Der Sehnerv erklärt

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8.12.2025

Er ist nur vier bis fünf Zentimeter lang, spielt aber – als Überträger von visuellen Reizen von der Netzhaut zum Gehirn – eine zentrale Rolle für das Sehen. Mit einem Wort: Ohne den Sehnerv wäre uns klares Sehen nicht möglich. In der Regel erfüllt der Nerv seine Aufgaben zuverlässig, aber er ist auch empfindlich und kann durch Entzündungen, Durchblutungsstörungen oder andere Erkrankungen beeinträchtigt werden. Umso wichtiger ist es, Veränderungen frühzeitig zu erkennen und behandeln zu lassen.
Was ist der Sehnerv und was kann er?
Der Sehnerv (Nervus opticus) besteht aus mehr als einer Million Nervenfasern, die alle Lichtinformationen von den Sinneszellen der Netzhaut aufnehmen und weiterleiten. Die Fasern bündeln sich im hinteren Teil des Auges zu einem runden Strang – dem Sehnervenkopf, auch Papille genannt – und verlaufen von dort durch die knöcherne Augenhöhle bis ins Gehirn. An der Schädelbasis kreuzen sich die Sehnerven beider Augen im sogenannten Chiasma opticum, wo die Informationen aus der linken und der rechten Gesichtsfeldhälfte sortiert werden. Erst im visuellen Zentrum der Großhirnrinde werden daraus die Bilder, die wir sehen.
Wenn der Sehnerv beschädigt ist
Der Sehnerv transportiert die Informationen von der Netzhaut über eine weite Strecke direkt ins Gehirn. Wird diese „Leitung“ beschädigt – etwa durch Entzündungen, Durchblutungsstörungen, Druck oder andere Erkrankungen – kommt es zu Störungen im Sehen.
Als Auswirkungen sind möglich:
- verschwommenes oder nebeliges Sehen,
- Einschränkungen im Gesichtsfeld, zum Beispiel blinde Flecken,
- Farbveränderungen oder reduzierte Kontraste,
- im schlimmsten Fall vollständiger Sehverlust.
Je nachdem, wie stark oder an welcher Stelle der Sehnerv geschädigt ist, treten die Symptome plötzlich oder schleichend auf. Deshalb gilt: Lass Veränderungen beim Sehen bitte frühzeitig ärztlich abklären, um dauerhafte Schäden zu verhindern.
Häufige Erkrankungen des Sehnervs
Sehnerventzündung (Optikusneuritis)
Sehnerventzündung (Optikusneuritis)
Eine Sehnervenentzündung kann als Begleiterscheinung verschiedener Erkrankungen auftreten – am häufigsten im Zusammenhang mit Multipler Sklerose. Bei vielen Betroffenen dieser Autoimmunerkrankung ist sie sogar das erste Symptom. Typische Beschwerden sind eine plötzlich auftretende Sehverschlechterung (unscharf, neblig, blasser oder dunkler) kombiniert mit Schmerzen beim Bewegen des Auges. Während bei Erwachsenen meist nur ein Auge betroffen ist, sind es bei Kindern häufiger beide Augen.
In vielen Fällen bessern sich die Beschwerden nach einigen Wochen wieder. Manchmal bleibt die Sehschärfe leicht eingeschränkt. Wichtig ist jedenfalls, die Ursache ärztlich abklären zu lassen.
Grüner Star (Glaukom)
Grüner Star (Glaukom)
Unter grünem Star versteht man eine fortschreitende Schädigung des Sehnervs, oft verbunden mit einem erhöhten Augeninnendruck. In vielen Fällen tritt diese Erkrankung schleichend und ohne erkennbare Ursache auf, in seltenen Fällen ist sie angeboren (primäres Glaukom). Sie kann auch Folge einer Augenverletzung bzw. -operation oder einer Allgemeinerkrankung (z.B. Diabetes) sein (sekundäres Glaukom). Das Risiko, an grünem Star zu erkranken, steigt mit dem Alter.
Stauungspapille (STP)
Stauungspapille (STP)
Von Stauungspapille spricht man, wenn der Sehnervenkopf geschwollen ist. Ursache dafür ist meist ein erhöhter Druck im Schädelinneren, zum Beispiel durch eine Blutung, Thrombose, Entzündung oder einen Tumor. Ein solcher Druckanstieg kann sich durch Kopfschmerzen, Übelkeit oder Sehstörungen bemerkbar machen – manchmal bleibt er aber auch ganz ohne Beschwerden.
Wichtig: Eine Stauungspapille ist ein Warnsignal für eine ernste Grunderkrankung und sollte daher umgehend ärztlich untersucht werden.
Sehnervinfarkt
Sehnervinfarkt
Zu einem Sehnervinfarkt kommt es, wenn die Durchblutung des Sehnervs plötzlich unterbrochen ist – häufig durch ein Blutgerinnsel, das ein Gefäß verstopft. Dadurch erhalten Sehnerv und Netzhaut nicht mehr genug Sauerstoff. Ein typisches Anzeichen ist eine plötzliche, aber schmerzlose Verschlechterung des Sehvermögens bis hin zum kompletten Sehverlust. Auch schleichend auftretende Gesichtsfeldausfälle sind möglich.
Wichtig: Ein Sehnervinfarkt ist ein Notfall und muss sofort ärztlich untersucht werden. Um weitere Schäden zu verhindern, kommt es darauf an, die Ursache rasch zu finden und zu behandeln.
Optikusatrophie
Optikusatrophie
Von Optikusatrophie spricht man, wenn die Nervenfasern des Sehnervs absterben. Verschiedene Ursachen kommen infrage – zum Beispiel eine unbehandelte Stauungspapille, Durchblutungsstörungen, Entzündungen oder erhöhter Augeninnendruck. Die Folgen: schleichende Verschlechterung der Sehschärfe, Ausfälle im Gesichtsfeld, in schweren Fällen droht Erblindung.
Wichtig: Geschädigte Nervenfasern heilen nicht mehr. Wird die Optikusatrophie jedoch frühzeitig erkannt und die Grunderkrankung behandelt, lässt sich das Fortschreiten der Schädigung oft verlangsamen oder aufhalten.
Untersuchung des Sehnervs
Der Sehnerv kann in der augenärztlichen Praxis untersucht werden – in der Regel mithilfe spezieller Geräte, die einen Blick auf den Augenhintergrund ermöglichen. Dabei achten Augenärztin oder Augenarzt auf Form, Farbe und mögliche Schwellungen des Sehnervenkopfs. Falls nötig, können ergänzend bildgebende Verfahren oder andere Methoden eingesetzt werden, um mögliche Veränderungen sichtbar zu machen.
Wie kannst Du den Sehnerv schützen?
Ein Wundermittel, das Erkrankungen des Sehnervs verhindern könnte, gibt es leider nicht. Was Du jedoch tun kannst: Lass Deine Augen beim Älterwerden vorsorglich augenärztlich untersuchen, denn viele Augenerkrankungen beginnen schleichend. Je nach individueller Situation wird eine jährliche augenärztliche Vorsorgeuntersuchung ab dem 40. bis 60. Lebensjahr empfohlen. Liegen Risikofaktoren wie Diabetes, Bluthochdruck oder familiäre Augenerkrankungen vor, ist es sinnvoll, schon früher zu starten.
Achte außerdem auf einen gesunden Lebensstil: Bewegung, Nichtrauchen und eine ausgewogene Ernährung kommen dem ganzen Körper und damit auch den Augen zugute.
Dieser Beitrag dient der Information und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung. Wenn Du Fragen hast oder unsicher bist, wende Dich bitte an eine Ärztin, einen Arzt oder eine andere qualifizierte Fachkraft. Entscheidungen, die Du aufgrund dieser Informationen triffst, erfolgen auf eigene Verantwortung.
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Quellen
Printquellen
Printquellen
- Eysel, U. (2019). Sehen: Licht, Auge und Abbildung. In R. Brandes, F. Lang, & R. F. Schmidt (Hrsg.), Physiologie des Menschen (Springer-Lehrbuch, Kapitel 56). Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-56468-4_56