Heuschnupfen

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28.11.2025

Die Tage werden länger, die Sonne strahlt wärmer vom Himmel, und überall sprießt frisches Grün: Während viele das bunte Erwachen der Natur genießen, beginnt für einige jetzt eine weniger erfreuliche Zeit. Tränende, juckende Augen, eine laufende Nase und unaufhörliches Niesen bestätigen: Die Pollensaison ist zurück und mit ihr der Heuschnupfen.
Was ist Heuschnupfen?
Heuschnupfen ist eine Reaktion des Körpers auf Pollen, also auf den Blütenstaub von Pflanzen. Anders, als der Name vermuten lässt, betrifft das nicht nur Gräserpollen im Heu, sondern auch Pollen von Bäumen und Kräutern.
Eigentlich sind diese Pollen harmlos, doch bei Allergikern schlägt das Immunsystem Alarm, als wären sie gefährliche Eindringlinge. Die Folge: Der Körper produziert Antikörper und schüttet beim nächsten Kontakt mit Pollen entzündungsfördernde Stoffe wie Histamin aus. Diese Stoffe lösen dann die typischen Beschwerden aus.
Gut zu wissen: In der medizinischen Fachsprache wird Heuschnupfen als „allergische Rhinitis“ bezeichnet. Üblich ist auch der Ausdruck „saisonale allergische Rhinitis“, weil Heuschnupfen, im Unterschied zu anderen Allergieformen, nur im Frühjahr und Sommer auftritt.
Pollen und ihre Blütezeiten:
Bäume, Gräser und Kräuter blühen zu verschiedenen Zeiten im Jahr, weshalb Pollen in unterschiedlichen Phasen der Saison fliegen.
- Baumpollen: Hasel, Erle, Birke, Esche, Buche, Eiche
Blütezeit: Februar bis Mai - Gräserpollen: Roggen, Wiesenlieschgras
Blütezeit: Mitte Mai bis Mitte August - Kräuterpollen: Beifuß, Ambrosia
Blütezeit: Mitte Juli bis September
Wer bekommt Heuschnupfen?
Prinzipiell kann jeder Mensch Heuschnupfen bekommen. Das Risiko steigt jedoch, wenn ein Elternteil oder beide Allergien haben, weil die Veranlagung vererbt wird. Auch Lebensumstände spielen eine Rolle: Rauchen und der Kontakt mit Schadstoffen können das Risiko erhöhen. Neuere Studien legen nahe, dass auch ein Ungleichgewicht in unserer Darmflora, also der Gesamtheit der Mikroorganismen im Darm, Allergien begünstigen kann.
Die meisten Betroffenen erleben ihre erste Heuschnupfen-Saison vor dem 20. Lebensjahr. Allerdings können die Symptome schon bei Kindern ab zwei Jahren und sogar noch bei Personen in hohem Alter erstmals auftreten.
Warum wird Heuschnupfen immer häufiger?
Immer mehr Menschen entwickeln eine Pollenallergie – inzwischen ist jeder vierte Deutsche davon geplagt. Dafür gibt es verschiedene mögliche Gründe.
- Hygienehypothese: Früher war unser Immunsystem ständig Schmutz und Keimen ausgesetzt. Heute, mit besseren Hygienestandards und weniger Infektionen im Kindesalter, fehlen ihm diese „Trainingseinheiten“. Und was macht ein unterbeschäftigtes Abwehrsystem? Es sucht sich neue Gegner – und reagiert plötzlich überempfindlich auf harmlose Stoffe wie Pollen.
- Klimawandel: Höhere Temperaturen sorgen dafür, dass die Pollensaison früher beginnt und länger dauert. Zudem können die Pollen weiter und schneller fliegen. Das führt dazu, dass sich nicht heimische Pflanzenarten wie die Ambrosia, deren Pollen besonders starke Allergien auslösen können, ausbreiten.
- Luftverschmutzung: Schadstoffe wie Ozon und Feinstaub greifen die Schleimhäute in den Atemwegen an und machen sie durchlässiger für Allergene wie Pollen. Zusätzlich verändern sie die Struktur der Pollen, die dadurch aggressiver und allergieauslösender werden.
Symptome von Heuschnupfen
Im Unterschied zum Erkältungsschnupfen beginnt Heuschnupfen in den Zeiten des Pollenflugs meist plötzlich, oft nach einem Ortswechsel. Bemerkbar macht er sich mit einem oder mehreren der folgenden Hauptsymptome:
- tränende, juckende, geschwollene Augen
- starker Niesreiz
- Fließschnupfen oder verstopfte Nase
- Juckreiz an Gaumen, Rachen, Ohren oder in einem Nasenloch
- evtl. Krankheitsgefühl, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen
- oft Besserung bei länger anhaltendem Regen
Gut zu wissen: Leidest Du oder ein Familienmitglied auch außerhalb der Pollensaison an solchen Symptomen, handelt es sich nicht um Heuschnupfen, sondern wahrscheinlich um die „ganzjährige allergische Rhinitis“. Sie wird nicht von Pollen, sondern von anderen Allergenen (z.B. Hausstaub, Tierhaare) ausgelöst.
Heuschnupfen und Kreuzallergie
Viele von Heuschnupfen Betroffene entwickeln eine sogenannte Kreuzallergie: Der Körper „protestiert“ nicht nur gegen Pollen, sondern auch gegen bestimmte Nahrungsmittel. So können etwa Allergiker, die auf Gräserpollen reagieren, allergisch auf Hülsenfrüchte oder Melonen werden, Hasel- und Birkenpollenallergiker wiederum auf Äpfel, Birnen, Hasel- und Walnüsse. Ursache: Die Eiweiße der jeweiligen Pollen ähneln denen der entsprechenden Lebensmittel.
Typisch für eine Kreuzallergie sind Beschwerden nach dem direkten Verzehr dieser Lebensmittel – zum Beispiel Kribbeln oder Jucken im Mund- und Rachenraum, geschwollene Lippen oder ein pelziges Gefühl auf der Zunge.
Mit Heuschnupfen zum Arzt?
Auch wenn viele Betroffene mit ihrer Pollenallergie gut zurechtkommen – auf die leichte Schulter solltest Du Heuschnupfen nicht nehmen. Dies gilt vor allem, wenn Deine Symptome von Jahr zu Jahr heftiger werden. Denn aus einer unbehandelten Allergie kann sich allergisches Asthma entwickeln. Dabei wandert die allergische Reaktion vom Nasen- und Augenbereich in die unteren Atemwege – Ärzte nennen das einen „Etagenwechsel“. Dieser führt zu Entzündungen im Bronchialsystem. Die Folgen der Erkrankung sind Husten, Kurzatmigkeit und Atemnot.
Falls Du solche Symptome bei Dir bemerkst, suchst Du am besten rasch einen Arzt oder eine Ärztin auf. Auch Kreuzallergien sind ein Grund, ärztlichen Rat einzuholen, denn es ist wichtig, dass Du Dich trotz Unverträglichkeiten gesund und abwechslungsreich ernährst.
Diagnose von Heuschnupfen
Meist lässt sich der Heuschnupfen schon anhand der typischen Symptome feststellen. Um aber herauszufinden, welche Pollenarten die spezifischen Auslöser sind, werden spezifische Tests nötig. Heute wird vor allem der Prick-Test gemacht, er ist auch schon bei Kindern ab zwei Jahren möglich. Dabei werden sehr kleine Mengen verdächtigter Allergene in der Innenseite des Unterarms aufgetragen und die Haut leicht angeritzt. Anzeichen für eine wahrscheinlich allergische Reaktion: Rötung, Juckreiz und/oder Schwellung.
Ist das Testergebnis nicht eindeutig, können weitere Untersuchungen wie eine Blutuntersuchung oder ein Provokationstest Klarheit bringen. Bei einem Provokationstest wird das Allergen mehrmals und in steigender Menge direkt auf die Schleimhaut, meist auf die Nasenschleimhaut, aufgetragen. Der Provokationstest ist die sicherste Methode, um eine Allergie und deren Auslöser zu bestimmen. Er findet immer unter ärztlicher Überwachung statt. Da pro Sitzung maximal zwei Allergene getestet werden können, muss er oft in Abständen wiederholt werden, bis die Auslöser identifiziert sind.
Was hilft gegen Heuschnupfen?
Leider gibt es keine Wunderheilung für Heuschnupfen, dafür aber einige Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern und Deine Lebensqualität zu verbessern.
Medikamente bei Pollenallergie
Antihistaminika
Antihistaminika
Antihistaminika greifen direkt in die allergische Reaktionskette ein, indem sie die Weitergabe des „Pollen-Alarms“ von Histamin an seine Rezeptoren ausbremsen. Die heute häufig eingesetzten Wirkstoffe (Cetirizin und Loratadin) bringen rasch Erleichterung und machen in der Regel weniger müde als früher gebräuchliche Mittel. Du kannst ausprobieren, welches Medikament Dir am besten bekommt, oder lass‘ Dich von Deinem Arzt, Deiner Ärztin dazu beraten. Antihistaminika gibt es (rezeptfrei) als Tabletten, Nasenspray und Augentropfen. Am zuverlässigsten wirken sie, wenn sie schon bei den ersten Symptomen der Allergie genommen werden.
Nasensprays mit Kortison (Kortikoiden)
Nasensprays mit Kortison (Kortikoiden)
Das körpereigene Hormon Kortison bremst die Ausschüttung von Entzündungsbotenstoffen im Körper und unterdrückt die Wirkung von bereits freigesetztem Histamin. Es lässt die Schleimhäute abschwellen und lindert die typischen Beschwerden der Pollenallergie. Die Wirkung tritt zwar zuverlässig, aber oft erst nach ein paar Stunden ein. Die meisten Kortisonsprays sind rezeptpflichtig. Es gibt auch Kombisprays, die Antihistaminikum und Kortison enthalten. Sie eignen sich für Allergiker, bei denen die Behandlung mit einem einzelnen Wirkstoff nicht ausreicht. Lass Dich ggf. von Deinem Arzt, Deiner Ärztin dazu beraten.
Cromone
Cromone
Cromone (Mastzellstabilisatoren) sind Wirkstoffe, die – als Augentropfen oder Nasenspray – vorsorglich (präventiv) bei allergischen Erkrankungen verwendet werden können. Sie haben kaum Nebenwirkungen und sind rezeptfrei erhältlich.
Leukotrienrezeptor-Antagonisten
Leukotrienrezeptor-Antagonisten
Bei diesem rezeptpflichtigen Medikament handelt es sich um Tabletten zur Behandlung von allergischem Asthma, vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Sie hemmen die Wirkung der sogenannten Leukotriene – das sind körpereigene Botenstoffe, die entzündliche Reaktionen in den Atemwegen (z.B. Verengung der Bronchien) auslösen.
Abschwellende Nasensprays
Abschwellende Nasensprays
Sie helfen nicht gegen Niesreiz und Fließschnupfen, machen aber eine verstopfte Nase vorübergehend frei. Sie sollten nicht länger als eine Woche angewendet werden.
Tipp: Auch nicht medikamentöse Mittel wie salzhaltige Nasensprays oder Nasenduschen können helfen, indem sie die Schleimhäute befeuchten und Pollen aus der Nase spülen.
Hyposensibilisierung
Diese Methode kommt bei schwereren Formen allergischer Rhinitis infrage. Sie lindert nicht nur die Symptome, sondern setzt als spezifische Immuntherapie direkt an der Ursache an. Dabei wird das Immunsystem regelmäßig mit kleinen Mengen des Allergens konfrontiert – entweder über Spritzen oder in Form von Tropfen bzw. Tabletten. Ziel der Hyposensibilisierung ist es, den Körper langsam an den Auslöser zu gewöhnen, damit er nicht mehr überempfindlich darauf reagiert.
Die Behandlung erfordert Geduld – sie dauert meist drei bis fünf Jahre. Doch die Erfolgsaussichten sind hoch: Bis zu 90 % der Patienten und Patientinnen spüren eine deutliche Verbesserung. Und: Die Wirkung hält oft bis zu zehn Jahren an.
Tipps für den Alltag
Auch wenn Du Dich vor Pollen kaum vollständig schützen kannst, gibt es einige Tricks, mit denen Du die Pollensaison besser überstehst:
- Informiere Dich regelmäßig zum aktuellen Pollenflug, beispielsweise beim Deutschen Wetterdienst.
- Öffne die Fenster zum Lüften nur frühmorgens (in städtischer Umgebung), abends (in ländlicher Umgebung) oder nachdem es geregnet hat. Zusätzlich können Pollenschutzgitter an den Fenstern helfen, damit beim Lüften möglichst wenig Pollen ins Zimmer gelangen.
- Wasche Dir vor dem Schlafengehen die Haare.
- Statte Dein Auto mit einem Pollenfilter aus und wechsle diesen regelmäßig.
- Lass Deine Wäsche nicht draußen trocknen.
- Nutze regelmäßig eine Nasendusche.
- Wähle pollenarme Regionen als Urlaubsreiseziel.
- Vermeide Aktivitäten im Freien, nachdem es gewittert hat.
(Bei einem Gewitter können die Pollen in kleinere Partikel aufplatzen und leichter in die Atemwege gelangen. Das kann Deine Symptome plötzlich verstärken und sogar Asthmaanfälle auslösen.)
Heuschnupfen vorbeugen – so kannst Du das Risiko Deines Kindes senken
Die Entstehung von Heuschnupfen lässt sich zwar nicht komplett verhindern, aber mit bewussten Entscheidungen und gezielten Maßnahmen während der Schwangerschaft und im Kindesalter kannst Du die besten Voraussetzungen für ein starkes Immunsystem schaffen und das Risiko verringern, dass Dein Kind eine Allergie entwickelt.
- Natürliche Geburt, wenn möglich
Bei seinem Weg durch den Geburtskanal nimmt das Baby eine Vielzahl nützlicher Bakterien der Mutter auf, die sein Immunsystem stärken. - Stillen
Die natürlichen Bakterien in der Muttermilch tragen zum Aufbau der Darmflora des Babys bei. - Rauchen vermeiden
Rauchen (auch Passivrauchen) solltest Du unbedingt vermeiden, da Zigarettenrauch die Atemwege reizt und das Risiko für Allergien bei Deinem Kind erhöht. - Gesundes Raumklima
Regelmäßiges Lüften und eine nicht zu hohe Luftfeuchtigkeit helfen, Schimmel zu vermeiden. - Gesunde Darmflora fördern
Eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung mit viel Gemüse, Vollkornprodukten und fermentierten Lebensmitteln unterstützt die Darmflora – das ist eine wichtige Voraussetzung für ein starkes Immunsystem.
Dieser Beitrag dient der Information und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung. Wenn Du Fragen hast oder unsicher bist, wende Dich bitte an eine Ärztin, einen Arzt oder eine andere qualifizierte Fachkraft. Entscheidungen, die Du aufgrund dieser Informationen triffst, erfolgen auf eigene Verantwortung.
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Quellen
Internetquellen
Internetquellen
- Allergieinformationsdienst. (o. D.). Heuschnupfen – Ursachen, Symptome und Prävention. Abgerufen am 03. August 2025 unter https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/heuschnupfen
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). (2022). S3-Leitlinie Allergieprävention. https://register.awmf.org/
- Bergmann, K.-C., Brehler, R., Endler, C., Höflich, C., Kespohl, S., Plaza, M., Raulf, M., Standl, M., Thamm, R., Traidl-Hoffmann, C., & Werchan, B. (2023). Auswirkungen des Klimawandels auf allergische Erkrankungen in Deutschland. Robert-Koch-Institut. https://doi.org/10.25646/11648
- Eguiluz-Gracia, I., Mathioudakis, A. G., Bartel, S., et al. (2020). The need for clean air: The way air pollution and climate change affect allergic rhinitis and asthma. Allergy, 75(9), 2170–2184. https://doi.org/10.1111/all.14177
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG). (2023, Mai 31). Heuschnupfen. https://www.gesundheitsinformation.de/heuschnupfen.html
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG). (2023, Mai 31). Welche Medikamente können Heuschnupfen lindern? https://www.gesundheitsinformation.de/welche-medikamente-koennen-heuschnupfen-lindern.html
- Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW). (n.d.). Ambrosia – Eine zunehmende Gefahr für Allergiker. Abgerufen am 04. August 2025 unter https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/
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