Babysprache – erste Laute, erste Worte

Ganz logisch: Je mehr und ausführlicher sich Eltern mit dem Baby unterhalten oder ihm vorlesen, desto besser ist das für seine Entwicklung von Sprache und Wortschatz. Doch auch die sogenannte Babysprache hat ihre Berechtigung und sogar eine wichtige Funktion für die Sprachentwicklung beim Kind. Sie ist die erste Form der Kommunikation zwischen Eltern und ihrem Kind. Hier erfährst Du, was es mit „tutu“, „heia“ und „nam-nam“ auf sich hat.
Was ist Babysprache?
Im Deutschen hat der Ausdruck „Babysprache“ je nach Kontext verschiedene Bedeutungen. Einerseits sind damit die dem jeweiligen Entwicklungsstand entsprechenden Laute gemeint, die das Baby selbst „spricht“. Außerdem bezieht sich das Wort auf eine besondere Form des Sprechens, die viele Erwachsene intuitiv gegenüber Babys verwenden. Ein alternativer, etwas präziserer Begriff in diesem Kontext lautet „Ammensprache“.
Babysprache beim Baby
Während es schon zuvor vokalartige Laute vor sich hin gebrabbelt hat, beginnt das Baby etwa mit einem halben Jahr, einzelne Laute aneinanderzureihen. Es fängt an, sie zu verdoppeln und daraus Silben zu bilden – vorerst noch ohne „Sinngehalt“. Es lauscht dabei seiner eigenen und anderen Stimmen in seiner Umgebung und lernt durch Beobachtung und Nachahmung der Mundbewegungen von Bezugspersonen, Lautkombinationen mit einem Sinn zu verbinden. Sind die ersten sinnvollen eigenen Worte gesprochen, vollzieht sich die Weiterentwicklung der Sprache in rasantem Tempo. Diese Entwicklung des Spracherwerbs ist eine faszinierende Reise, auf der das Kind die Welt für sich entdeckt.
Sprachentwicklung bei Baby und Kleinkind
Verkürzt dargestellt, verläuft das Sprechenlernen bei der Babyentwicklung in folgenden Etappen:
Ab dem 6. Monat
Ab dem 6. Monat
Etwa mit einem halben Jahr beginnt das Baby neben impulsiven Lautäußerungen (Schreien, Lachen) mit der Artikulation einfacher, vokallastiger Silben. Diese werden schließlich kombiniert und zu Silben gereiht, ein Fest für das lauschende Ohr.
Ab dem 12. Monat
Ab dem 12. Monat
Die ersten echten Wörter tauchen in Babys Wortschatz auf – zunächst einfache, wichtige Begriffe wie „Mama“ oder „Papa“. Das Kind reagiert auf seinen Namen und begreift einfache Ansagen.
Ab dem 18. Monat
Ab dem 18. Monat
Der aktive Wortschatz wächst und sollte in der Regel etwa zehn bis zwanzig Worte umfassen. Das Kind kann bekannte Dinge benennen und einfache Aussagen und Aufgaben verstehen.
Ab dem 24. Monat
Ab dem 24. Monat
Im zweiten Lebensjahr sollte sich das Kind selbst mit seinem Namen bezeichnen und beginnen, einfache Sätze mit zwei bis drei Worten sowie Verneinungen zu bilden. Zugleich erweitert sich der Wortschatz in dieser Zeit rapide von 50 auf ungefähr 200 aktiv genutzte Wörter.
Ab dem 30. Monat
Ab dem 30. Monat
Das Kleinkind fängt an, Pronomen („ich“, „du“, „mein“) und Artikel („der“, „die“, „das“) zu verwenden. Der Wortschatz wächst auf etwa 500 Wörter. Die Grammatik wird komplexer, ist aber nicht immer „korrekt“.
Ab dem 36. Monat
Ab dem 36. Monat
Das Kind fängt an, immer längere und komplexere Sätze zu bilden, die zum Beispiel verschiedene Zeitformen, Ein- und Mehrzahlformen und Präpositionen berücksichtigen. Außerdem kann das Kind jetzt kleine Episoden zusammenhängend erzählen. Auch die Artikulation verbessert sich zunehmend. Zudem beginnt das Kind, Fragen zu formulieren – die bei Eltern berüchtigte „Warum?“-Phase beginnt.
Zwischen dem vierten Lebensjahr und der Einschulung schließlich steigert das Kind seinen aktiven Wortschatz von zunächst um die 2.000 bis auf etwa 5.000 Wörter. Es kann abstrakte Konzepte wie Zahlen und Farben verbal zuordnen und längere Geschichten erzählen.
Was tun bei gestörter Sprachentwicklung?
Gut zu wissen: Die obige Liste gibt nur eine grobe Orientierung. Bei manchen Kindern reift die Sprache deutlich schneller, bei anderen gibt es Verzögerungen, kleine Rückschritte und schubweises Aufholen – alles ganz normal. Trotzdem solltest Du, wenn Du deutliche Abweichungen in der Sprachentwicklung des Kindes bemerkst, in einer kinderärztlichen oder Logopädie-Praxis mögliche Ursachen abklären lassen. Verspätetes Sprechen oder schwer verständliche Aussprache kann beispielsweise organisch bedingt sein, etwa aufgrund einer unerkannten Hörschwäche. Eine Untersuchung beim Arzt kann hier Klarheit verschaffen und sicherstellen, dass mit dem Ohr alles in Ordnung ist.
Weshalb sprechen Erwachsene Babysprache?
Besonders Mütter und Väter neigen dazu, im Gespräch mit Babys in die „Ammensprache“ zu wechseln. Typisch für diese ist inhaltlich die starke Vereinfachung von Grammatik und Vokabular. Ebenso auffällig sind bei der Babysprache Erwachsener, unabhängig von der jeweiligen Muttersprache, folgende Merkmale:
- erhöhte Tonlage
- Wiederholung wichtiger Inhalte
- langsameres Sprechtempo
- veränderte Sprachmelodie
- kurze, einfache Sätze
- Gebrauch von Verkleinerungsformen
- „Vokabeln“ der Babysprache (etwa „Wauwau“ statt Hund und „Tut-tut“ statt Auto)
Durch die abweichende Sprachmelodie hebt sich die „Babysprache“ von gewöhnlicher Kommunikation ab, etwa von der, wenn Du in Babys Beisein mit einem Erwachsenen redest. Das verleiht Babysprache einen Signaleffekt, der die Aufmerksamkeit des Babys erregt. Die besondere Tonlage sichert die volle Aufmerksamkeit. Es signalisiert das Bedürfnis nach Nähe und Kommunikation. Es antwortet darauf, indem es zurückbrabbelt und dabei seine Stimme trainiert. Antworten die Großen auf diese Weise, entwickeln sich erste „Unterhaltungen“.
Schadet Babysprache der Sprachentwicklung des Kindes?
Die Babysprache im „Dialog“ mit dem Säugling und Kleinkind hat eine wichtige kommunikative Funktion. Viele Eltern nutzen sie instinktiv richtig. Sie weckt das Interesse und beschäftigt das Kind, bietet also einen idealen Einstieg in das Sprechenlernen. Allerdings sollte darüber die Förderung der eigentlichen Sprache nicht ausbleiben. Sobald das Kind die ersten eigenen Worte spricht, ist es an der Zeit, Babysprache nach und nach abzulegen.
Sprachförderung nach der Babysprache
Kinder, mit denen täglich viel und in ganzen Sätzen gesprochen wird, haben klare Vorteile bei der Ausbildung der eigenen Sprache und Intelligenz. Dieser frühe Spracherwerb öffnet ihnen die Tür zur Welt. Du kannst Möglichkeiten im Alltag nutzen, etwa indem Du Handlungen kommentierst, dem Kind neue Worte für unbekannte Dinge beibringst und ihm so die Welt erklärst oder seine Äußerungen aufgreifst und (gegebenenfalls korrigiert) wiederholst. Vorlesen, Geschichten erzählen und Singen sind weitere wichtige Beiträge, mit denen Du Deinem Kind den Zugang zur Sprache erschließen kannst. Hervorragend geeignet sind auch altersgerechte Bilderbücher, anhand derer die Kleinen Dinge benennen können.
FAQ
Was versteht man unter Babysprache?
Was versteht man unter Babysprache?
Der Begriff „Babysprache“ bezieht sich einerseits auf die Laute des Babys, mit denen es (neben nonverbalen Gesten, Blickkontakten und dergleichen) mit seiner Umgebung kommuniziert, um ein Bedürfnis auszudrücken. Zum anderen ist damit eine vereinfachte Sprachform mit veränderter Tonlage und Satzmelodie gemeint, die Erwachsene gegenüber Babys und Kleinkindern verwenden.
Wann fangen Babys mit Babysprache an?
Wann fangen Babys mit Babysprache an?
Etwa mit einem halben Jahr geben Babys Lautäußerungen von sich, die als Vorstufe von bewusster Sprachbildung gelten. Zu diesem Zeitpunkt steht das Nachahmen von Mundbewegungen für die Artikulation im Vordergrund. Die ersten „richtigen“, mit einem konkreten Sinn verbundenen Worte spricht das Baby gegen Ende des ersten Lebensjahres.
Welche Babylaute gibt es?
Welche Babylaute gibt es?
Die Australierin Priscilla Dunstan hat im Rahmen einer Studie sprach- und kulturübergreifend fünf typische „Babylaute“ ermittelt, mit denen Babys schon vor Verwendung von echter Sprache kommunizieren. Demnach steht „neh“ (mit deutlich betontem „n“) für Hunger, „eair“ für Schmerzen, „auh“ für Müdigkeit, „heh“ für Unwohlsein und ein gepresst klingendes „eh“ kündigt laut Dunstan ein Bäuerchen an. Das Verständnis der Laute erleichtert Müttern und Vätern den Umgang mit ihrem Kind und fördert die frühzeitige Entwicklung von Sprache und Kommunikation.
Dein glückskind-Team ♥