „nach vorne schauen“ und „positiv denken“ sind vielleicht gut gemeint, aber helfen nicht. Sie passen nicht zu dem, was betroffene Frauen und Männer in dieser Situation fühlen. Angehörige finden hier eine Empfehlungen, welche Sätze hilfreich sind und welche nicht.

Manchen Menschen hilft es auch, wenn sie ihrem verstorbenen Baby einen Namen geben und eine Erinnerungsbox oder ein Erinnerungsbuch anlegen. Ultraschallbilder, Gedanken und Gefühle haben hier Platz. Das kann helfen, mit der Fehlgeburt umzugehen und sie als Teil des eigenen Lebens anzunehmen. 

Wann kann ich wieder schwanger werden nach einer Fehlgeburt? 

Nach einer Fehlgeburt, auch wenn sie mit einer Ausschabung beendet wurde, gibt es aus medizinischer Sicht keine Mindestwartezeit bis zur nächsten Schwangerschaft. Wenn der Zyklus wieder regelmäßig ist, dann ist auch der Körper wieder bereit für eine Schwangerschaft. Wie lange es bis zu einem regelmäßigen Zyklus dauert, ist unterschiedlich. Es hängt auch davon ab, wie die Schwangerschaft körperlich beendet wurde.

Eine andere Frage ist, ob Du Dich bereit für eine neue Schwangerschaft fühlst. Manche möchten es direkt wieder probieren, andere wollen etwas länger warten. Hier gibt es kein richtig oder falsch. Ein gutes Anzeichen kann zum Beispiel das Gefühl „ich will nicht länger warten“ sein. 

Eine Fehlgeburt muss niemand alleine schaffen. Hier gibt es Unterstützung nach einer Fehlgeburt: 

  • Hebammen betreuen nicht nur Schwangere, sondern auch Frauen nach einer Fehlgeburt. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Vor allem eine Online-Hebamme ist eine tolle Möglichkeit sofort Unterstützung zu bekommen.  

  • Beratungsstellen wie profamilia werden oft in Verbindung mit „Abtreibungsberatung“ gebracht, beraten aber in allen schwierigen Lebenssituationen – auch bei Schwangerschaftsverlusten. Die Beratung ist in der Regel kostenlos, es kann aber Wartezeiten und je nach Wohnort einen gewissen Anfahrtsweg geben (profamilia ist nur eine unter sehr vielen Beratungsstellen in Deutschland, aber wir können hier nicht alle aufzählen. Suche nach „Beratungsstelle Schwangerschaft“ an Deinem Wohnort.) 

  • Zertifizierte Kinderwunschberaterinnen der Deutschen Gesellschaft für Kinderwunschberatung BKiD kennen sich ebenfalls mit Fehlgeburten aus. Die Beratung ist leider selbst zu zahlen, außer die Beraterin arbeitet bei einer der Beratungsstellen aus dem vorhergehenden Punkt. 

  • Es gibt auch zeit- und ortsunabhängige Unterstützung für Dich, und zwar in der Onlinecommunity und mit dem Onlinekurs „Wegweiser Fehlgeburt“. Du bekommst Wissen und Hilfestellungen in Videos, Texten und Audios und hast Zugang zu Live-Austauschgruppen. Hier zahlst Du nur, was Du kannst, sodass sich jede Frau Unterstützung nach einer Fehlgeburt leisten kann (und auch jeder Mann). 

Fehlgeburt – Fazit 

Fehlgeburten können tiefgreifende emotionale Auswirkungen haben und es ist wichtig, dass Betroffene die Unterstützung und Zeit erhalten, die sie benötigen, um mit dem Verlust umzugehen. Es gibt keine festgelegte Wartezeit für eine erneute Schwangerschaft nach einer Fehlgeburt, aber es ist wichtig, sich sowohl körperlich als auch emotional bereit zu fühlen. 

Unterstützung ist in dieser schwierigen Zeit von entscheidender Bedeutung und kann von verschiedenen Quellen kommen. Niemand sollte sich in dieser Situation alleine fühlen und es gibt viele Ressourcen, die helfen können. 

Dein glückskind-Team