HauptnavigationKategorienavigationHauptinhalt

Cortison

dm-drogeriemarkt

dm-drogerie markt

Lesedauer 3 Min.

29.10.2025

Eine Person kratzt mit der rechten Hand ihren linken Unterarm

Was ist Cortison?

Cortison (auch: Kortison) ist die inaktive Vorstufe von Kortisol, einem Hormon, das der Körper selbst in der Nebennierenrinde bildet und das an vielen wichtigen Prozessen im Körper beteiligt ist. Dieser Stoff kann synthetisch hergestellt und als Medikament eingesetzt werden. Umgangssprachlich wird der Begriff „Cortison“ häufig für eine Gruppe bestimmter Steroidhormone verwendet (Fachausdruck: Glukokortikoide). Dazu gehören zum Beispiel Betamethason, Mometason oder Prednisolon.

So wirkt Cortison im Körper

Cortisol wird oft als Stresshormon bezeichnet – der Körper schüttet es in Belastungssituationen vermehrt aus, um seine Leistungsfähigkeit kurzfristig zu erhöhen. Es sorgt dafür, dass dem Gehirn schnell Energie in Form von Glukose zur Verfügung steht, es steigert die Atemfrequenz und lässt das Herz schneller schlagen.  

Gleichzeitig hat das Hormon eine schützende Aufgabe: In höherer Konzentration wirkt es immunsuppressiv – d. h. es bremst die Aktivität des Immunsystems. Genau diesen Effekt macht sich die Medizin zunutze: Synthetisch hergestellte Cortison-Präparate werden gezielt eingesetzt, um Immunreaktionen zu zügeln und Entzündungen zu hemmen. Das ist besonders hilfreich bei Autoimmunerkrankungen, bei denen sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet, bei chronischen Entzündungen wie Asthma oder Rheuma oder Allergien, bei denen das Immunsystem übertrieben auf harmlose Reize reagiert.

Formen, Anwendung, Nebenwirkungen und Tipps

Cortison ist nicht gleich Cortison: Es gibt eine Vielzahl an Präparaten, die je nach Einsatzgebiet und Stärke unterschiedlich wirken und auch unterschiedliche Nebenwirkungen haben können. Hier ein Überblick über die wichtigsten Formen, ihre richtige Anwendung und was Du grundsätzlich bei der Einnahme von Cortison beachten solltest.

Cortisoncremes und -salben

Indikation

Cortisoncremes, -lotionen und -salben kommen häufig bei entzündlichen Hauterkrankungen zum Einsatz, zum Beispiel bei Neurodermitis und anderen Ekzemen sowie bei Schuppenflechte.

Wichtig: Cortisonhaltige Mittel sind nicht bei jeder Hauterkrankung sinnvoll! Bei Akne, Rosazea oder Pilzinfektionen können sie sogar schaden oder die Symptome verschlechtern. Deshalb gilt: Bitte immer erst eine genaue Diagnose bei der Hausärztin oder dem Hausarzt einholen

Anwendung

Cortisoncremes werden in vier Wirkstärken eingeteilt:  

  • schwache Glukokortikoide (z.B. Hydrocortison und Prednisolon)
  • mittelstarke Glukokortikoide (z.B. Prednicarbat und Methylprednisolonaceponat)
  • starke Glukokortikoide (z.B. Betamethasonvalerat und Mometasonfuroat)
  • sehr starke Glukokortikoide (z.B. Clobetasol) 

Rezeptfrei erhältlich sind nur schwache Glukokortikoide mit einem Wirkstoffgehalt von bis zu 0,5 %. Sie können zum Beispiel bei leichten Hautreizungen, Rötungen oder allergischen Reaktionen eingesetzt werden. Stärkere Präparate sind verschreibungspflichtig und sollten nur nach ärztlicher Diagnose angewendet werden.

Welche Wirkstärke passend ist, hängt nicht nur von der Art der Beschwerden ab, sondern auch von der zu behandelnden Hautstelle:

  • Für empfindliche Hautstellen – Gesicht, Augenlider, Hals, Gelenkbeugen und Geschlechtsorgane – sind schwache bis mittelstarke Präparate in der Regel ausreichend.
  • Für dicke Hautstellen – Hände, Füße, Ellenbogen, Knie – sind oft stärkere Mittel notwendig. 

Dosierung

Eine gute Orientierung für die Dosierung von Salben und Cremes bietet die „Fingertip-Unit“ (FTU). Eine solche „Fingerspitzen-Einheit“ entspricht etwa der Menge, die man erhält, wenn man das Präparat vom Tubenausgang bis zur ersten Fingerfalte des Zeigefingers aufträgt – das sind ungefähr 0,5 Gramm. Je nach Körperstelle braucht es unterschiedliche Mengen an FTUs, zum Beispiel für Gesicht und Nacken ca. 2,5 FTUs, für einen Arm ca. 4 FTUs.

Wichtig: Viel hilft in diesem Fall nicht viel. Eine zu großzügige Anwendung bringt keinen besseren Effekt, aber möglicherweise mehr Nebenwirkungen. 

Mögliche Nebenwirkungen

Bei längerer oder unsachgemäßer Anwendung von Cortison können Nebenwirkungen auftreten. Dazu gehören:

  • Haarwurzelentzündungen
  • leichte Pigmentstörungen der Haut (weiße Flecken)
  • Bildung von Dehnungsstreifen
  • Hautverdünnung
  • Bei korrekter Anwendung – das heißt in der Regel: zeitlich begrenzt, in passender Dosierung und an der richtigen Hautstelle – ist das Risiko für Nebenwirkungen sehr gering.

Cortisonsprays

Indikation

Cortisonhaltige Sprays kommen vor allem bei entzündlichen Atemwegserkrankungen zum Einsatz, zum Beispiel:  

  • Asthma bronchiale
  • chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
  • allergischer Schnupfen  
  • chronische Nasennebenhöhlenentzündung

Je nach Anwendungsform wirkt das Spray gezielt an Ort und Stelle: Nasensprays lindern Schwellungen der Nasenschleimhaut und können so die Nasenatmung verbessern; Inhalationssprays können Entzündungen in den unteren Atemwegen abschwächen und akuten Asthmaanfällen vorbeugen. 

Anwendung

Nasensprays werden direkt in die Nase gesprüht, meist ein- bis zweimal täglich. Beim Sprühen solltest Du den Kopf leicht nach vorne neigen und den Spraystoß tief in die Nasenhaupthöhle abgeben. Nach der Anwendung bitte tief durch die Nase einatmen, um den Wirkstoff gut zu verteilen!

Bei einem Inhalationsspray wird der Wirkstoff über den Mund aufgenommen. Vor Gebrauch solltest Du das Spray gut schütteln. Während des Sprühens atmest Du langsam und tief ein, damit der Wirkstoff bis in die Lunge gelangt. Nach der Anwendung ist es wichtig, den Mund gründlich auszuspülen, die Zähne zu putzen oder etwas zu trinken, um Pilzinfektionen im Mundraum vorzubeugen.  

Cortisonsprays können unterschiedlich eingesetzt werden. Manche werden nur bei akuten Beschwerden eingesetzt, zum Beispiel bei einem Asthma-Anfall. Andere werden regelmäßig angewendet, also auch in beschwerdefreien Zeiten. Sie wirken vorbeugend und helfen dabei, Entzündungen in den Atemwegen langfristig zu verringern.

Mögliche Nebenwirkungen

Wird ein Cortisonspray korrekt angewendet, sind Nebenwirkungen selten, aber möglich. Zum Beispiel:

  • Heiserkeit
  • Reizhusten
  • Pilzinfektionen im Mund- oder Rachenraum
  • leichte allergische Reaktionen (Rötung, Juckreiz im Mund oder Gesicht)

Bei dauerhaftem Gebrauch kann es in Einzelfällen bei Kindern zu einer minimalen, vorübergehenden Wachstumsverzögerung kommen. Bei älteren Menschen kann Cortison das Risiko für die Entwicklung eines Grauen Stars etwas erhöhen. 

Cortisontabletten

Indikation

Cortisontabletten werden vor allem bei Schüben chronisch-entzündlicher Erkrankungen eingesetzt, insbesondere wenn eine lokale Behandlung nicht ausreicht. Dazu gehören beispielsweise:

  • Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis und Multiple Sklerose
  • entzündliche Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa
  • schwere allergische Reaktionen 

Anwendung

Cortisontabletten sind verschreibungspflichtig. Je nach ärztlicher Anweisung werden sie meist morgens vor dem Frühstück und in individuell abgestuften Dosierungen über einen bestimmten Zeitraum hinweg eingenommen. 

Mögliche Nebenwirkungen

In Tablettenform kann Cortison stärkere Nebenwirkungen haben als bei einer äußerlichen oder lokal begrenzten Anwendung, weil es über den Magen in den Blutkreislauf gelangt und somit im ganzen Körper wirkt. Eine ärztliche Begleitung und regelmäßige Kontrollen sind daher besonders wichtig. 
Mögliche Auswirkungen bei längerfristiger Einnahme:

  • Heißhunger und damit verbundene Gewichtszunahme
  • Blutzuckeranstieg
  • Bluthochdruck
  • Stimmungsschwankungen
  • erhöhte Cholesterinwerte
  • erhöhtes Infektionsrisiko
  • erhöhtes Thromboserisiko
  • Hautverdünnung
  • Akne
  • Magenbeschwerden
  • Osteoporose  
  • Grauer Star oder Grüner Star
  • Wachstumsstörungen bei Kindern
  • Magengeschwüre
  • Morbus Cushing 

Cortisonspritzen

Indikation

Cortisonspritzen werden eingesetzt, wenn Entzündungen an definierten Körperstellen behandelt werden sollen, zum Beispiel:

  • entzündliche Gelenkerkrankungen wie Arthrose oder rheumatoide Arthritis
  • Karpaltunnelsyndrom
  • Schleimbeutelentzündungen (Bursitis)  
  • Schultersteife 

Anwendung

Cortisonspritzen werden in der Regel von medizinischem Fachpersonal verabreicht. Die genaue Dosierung und Häufigkeit richten sich nach der jeweiligen Erkrankung. 

Mögliche Nebenwirkungen

Wie bei allen Cortisonpräparaten können auch bei Spritzen Nebenwirkungen auftreten, etwa:

  • Schmerzen oder Schwellung an der Einstichstelle
  • vorübergehende Schwächung der Muskeln und Bänder
  • vorübergehende Erhöhung des Blutzuckerspiegels
  • sehr selten: Gelenkinfektionen, Sehnenrisse, Nervenschäden 

Wichtige Tipps für die Anwendung von Cortison

Cortison hilft oft schnell, grundsätzlich solltest Du jedoch folgende Regeln beachten:

  • Nicht auf eigene Faust nehmen – Cortisonpräparate jeglicher Art am besten nur in Absprache mit Ärztin oder Arzt anwenden.
  • Nicht einfach absetzen! Besonders bei Tabletten sollte die Dosis ausschleichend reduziert werden, am besten nach ärztlicher Rücksprache.
  • Hautpflege nicht vergessen – parallel zur Anwendung von Cortisoncremes ist eine gute Basispflege wichtig, um die Haut zu unterstützen.
  • Dosierung einhalten: – „Viel hilft viel“ gilt hier nicht! Halte Dich bitte strikt an die Empfehlungen in der Packungsbeilage oder an die ärztliche Verordnung.

Dieser Beitrag dient der Information und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung. Wenn Du Fragen hast oder unsicher bist, wende Dich bitte an eine Ärztin, einen Arzt oder eine andere qualifizierte Fachkraft. Entscheidungen, die Du aufgrund dieser Informationen triffst, erfolgen auf eigene Verantwortung.

Quellen

Internetquellen

Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) & Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). (2020). Nationale Versorgungsleitlinie Asthma (AWMF-Registernr. NVL-002). https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/nvl-002

Printquellen

Aubert-Wastiaux, H., Moret, L., Le Rhun, A., et al. (2011). Topical corticosteroid phobia in atopic dermatitis: A study of its nature, origins and frequency. British Journal of Dermatology, 165(4), 808–814. https://doi.org/10.1111/j.1365-2133.2011.10449.x

Charman, C. R., Morris, A. D., & Williams, H. C. (2000). Topical corticosteroid phobia in patients with atopic eczema. British Journal of Dermatology, 142(5), 931–936. https://doi.org/10.1046/j.1365-2133.2000.03473.x

Li, A. W., Yin, E. S., & Antaya, R. J. (2017). Topical corticosteroid phobia in atopic dermatitis: A systematic review. JAMA Dermatology, 153(10), 1036–1042. https://doi.org/10.1001/jamadermatol.2017.2437

Liu, D., Ahmet, A., Ward, L., et al. (2013). A practical guide to the monitoring and management of the complications of systemic corticosteroid therapy. Allergy, Asthma & Clinical Immunology, 9(1), 30. https://doi.org/10.1186/1710-1492-9-30

Luger, T., Loske, K. D., Elsner, P., et al. (2004). Topische Dermatotherapie mit Glukokortikoiden – Therapeutischer Index. Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, 2(7), 629–634. https://doi.org/10.1046/j.1439-0353.2004.03626

Waljee, A. K., Rogers, M. A., Lin, P., et al. (2017). Short term use of oral corticosteroids and related harms among adults in the United States: Population based cohort study. BMJ, 357, j1415. https://doi.org/10.1136/bmj.j1415