HauptnavigationKategorienavigationHauptinhalt

Sex in der Schwangerschaft: Wie viel Intimität ist erlaubt?

Mann liegt hinter schwangeren Frau, beide haben die Hand auf dem Babybauch

Das Liebesleben in der Schwangerschaft kann ein besonders verbindendes Erlebnis sein. © nd3000, iStock

Verspürst Du durch die Schwangerschaft mehr Lust? Oder ist Sex das Letzte, woran Du jetzt denken kannst? So individuell wie die Schwangerschaft an sich ist auch das Lustempfinden jeder Schwangeren. Zusätzlich hält vielleicht die Sorge ums Ungeborene viele Paare vom Geschlechtsverkehr ab. In den meisten Fällen ist jedoch nichts gegen Sex in der Schwangerschaft einzuwenden. Im Gegenteil: Das Ausleben der Lust kann förderlich für die Mutter und das Ungeborene sein. Wir klären die wichtigsten Fragen:

  • Ist Sex in der Schwangerschaft sicher fürs Baby?
  • Welche Stellungen sind möglich?
  • Wann sollte auf Sex verzichtet werden? 

Der Körper verändert sich und damit auch das Lustempfinden

Sobald eine Frau schwanger wird, stellt sich ihr Hormonhaushalt drastisch um. Die Level von Östrogen und Progesteron steigen und lassen werdende Mamas nicht nur emotional, sondern auch körperlich empfindsamer werden. Gebärmutter, Becken, Brust und Vagina sind stärker durchblutet, was auch zu Veränderungen im Lustempfinden führt. Doch wie sich diese Veränderungen der Libido ausdrücken, kann von Frau zu Frau sehr unterschiedlich sein und sich auch im Laufe der Schwangerschaft verändern:

  • Im 1. Trimester ist das Lustempfinden schwangerer Frauen häufig vermindert. Sie haben kaum Lust auf Sex und ziehen sich von ihrem Partner zurück, um sich mit den Veränderungen ihres Körpers zu beschäftigen. Hinzu kommen oft noch empfindliche Brüste, die bei Berührung sogar schmerzen können. Schwangerschaftsbeschwerden wie Müdigkeit, Schwindel oder Übelkeit können vielen Frauen im ersten Schwangerschaftsdrittel zusätzlich die Lust auf körperliche Nähe verderben.
  • Im 2. Trimester lassen eventuell auftretende unangenehme Schwangerschaftssymptome meist nach und die Lust kommt bei vielen Frauen zurück. Zwischen der 13. und 28. Schwangerschaftswoche (SSW) kann das Bedürfnis nach Zärtlichkeit und Sex bei Schwangeren sogar noch ausgeprägter sein als gewöhnlich. Der stärker durchblutete Genitalbereich sorgt für höhere Erregbarkeit und auch Orgasmen werden intensiver wahrgenommen.
  • Im 3. Trimester verlieren viele Schwangere häufig wieder die Lust auf Sex, da der größer werdende Bauch die Bewegungsfreiheit einschränkt oder Schwangerschaftsbeschwerden wie Rückenschmerzen das Wohlbefinden mindern. Viele Frauen konzentrieren sich in dieser Schwangerschaftsphase ganz auf den Schutz des Kindes und die bevorstehende Geburt. Wer auch in den letzten Wochen der Schwangerschaft noch das Bedürfnis nach Sex verspürt, kann mit Stellungen, die den Bauch entlasten weiterhin Spaß im Bett haben.

Schadet Geschlechtsverkehr dem ungeborenen Kind?

In welchem Stadium der Schwangerschaft Du Dich auch befindest – mit einem Baby im Bauch verändert sich das Sexleben. Viele Paare werden vorsichtiger und fragen sich, ob das Ungeborene wohl Schaden nimmt, wenn sich die Eltern lieben. Doch diese Sorge der werdenden Mütter und Väter ist unbegründet. Der Penis berührt den Embryo nicht, denn er dringt beim Sex höchstens bis zum geschlossenen Muttermund vor. Fruchtblase, Fruchtwasser sowie Muskeln und Gewebe der Gebärmutter schützen dabei das Ungeborene. Auch die sexuellen Bewegungen beeinträchtigen das Baby nicht.

Kann Sex in der Schwangerschaft Wehen auslösen?

Das Hormon Oxytocin und hormonähnliche Substanzen namens Prostaglandine spielen beim Sex eine wichtige Rolle und haben auch entscheidende Bedeutung für die Geburt. Deshalb ist die Frage, ob Sex vorzeitige Wehen verursachen kann, sehr naheliegend.

Durch sexuelle Erregung wird die Produktion von Oxytocin, das als Liebes- und Bindungshormon bezeichnet wird, gefördert. Am Ende einer Schwangerschaft löst dieser Botenstoff zudem die Geburtswehen aus. Beim Sex wird Oxytocin ganz natürlich vom Gehirn ausgeschüttet und sorgt für ein Gefühl der Verbundenheit und Nähe mit dem Partner. Solange Dein Körper noch nicht bereit für die Geburt ist, müssen sich werdende Mütter beim Sex in der Schwangerschaft aber keine Sorgen machen, dass das Hormon vorzeitige Wehen verursacht.

Ähnlich ist es mit Prostaglandinen, die im Sperma enthalten sind. Deren Menge im Sperma reicht allein nicht aus, um Wehen auszulösen. In höherer Konzentration können sie allerdings zur Einleitung der Geburt im Krankenhaus verabreicht werden. Denn Prostaglandine wirken stimulierend auf die Gebärmuttermuskulatur und fördern die sogenannte Reifung des Muttermundes, bei der er kürzer und weicher wird und sich auf die Geburt vorbereitet.
Bei einer normal verlaufenden Schwangerschaft ist es ebenso unwahrscheinlich, dass die Muskelkontrationen beim Orgasmus geburtswirksame Wehen auslösen, denn sie sind nur von kurzer Dauer. Auch die Angst vor Fehlgeburten durch Sex ist unbegründet, da diese meist auf genetische Ursachen oder Infektionen zurückzuführen sind.

Erst am Ende der Schwangerschaft, wenn der Körper der Mutter und das Baby geburtsbereit sind, könnte Sex den letzten Anstoß zur Geburt geben. Wenn die werdenden Eltern dann zufällig den richtigen Zeitpunkt abpassen, ist es durchaus möglich, dass das Zusammenspiel von Kontraktionen der Gebärmutter beim Orgasmus mit Oxytocin und Prostaglandinen in der Samenflüssigkeit Wehen ganz natürlich stimuliert.

Empfehlenswerte Stellungen in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft fühlt sich längst nicht mehr jede Stellung angenehm an – oder ist überhaupt möglich. Da die werdende Mutter mit wachsendem Babybauch im Verlauf der Schwangerschaft auch immer weniger fit und wendig wird, ist Kreativität im Bett gefragt. Mit ein wenig Fantasie könnt Ihr jedoch auch in anderen Umständen ein buntes Sexleben genießen, das beiden Partnern Abwechslung bietet. Folgende Stellungen sind unbeschwerlichere Alternativen, mit denen Du auch gegen Ende der Schwangerschaft Deine Lust ausleben kannst:

  • Löffelchen-Stellung:
    Die Schwangere kann dabei auf der Seite liegen, während sich der Partner von hinten an sie kuschelt. Diese Seitenlage entlastet nicht nur den Bauch, sondern sorgt auch für eine weniger tiefe Penetration.
  • Reiter-Stellung:
    Dabei wird kein Druck auf den Babybauch ausgeübt und die Schwangere kann Rhythmus und Tiefe der Penetration kontrollieren.
  • Doggy-Style:
    Sie befindet sich im Vierfüßlerstand vor ihm und er dringt kniend von hinten in sie ein. Dabei hat der Babybauch genug Platz. Empfindet sie den hängenden Bauch aber als unangenehm, kann ein Kissen von unten stützend wirken.

Während der Schwangerschaft sind diese Sex-Stellungen unbeschwerlichere Alternativen.

Prinzipiell gilt für Stellungen beim Sex in der Schwangerschaft, dass erlaubt ist, was Spaß macht und sich körperlich gut anfühlt! Und ein Orgasmus tut nicht nur den werdenden Eltern gut. Die große Menge an Endorphinen, die dabei ausgeschüttet wird, und das daraus resultierende Glücksgefühl teilt die Mutter durch die Nabelschnur auch mit ihrem Baby.

Kann eine Schwangerschaft die Libido der Väter beeinflussen?

Die meisten Männer finden ihre Partnerinnen während der Schwangerschaft mindestens genauso anziehend, wenn nicht sogar noch reizvoller. Vollere Brüste und neue Rundungen regen die Fantasie an, eine rosigere Haut und stärker glänzendes Haar machen die Partnerin noch attraktiver. Doch es gibt bei werdenden Vätern auch Gründe, warum der Wunsch nach Sex mit der schwangeren Partnerin ins Hintertreffen geraten kann.

Neben der unbegründeten Angst, das Ungeborene zu verletzen, kann die Aussicht auf das Vatersein und die neue Verantwortung den werdenden Vater in der ersten Zeit verunsichern. Ob Mutter oder Vater: Jeder muss erst in seine neue Rolle hineinwachsen. Offene Gespräche über Sorgen und Bedürfnisse sind deshalb nicht nur für Schwangere wichtig, sondern auch für ihren Partner. Durch diesen vertrauensvollen Austausch bleibt Ihr als Paar verbunden und könnt auch ohne Sex Möglichkeiten der Intimität finden.

Kein Sex in der Schwangerschaft: Wann sollten Paare auf Geschlechtsverkehr verzichten?

In einer normal verlaufenden Schwangerschaft muss keine werdende Mama auf Sex verzichten. Jeder, der Lust verspürt, kann sogar bis fast zum Ende der Schwangerschaft diesem Verlangen nachgehen. In manchen Fällen ist es aber ratsam, mit dem Geschlechtsverkehr bis nach der Geburt auszusetzen – vor allem, wenn der Arzt oder die Hebamme dazu rät. Gründe für Abstinenz in der Schwangerschaft können sein:

  • Neigung zu Fehlgeburten     
  • vom Arzt diagnostizierte Risikoschwangerschaft
  • falsche Lage des Mutterkuchens (Placenta praevia)
  • frühzeitiger Abgang des Schleimpfropfs oder Fruchtwasser-Verlust
  • drohende Frühgeburt durch vorzeitiges Öffnen des Muttermundes oder vorzeitige Wehen
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Genitalinfektion des Partners

Eine sexuell übertragbare Infektion kann schlimme Folgen für Deine Gesundheit und die Deines ungeborenen Kindes haben - bis hin zur Fehlgeburt. Vermeide Sex, wenn Dein Partner mit einer solchen Krankheit (z.B. Hepatitis, HIV, HPV) diagnostiziert wurde. Auch wenn Dein Partner unter aktivem Lippenherpes leidet, solltest Du auf jeden Fall auf Oralverkehr verzichten.

Hygiene beim Sex in der Schwangerschaft

Allgemein ist eine gute Hygiene für beide Partner besonders beim Sex in der Schwangerschaft wichtig. Bei der Intimpflege reicht es jedoch aus, dass sich schwangere Frauen mit kaltem Wasser waschen, um das natürlich schützende Scheidenmilieu nicht zu zerstören. Das ist besonders in der Schwangerschaft entscheidend, da sich der pH-Wert der Scheidenflora schon auf natürlich Weise erhöht. Durch das Benutzen von Seifen kann er noch weiter ansteigen. Ein höherer pH-Wert begünstigt Entzündungen und Pilzinfektionen. Falls Du an einer bakteriellen Infektion leidest, sollte diese sofort durch einen Arzt behandelt werden, damit die Bakterien nicht in die Gebärmutter vordringen und im schlimmsten Fall eine Frühgeburt auslösen können.

Krämpfe und Blutungen nach dem Sex: Sofort zum Arzt?

Während und nach dem Sex in der Schwangerschaft kann es durch Muskelkontraktionen zu leichten Krämpfen kommen. Vor allem im letzten Trimester ist es möglich, dass sich durch einen Orgasmus, der normalerweise als angenehmes, wellenartiges Gefühl wahrgenommen wird, die Gebärmutter anspannt. Diese kurzen Krämpfe können sich wie leichte Wehen anfühlen und deshalb unangenehm sein, gefährlich sind sie jedoch nicht. Schwangere können die Muskulatur ihres Uterus mit ruhigen, tiefen Atemzügen bei der Entspannung unterstützen und so verschwinden die Krämpfe meist schon nach wenigen Minuten wieder.

Auch Blutungen können nach dem Sex in der Schwangerschaft auftreten. Da die Geschlechtsorgane einer werdenden Mutter besser durchblutet sind, kann das neben der Steigerung des Lustempfindens auch leichter zu Blutungen führen. Meist handelt es sich dabei um sogenannte Kontaktblutungen, die zum Beispiel auch nach einer vaginalen Untersuchung beim Frauenarzt entstehen können. Durch Sex oder Check-up beim Arzt wird der stark durchblutete Muttermund oder die Scheidenwand gereizt und feine Äderchen platzen. Diese Blutungen klingen jedoch schnell wieder ab und sind unbedenklich.
Hört die Blutung nicht auf, wird stärker oder Du kannst die Ursache nicht konkret zuordnen, solltest Du unverzüglich einen Spezialisten aufsuchen. Auch wenn Du nach dem Sex unter langanhaltenden Krämpfen leidest, zögere nicht, einen Arzt zu Rate zu ziehen.

Sprich über Sex!

Wenn Du unsicher bist, ob bei Dir Komplikationen auftreten könnten oder ob Du auch in der Schwangerschaft Sex haben darfst, wende Dich vertrauensvoll an Deine Hebamme oder Deinen Arzt.
Sprich auch in Deiner Partnerschaft offen darüber, ob und wie Du Sexualität in der Schwangerschaft als angenehm empfindest. Dabei muss Intimität, egal in welcher Schwangerschaftswoche, nicht unbedingt gleichbedeutend mit körperlicher Vereinigung sein. Wenn Geschlechtsverkehr erst nach der Geburt wieder infrage kommt, kann Kuscheln statt Sex sowohl für Frauen als auch für Männer das Bedürfnis nach Zweisamkeit und Zärtlichkeit stillen.

Dein glückskind-Team