Kopfschmerzarten im Überblick: Symptome, Ursachen und Behandlung
Er sticht oder hämmert, pocht, pulsiert oder drückt, tritt punktuell auf oder umklammert den Kopf wie ein Schraubstock – Kopfschmerz kann uns auf viele verschiedene Arten und in unterschiedlichen Schweregraden quälen. Das breite Spektrum an Beschwerden lässt sich dabei in zwei große Gruppen einteilen: Primäre Kopfschmerzen treten wiederholt und zum Teil sehr heftig auf, ohne dass sich eine Erkrankung oder ein Unfall als Ursache bestimmen lassen. Sekundäre Kopfschmerzen sind Signale, mit denen Dich Dein Körper auf einen Mangel oder ein gesundheitliches Problem hinweist, beispielsweise auf eine Infektion oder eine muskuläre Verspannung.
Primäre Kopfschmerzen – die häufigsten Kopfschmerzarten
Zu den Primären Kopfschmerzen gehören die sogenannten Spannungskopfschmerzen, die Migräne und der Cluster-Kopfschmerz. Sie kommen insgesamt häufiger vor als die sekundären Kopfschmerzen, nur der Cluster-Kopfschmerz ist eine eher seltene Erkrankung.
Spannungskopfschmerz: dumpfer Druck – von den Schläfen bis zum Nacken
Spannungskopfschmerz ist die weltweit häufigste Kopfschmerzart, fast jede und jeder kennt ihn. Er wird meist als leicht bis mittelstark empfunden und als dumpfer Druck beschrieben, der sich wie ein zu enger Gürtel oder ein straffes Band um den Kopf legt. Oft ist der gesamte Kopf betroffen, manchmal auch nur eine spezifische Region wie Stirn oder Nacken.
Typische Symptome
Typische Symptome
- dumpfer, drückender Schmerz, oft beidseitig
- keine Begleitsymptome
- Dauer: 30 Minuten bis einige Tage
Auslöser
Auslöser
Anders als der Name vermuten lässt, stecken hinter den Spannungskopfschmerzen nicht grundsätzlich Muskelverspannungen. Die genaue Ursache ist unklar, doch sind einige Faktoren bekannt, die den Schmerz anstoßen oder verschlimmern können. Dazu gehören:
- Stress und psychische Belastung („Kopfzerbrechen“)
- Schlafmangel oder ein veränderter Tag-Nacht-Rhythmus
- Bewegungsmangel
- unregelmäßiges Essen
- Wetterumschwünge
Migräne: starkes Kopfweh mit Begleitsymptomen
Migräne ist die zweithäufigste Kopfschmerzart. Frauen sind deutlich häufiger davon geplagt als Männer, auch Kinder können betroffen sein. Der heftige Schmerz tritt in wiederkehrenden Episoden und fast immer einseitig auf. Meist bringt er Begleitsymptome mit sich, wie Erbrechen und erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Licht, Geräuschen und Gerüchen. Betroffene suchen typischerweise nach Ruhe in einem möglichst abgedunkelten Raum.
In manchen Fällen kündigt sich der Migräneanfall durch kurzfristig andauernde Sehstörungen (z.B. Lichtblitze, Zickzacklinien), selten auch mit Sprachstörungen oder Taubheitsgefühlen an. Nach dieser sogenannten Migräne-Aura beginnt der eigentliche Anfall.
Typische Symptome
Typische Symptome
- starker, pulsierender Schmerz (oft einseitig)
- Übelkeit, Erbrechen
- Licht- und Geräuschempfindlichkeit
- Bedürfnis, sich hinzulegen
- Schmerzverstärkung durch Bewegung
- Dauer: vier Stunden bis drei Tage
Ursachen und Auslöser
Ursachen und Auslöser
Die Ursachen der Migräne sind noch unklar. Entzündliche Prozesse an den Blutgefäßen im Gehirn könnten ebenso eine Rolle spielen wie eine erbliche Veranlagung. Vermutet wird auch, dass die Art und Weise, wie das Gehirn Schmerzsignale verarbeitet, einen Einfluss hat.
Besser bekannt sind die Faktoren (Trigger), die einen Migräneanfall auslösen können, darunter:
- Stress und psychische Belastung
- Schlafmangel oder ein veränderter Tag-Nacht-Rhythmus
- unregelmäßige Essensgewohnheiten
- Wetterumschwünge
Cluster-Kopfschmerzen: Brennen und Stechen in der Schläfe
Cluster-Kopfschmerzen betreffen mehr Männer als Frauen, sind seltener als Migräne, aber oft sogar noch quälender. Die Schmerzphasen treten in „Clustern“ (englisch „Bündel, Ballung“) auf, also in gehäufter Form über mehrere Tage oder Wochen hinweg. Auf eine solche Phase folgt meistens eine längere oder sogar jahrelange beschwerdefreie Zeit.
Die Schmerzen sind einseitig, stechend oder brennend und treten vor allem im Bereich der Schläfe oder hinter dem Auge auf. Begleitet werden sie oft von Symptomen wie einem tränenden oder geröteten Auge, einem hängenden Augenlid oder einer laufenden Nase. Während des Anfalls sind die Schmerzgeplagten oft unruhig, laufen umher oder wälzen sich auf dem Boden.
Typische Symptome:
Typische Symptome:
- sehr starke, stechende Schmerzen
- einseitig, meist im Bereich von Auge oder Schläfe
- tränendes oder gerötetes Auge, hängendes Augenlid
- laufende Nase
- Unruhe
- Beschwerdenlinderung durch Bewegung
- Dauer: 15 Minuten bis drei Stunden, oft mehrfach täglich
Ursachen und Auslöser
Ursachen und Auslöser
Cluster-Kopfschmerzen treten gehäuft in Familien auf, was auf eine genetische Veranlagung hindeutet. Auch eine Überaktivität bestimmter Nervenzellen im Kopf könnte eine Rolle spielen. Wie bei Migräne gibt es spezifische Trigger, die in den aktiven Phasen der Erkrankung einen Anfall auslösen können:
- starker Stress
- Alkohol
- Aufenthalt in großen Höhen
- Blend- oder Flackerlicht
- Medikamente mit Nitroglyzerin (oft bei Herzproblemen verwendet)
Was tut bei Kopfschmerz eigentlich weh?
Vermutet wird, dass Kopfschmerz in den Hirnhäuten und/oder den Blutgefäßen im Kopf entsteht. Das Gehirn selbst kann nicht schmerzen, denn es besitzt keine Schmerzrezeptoren. Dennoch spielt es eine entscheidende Rolle für unser Schmerzempfinden: Erst im Gehirn werden Schmerzsignale zu einer bewussten Wahrnehmung.
Sekundäre Kopfschmerzen
Sekundäre Kopfschmerzen sind keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom für eine andere zugrunde liegende Ursache. Sie möchten Dir mitteilen, dass Dein Körper etwas braucht oder aus dem Gleichgewicht geraten ist. Zum Glück verschwinden sie oft, wenn die Ursache behandelt wird.
Ursachen und Auslöser
- Infektionen – Erkältungen, Grippe oder Nasennebenhöhlenentzündungen
- Muskelverspannungen – besonders im Nacken- und Schulterbereich, durch Stress, schlechte Haltung oder langes Sitzen
- Hormonschwankungen – z.B. vor der Menstruation (PMS), in der Schwangerschaft oder den Wechseljahren
- Alkohol – der berüchtigte „Kater-Kopfschmerz“
- Flüssigkeitsmangel – wenn über einen längeren Zeitraum zu wenig getrunken wird
- Schlafmangel – zu wenig Schlaf oder ein unregelmäßiger Schlafrhythmus
- Medikamente – mögliche Nebenwirkungen von Schmerzmitteln, Migränemitteln, Blutdruckmedikamenten oder hormonellen Präparaten
- Augenprobleme – durch falsche Brillenstärke oder intensive Bildschirmarbeit über längere Zeit
In seltenen Fällen steckt hinter Kopfschmerzen eine schwerwiegendere Erkrankung, zum Beispiel Bluthochdruck, erhöhter Augeninnendruck (Glaukom), Hirnhautentzündung (Meningitis) oder ein Hirntumor. In solchen Fällen kommen meist noch andere, deutlich spürbare Symptome hinzu, die auf die zugrunde liegende Ursache hinweisen
Wann solltest Du bei Kopfweh zum Arzt gehen?
Kopfschmerzen können zwar unangenehm und quälend sein, sind aber in den meisten Fällen kein Grund zur Sorge. Es gibt jedoch Situationen, in denen Du besser ärztliche Hilfe in Anspruch nimmst. Zum Beispiel bei diesen Anzeichen:
- Die regelmäßig auftretenden Kopfschmerzen sind so intensiv, dass sie Deinen Alltag und Deine Lebensqualität beeinträchtigen. Dies gilt insbesondere für den Cluster-Kopfschmerz.
- Die plötzlich aufgetretenen Kopfschmerzen sind stärker und fühlen sich anders an als gewöhnlich
- Zusammen mit den Kopfschmerzen treten Seh-, Sprach- oder Gleichgewichtsstörungen, Verwirrtheit, Bewusstlosigkeit, Krampfanfälle auf.
- Die starken Kopfschmerzen sind Folge eines Unfalls.
Diagnose von Kopfschmerzen
Um herauszufinden, welche Art von Kopfschmerzen Dich quälen, reicht oft ein ausführliches Gespräch mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin: Wie fühlt sich der Schmerz an? Wo und wie tritt er auf? Wie lange hält er an? Gibt es weitere Symptome? In manchen Fällen folgen eine genaue Erhebung der Vorgeschichte (Anamnese) und eine körperliche Untersuchung. In seltenen Fällen werden eine Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) und neurologische Untersuchungen herangezogen.
Behandlung von Kopfschmerzen
Leichte Kopfschmerzen lassen sich oft ohne Medikamente beheben. Manchmal reicht schon etwas Selbstfürsorge, um die Beschwerden zu lindern. Probiere es zum Beispiel mit Pfefferminzöl auf den Schläfen, einer kühlenden Kompresse auf der Stirn oder einem Spaziergang an der frischen Luft. Wenn der Schmerz stärker ist und Deinen Alltag beeinträchtigt, können rezeptfreie Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Paracetamol kurzfristig helfen.
Cluster-Kopfschmerzen sprechen auf herkömmliche Mittel kaum an; hier kommen stattdessen Triptane oder Sauerstofftherapie infrage – beides unter ärztlicher Anleitung. Chronische Kopfschmerzen erfordern in der Regel einen ganzheitlichen Ansatz, der Medikamente, Verhaltenstherapie und Entspannung kombiniert. Bei sekundären Kopfschmerzen richtet sich die Behandlung nach der jeweiligen Ursache.
Wichtig: Schmerzmittel mit Bedacht nehmen!
Schmerzmittel können kurzfristig helfen – und daher ein Segen sein! Dennoch solltest Du nicht regelmäßig danach greifen. Wer an mehr als zehn Tagen im Monat Schmerzmittel einnimmt, riskiert in den Teufelskreis der durch Medikamente verursachten (medikamenteninduzierten) Kopfschmerzen zu geraten.
Vorbeugung von Kopfschmerzen
Ein Wundermittel, um Kopfschmerzen vorzubeugen, gibt es leider nicht. Doch Du kannst versuchen, mit einem Kopfschmerztagebuch den möglichen Auslösern Deiner Beschwerden auf die Spur zu kommen. Notiere, was Du vor einem Anfall gegessen, getrunken oder unternommen hast. So erkennst Du mögliche Trigger – und kannst sie in Zukunft gezielt vermeiden.
Zusätzlich unterstützen folgende Maßnahmen:
- regelmäßiger Schlafrhythmus
- genug trinken
- Bewegung an der frischen Luft
- Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation
Bei schweren Migräneanfällen können auch vorbeugende Medikamente sinnvoll sein (z.B. Betablocker) – doch das solltest Du mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin besprechen.
Dieser Beitrag dient der Information und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung. Wenn Du Fragen hast oder unsicher bist, wende Dich bitte an eine Ärztin, einen Arzt oder eine andere qualifizierte Fachkraft. Entscheidungen, die Du aufgrund dieser Informationen triffst, erfolgen auf eigene Verantwortung.
Quellen
Internetquellen
Internetquellen
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG). (2022, 13. Juli). Wie unterscheiden sich verschiedene Kopfschmerzarten? https://www.gesundheitsinformation.de/wie-unterscheiden-sich-verschiedene-kopfschmerzformen.html
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG). (2022, 13. Juli). Kopfschmerzen. https://www.gesundheitsinformation.de/kopfschmerzen.html
Printquellen
Printquellen
- Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN), Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG). (2024). S1-Leitlinie Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne. (AWMF-Registernr.: 030-057). https://register.awmf.org/assets/guidelines/030-057l_S1_Therapie-der-Migraeneattacke-Prophylaxe-der-Migraene_2024-06.pdf
- Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN), Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG). (2023). S1-Leitlinie Diagnostik und Therapie des Kopfschmerzes vom Spannungstyp. (AWMF-Registernr.: 030-077). https://register.awmf.org/assets/guidelines/030-077l_S1_Diagnostik-Therapie-Kopfschmerz-Spannungstyp_2024-03.pdf
- International Headache Society (IHS). (2018). Die Internationale Klassifikation von Kopfschmerzerkrankungen, 3. Auflage – ICHD-3.
- Luedtke, K., Allers, A., & Schulte, L. H. (2016). Efficacy of interventions used by physiotherapists for patients with headache and migraine – Systematic review and meta-analysis. Cephalalgia, 36(5), 474–492. https://doi.org/10.1177/0333102415597889
- May, A., Evers, S., Brössner, G., Jürgens, T., Gantenbein, R., Malzacher, V., Straube, A. (2016). Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Prophylaxe von Cluster-Kopfschmerz, anderen trigeminoautonomen Kopfschmerzen, schlafgebundenem Kopfschmerz und idiopathisch stechenden Kopfschmerzen. Nervenheilkunde, 35(3), 137-151.
- Sharpe, L., Dudeney, J., Williams, A. C., Nicholas, M., McPhee, I., Baillie, A., Welgampola, M., McGuire, B. (2019). Psychological therapies for the prevention of migraine in adults. Cochrane Database of Systematic Reviews, 2019(7), CD012295. https://doi.org/10.1002/14651858.CD012295.pub2