Spermiogramm

© Toshiro Shimada, Getty Images
Wenn Schwierigkeiten beim schwanger werden auftreten, ist eine der ersten diagnostischen Maßnahmen beim Mann häufig die Durchführung eines Spermiogramms. Diese Untersuchung ist ein Standardverfahren während der Phase des Kinderwunsches. In der Regel wird das Spermiogramm von Urologen oder Andrologen durchgeführt, gelegentlich findet es auch in einem Kinderwunschzentrum statt. Doch was genau ist ein Spermiogramm? Wie werden die Ergebnisse interpretiert und wann gelten sie als „außerhalb des Normbereichs“? Und welche Auswirkungen hat das Ergebnis auf den Kinderwunsch? Dieser Beitrag bietet Antworten auf diese Fragen.
Was ist ein Spermiogramm?
Ein Spermiogramm untersucht – wie der Name schon sagt – die Spermien eines Mannes. Dabei geht es ganz konkret um die Gesamtzahl, die Konzentration, ihr Aussehen und ihre Beweglichkeit. Das Sperma wird dazu im Labor auf bestimmte Kriterien untersucht (mehr dazu im Abschnitt „Spermiogramm-Werte“). So lässt sich herausfinden, ob es hier ein „Problem“ gibt, welches das Schwangerwerden schwieriger macht.
Ganz wichtig: Ein Spermiogramm ist immer nur eine Momentaufnahme. Das heißt, wenn es wiederholt wird, können die Werte anders ausfallen. Zwei Dinge spielen hier eine Rolle: Zum einen werden Spermien aus Stammzellen laufend neu gebildet und entwickeln sich innerhalb von drei Monaten zu „fertigen“ Spermien. Zum anderen können Umwelteinflüsse und der Lebensstil eines Mannes seine Spermienqualität beeinflussen.
Dementsprechend kann das Ergebnis eines zweiten Spermiogramms andere Werte liefern. In der Regel wird also nach zwölf Wochen ein zweites Spermiogramm gemacht und die Ergebnisse miteinander verglichen. Wenn vermutet wird, dass ein „schlechtes“ Ergebnis eine vorübergehende Ursache hat (z. B. eine Infektion mit hohem Fieber), dann wird auch erst nach mindestens drei Monaten ein zweites Spermiogramm gemacht.
Wer trägt die Kosten eines Spermiogramms?
In den meisten Fällen übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für ein Spermiogramm. Die Voraussetzung ist, dass ein Paar vorher über ein Jahr lang zu Hause probiert hat, schwanger zu werden und das Spermiogramm zur Ursachenabklärung gemacht wird. Außerdem muss das Spermiogramm nach den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation analysiert werden. Diese Richtlinien legen genau fest, wann welche Parameter untersucht werden sollen und teilweise auch mit welchen Methoden. Tests aus dem Internet erfüllen diese Voraussetzungen in der Regel nicht.
Natürlich kann jeder ein Spermiogramm auch aus reiner Neugier machen und die Kosten selbst zahlen. Dann liegen die Kosten eines Spermiogramms in einem Bereich von 60 bis 100 Euro.
Wie ist der Ablauf beim Spermiogramm?
Normalerweise wird die Spermaprobe „frisch vor Ort“, das heißt in der Arztpraxis, gewonnen. Das kann sich für Männer seltsam anfühlen – schließlich ist Solo-Sex eine intime Sache. Die Praxen geben sich aber große Mühe, die Abgabe vor Ort so angenehm wie möglich zu machen und haben oft einen extra Raum dafür eingerichtet.
In einigen Fällen kann die Samenprobe auch zu Hause entnommen und anschließend in der Praxis abgegeben werden. Dies hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab, wie der Entfernung zwischen dem Zuhause und der Praxis und der Bereitschaft des Mannes, die notwendigen Materialien selbst zu beschaffen. Die Samenprobe muss in einem sterilen Behälter gesammelt und darf nicht abkühlen. Sie muss innerhalb einer Stunde nach der Entnahme bei Körpertemperatur im Labor analysiert werden, um aussagekräftige Ergebnisse zu gewährleisten. Wenn die Arztpraxis nicht in unmittelbarer Nähe ist, kann dies eine Herausforderung darstellen.
Wichtig ist: Vor der Spermaabgabe sollte zwei bis fünf Tage kein Samenerguss stattgefunden haben (egal ob beim Sex zu zweit oder beim Solo-Sex). Längere oder kürzere Enthaltsamkeit macht es schwieriger, die Ergebnisse des Spermiogramms zu interpretieren.
Kann ein Spermiogramm zu Hause gemacht werden?
Es gibt Testkits, mit denen Sperma auch zu Hause untersucht werden kann (sogenannte Test-at-home-Kits). Das Ergebnis ist allerdings nur sehr begrenzt aussagekräftig. Denn diese Tests können nur feststellen, ob überhaupt Spermien im Sperma vorhanden sind. Das ist ein erster Anhaltspunkt, aber mehr auch nicht.
Vielleicht sind Spermien da, aber nicht genügend oder sie sind verformt oder nicht beweglich genug. All das kann mit einem Test-at-home-Kit nicht herausgefunden werden. Es ersetzt also nicht den Arztbesuch und liefert auch kein vergleichbares Ergebnis. Deswegen ist es besser, direkt zum Andrologen oder einer Andrologin zu gehen. In der Regel sind das Hautärzte (Dermatologen) oder Urologen mit einer Zusatzqualifikation als Androloge bzw. Andrologin. Mit dem Wissen findest Du vielleicht schneller jemanden in Deiner Nähe.
Aus dem Podcast KINDERWUNSCH-SPRECHSTUNDE
Spermiogramm-Werte: Was ist gut und was nicht?
Es gibt viele komplizierte Fachbegriffe für die möglichen Ergebnisse eines Spermiogramms (= Befund). Die für Dich relevanten Details erklärt Dir der Arzt oder die Ärztin für Deine persönlichen Werte und auch, was das Ergebnis für den Kinderwunsch bedeutet.
Es reicht an dieser Stelle zu verstehen, was die wichtigsten Parameter sind und welche Werte hier als „normal“ gelten. Grundsätzlich wird eine Spermaprobe in drei Kernaspekten beurteilt: Anzahl, Form und Ausrichtung. Folgende Werte gelten als normal:
Anzahl: Mindestens 15 Millionen Spermien pro Milliliter
Form: Mindestens 4 Prozent der Spermien sind normal geformt
Beweglichkeit: Über 32 Prozent der Spermien sind vorwärtsbeweglich
Wichtig zu wissen ist an dieser Stelle, dass ein Befund noch keine Diagnose ist. Es ist erst einmal das Ergebnis, das auch beim zweiten Spermiogramm anders sein kann. Denn wie oben beschrieben, ist die Spermienqualität durch bestimmte Faktoren beeinflussbar. Wenn also das erste Spermiogramm nicht gut ist, dann ist das nicht sofort ein Grund zur Panik. Welche Faktoren ein Spermiogramm verbessern können, erfährst Du jetzt:
Spermiogramm verbessern – geht das?
Manche Einschränkungen im Spermiogramm können nicht selbst oder nicht ohne medizinische Hilfe verändert werden. Zum Beispiel, wenn die Samenleiter verschlossen sind. Es gibt aber einige Faktoren, mit denen Du das Spermiogramm verbessern kannst. Das sind:
Nikotinverzicht
keine Drogen nehmen (dazu zählt auch Cannabis)
keine Steroide/Anabolika einnehmen
Normalgewicht
Aber auch wenn Du hier schon auf alles achtest, kann das Ergebnis trotzdem eingeschränkt sein und bleiben. Das bedeutet aber nicht gleichzeitig auch das Aus für den Kinderwunsch. Im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung gibt es viele Möglichkeiten hier nachzuhelfen.
Fazit
Ein Spermiogramm ist eine Untersuchung, mit der die Zeugungsfähigkeit eines Mannes näher untersucht wird. Im Labor wird eine Spermaprobe dahingehend untersucht, ob sie genügend Spermien enthält, wie viele davon normal geformt sind und sich vorwärtsbewegen. Das Ergebnis ist eine Momentaufnahme, deswegen wird in der Regel nach zwölf Wochen ein zweites Spermiogramm gemacht. Denn Umwelteinflüsse und der Lebensstil können die Spermienqualität beeinflussen.
Durch die Lebensstilführung kann das Spermiogramm auch verbessert werden, wenn zum Beispiel auf das Rauchen verzichtet wird. Auch bei einem eingeschränkten Spermiogramm gibt es mit den Methoden der künstlichen Befruchtung noch Möglichkeiten, die ausprobiert werden können, um den Kinderwunsch zu erfüllen.
Dein glückskind-Team ♥


