Wie Babys und Kleinkinder trinken lernen

Babys haben zwar einen natürlichen Saugreflex, müssen aber erst lernen, aus Bechern und Tassen zu trinken.
Richtig trinken lernen braucht Zeit: Das Gefäß halten, zum Mund führen, aufnehmen und das Schlucken von Flüssigkeit – all dies ist ein komplexer Ablauf unterschiedlicher Bewegungen und erfordert Übung. Begleite Dein Kind auf diesem Weg mit viel Geduld, den passenden Trinkgefäßen, der richtigen Trinkmenge und vor allem gesunden Getränken.
Wie viel sollten Neugeborene und Babys trinken?
Über die Trinkmenge Deines Babys musst Du Dir in den ersten Lebensmonaten keine Sorgen machen, wenn Du stillst. Das Baby trinkt instinktiv die Menge an Muttermilch, die es benötigt, und wird es Dich wissen lassen, wenn es satt und zufrieden ist. Man kann auch nicht allgemein sagen, wieviel Milch ein Baby trinken „sollte”; das hängt ganz stark von Faktoren wie Gewicht, Energiebedarf und Stillrhythmus ab. Manchmal trinkt das Baby beim Stillen mehr als üblich, manchmal weniger, aber eben immer genau so viel, wie der Hunger verlangt. Wird das Baby beim Stillen satt, trinkt es immer langsamer und hört von alleine auf. Dann wirken viele Babys aus gutem Grund entspannt und zufrieden, manche schlafen sogar noch an der Brust ein.
In den ersten Lebenstagen nimmt die Trinkmenge Deines Babys stetig zu, ab dem dritten Lebenstag möchte es dann meist acht bis zwölf mal am Tag gestillt werden. Die Trinkmenge je Stillvorgang ist dabei noch relativ gering, weil Babys Magen noch sehr klein ist. Ab Beginn des zweiten Lebensmonats reduzieren sich die Mahlzeiten in der Regel und pendeln sich zwischen 6 und 8 Stillvorgängen am Tag ein. Wie viel das Kind bei jeder Mahlzeit trinkt ist unterschiedlich; Hauptsache am Ende des Tages hat es genug bekommen.
Es gibt eine Art Faustregel, um die ideale Trinkmenge bei Säugling und Baby zu berechnen: Es sollte pro Tag etwa ein Sechstel seines Körpergewichts trinken. Ein 4 kg schweres Baby sollte also am Tag ca. 670 ml Muttermilch bekommen. Wichtiger als diese Rechnung ist aber nach wie vor das Gefühl der Mutter: Ist das Baby zufrieden? Hat ein rosiges Gesicht? Gibt es ansonsten keinen offensichtlichen Anlass zur Besorgnis? Dann trinkt es sehr wahrscheinlich genug.
Wieviel trinkt ein Baby pro Stillmahlzeit? Das kommt ganz darauf an: Wenn es mal weniger trinkt, genehmigt es sich sehr wahrscheinlich beim nächsten Stillen mehr. Wenn es mehr als gewohnt trinkt, braucht es Extra-Energie, etwa bei einem Entwicklungsschub oder weil es sehr aktiv war. Über mehrere Stillmahlzeiten verteilt deckt das Baby seinen Flüssigkeitsbedarf gewöhnlich ganz von alleine.

Beim Stillen trinken Babys nicht immer dieselbe Menge. In der Regel hören sie von alleine auf, wenn sie genug haben. © iStock, AlekZotoff
Was ist mit der Trinkmenge bei flaschenernährten Babys?
Bei der Ernährung mit Fläschchen gibt es keine großen Unterschiede zu Babys, die ihre Flüssigkeit über die Muttermilch bekommen. Zuallererst richtet sich die Trinkmenge Deines Babys nach dem individuellen Bedarf. Die Verpackung Deiner Säuglingsnahrung - z.B. der Anfangsmilch oder der Spezialnahrung - gibt mehr Aufschluss darüber, wie viel das Kind davon täglich zu sich nehmen sollte. Ansonsten gelten alle anderen Regeln: Dein Baby wird so viel zu sich nehmen, wie es braucht.
Der Bedarf nimmt in den ersten Lebenstagen stark zu, bis er sich auf etwa ein Sechstel seines Körpergewichts einpendelt. Wenn Du Dein Baby mit der Flasche ernährst und es gefühlt nicht richtig satt wird, solltest Du im Zweifel Hebamme oder Kinderarzt konsultieren. Manchmal bietet sich dann ein Umstieg auf andere Babynahrung an.
Trinkmenge: Wie viel muss mein Kind trinken?
Wie viel Flüssigkeit Kleinkinder jeden Tag zu sich nehmen sollten, ist ganz individuell: Kriterien wie die Ernährung, das Alter, die Umgebungstemperatur und die Aktivität beeinflussen den Bedarf.
Trotzdem gibt es Richtwerte, an denen Du Dich orientieren kannst: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. gibt als Richtwert für die Zufuhr von Wasser durch Getränke bei Kleinkindern im Alter zwischen ein bis vier Jahren 820 ml pro Tag an. Bei Fieber oder Durchfall benötigt Dein Kind noch mehr. Hinzu kommen noch einmal 350 ml Flüssigkeit, die täglich über feste Nahrung aufgenommen werden sollten. In den darauffolgenden Jahren steigt der Bedarf an Flüssigkeit bei Kindern kontinuierlich an.
Lasse Dich von diesen Werten jedoch nicht verunsichern: Es ist keinesfalls nötig, täglich mit einem Messbecher zu kontrollieren, ob Dein Kind ausreichend getrunken hat. Biete ihm stattdessen regelmäßig vor allem Wasser, aber auch ungesüßte Kräuter- oder Früchtetees an, damit es sich daran gewöhnt, regelmäßig zu trinken. Mit der veränderten Zusammensetzung der Mahlzeiten wird Dein Nachwuchs ganz von allein auf den „Geschmack“ kommen und mehr trinken wollen.
Wann sollte mein Kind mit dem Trinken von Wasser oder Tee beginnen?
In den ersten Wochen und Monaten sind Babys durch die Ernährung mit Mutter- oder Flaschenmilch ausreichend mit Flüssigkeit versorgt. Babys müssen kein Wasser trinken, auch nicht, wenn es besonders heiß ist! Aber dürfen Babys Wasser trinken? Es gilt die Faustregel: In den ersten 6 Lebensmonaten des Kindes sollte dieses „wasserfrei” bleiben. Babys können reines Wasser nicht richtig aufnehmen - es droht eine sogenannte Wasservergiftung.
Richtig los geht es mit der zusätzlichen Flüssigkeitszufuhr in der Regel erst bei der Einführung der dritten Breimahlzeit während der Beikostphase. Der Zeitpunkt dafür variiert von Kind zu Kind: Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt, mit der Einführung von Beikost zwischen dem 5. und 7. Lebensmonat, aber keinesfalls später als dem 7. Monat zu beginnen. In den Genuss der dritten Breimahlzeit kommen Babys also in der Regel gegen Ende des ersten Lebensjahres.
Am Anfang wird Dein Kind skeptisch sein und vielleicht nur ein paar klitzekleine Schlucke zu sich nehmen. Doch nach dem ersten Geburtstag und mit dem langsamen Übergang zur Familienkost steigt der Flüssigkeitsbedarf weiter an. Damit wird auch der Durst Deines Kindes größer werden und die Trinkmenge nimmt stetig zu. Für den Anfang ist es übrigens einfacher mit dem Trinken, wenn Du eine Baby-Tasse mit Schnabel benutzen.
Dein Kind sollte beim Trinken aufrecht sitzen. Beginne mit ganz kleinen Schlucken und wenig Wasser. © StockLite/Shutterstock
Was darf mein Kind trinken?
Die Antwort auf diese Frage ist im Prinzip sehr einfach; denn die Liste, der für Kinder infrage kommenden Getränke ist kurz:
- Wasser
- Früchte- und Kräutertees
- Fruchtsaftschorlen im Verhältnis 3:1 (selten)
Wasser
Gib Deinem Kind vor allem Wasser zu trinken: Ob Du Dich für stilles Wasser, Babywasser oder Leitungswasser entscheidest, bleibt Dir überlassen. Wasser stillt den Durst und versorgt den Körper mit Flüssigkeit – ohne zusätzliche Kalorien. Es ist säure- und zuckerfrei und daher gut für die Milchzähne. Leitungswasser muss für Kinder ab einem Alter von 12 Monaten nicht mehr abgekocht werden. Achte aber darauf, dass es frisch und kühl ist. Es versteht sich von selbst, dass es keine Rückstände aus veralteten Leitungen aufweisen darf. Im Zweifelsfall empfiehlt sich der Einsatz eines Wasserfilters. Entscheide Dich für Mineralwasser, greife am besten zu einem natriumarmen Wasser ohne Kohlensäure.
Früchte- und Kräutertees
Geeignet für kleine Kinder sind Heilkräuter- und Früchtetees wie Fenchel-, Kamillen-, Hagebutten-, Anis-, Rooibos-, Apfel-, Himbeer-, Erdbeer- oder Pfefferminztee. Achte darauf, dass die Tees ungesüßt sind, und süße auf keinen Fall nach – auch nicht mit Honig oder Sirup. Am besten bereitest Du nur Tees in Bio-Qualität zu; denn diese sind komplett schadstofffrei. Gieße kochendes Wasser über den Teebeutel und lasse den Tee mindestens fünf Minuten ziehen. Bevor Du Deinem Kind das Getränk anbietest, sollte dieses auf Körpertemperatur abgekühlt sein. Von Instanttee, also löslichem Tee, ist eher abzuraten, da solche Granulat-Tees Isomaltose enthalten: Dieses Kohlenhydrat ist ein Süßungsmittel und schädigt die Zähne.
Fruchtsaftschorlen
Saftschorlen bringen Abwechslung, doch sollten sie die Ausnahme bleiben. Obstsäfte enthalten Zucker, Kohlenhydrate und Fruchtsäure, die auf Dauer den Zahnschmelz angreifen können. Aus diesem Grund sollten sie nur gelegentlich und dann auch nur stark verdünnt getrunken werden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt ein Mischungsverhältnis von 3 zu 1. Das bedeutet, drei Anteile Wasser, ein Anteil Saft.
Tipp: Greife am besten zu reinem Fruchtsaft ohne Zuckerzusatz; „Fruchtnektar" ist reich an Fruchtzucker.
Wie lernt mein Kind trinken?
Flüssigkeit aufnehmen, das können bereits Neugeborene: Denn der natürliche Saug- und Schluckreflex sorgt dafür, dass sie zu saugen beginnen, sobald etwas ihre Lippen berührt. Nicht ganz so einfach ist das Trinken lernen ein paar Monate später. Nämlich dann, wenn statt Milch Wasser oder Tee auf die verwöhnten Geschmacksknospen trifft und Kinder nicht mehr saugen, sondern richtig trinken sollen. Selbständig trinken lernen ist genau wie essen lernen ein Prozess. Du solltest nicht erwarten, dass Dein Kind das Trinken aus dem Becher sofort beherrscht. Doch es gibt einige Dinge, die es ihm erleichtern:
- Gib Deinem Kind erstmal einen leeren Becher zum Spielen, mit dem es sich erstmal vertraut machen kann.
- Beginne beim Trinken lernen mit möglichst wenig Flüssigkeit. Dadurch wird Dein Kind weniger verschütten und die Gefahr, dass es sich verschluckt, ist geringer.
- Setze Dein Kind aufrecht auf Deinem Schoß. So kann es sich nicht so leicht verschlucken und Du hast mehr Kontrolle über die Situation.
- Unterstütze Dein Kind bei den ersten Trinkversuchen mit dem Becher, indem Du ihm zeigst und vorführst, wie man den Trinkbecher zum Mund führt.
- Wenn Dein Kind noch kein Interesse für das Trinken aus dem Becher zeigt, dann versuche es einfach einige Zeit später noch einmal. Hier ist es wie bei anderen Lernprozessen: Geduld ist sehr wichtig und funktioniert deutlich besser als Druck.
Neben viel Geduld solltest Du in dieser Phase vor allem einen Lappen zum Aufwischen haben; denn zu Beginn wird wahrscheinlich jede Menge verschüttet. Solche „Missgeschicke“ sind Teil des Lernprozesses. Eingreifen solltest Du nur, wenn Dein Baby es zu bunt treibt.
Trinken lernen: Welche Trinkgefäße benötige ich?
Für die ersten eigenen Trinkversuche eignen sich sogenannte Trinklernbecher. Ein spezieller Saugaufsatz ermöglicht es dem Kind, aus dem Becher zu trinken wie aus einem Fläschchen, d.h. die Flüssigkeit herauszusaugen. Das Halten der Trinklerbecher wird durch zwei ergonomisch geformte Henkel erleichtert - so dass sich das Kind ganz auf den Trinkvorgang konzentrieren kann.
Beherrscht es den Umgang damit, bieten sich Becher mit Trinkrand als Zwischenschritt auf dem Weg zum selbstständigen Trinken mit Becher an. Sie haben eine auslaufsichere Dichtung, die sich beim Saugen an einer beliebigen Stelle des Becherrandes öffnet.
Mit etwa eineinhalb Jahren sind Kinder in der Regel soweit, aus einem normalen Becher zu trinken. Am besten eignen sich anfangs Kunststoffbecher mit abgerundetem Rand - sie zerbrechen im Gegensatz zu Porzellan- oder Glasbechern nicht, wenn sie auf dem Boden landen. Wenn Du lieber noch auf Nummer sicher gehen möchtest, kannst Du Deinem Kind auch vorerst einen Strohhalmbecher oder eine Trinkflasche mit Push-Pull-Verschluß anbieten. Sie laufen nicht aus, wenn sie umkippen und sind vor allem für unterwegs gut geeignet.
Welche Getränke eignen sich nicht für Kleinkinder?
Die Liste der Getränke, die nicht in den Kinderbecher gehören, ist weitaus länger. Folgende Getränke enthalten sehr viel Zucker und erhöhen damit das Risiko für Übergewicht und Kariesbildung:
- Limonade und Cola
- Saft und Nektar
- Eistee und Brause
- Light-Getränke und Energy Drinks
- fertige Milchmix-, Molke- und Kakaogetränke
- Malzbier
Tabu sind natürlich koffeinhaltige Heißgetränke wie Kaffee, grüner und schwarzer Tee. Auch Eistee wird häufig auf der Basis von koffeinhaltigem Tee zubereitet. Milch zählt zu den Nahrungsmitteln und ist als Durstlöscher ebenfalls ungeeignet. Aufgrund ihres hohen Gehalts an Eiweiß, Zucker und Fett gilt Milch als Zwischenmahlzeit und nicht als Getränk.
Warum ist Trinken so wichtig?
Wasser erfüllt im Körper lebenswichtige Funktionen: Es transportiert Nährstoffe zu den Organen, dient als Lösungsmittel für die Ausscheidung von Stoffwechselprodukten und reguliert die Körpertemperatur. Durch Ausscheidungen wie Urin oder Schweiß verliert der Körper jeden Tag viel Flüssigkeit, die ihm wieder zugeführt werden muss. Trinken wir zu wenig, kann unser Körper nicht mehr richtig arbeiten. Das führt zu Müdigkeit, Unkonzentriertheit, Kopfschmerzen und Verstopfung. Kinder sollten daher von Anfang an lernen, viel und regelmäßig zu trinken: zu den Mahlzeiten ebenso wie zwischendurch.
Wie motiviere ich mein Kind zum Trinken?
Kleine Kinder denken nicht daran, regelmäßig zu trinken: Besonders beim Spielen und Toben vergessen sie, zum Becher oder zur Trinkflasche zu greifen. Durst verspüren sie in der Regel erst, wenn der Körper bereits einen Flüssigkeitsmangel signalisiert. Bei vielen Kindern ist das Durstempfinden außerdem nicht stark ausgeprägt. Deshalb ist es die Aufgabe der Eltern, sie daran zu erinnern.
Es ist jedoch nicht immer einfach, ein Kind zum Trinken zu bewegen: Zwischen dem ersten und dem zweiten Lebensjahr beginnt die sogenannte Trotzphase eines Kindes. Viele Aufforderungen, Bitten oder Fragen werden kategorisch mit einem „Nein“ quittiert. Doch lasse Dich davon nicht entmutigen und greife stattdessen zu ein paar Tricks:
- Stelle immer ausreichend Getränke bereit: Je unterschiedlicher die Auswahl, desto mehr trinken Kinder.
- Getrunken werden sollte nicht nur zu den Mahlzeiten, sondern auch zwischendurch.
- Packe für Ausflüge immer Getränke ein, damit Dein Kind unterwegs ausreichend trinkt - vor allem im Sommer.
- Statt Kinder direkt zum Trinken aufzufordern, sind sie meist leichter mit einer Einladung zum Trinken zu überzeugen. Nach dem Motto: „Komm, wir gehen jetzt zusammen etwas trinken!“
- Das Auge „trinkt“ mit: Mit bunten, originellen oder außergewöhnlich geformten Trinkgefäßen motivierst Du Dein Kind zum Trinken. Gimmicks wie farbenfrohe Strohhalme machen ein Glas Wasser interessanter.
- Im Sommer sind Eiswürfel in verschiedenen Formen oder mit eingefrorenen Obststückchen wie Beeren oder Zitrone ein echter Knüller.
- Wenn es warm ist, kannst Du Deinem Kind auch Obst oder Gemüse anbieten, das viel Wasser enthält, wie z. B. Gurken, Melonen, Tomaten oder Erdbeeren.
- Kinder lieben Rituale: Führe mehrmals am Tag feste Trinkpausen ein. So gewöhnt sich Dein Kind ans Trinken und wird es schnell selbst einfordern.
- Eltern haben auch beim Trinken eine Vorbildfunktion. Achte daher darauf, dass auch Du ausreichend trinkst.
Dein glückskind-Team ♥