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Kinderwunsch: Kommunikation am Arbeitsplatz

Kommunikation am Arbeitsplatz

© JLco - Julia Amaral, Getty Images

Kinder und Karriere sind ein viel diskutiertes Thema. Aber wie sieht es aus, bevor ein Kind da ist, also mit Kinderwunsch und Karriere? Dazu gibt es wenig zu lesen und keine offiziellen Empfehlungen oder Regelungen. Das führt zu der Frage: Sollte am Arbeitsplatz vom Kinderwunsch oder der Kinderwunschbehandlung erzählt werden

Zunächst etwas Hintergrund: Viele Menschen haben heutzutage einen Job, der ihnen Spaß macht. Die meisten haben sich ihren Beruf selbst ausgesucht oder zumindest eine Chance ergriffen, die sich ihnen geboten hat. Auch wenn der aktuelle Job nicht gefällt, kann etwas daran geändert werden – nicht immer radikal, aber ein bisschen was geht fast überall. Das ist nicht einfach und kann auch riskant sein, aber es ist zumindest möglich. Worauf wir hinauswollen, ist folgendes: Die Arbeit kann eine Ressource sein, aus der Kraft und Energie gezogen werden kann, wenn sie Spaß macht. Es wird etwas geschaffen und Dinge getan, die wertstiftend sind. Das gibt Stabilität, und Stabilität ist ein wichtiger Punkt, wenn es darum geht, mit schwierigen Situationen zurechtzukommen.

Ein unerfüllter Kinderwunsch kann über längere Zeit belastend sein. Die Frage, warum es nicht klappt, lässt sich zunächst nicht beantworten und möglicherweise ist auch medizinische Hilfe notwendig. Diese und weitere Fragen können verunsichern und beschäftigen. In solchen Situationen fühlen wir uns als Menschen (mehr oder weniger) unsicher. Dann sind Dinge, die Stabilität geben (wie arbeiten zu gehen), wichtig.

Arbeiten zu gehen, kann aber auch noch aus einem weiteren Grund hilfreich sein. Wenn wir beschäftigt sind, haben Probleme und Grübeleien erstmal eine Pause. Die Aufmerksamkeit ist woanders und das kann erleichternd sein. Ein unerfüllter Kinderwunsch und eine Kinderwunschbehandlung beschäftigen den Kopf. Es gibt viel zu überlegen, zu entscheiden und viele Termine. Oft merken andere, wenn uns etwas stark beschäftigt. 

Kinderwunsch und Job – welche Möglichkeiten gibt es? 

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, wie mit dem Kinderwunsch und einer Kinderwunschbehandlung am Arbeitsplatz umgegangen werden kann: offen darüber sprechen oder es geheim halten. Vorweg sei gesagt: Es gibt keine Universallösung hierfür. Schauen wir uns zunächst die beiden grundlegenden Optionen und ihre Vor- und Nachteile an.

Option 1: Offen darüber sprechen

Vorteile: 

  • Unterstützung und Verständnis: Kolleginnen und Kollegen sowie Vorgesetzte können Verständnis zeigen und Unterstützung anbieten, sei es durch flexible Arbeitszeiten oder emotionale Unterstützung. 

  • Transparenz: Offene Kommunikation kann Missverständnisse vermeiden und das Arbeitsklima verbessern. 

  • Stressreduktion: Es kann entlastend sein, nicht ständig eine Ausrede für Arzttermine oder emotionale Tiefs finden zu müssen. 

Nachteile: 

  • Privatsphäre: Der Kinderwunsch und die Behandlung sind sehr persönliche Themen, und nicht jeder fühlt sich wohl dabei, diese zu teilen. 

  • Karriereauswirkungen: Es besteht die Sorge, dass die Offenlegung des Kinderwunsches die Karrierechancen beeinflussen könnte, beispielsweise bei Beförderungen oder wichtigen Projekten. 

  • Ungewollte Ratschläge: Offenheit kann auch dazu führen, dass ungebetene Ratschläge oder Kommentare von Kolleginnen und Kollegen kommen. 

 

Option 2: Geheimhalten

Vorteile: 

  • Privatsphäre wahren: Die persönliche Angelegenheit bleibt privat und es muss nicht über intime Details gesprochen werden. 

  • Unbeeinflusste Karriere: Es besteht keine Gefahr, dass der Kinderwunsch die berufliche Entwicklung beeinflusst. 

  • Kontrolle behalten: Es kann einfacher sein, die Kontrolle über die Situation zu behalten, ohne äußere Einflüsse oder Meinungen. 

Nachteile: 

  • Stress und Druck: Das Verbergen der Situation kann zusätzlichen Stress und Druck erzeugen, insbesondere wenn häufige Arzttermine oder emotionale Belastungen anstehen. 

  • Fehlende Unterstützung: Ohne das Wissen der Kolleginnen und Kollegen und Vorgesetzten fehlt möglicherweise die notwendige Unterstützung und Flexibilität. 

  • Missverständnisse: Unklare Abwesenheiten oder Leistungsschwankungen könnten zu Missverständnissen oder falschen Annahmen führen.

Geheimhaltung als Option 

Der Vorteil der Geheimhaltung ist die volle Kontrolle über die Informationen. Es wird keine Fragen geben, ob es schon geklappt hat oder wie der letzte Termin gelaufen ist. Kolleginnen und Kollegen sowie Führungskräfte, die Dich besser kennen, merken möglicherweise aber, dass Dich etwas stark beschäftigt. Vielleicht fragen sie nach, was los ist. Vielleicht reimen sie sich aber auch selbst etwas zusammen und machen sich beispielsweise Sorgen um einen möglichen Weggang. Ein möglicher Nachteil kann weniger Flexibilität für die Arzttermine sein. Das hängt jedoch stark von den Bedingungen am Arbeitsplatz und im Unternehmen ab (z. B. flexible oder feste Arbeitszeiten) und auch von der Tätigkeit selbst (z. B. als Klassenlehrerin).

Den Kinderwunsch und eine Kinderwunschbehandlung am Arbeitsplatz geheim zu halten, ist auf Dauer eher anstrengend. Gerade wenn viele Arzttermine anstehen, wird es an manchen Arbeitsplätzen schwieriger mit den Erklärungen und es kommen wahrscheinlicher Rückfragen. Trotzdem kann es sinnvoll sein, am Arbeitsplatz nichts vom Kinderwunsch oder der Kinderwunschbehandlung zu erzählen. Die Reaktionen darauf können je nach Branche, Unternehmen und auch im Kolleginnen- und Kollegenkreis sowie bei den Führungskräften unterschiedlich ausfallen. Leider gibt es auch heute noch Branchen und Unternehmen, die einen Kinderwunsch negativ bewerten, insbesondere bei Frauen.

Letztlich hängt die Entscheidung davon ab, was sich in der individuellen Situation am besten anfühlt. Es ist wichtig, die eigenen Bedürfnisse und die jeweilige Arbeitsumgebung zu berücksichtigen.

Transparenz als Option 

Ein völlig offener Umgang mit dem Kinderwunsch am Arbeitsplatz schafft in der Regel mehr Freiräume, beispielsweise für Termine und Abwesenheiten aufgrund von Nebenwirkungen einer Kinderwunschbehandlung. Insbesondere dann, wenn Kolleginnen und Kollegen sowie Führungskräfte Verständnis für die Situation haben, ist dies ein Vorteil.

Ein Nachteil kann jedoch sein, dass Du (unterbewusst) als nicht voll oder dauerhaft leistungsfähig gesehen wirst – Du bist sozusagen ein „rohes Ei“. Wenn Du dann für eine Aufgabe oder ein Projekt nicht eingeplant wirst, fragst Du Dich vielleicht, ob es daran liegt, dass Du offen über den Kinderwunsch und/oder die Kinderwunschbehandlung gesprochen hast.

Letztlich hängt die Entscheidung davon ab, was sich in der individuellen Situation am besten anfühlt. Es ist wichtig, die eigenen Bedürfnisse und die jeweilige Arbeitsumgebung zu berücksichtigen. 

Kinderwunscham Arbeitsplatz – Lösung? 

Wie Du mit dem Kinderwunsch bzw. der Kinderwunschbehandlung am Arbeitsplatz umgehst, entscheidest Du. Wir empfehlen eine Mischung aus beiden Optionen, sofern die Arbeitsbedingungen das zulassen. Was damit gemeint ist und wie genau das aussehen kann, wird durch die folgenden Beispiele deutlicher. 

Variante 1: Das Thema bleibt ganz offen 

„Ich habe ein Thema im Leben, bei dem ich viele Termine wahrnehmen muss. Leider liegen die auch öfter am Vormittag/in der Arbeitszeit. Ich möchte jetzt nicht genauer sagen, worum es geht, weil mir die Normalität auf der Arbeit grade guttut. Ich kann aktuell nicht einschätzen, wie lange mich das Thema beschäftigt, aber ich sage Bescheid, wenn ich konkret Unterstützung oder Vertretung brauche.“ 

Variante 2: Das Thema etwas eingrenzen 

„Ich mache grade eine medizinische Behandlung. Keine Sorge, es ist nichts Bedrohliches, aber relativ aufwändig und ich habe öfter Termine während der Arbeitszeit. Kann ich dafür freigestellt werden oder flexibel arbeiten? Das würde mir sehr helfen.“

Welche und wie viele Details Du erzählst, hängt davon ab, mit wie viel Entgegenkommen Du von Führungskräften und Kolleginnen und Kollegen rechnest. Wenn die Arbeit generell nicht zeitlich und örtlich flexibel ist, funktionieren die Varianten so nicht. Dann wirken sich die Termine in der Kinderwunschklinik direkt auf die Anwesenheit am Arbeitsplatz und die Arbeitsfähigkeit aus. In diesem Fall können Termine im Kinderwunschzentrum nur außerhalb der Arbeitszeiten wahrgenommen werden, oder es müssen einzelne Urlaubstage genommen werden, wenn die Termine in die Arbeitszeit fallen. Für manche Termine kann das Kinderwunschzentrum auch eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (Krankschreibung) ausstellen.

Letztlich hängt die Entscheidung davon ab, was sich in der individuellen Situation am besten anfühlt. Es ist wichtig, die eigenen Bedürfnisse und die jeweilige Arbeitsumgebung zu berücksichtigen. 

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Fazit 

Wenn die Kinderwunschzeit länger dauert, kann es helfen, das Thema am Arbeitsplatz anzusprechen. Vor allem wenn eine Kinderwunschbehandlung notwendig ist, denn die ist mit vielen Terminen verbunden. Völlige Transparenz schafft meistens mehr Freiräume für die Termine. Je nach Unternehmen und Branche kann eine offene Kommunikation auch (unbewusst) mit einer geringeren Leistungsfähigkeit in Verbindung gebracht werden.

Geheimhaltung ist auf Dauer emotional anstrengend und deswegen empfehlen wir nach einem Mittelweg zu suchen. Ob Du dann sagst, welches Thema Dich grade genau beschäftigt oder nicht, entscheidest Du selbst.

Dein glückskind-Team ♥