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Wie funktioniert das Immunsystem? 

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Wie eine Schutzgarde wacht das Immunsystem über unseren Körper – Tag und Nacht! Es erkennt ungebetene Besucher, hält sie fern oder bewegt sie geschickt zum Rückzug. Die meiste Zeit erledigt es seine Arbeit von uns völlig unbemerkt. Zu spüren bekommen wir seine Aktivität meist erst, wenn die Abwehr nicht reibungslos funktioniert. Etwa weil das Immunsystem zu schwach oder nicht schnell genug reagiert hat und unangenehme Eindringlinge sich deshalb ausbreiten und uns krank machen konnten. Oder wenn die Immunwächter harmlose Kontakte fälschlicherweise als Bedrohung identifizieren und Fehlalarm auslösen – wie beispielsweise bei einer Pollenallergie.  
Was aber spielt sich da genau in unserem Organismus ab? Wer oder was steuert die komplexen Prozesse, die zu einer gezielten „Immunantwort“ führen?

Die Hauptakteure des Immunsystems

Erkennung – Neutralisation – Entsorgung: So lässt sich der Wirkungsmechanismus des Immunsystems knapp zusammenfassen. Mit diesen Schritten schützt es uns vor Schadstoffen und Krankheitserregern wie Viren, Bakterien und Pilzen. Und dafür nutzt es ein faszinierendes Netzwerk aus Organen, Zellen und Molekülen, die zuverlässig zusammenarbeiten. 

Immunzellen: vom Knochenmark zu den Einsatzzentralen 

Das Knochenmark, ein stark durchblutetes Gewebe in den Hohlräumen unserer großen Knochen, ist die „Kinderstube“ aller Blutzellen – darunter auch der Immunzellen, die zur großen Familie der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) gehören.  
Einige Immunzellen entwickeln sich im Knochenmark zu Phagozyten („Fresszellen“) und spezialisieren sich darauf, Krankheitserreger aufzunehmen und abzubauen. Andere reifen zu sogenannten Lymphozyten heran, aus denen drei „Teams“ hoch spezialisierter Abwehrzellen hervorgehen: 

  • Die T-Zellen sind Immunzellen, die vom Knochenmark zum Thymus, einem kleinen Organ im Brustbereich, gewandert sind und dort spezielle Rezeptoren gebildet haben. Mit diesen können sie körperfremde und infizierte Zellen identifizieren und gezielt unschädlich machen.
  • Die B-Zellen reifen im Knochenmark zu Produzenten von auf die jeweiligen Erreger abgestimmten Antikörpern heran.   
  • Die NK-Zellen sind darauf spezialisiert, virusinfizierte Zellen und Krebszellen zu erkennen und mit bestimmten Stoffen zu neutralisieren.  

Nach ihrer „Ausbildung“ werden die Immunzellen über das körpereigene Transportsystem zu verschiedenen „Einsatzzentralen“ im Körper geschickt. In Lymphknoten, Milz, Mandeln und Schleimhäuten bereiten sie sich auf den Kontakt mit möglichen Krankheitserregern vor. 

Zwei starke Abwehrsysteme im Zusammenspiel 

Das Immunsystem wird nicht zentral von einem Organ gesteuert, sondern funktioniert im komplexen Zusammenspiel zweier starker Partner: der angeborenen (unspezifischen) und der erworbenen (spezifischen) Immunabwehr. 

Die angeborene Immunabwehr

Wie der Name zeigt, ist das angeborene Immunsystem von Geburt an vorhanden und startbereit. Es reagiert sehr schnell, aber eher unspezifisch – alle Krankheitserreger werden auf die gleiche Weise beantwortet. Aktiv werden dabei die Phagozyten und NK-Zellen, die den unerwünschten Besuch unschädlich machen und auch entsorgen.

Die erworbene Immunabwehr

Falls die angeborene Immunabwehr den Erreger nicht selbstständig beseitigen kann, wird Verstärkung geholt – die erworbene Immunabwehr kommt ins Spiel. Sie reagiert zwar deutlich langsamer als die angeborene, dafür aber gezielter, indem sie die hoch spezialisierten T-Zellen und B-Zellen aktiviert. Um die finale Entsorgung kümmern sich dann wieder die Phagozyten und NK-Zellen der angeborenen Immunabwehr. 

Das Immungedächtnis – ein beeindruckendes Gedächtnis   

Hat das erworbene Immunsystem einen Krankheitserreger einmal erkannt, speichert es diese Information über eine gewisse Zeit. Falls der Erreger zu einem späteren Zeitpunkt erneut in den Körper eindringt, sind die passenden B- und T-Zellen – die sogenannten Gedächtniszellen – bereits zur Stelle und können schnell reagieren. Das erklärt, warum wir nach einer durchgestandenen Infektion oft immun sind gegen eine erneute Ansteckung. 

Immungedächtnis und Impfungen: Schutz durch Erinnerung 

Das sogenannte immunologische Gedächtnis macht man sich auch beim Impfen zunutze: Dabei erhält der Körper abgetötete oder abgeschwächte Erreger oder nur deren charakteristische Bestandteile. Das Immunsystem erkennt sie als fremd, entwickelt eine Abwehrreaktion und speichert die Information ab – ohne dass die Krankheit tatsächlich durchgemacht wird. 

Warum werden wir trotz Immunabwehr krank? 

Die Schutzmechanismen unseres Immunsystems sind hochwirksam, aber nicht immer hundertprozentig sicher. Es gibt verschiedene Gründe, warum Krankheitserreger sich durchsetzen – und wir krank werden können.  

  • neue oder veränderte Erreger: Manche Bakterien und Viren, beispielsweise Grippeviren, verändern sich (mutieren) ständig, sodass das Immunsystem sie nicht sofort erkennt. Deshalb werden Grippeimpfstoffe jedes Jahr angepasst.
  • zu viele Erreger auf einmal: Der gleichzeitige Ansturm vieler verschiedener Krankheitserreger kann das Immunsystem überfordern. Es braucht dann Zeit, um ausreichend Immunzellen und Antikörper zu produzieren.
  • geschwächtes Immunsystem: Stress, Schlafmangel, Bewegungsmangel, Nährstoffmangel, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, bestimmte Medikamente (z.B. Chemotherapie-Medikamente) sowie bestimmte Krankheiten (z.B. HIV) können die Immunabwehr schwächen. Dann haben Krankheitserreger leichteres Spiel. 

Wenn das Immunsystem zum Feind wird 

Freund oder Feind? Zum Körper zugehörig oder fremd? Diese wichtige Frage klärt das Immunsystem sofort ab, wenn es irgendwo im Körper auf verdächtige Besucher stößt. Dafür überprüfen die T-Zellen die sogenannten MHC-Moleküle der Zellen – nahezu alle Zellen tragen diese Proteine wie Personalausweise mit sich. Ist der Ausweis „gültig“, bleibt die Zelle unbehelligt. Fehlt er oder sieht er fragwürdig aus, wird Alarm geschlagen.  

Doch Überreaktionen und Fehlleistungen des Immunsystems sind leider möglich:

  • Allergien können sich entwickeln, wenn das Immunsystem über das Ziel hinausschießt und harmlose Stoffe aus der Umwelt wie Pollen, Staubmilben oder bestimmte Nahrungsmittel als gefährlich einstuft.
  • Autoimmunerkrankungen können entstehen, wenn das Immunsystem körpereigene, gesunde Zellen oder Gewebe angreift, die es eigentlich schützen sollte. Autoimmunerkrankungen sind zum Beispiel: Rheuma, Multiple Sklerose oder Typ-1-Diabetes.
  • Krebserkrankungen können sich entwickeln, wenn das Immunsystem die Bedrohung durch Krebszellen nicht erkennt. Leider sind diese gefährlichen Zellen besonders geschickt darin, sich zu tarnen: Sie manipulieren ihre MHC-Moleküle oder senden hemmende Signale aus, die das Immunsystem täuschen.

Neue Perspektiven durch Forschung 

Das Immunsystem ist ein komplexes und faszinierendes Netzwerk, dessen Geheimnisse noch längst nicht vollständig entschlüsselt sind, doch es birgt enormes Potenzial für die Medizin der Zukunft. Je mehr die Forschung über die Möglichkeiten unserer körpereigenen Abwehr lernt, desto gezielter können deren Prozesse genutzt werden. Studien zeigen bereits vielversprechende Ansätze, die neue Möglichkeiten für die Behandlung von Allergien, Autoimmunerkrankungen und Krebs eröffnen.  

Ein Beispiel dafür ist die CAR-T-Zelltherapie

Dabei werden T-Zellen aus dem Blut des Patienten im Labor so umprogrammiert, dass sie gezielt Krebszellen erkennen und entfernen können. Diese Methode wurde bereits bei Blutkrebsarten wie Leukämie und Lymphomen erfolgreich eingesetzt und wird zunehmend auch für die Behandlung von Autoimmunerkrankungen getestet.

Dieser Beitrag dient der Information und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung. Wenn Du Fragen hast oder unsicher bist, wende Dich bitte an eine Ärztin, einen Arzt oder eine andere qualifizierte Fachkraft. Entscheidungen, die Du aufgrund dieser Informationen triffst, erfolgen auf eigene Verantwortung.

Quellen

Internetquellen

Printquellen

  • Lippert, H. (2020). Lehrbuch Anatomie. Urban und Fischer.
  • Bundesministerium für Bildung und Forschung. (2015, August). Wenn das Immunsystem zum Feind wird: Chronisch-entzündliche Erkrankungen. Gesundheitsforschung
  • Menche, N. (2023). Biologie Anatomie Physiologie. Urban und Fischer.
  • Schett, G., Müller, F., Taubmann, J., et al. (2024). Advancements and challenges in CAR T cell therapy in autoimmune diseases. Nature Reviews Rheumatology, 20, 531–544. https://doi.org/10.1038/s41584-024-01139-z