Dammmassage zur Geburtsvorbereitung
Die Geburt eines Babys ist eine einmalige und einzigartige Erfahrung, die aber häufig von Geburtsverletzungen begleitet wird. Die häufigste Verletzung unter einer vaginalen Geburt ist der Dammriss. Um einem Dammriss vorzubeugen, empfehlen Hebammen eine Dammmassage zur Geburtsvorbereitung. Mache Dich hier schlau, wie eine Dammmassage funktioniert – inklusive Anleitung mit Bildern.
Nutzen der Dammmassage
Der weibliche Körper verbringt bei der Geburt wahre Höchstleistungen. Wenn sich ein Baby durch den Geburtskanal schiebt, kann das Dammgewebe überdehnen. Dabei handelt es sich um das Binde- und Muskelgewebe zwischen dem Scheideneingang und dem After. Falls der Damm infolge einer starken Dehnung nicht mehr standhalten kann und einreißt, ist von einem Dammriss die Rede. Ein Dammriss verheilt normalerweise gut, je nach Schweregrad kann jedoch eine Behandlung erforderlich sein. Unangenehm ist die Geburtsverletzung aber allemal.
Studien zeigen, dass eine Dammmassage helfen kann, einem Dammriss vorzubeugen.
- Durch eine geburtsvorbereitende Massage des elastischen Dammgewebes erhöhst Du die Durchblutung in diesem Bereich. Dein Damm kann sich dadurch besser dehnen und somit sinkt das Risiko, dass ein schmerzhafter Riss entsteht oder ein Dammschnitt bei der Geburt nötig ist.
- Durch die Massage lernst Du, Dich auf diese Körperregion zu fokussieren und sie gezielt zu entspannen. Dadurch, dass Du Deinen Körper besser kennenlernst, steigert sich auch das Selbstvertrauen in Deinen Körper.
- Das Risiko eines Dammrisses oder Dammschnitts sinkt durch regelmäßige Massagen.
- Die Dammmassage erleichtert die Regeneration nach der Geburt.
★ glückskind-Tipp ★ Wenn es doch zu einem Dammriss kommt, kannst Du durch sanfte Dammpflege den Heilungsprozess unterstützen. Schmerzlindernd wirken zum Beispiel Kältekompressen, ein Regenerations-Spray und spezielle Sitzbäder. Frage dazu Deine Hebamme um Rat.
Dammmassage: Wann beginnen?
Mit einer Dammmassage zur Geburtsvorbereitung kann im Schwangerschaftskalender ab der 34. Schwangerschaftswoche (SSW) begonnen werden. Bei Schwangerschaftskomplikationen, wie beispielsweise vorzeitigen Wehen, sollte vor Beginn in jedem Fall der behandelnde Gynäkologe oder die betreuende Hebamme um Rat gefragt werden. Nimm Dir für die Dammmassage so oft Zeit, wie es in Deinen Alltag passt – ungefähr drei- bis viermal in der Woche ist die Häufigkeit der Massage ideal.
Anleitung für die Dammmassage
Damit es mit der ersten Dammmassage direkt losgehen kann, brauchst Du nur Zeit, saubere Hände und ein Massageöl. Dafür eignen sich Öle aus pflanzlichen Inhaltsstoffen, die frei von künstlichen Aromen und Duftstoffen sind, wie beispielsweise Jojobaöl, Mandelöl oder Weizenkeimöl.
Bei fortgeschrittener Schwangerschaft kann es sein, dass Du Hilfe benötigst, weil Dein Bauch immer mehr wächst. Beziehe also auch Deinen Partner oder Deine Partnerin in die Dammmassage mit ein, wenn Du Dich dabei wohlfühlst.
Schritt 1: Vorbereitungen
Bevor Du mit der Dammmassage beginnst, ist gründliches Händewaschen angesagt. Kürze bei Bedarf Deine Fingernägel, damit Du Dich nicht versehentlich im Intimbereich verletzt. Viele schwangere Frauen verbinden die geburtsvorbereitende Massage gerne mit „Me-Time“. Beispielsweise sorgen ein Schaumbad oder Meditationsmusik für Wohlbefinden, sodass Du entspannt ans Werk gehen kannst. Entspannend kann auch wirken, wenn Du einen Beutel schwarzen Tee zubereitest. Dabei geht es weniger um den Tee und mehr um den Beutel: Drücke ihn nach drei bis vier Minuten Ziehzeit aus, lass' ihn kurz abkühlen und drücke ihn dann etwa fünf Minuten gegen Deinen Damm. Die Wärme regt die Durchblutung an und der Tee macht Dich unempfindlicher gegenüber Schmerz.
Die eigentliche Dammmassage dauert rund zehn Minuten. Plane daher genügend Zeit ein, damit Du Dich voll und ganz auf Deinen Körper konzentrieren kannst.
Schritt 2: Bequeme Position finden
Suche Dir ein gemütliches Plätzchen aus, sodass Du bequem sitzt und leicht an den Dammbereich herankommst. Dafür kannst Du es Dir auf der Couch in halbsitzender Position mit einem Kissen im Rücken komfortabel machen. Wenn der Bauch allmählich wächst, kann es hilfreich sein, die Dammmassage im Stehen durchzuführen. Wenn Du ein Bein auf den Stuhl oder Badewannenrand stellst, erreichst Du den Damm einfacher.
Schritt 3: Damm massieren
Gib einige Tropfen Massageöl auf Deine Fingerspitzen und verreibe es ein wenig, sodass sich das Öl aufwärmt. Nun verreibst Du das Massageöl im Dammbereich. Massiere den Bereich neben und unter den großen Schamlippen sanft mit Deinen Fingern – in kleinen kreisenden Bewegungen. Dadurch erwärmt sich das Dammgewebe langsam und Du lockerst die unteren Scheidenwände.
Schritt 4: Dammgewebe dehnen
Führe als Nächstes den Daumen in Deine Scheide ein, während der Zeigefinger weiter kreisend den Damm massiert. Dehne die Scheidenöffnung behutsam in Richtung des Darmausgangs. Dafür können zwei Finger notwendig sein. Massiere den Damm weiter auf beiden Seiten. Für die Dammmassage ist es hilfreich, wenn Du Dir eine Uhr vorstellst. Der Darmausgang befindet sich auf sechs Uhr, die Scheidenöffnung auf zwölf Uhr. Mit Deinen Fingern massierst Du erst in kreisenden Bewegungen von sechs auf drei Uhr. Danach geht es auf der anderen Seite weiter von sechs auf neun Uhr. Jetzt dehnst Du die Scheide noch einmal, indem Du den Daumen mit leichtem Druck nach fünf Uhr und sieben Uhr bewegst.
Dammmassage: Schritt für Schritt in Bildern
Sorge für eine entspannte Atmosphäre und wasche Dir sorgsam die Hände. Stelle Dir zur Unterstützung der Massage ein Ziffernblatt vor, an welchem sich die Dammmassage orientiert. Nimm Dir etwa 5-10 Minuten Zeit für Deine Dammmassage.
Führe nun vorsichtig Deinen Daumen in die Vagina und beginne, Deinen Damm von innen in kreisenden, sanften Bewegungen zu massieren. Übe dabei so viel Druck und Dehnung aus, wie es Dir angenehm ist.
Massiere jeweils von 3 Uhr und 9 Uhr in die Mitte in Richtung Deines Damms. Versuche dabei, den Druck etwas zu erhöhen, um Dein Gewebe weiter zu lockern und in Richtung Deines Anus zu dehnen.
Massiere nun mit den restlichen Fingern Deiner Hand Deinen Damm von außen und drücke dabei weiterhin von innen Deinen Daumen massierend gegen Deine Scheidenwand.
Dammmassage: Wann nicht?
Eine Dammmassage kann zwar gerade am Anfang etwas kribbeln oder zwicken, wenn Du das Dammgewebe dehnst. Starke Schmerzen und Blutungen sollte dabei jedoch nicht entstehen. Hole Dir ärztlichen Rat, wenn es bei der Massage zu Beschwerden kommt. Atemübungen können Dir dabei helfen, die Spannung beim Dehnen für einen Moment zu halten.
Bei einem Scheidenpilz oder einer akuten Infektion ist die Dammmassage tabu. Ebenfalls solltest Du die Massagen einstellen, wenn Du dabei Schmerzen empfindest.
Keine Dammmassage – was nun?
Falls Du über diesen Tipp erst kurz vor der Geburt stolperst, brauchst Du Dir keine unnötigen Sorgen zu machen. Denn für eine Dammmassage ist es nie zu spät. Allerdings ist eine Dammmassage leider keine Garantie dafür, dass Du von Geburtsverletzungen oder einem Dammschnitt verschont bleibst. Deine Hebamme ist Dein kompetenter Ansprechpartner für alle Fragen, die Dir dazu in den Sinn kommen.
Dein glückskind-Team ♥