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Lesbische Paare: Wer wird die leibliche Mutter?

Lesbische Paare

© william87, Getty Images

Für viele lesbische Paare ist eine Samenspende ein geeigneter Weg, um eine Familie zu gründen. Allerdings kann nur eine von beiden Frauen die Schwangerschaft austragen und leibliche Mutter werden. Wie könnt ihr als Paar eine langfristig für euch gute Entscheidung treffen, wer schwanger wird?

Vielleicht ist die Frage relativ schnell geklärt, weil zwar beide einen Kinderwunsch haben, aber nur eine von euch beiden sich wirklich wünscht, schwanger zu werden. Es kann aber auch sein, dass ihr beide gerne schwanger werden möchtet und euch beide darauf freut, eines Tages die Schwangerschaft zu erleben. Dann ist es wichtig, offen miteinander zu sprechen und gemeinsam zu entscheiden, wer (vielleicht als erste) schwanger wird.

Offene Kommunikation und gemeinsame Entscheidung 

Eine offene und ehrliche Kommunikation ist der Schlüssel, um eine gute Entscheidung zu treffen. Hier sind einige Aspekte, die ihr in euren Gesprächen berücksichtigen könnt: 

  1. Persönliche Wünsche und Vorstellungen: Sprecht darüber, wer von euch beiden sich stärker wünscht, schwanger zu werden. Vielleicht hat eine von euch schon immer den Wunsch gehabt, ein Kind auszutragen, während die andere sich eher in der Rolle der sozialen Mutter sieht. 

  2. Gesundheitliche Aspekte: Berücksichtigt gesundheitliche Faktoren, die die Schwangerschaft beeinflussen könnten. Eine ärztliche Untersuchung kann helfen, mögliche Risiken oder Einschränkungen zu erkennen. 

  3. Berufliche und persönliche Situation: Überlegt, wie sich eine Schwangerschaft in eure berufliche und persönliche Situation einfügt. Vielleicht ist es für eine von euch einfacher, eine Auszeit zu nehmen oder die Schwangerschaft mit dem Beruf zu vereinbaren. 

  4. Zukunftspläne: Denkt darüber nach, ob ihr plant, in der Zukunft weitere Kinder zu bekommen. Vielleicht könnt ihr euch vorstellen, dass diejenige, die jetzt nicht schwanger wird, beim nächsten Mal die Schwangerschaft übernimmt. 

Für dieses Gespräch kann sich jede zuerst für sich selbst überlegen, was ihr wichtig an der leiblichen Mutterschaft ist. Vielleicht möchte eine Partnerin zum Beispiel gerne das Kind stillen. Befürchtungen und Sorgen spielen natürlich auch eine Rolle. Dazu kann jede sich Fragen stellen wie „Was macht mir Sorgen, wenn ich nicht die leibliche Mutter bin?“ oder „Welche Situation fände ich schlimm, wenn ich nicht die leibliche Mutter bin?“.

Ein weiterer Aspekt ist, zu überlegen, ob für beide Frauen eine Schwangerschaft möglich ist. Hier könnten beispielsweise Vorerkrankungen, Risiken und einfach auch das Lebensalter eine Rolle spielen. Es könnte sein, dass eine Schwangerschaft für eine Partnerin risikoreicher ist als für die andere. Oder es liegen medizinische Gründe vor, warum es für eine Partnerin deutlich schwieriger ist, schwanger zu werden oder es ist eine Kinderwunschbehandlung notwendig (also mehr als eine Insemination). Solche medizinischen Argumente (dazu gehört leider auch das Alter) machen die Entscheidung vermeintlich sachlich leichter – trotzdem ist damit die Situation emotional nicht gelöst.

Aus dem Podcast KINDERWUNSCH-SPRECHSTUNDE

In dieser Situation ist es besonders wichtig, sich mit den eigenen Gefühlen zu beschäftigen. Das heißt konkret, erstmal das Gefühl zu benennen, das am stärksten ist. Ist es Wut? Ist es Traurigkeit? Oder Enttäuschung? In einem zweiten Schritt solltet ihr als Paar über diese Gefühle sprechen. Denn diese Gefühle können wieder aufkeimen und sich verstärken, wenn es dann mit der Schwangerschaft klappt. Auch Fragen wie „Was hilft mir, wenn ich mich so fühle?“ und „Was würde ich mir von meiner Partnerin wünschen, wie sie mit meinen Gefühlen umgeht?“ sind hilfreich zu besprechen.

Die berufliche Situation kann ein weiterer Aspekt bei dieser Entscheidung sein. Zum Beispiel sind ein befristeter Arbeitsvertrag oder auch berufliche Selbständigkeit bei Mutterschutz, Elternzeit und Elterngeld relevant. Oder wenn beide Partnerinnen stark unterschiedlich hohe Einkommen haben. Auch solche rational-sachliche Aspekte solltet ihr offen miteinander besprechen, wenn es um Kinderwunsch und schwanger werden geht (das gilt im Übrigen für jedes Paar).

Diese Antworten miteinander zu teilen ist ein erster wichtiger Schritt. Das auch auszusprechen und nicht zu erwarten, dass die andere diese Gedanken lesen kann, ist hilfreich für beide. Darüber hinaus lassen sich manche Sorgen und Befürchtungen auch entkräften. Es kann auch Sinn machen, zu überlegen, wie beide an der Schwangerschaft teilhaben können. Bewusstes kuscheln, massieren, eincremen, Babybauchfotos machen mit beiden Müttern sind einige Möglichkeiten für ein gemeinsames Erleben der Schwangerschaft. Bei rechtlichen und finanziellen Sorgen kann eine gute Möglichkeit sein, wenn die nicht-leibliche Mutter das Kind über ein Stiefkindadoptionsverfahren adoptiert. Das ist leider langwierig und eine direkte Eintragung in die Geburtsurkunde ist aktuell nicht möglich. In jedem Fall solltet ihr euch gut über dieses Verfahren informieren. Insbesondere für die adoptierende Mutter ist es keine einfache Zeit, bis das Gericht endgültig entschieden hat.  

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Fazit

Lesbische Paare mit Kinderwunsch können vor der Entscheidung stehen, wer von beiden schwanger wird. Hier hilft es zunächst zu klären, ob sich beide wünschen, das Kind selbst auszutragen. Falls ja, sind gemeinsame Gespräche darüber wichtig. Schließlich sollen beide voll hinter der Entscheidung stehen. Das geht nur, wenn über die wichtigen Punkte gesprochen wird. Zum Beispiel darüber, was für jede wichtig an der leiblichen Mutterschaft ist und welche Sorgen oder Befürchtungen sie hat, wenn sie nicht die leibliche Mutter wird. Auch die gesundheitliche Situation kann eine Rolle spielen, zum Beispiel wenn eine Schwangerschaft für eine von beiden mit mehr Risiken verbunden ist. Ebenfalls wichtig ist, über die finanzielle Situation und die Auswirkungen einer Schwangerschaft darauf zu sprechen – auch das gehört dazu, wenn es um grundlegende Lebensentscheidungen geht. Das Ziel ist, dass ihr zusammen eine Entscheidung trefft, mit der ihr beide euch wohlfühlt und hinter der ihr steht.

Dein glückskind-Team ♥