U2 Untersuchung

Bei der U2 wird das Baby besonders gründlich untersucht © Konstantin Aksenov, shutterstock
Nach der Geburt muss sich ein Baby zunächst einmal an die Welt gewöhnen: Lautstärke, Helligkeit, Atmung, Nahrungsaufnahme, Bewegungsfreiheit, Schwerkraft und vieles mehr müssen verarbeitet werden. Nach zwei bis drei Tagen ist dieser Gewöhnungsprozess schon größtenteils abgeschlossen. Jetzt erst erfolgt die zweite Vorsorgeuntersuchung für Kinder, die U2-Untersuchung. Sie ist umfänglicher als die U1-Untersuchung und dauert länger als diese. Sie wird auch als Basisuntersuchung bezeichnet und ist als besonders umfassende Untersuchung zwischen dem 3. und dem 10. Lebenstag des Babys geplant.
Der U2-Untersuchung kommt eine wichtige Bedeutung zu, da der Körper und viele lebenswichtigen Vorgänge in ihm dabei genauer untersucht werden. Der Kinderarzt/Kinderärztin kann mit Hilfe der U2 viele Komplikationen und Krankheiten ausschließen, die häufiger auftreten. Je früher die Diagnosen gestellt werden, umso gezielter und effektiver kann den Neugeborenen geholfen werden. “Viele der Krankheiten, Fehlfunktionen oder Einschränkungen sind zudem sehr gut behandel- oder sogar heilbar. Werden sie nicht entdeckt und behandelt, können sie hingegen sehr drastische Folgen haben. Nehme deshalb die U2-Untersuchung unbedingt vor dem 10. Lebenstag wahr - je früher, umso besser, allerdings nicht vor dem 3. Lebenstag“, betont Dr. Sandra Horsch. Solltest Du bereits die Geburtsklinik verlassen haben oder in einem Geburtshaus oder zu Hause entbunden haben, solltest Du Dich so schnell wie möglich um einen Termin für die Untersuchung U2 bemühen.
Vorsorgeuntersuchung U2: Der Ablauf
Die U2-Untersuchung besteht wie alle anderen Vorsorgeuntersuchungen stets aus diagnostischen und beratenden Gesprächen. Neben den verschiedenen Untersuchungen des Babys selbst hast Du die Gelegenheit, Deine Fragen loszuwerden und Dir Rat und wertvolle Hinweise vom Arzt geben zu lassen. „Nutze diese Möglichkeit Deine Sorgen oder Ängste anzusprechen. Erzähle von Deinen Beobachtungen, die Du in den ersten Lebensstunden und -tagen Deines Babys gemacht hast.
Bei der U2-Vorsorge wird ein guter Kinderarzt nicht nur Dein Baby in den Fokus nehmen, sondern auch darauf achten, wie sich Deine Beziehung zu Deinem Neugeborenen entwickelt und wie es Dir insgesamt in der neuen Situation geht“, betont Frau Dr. Horsch.
Anamnesegespräche: Schwangerschaft, Geburt, Entwicklung, Familie
Zunächst beginnt die U2-Untersuchung mit der Anamnese. Der Arzt möchte von Dir erfahren, wie die Geburt verlaufen ist und ob es Besonderheiten während der Schwangerschaft gegeben hat. Der Arzt befragt Dich außerdem zu der Gesundheitsgeschichte Deiner Familie: Gibt es in Deiner Familie oder in der Deines Partners Augenerkrankungen, Hörstörungen, Probleme mit der Hüfte (Hüftdysplasie), angeborene Herzfehler oder Immundefekte?
Daneben befragt der Kinderarzt darüber, wie es um die Ernährung Deines Babys steht: Hat es Nahrung aufgenommen? Hast Du gestillt und/oder zugefüttert? Hat es die wichtige Vitamin K-Gabe nach der Geburt erhalten? Hat Dein Kind eventuell Trink- oder Schluckschwierigkeiten? Hast Du selbst Probleme beim Stillen? Wie war der Stuhlgang des Neugeborenen? Auch das Verhalten Deines Babys ist ein Thema: Hat das Baby viel oder wenig geschlafen? Schreit es viel?
Körperliche Untersuchungen: Messen, untersuchen, dokumentieren
Wie bei allen Vorsorgeuntersuchungen stellt der Arzt fest, wie sich Dein Baby hinsichtlich Größe und Gewicht entwickelt. Die Messergebnisse werden wie immer im "Gelben Heft” festgehalten. In dem Untersuchungsheft findest Du hinten die sogenannten Perzentilkurven. Sie beschreiben das Spektrum, in dem Babys wachsen. Wenn Du dort schaust, an welchem Punkt sich Dein Baby befindet, erkennst Du auf einen Blick, ob es über- oder unterdurchschnittlich wächst oder zunimmt. Wenn sich die Messdaten außerhalb des Spektrums befinden, wird Dein Kinderarzt Dich darauf ansprechen.
Das wird untersucht
Größe, Gewicht und Kopfumfang
Größe, Gewicht und Kopfumfang
Wie bei allen Vorsorgeuntersuchungen stellt der Kinderarzt die Größe und das Gewicht des Babys fest. Auch der Kopfumfang wird gemessen. Im Vergleich mit den Untersuchungsergebnissen der U1-Untersuchung ergibt sich ein Eindruck von der Entwicklung eines Kindes. Für die Eltern oft überraschend: Babys nehmen bis zum fünften Tag nach der Geburt ab, da sie mehr ausscheiden als Nahrung aufnehmen können. Sie werden nicht mehr von der Nabelschnur versorgt und trinken zunächst wenig. Erst mit durchschnittlich 14 Tagen haben Babys wieder ihr Geburtsgewicht erreicht und nehmen zu. Selbstverständlich gibt es wie immer Unterschiede: Manche Kinder nehmen schneller zu, andere nehmen weniger ab und so weiter. Normalerweise raten Kinderärzte und Hebammen nur dann zum Zufüttern mit industriell hergestellter Säuglingsnahrung, wenn ein Kind mehr als 10 Prozent seines Geburtsgewichtes verliert. Falls Du bis zur U2-Vorsorgeuntersuchung in der Klinik bist, wird das Krankenhauspersonal die Ausscheidungen Deines Babys dokumentieren. Diese Dokumentation erhält in der Regel auch der Arzt, der die U2 durchführt. Falls Du vom Gewichtsverlust Deines Babys verunsichert sein sollten, spreche den Arzt darauf an. Berichte vom Trinkverhalten und von den Ausscheidungen Deines Babys!
Der Kopf des Babys wird nicht nur vermessen, sondern vom Arzt auch untersucht. Die Kopfform des Babys wird begutachtet und die Fontanellen abgetastet. Diese weichen Stellen zwischen den knöchernen Schädelplatten haben bei der Geburt dafür gesorgt, dass das Kind durch den Geburtskanal passte. Nun muss die Fontanelle auf der Oberseite des Kopfes noch bis ins zweite Lebensjahr offen bleiben, damit das wachsende Gehirn genug Platz im Schädel hat.
Die Sinnesorgane
Die Sinnesorgane
Der Arzt untersucht bei der U2-Vorsorgeuntersuchung die Sinnesorgane des Babys auf äußerliche Fehlbildungen. Die Mundhöhle, der Kiefer und die Nase werden gründlich angeschaut, um Kiefer-Gaumen-Anomalien auszuschließen. Anomalien können dazu führen, dass Atmung, Ernährung, Sprache oder sogar das Gehör des Kindes unter Einschränkungen leiden. Ebenfalls geprüft werden Schleimhäute, die Zunge - möglicherweise das Zungenbändchen - und die Atmung durch die Nase.
Der Arzt leuchtet in die Augen des Babys, um sich die Netzhaut anzuschauen. So erkennt er etwaige Trübungen der Linse oder andere Auffälligkeiten.
Auch die Ohren werden äußerlich einer gründlichen Prüfung unterzogen, um Fehlbildungen festzustellen oder auszuschließen. Du kannst darüber hinaus an einem freiwilligen Hörscreening teilnehmen. Es wird oft durchgeführt, wenn das Baby schläft, da es dazu idealerweise still sein muss und sich möglichst wenig bewegen sollte. Mit dem Hörscreening kannst Du feststellen, ob Dein Baby allgemein über ein Hörvermögen verfügt.
Die Haut
Die Haut
Die Haut als das größte Sinnesorgan des Menschen gibt Aufschluss über vieles. Dabei geht es nicht nur um Auffälligkeiten wie Blutschwämmchen, Muttermale, Verletzungen oder Blutergüsse, die abgeklärt, vielleicht sogar behandelt werden können oder müssen. An der Farbe der Haut erkennt der Arzt zudem auch mögliche Erkrankungen. Ein gelber Hautton weist auf die Neugeborenengelbsucht (Ikterus) hin, die je nach Ausprägung diverse Maßnahmen erfordert. Ein bläulicher Hautton verweist auf eine Sauerstoffunterversorgung hin. Die Ursachen dieser Auffälligkeit, Zyanose genannt, müssen dringend abgeklärt und gegebenenfalls behandelt werden.
Organe in Brust und Bauch und Geschlechtsorgane
Organe in Brust und Bauch und Geschlechtsorgane
Mit einem Stethoskop hört der Arzt die Lunge und die Herztöne des Babys ab. Ein auffälliger Rhythmus oder Nebengeräusche ziehen weitere Untersuchungen nach sich. Der Arzt tastet zudem die Schlüsselbeine ab und prüft den Puls - typischerweise an der Leiste des Kindes. Leber, Milz und Nieren lassen sich ebenfalls ertasten und geben Aufschluss über Fehlbildungen oder Einschränkungen. Zur Untersuchung gehört ein Check des Nabels: Ist der Nabel trocken und heilt gut? Sicherlich gibt der Arzt dazu gerne noch Tipps, wie Du den Nabel mit dem Nabelschnurrest pflegen kannst. Die äußeren Geschlechtsorgane werden in Augenschein genommen, um Fehlbildungen auszuschließen.
Skelett, Muskeln und Nerven
Skelett, Muskeln und Nerven
Der Kinderarzt erkennt an der Gestalt Deines Babys in liegender und aufrechter Haltung, ob Knochen und Muskeln normal entwickelt sind. Viele dieser Untersuchungen und Beobachtungen macht der Arzt in Sekundenschnelle und Eltern wird somit oft nicht bewusst, wie weitreichend die Überprüfungen sind. Der Arzt stellt bei der Begutachtung fest, ob im Bereich Rücken, Wirbelsäule und Becken alles in Ordnung ist. Er überprüft außerdem die Beweglichkeit, die Koordination der Bewegungen und die Reflexe, vor allem:
- Rückgratreflex (auch Galant-Reflex): Der Kinderarzt streicht mit dem Finger seitlich der Wirbelsäule entlang. Die Berührung im Bereich der Lendenwirbelsäule löst den Reflex aus. Das Baby dreht die Hüfte seitlich in Richtung des Reizes. Arme und Beine strecken sich, das Becken hebt sich. Je älter ein Baby ist, umso deutlicher ist die Bewegung ausgeprägt.
- Schreitreflex (auch Schreitreaktion): Der Arzt hält das Kind unter den Achseln und wenn das Baby dabei eine Unterlage unter den Füßen spürt, bewegen sich die Beine, als würde der Säugling “schreiten”.
- Klammerreflex (Moro-Reflex oder Moro-Reaktion): Wenn das Baby eine plötzliche Erschütterung spürt oder sein Rumpf auf eine Unterlage zurückfällt, dann streckt das Baby die Arme aus, spreizt die Finger, zieht dann die Arme zur Brust und schließt sie darüber.
Das Neugeborenenscreening - oft im Rahmen der U2-Untersuchung
Das Neugeborenenscreening erfolgt bis zum dritten Lebenstag des Säuglings und wird oft im Rahmen der U2-Vorsorge durchgeführt. Solltest Du das Krankenhaus schon verlassen haben, übernimmt Deine Kinderarztpraxis oder sogar Deine Hebamme den Test. Dafür wird Blut aus der Ferse des Säuglings abgenommen. Das Blut wird auf verschiedene Stoffwechselerkrankungen und hormonelle Störungen getestet. Entdecken Ärzte oder Hebammen Auffälligkeiten, kann eine frühe Behandlung erfolgen und Folgeschäden können vermieden werden. Zum Screening gehört auch der Test auf Mukoviszidose. Bevor dieser durchgeführt wird, wirst Du als Eltern ausführlich beraten und Deine Einwilligung wird eingeholt.
Aufklärung über die sichere Schlafumgebung
Im Rahmen der U2 wird mit den Eltern die optimale Schlafumgebung für ein Kind im ersten Lebensjahr besprochen. Dies ist wichtig, um Risikofaktoren, die einen plötzlichen Kindstod begünstigen könnten, zu vermeiden.
„Darüber hinaus geben die Ärzte Antworten auf Fragen der Eltern, wie etwa: Welche Kleidung soll das Baby tragen? Wie sieht die richtige Nabel- und Hautpflege aus? Zudem werden die Rachitisvorbeugung durch Vitamin D, die Kariesvorbeugung durch Fluorid besprochen und in Bezug auf die Ernährung beraten. Wenn Du in einigen Dingen unsicher bist, scheue Dich nicht, den Arzt danach zu fragen. Am besten, notierst Du Dir im Vorfeld der Untersuchung, was Du alles wissen willst. Etwa 20 bis 30 Minuten dauert die U2. Dann hat Dein Baby den ersten richtig großen Gesundheits-Check geschafft“, erklärt Frau Dr. Horsch.
Fazit: Vorsorgeuntersuchung mit besonderer Bedeutung
In der Reihe der Vorsorgeuntersuchungen kommt der U2 eine besondere Bedeutung zu. Mit den Untersuchungsergebnissen und etwaigen Diagnosen stellst Du als Vater oder Mutter zusammen mit den Ärzten wichtige Weichen für Dein Kind. Du kannst selbst dafür sorgen, dass Dein Kind den optimalen Start ins Leben erhält. Scheue Dich nicht, alle Deine Fragen loszuwerden und fordere eine umfassende und tiefgründige Beratung ein. So kannst Du gleichzeitig dafür sorgen, dass Du für die nächste Vorsorge, die U3-Untersuchung, optimal vorbereitet bist.
Dein glückskind-Team ♥
