3-Monats-Koliken: Ursachen erkennen und lindern

Der Fliegergriff kann bei Dreimonatskoliken helfen. © iStock
Wenn Dein neugeborenes Baby viel schreit und sich kaum trösten lässt, kann dahinter eine 3-Monats-Kolik stecken. Bis zu 20 Prozent aller Neugeborenen leiden in den ersten drei Lebensmonaten an heftigen Bauchschmerzen. Was müssen sich Eltern darunter vorstellen? Und was hilft? Im Gespräch mit einem Kinderarzt sind wir der Sache für Dich nachgegangen.
Was sind 3-Monats-Koliken?
„Der Begriff Dreimonatskolik ist keine klare Diagnose, sondern beschreibt vielmehr einen Zustand des Neugeborenen und Säuglings“, erklärt Prof. Dr. Alfred Längler, leitender Arzt der Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin und ärztlicher Direktor des anthroposophisch ausgerichteten Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke.
Wenn von 3-Monats-Koliken beim Baby die Rede ist, handelt es sich aus medizinischer Sicht um eine Regulationsstörung: Die betroffenen Kinder schreien häufig, ansonsten sind sie aber gesund. In vielen Fällen ist ein Schreien mit unklarer Ursache harmlos. Dennoch sorgen sich Eltern verständlicherweise um ihr „Schreibaby“ und suchen nach Tipps, um ihren Kleinen zu helfen.
Wie erkenne ich 3-Monats-Koliken bei meinem Baby?
Wie erkenne ich 3-Monats-Koliken bei meinem Baby?
„Vor allem in den frühen Abendstunden treten bei betroffenen Babys teilweise lang anhaltende Schreiattacken auf. Meist in der Kombination mit Bauchschmerzen“, so der Kinderarzt, der als weitere Begleiterscheinungen schlechtes Einschlafen und Durchschlafen nennt. Die Kinder sind dann oftmals weinerlich und lassen sich kaum beruhigen, selbst wenn sie gerade erst ausgiebig getrunken haben oder frisch gewickelt wurden.
3-Monats-Koliken: ab wann treten sie auf?
3-Monats-Koliken: ab wann treten sie auf?
Die Symptome beginnen in den ersten Lebenswochen des Babys und halten mehrheitlich drei Monate an. Daher kommt der Name 3-Monats-Koliken. Typisch für die betroffenen Kinder ist Prof. Längler zufolge aber – und das ist für Eltern beruhigend –, dass die Kleinen trotz ihrer Beschwerden gut gedeihen. „Andere mögliche Ursachen für die Bauchschmerzen sollten aber immer durch einen Kinderarzt ausgeschlossen werden“, sagt der Mediziner.
Wann sind 3-Monats-Koliken am schlimmsten?
Wann sind 3-Monats-Koliken am schlimmsten?
Im zweiten und dritten Lebensmonat leiden Babys gehäuft an Schreiattacken, danach nehmen die Beschwerden meist ab. Dein Baby durchlebt im ersten Jahr mehrere Entwicklungsschübe – auch während dieser Phasen sind kleine Kinder vermehrt reizbar. Schreien kann daher vielfältige Gründe haben. Für 3-Monats-Koliken sind allerdings exzessive Schreiepisoden typisch, die an mehr als drei Tagen in der Woche auftreten und mehrere Stunden andauern.
Was sind die Ursachen von 3-Monats-Koliken?
Fast jedes Baby schreit mehr oder weniger häufig – das ist ganz normal. Schreien und Weinen dient den Kleinsten dazu, ihre Bedürfnisse zum Ausdruck zu bringen. Manchmal haben sie Hunger, ein anderes Mal sehnen sie sich nach körperlicher Nähe. Falls Babys jedoch vermehrt unter untröstlichen Schrei- und Unruheattacken leiden, diagnostizieren Mediziner oftmals frühkindliche Regulationsstörungen.
Der Begriff 3-Monats-Koliken ist in diesem Punkt etwas irreführend: Denn nicht immer hat ein Säugling Blähungen und dadurch Bauchschmerzen. Ein quengeliges Baby kann auch einfach gegen Abend überreizt sein und es fällt ihm schwer, die Umwelteindrücke zu verarbeiten. Auch Konflikte in der Eltern-Kind-Beziehung sind ein möglicher Grund. Darüber hinaus können Magensäure-Rückfluss und Nahrungsmittelunverträglichkeiten bei Deinem Baby für Unwohlsein sorgen. Was genau eine 3-Monats-Kolik hervorruft, ist daher nicht eindeutig geklärt und lässt sich durch vielfältige Ursachen erklären.
★ glückskind-Tipp ★ Wenn Du Dir unsicher bist, hol Dir Rat bei Deiner Kinderarztpraxis. Es gibt außerdem Beratungsstellen und „Schreibambulanzen“, die auf stundenlanges Schreien bei Neugeborenen und Säuglingen spezialisiert sind.
3-Monats-Koliken: Was hilft meinem Baby?
Wie Du Deinem Baby durch eine Schreiattacke helfen kannst und welche Methoden möglichen Beschwerden vorbeugen können – dazu haben wir Dir hier ein paar Tipps zusammengestellt:
Tipp 1: Ein klarer Rhythmus
Tipp 1: Ein klarer Rhythmus
Prof. Längler rät Eltern, für einen regelmäßigen Schlaf- und Wachrhythmus zu sorgen. Vermeide unbedingt Übermüdung und schaffe eine reizarme Umgebung. Gönn Deinem Baby vor allem in den ersten Lebensmonaten genügend Ruhe und setze es behutsam und schrittweise neuen Reizen aus, wie beispielsweise Lärm oder auch Kontakt mit vielen Menschen gleichzeitig. Andernfalls kann Dein Kind schnell überfordert sein und diesen Unmut durch starkes Schreien ausdrücken.
Tipp 2: Liebe und enger Körperkontakt
Tipp 2: Liebe und enger Körperkontakt
Es ist wichtig, dass Babys die Nähe und Zuneigung ihrer Eltern spüren. Wenn Dein kleiner Liebling quengelt, nimm ihn liebevoll in den Arm – ein Baby zu sehr zu verwöhnen, ist gerade im ersten Lebensjahr gar nicht möglich. Lass Dich daher nicht verunsichern und höre auf Deine Mutter- bzw. Vatergefühle, wenn Dich Dein Kind intensiv braucht. Eine prima Möglichkeit, Deinem Baby im Alltag ganz nah zu sein, ist das Tragen. In einer Babytrage oder einem Tragetuch genießt Dein Baby die elterliche Nähe und Geborgenheit, während Du zwei freie Hände hast!
Tipp 3: Bauchmassage
Tipp 3: Bauchmassage
Mit einer sanften Bauchmassage unterstützt Du das Verdauungssystem Deines Babys. Gleichzeitig stärkst Du durch die liebevolle Kontaktaufnahme die Eltern-Kind-Bindung, was sich wohltuend auf Regulationsstörungen auswirken kann. Eine Bauchmassage mit kreisenden Bewegungen hat sich bei 3-Monats-Koliken bewährt. Wie Du das am besten hinbekommst, erfährst Du in unserem Beitrag „Berührende Babymassage“.
Ende der Auflistung
3-Monats-Koliken: Welche Hausmittel wirken bei Bauchschmerzen?
Um die Bauchschmerzen zu lindern, gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Lass das Baby nach jedem Trinken ein Bäuerchen machen. Damit es nicht zu viel Luft schluckt, lege es beim Stillen mit weit geöffnetem Mündchen an. Bekommt es das Fläschchen, kann es hilfreich sein, wenn der Sauger ein kleineres Loch enthält.
Tragen: Das Tragen in einem Tragetuch oder einer Babytrage kann Bauchschmerzen lindern. Die elterliche Wärme und die Position der Anhock-Spreiz-Haltung regen die Darmperistaltik an und können daher Verdauungsschwierigkeiten lindern.
Einige Eltern schwören auf den Fliegergriff. So geht’s: Mit einer Hand zwischen den Beinen unter dem Bauch Deines Babys durchgreifen. Liegt das Baby bäuchlings auf Deinem Unterarm, schiebst Du die andere Hand unter den Oberkörper und den oben liegenden Arm. Der Babykopf liegt nun in Ihrer Armbeuge. In dieser Position trägst Du Dein Baby umher und wiegst es leicht. Wer sein Baby auf einem Arm wiegen kann, hat eine Hand frei, um ihm zusätzlich beruhigend den Rücken zu streicheln.
Ein angewärmtes Dinkelspreu- oder Kirschkernkissen oder eine lauwarme Kompresse mit Kümmelöl können Wunder wirken. Achte unbedingt auf die Temperatur der Kissen und Kompressen, da die Verbrennungsgefahr sehr groß ist! Lege das Kissen oder die Kompressen am besten an Deinen Hals, um die Wärme kurz zu testen. Die Temperatur darf bei kleinen Kindern nie höher als 40 Grad liegen.
Ein warmes Entspannungsbad als abendliches Einschlafritual wirkt entspannend und kann Koliken lösen. Dafür reichen schon fünf Minuten im Wasser bei Körpertemperatur (37 Grad Celsius) aus.
★ glückskind-Tipp ★ Bauchweh kann, muss aber keine Ursache für langanhaltende Schreiattacken sein. 3-Monats-Koliken bei Stillkindern sind genauso häufig wie bei Flaschenbabys. Probiere daher verschiedene Tipps aus. Eine der wichtigsten Empfehlungen lautet: Ruhe bewahren – jeder Schreianfall nimmt auch wieder ein Ende und es warten viele schöne Momente auf Euch.
Dein glückskind-Team ♥